Der Ochsenkrieg. Ludwig Ganghofer
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Название: Der Ochsenkrieg

Автор: Ludwig Ganghofer

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ schwiegen die zwei.

      Und immer leiser wurde das Lied der Frösche, immer weiter schien es fortzurücken, immer ferner in die Nacht hinauszuschwimmen. Es wurde zuletzt wie eine feine Stimme, die zärtlich herausflüsterte aus dem Dunkel: Komm, komm, komm, komm —

      »Das hör ich gern!« sagte Jula.

      Nun erzählte Runotter von der Arbeit im Hof daheim. »Aber arg still ist’s im Haus. Tät mir recht sein, wenn der erste Reif schon da war und du kämst mit dem Jakob wieder heim! Beieinand sein ist allweil das best. Aber jetzt muß ich fort, muß noch ein paar Weg machen in der Nacht.« Er war aufgestanden und hatte Jula schon die Hand gereicht. Und nun erst sprach er von dem anderen, von der Narretei dieser Pfändung.

      Die Hirtin erschrak. Und in der Sorge um ihre Tiere, die sie liebhatte, sprach sie zornige Worte.

      Der Vater schob die Füße in die Schuhe. »Komm, geh ein lützel weiter vom Käser weg. Der Bub soll mich nit sehen, wenn er aufwacht. Der braucht’s nit wissen.«

      Die beiden gingen langsam in die Nacht hinaus, Runotter mit Zaum und Gurt über dem Arm. Als der Vater stehenblieb, sagte Jula in Zorn: »Das ist doch unrecht, Vater!«

      »Mehr Unverstand und ein lützel Irrtum, der sich weisen wird. Ich glaub eh, sie lassen’s gut sein. Aber kommen die Pfändleut; so mußt dich nit aufregen. Ich schick dir morgen in der Früh den Heiner herauf. Tat selber kommen, wenn ich nit bei der Gnotschaft sein müßt. Und zum Paß dahinten, gegen den Hallturm, leg ich einen Buben als Lugaus. Merkt er die Pfändleut, so muß er heimspringen und unter der Alben drei Juchzer tun, daß du weißt, sie kommen. Da geh mit dem Jakob vom Käser weg, weit weg, bleib in den Stauden hocken und tu dich nit kümmern um die ganze Sach. Der Heiner macht schon alles.«

      »Vater, das ist hart, daß du mich wegschicken tust von meiner Herd!«

      »Bloß wegen dem Buben, weißt! In drei, vier Tag ist alles wieder gut. Leicht morgen zum Abend schon. Über den Bruchboden bringen die Pfändleut so viel schwere Küh nit hinüber. Da müssen sie durch die Ramsau. Und beim Seppi Ruechsam steht die Gnotschaft mit unserm Recht. Kann sein, ich bring die Küh vor Nacht wieder her. Geht’s anders, so tu ich Botschaft schicken. Da bleibt der Heiner zum Ochsenhüten, und du mit dem Buben kommst heim.«

      Jula konnte nicht reden.

      Runotter tat auf den Fingern einen Pfiff. Ein Pochen wie von zwei schweren Hämmern ließ sich hören, und der Schimmel kam aus der Nacht herausgaloppiert. Der Richtmann fühlte an den Gaul. »So? Hast du dein warmes Jäckl schon wieder abgebeutelt?« Er gürtete und zäumte den Schimmel.

      Da sagte Jula: »Daß die Leut so schlecht sein können!«

      »Wie’s half geht!«

      »Muß das allweil so sein? Und ist das allweil so gewesen?«

      »Ein Sträßl zum Besseren gibt’s überall, und gewesen ist’s auch nit allweil so. Meines Vaters Vater hat als junger Bursch noch leben dürfen in der, seligen Heinrichszeit.«

      Beklommen fragte die Hirtin: »Was für eine Zeit ist das gewesen?«

      »Bald hundert Jahr ist’s her, da hat im Land ein guter Fürst regiert, Herr Heinrich von Inzing. Von dem hat meines Vaters Vater als altes Mannderl oft erzählt, und wenn er geredet hat von ihm, sind die Leut herumgesessen, mäuserlstill, und jedem ist ein Glanz in den Augen gewesen.«

      »Da hätt ich leben mögen!« sagte Jula leis.

      »Ja, Kind, selbigsmal, sagen die alten Leut, da wär das Gadener Land wie ein Paradeis gewesen. Und nit der Herrgott hat’s gemacht. Ein Mensch! Da glaub ich dran: Ein starker und guter Mensch macht tausend glückselige Leut und greift dem Elend der Welt ins Karrenrad.« Runotter sprang auf den Gaul. »Der Schimmel hat die besseren Augen. Da geht’s flinker. Gut Nachts Kindl! Und morgen tust so, wie ich’s haben will. Gelt?« Er faßte die Hand, die Jula ihm hinaufbot. »Gestern noch die beste Ruh, und heut so eine Sorg! Möcht nur wissen, wer die Narretei da aufgerührt hat. Der Marimpfel kann’s nit gewesen sein. Der ist doch heut schon mit der Ladung kommen.« Runotter spürte an Julas Hand eine Bewegung. »Was hast?«

      Sie schüttelte den Kopf. Und schweigend stand sie in der Dunkelheit.

      »Jetzt muß ich aber davon! Gut Nacht! Und tu am Käser die Tür fest riegeln.«

      Jula blieb stehen.

      Den Vater sah sie schon nimmer. Nur auf dem Rasen hörte sie noch vier Hämmer leise pochen. Manchmal klang’s wie Eisen gegen einen Stein; und winzige Funken sprühten auf.

      Langsam drehte Jula das Gesicht gegen den Bruchboden hinüber, aus dessen matter Wasserhelle die kleinen Moosbüschel wie struwelige Koboldköpfe herauslugten.

      Die Stille der Nacht.

      Auch die Frösche schliefen und sangen nimmer.

      Da klang in weiter Ferne ein Murren wie vom Donner eines nahenden Gewitters.

      Doch die Höhe war wolkenlos, die Sterne glänzten ruhig und schön.

      Herr Peter Pienzenauer war mit dem Rehbock heimgekommen ins Stift. Und da hatten die Chorherren noch einmal die neue Kammerbüchse im Hirschgraben gelöst, um den Pulverblitz in der Nacht zu sehen.

      5

      Schon zeitig am Morgen fingen die Herren wieder zu schießen an. Siegwart von Hundswieben, Gesicht und Hände wie von Ruß geschwärzt, glich einem Betrunkenen in seiner Freude an diesem Gedonner und Rauchgewoge, das über die Firste des Stiftes emporwirbelte, als wäre die klösterliche Stätte verwandelt in eine kriegerische Brandstatt. Der Übermut des jungen Hundswieben steckte die andern Domizellaren, sogar die älterem Chorherren an. Nicht minder lustig waren die neugierigen Leute, die sich auf der Straße um die Mauer des Hirschgrabens drängten und das Zugucken nicht satt bekamen. Ein paar Furchte same rannten freilich erschrocken davon, als der junge Hundswieben Belagerung spielen wollte und die mit einer kinderkopfgroßen Steinkugel geladene Kammerbüchse gegen die Straßenmauer richtete. Ein banger Schrei der vielen Menschen, ein Rückwärtsweichen und Auseinanderfluten. Dann läutete die Annasusanne — wie Hundswieben sein bedenkliches Spielzeug getauft hatte — ein Pulverblitz, ein Krach, eine kreisende Rauchwolke, ein Gekoller von Steinbrocken, und mitten in dem alten grauen Gemäuer konnte man plötzlich ein rundes Auge des blauen Himmels gewahren. Wie durch ein Wunder war der gefährliche Scherz ohne böse Folgen abgelaufen. Und als die Leute das merkten, fingen sie gleich wieder vergnügt zu schwatzen an. Ein Kreischen wie beim Schembartlaufen erhob sich, als Hundswieben und die andern Domizellaren die Bresche unter fröhlichem Kriegsgeschrei erstürmten, in den Schwärm des Volkes eindrangen und zwei junge hübsche Mädchen haschten, die sie als Siegesbeute mit sich herunterrissen in den Graben. Die eine, die immer lachen mußte und dennoch Zetermordio schrie, wurde rittlings auf das heiße Büchsenrohr gesetzt. Dabei lud man die Annasusanne wieder. Auf der Straße gab’s ein johlendes Gebrüll, als die langgestielte Rohrbürste so hurtig ein und aus fuhr. Ganz närrisch lachten die Leute, als die Herren den Pulverdampf eines blinden Schusses dem andern Mädel unter das aufgehobene Röcklein fahren ließen. Dem entsetzten Opfer dieses Scherzes pfurrten die dicken Rauchfäden aus Hemdärmeln und Kittelschlitz heraus.

      Ein paar von den Leuten gingen freilich mit zornrotem Gesicht davon. Immer gibt es Dummköpfe, die keinen Spaß verstehen. Wenigstens war der junge Hundswieben dieser Meinung.

      Neben dem Scherz und Übermut СКАЧАТЬ