Sturmhöhe. Emily Bronte
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Название: Sturmhöhe

Автор: Emily Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752950137

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СКАЧАТЬ denn sie habe genug zu tun, um ihre eigenen Kinder zu ernähren und zu erziehen. Ob er wahnsinnig sei, und was er damit vorhabe? Der Herr versuchte die Sache zu erklären, aber er war vor Müdigkeit wirklich mehr tot als lebendig. Bei ihrem Geschrei konnte man nur vernehmen, das Kind sei halb verhungert, obdachlos, reglos von ihm in den Straßen Liverpools aufgelesen worden, kein Mensch wußte, wohin es gehörte. Da er wenig Zeit und Geld hatte, wollte er es lieber mitnehmen, als sich dort unnütze Kosten zu machen. So, wie er es gefunden, wollte er es auf keinen Fall zurücklassen. Schließlich widersetzte sich Mrs. Earnshaw nicht länger, und er hieß mich, den Jungen zu waschen, ihm saubere Sachen zu geben und ihn bei den anderen Kindern schlafen zu lassen. Hindley und Cathy begnügten sich damit, zuzuschauen und zuzuhören, bis der Friede hergestellt war. Dann untersuchten sie des Vaters Taschen, der versprochenen Geschenke wegen. Hindley war vierzehn Jahre alt; als er jedoch etwas herausholte, was einmal eine Geige gewesen war und nunmehr aus einigen im Mantel zerquetschten Stücken bestand, heulte er laut auf. Als Cathy ihrerseits hörte, der Vater habe bei seiner Beschäftigung mit dem fremden Jungen ihre Peitsche verloren, geriet sie in sehr schlechte Laune, schnitt dem dummen kleinen Wesen Fratzen und spuckte es an, bis sie zur Erlernung besserer Manieren eine Ohrfeige bekam. Alle beide aber weigerten sich entschieden, ihn bei sich im Bett oder auch nur im Zimmer zu haben. Ich war auch nicht verständiger und brachte ihn auf dem Treppenabsatz unter, in der geheimen Hoffnung, er würde am Morgen weg sein. Zufällig oder von Mr. Earnshaws Stimme angezogen, kroch er zu dessen Tür, und dieser fand ihn beim Verlassen seines Zimmers. Man forschte nach, wie er dort hingekommen war, und ich mußte ein Geständnis ablegen. Zur Strafe für meine Roheit wurde ich aus dem Hause gewiesen.

      Dies war Heathcliffs Einführung in die Familie. Als ich einige Tage danach zurückkehrte – denn ich betrachtete meine Verbannung nicht als endgültig –, fand ich, daß man ihn Heathcliff getauft hatte. Es war der Name eines in früher Kindheit verstorbenen Sohnes, und es ist seitdem sein Vorname wie sein Zuname geblieben. Miß Cathy und er waren bereits dicke Freunde. Aber Hindley haßte ihn, und, um die Wahrheit zu sagen, ich teilte dies Gefühl. Wir quälten ihn und behandelten ihn schändlich. Ich war nicht imstande, meine Ungerechtigkeit zu erkennen, und die Herrin mischte sich nie zu seinen Gunsten ein, wenn ihm Unrecht geschah.

      Es war ein scheues geduldiges Kind, wahrscheinlich an schlechte Behandlung gewöhnt. Hindleys Schläge ertrug er, ohne zu zucken, ohne eine Träne zu vergießen. Wenn ich ihn kniff, hielt er nur den Atem an, mit geweiteten Augen, als habe er sich zufällig gestoßen und niemand sei daran schuld. Diese Duldsamkeit machte den alten Earnshaw zornig, wenn er merkte, daß sein Sohn den armen Vaterlosen, wie er ihn nannte, peinigte. Er wurde Heathcliff merkwürdig zugetan, glaubte ihm jedes Wort – der Junge sprach übrigens wenig und meistens die Wahrheit – und verwöhnte ihn weit mehr als Cathy, die für ein Lieblingskind zu boshaft und zu launenhaft war.

      Von Anfang an hat er im Hause Unfrieden gestiftet. Bei Mrs. Earnshaws Tode, zwei Jahre später, betrachtete Hindley seinen Vater bereits als Tyrannen und Heathcliff als einen Eindringling, der sich des Vaters Zuneigung erschlichen und ihm selbst seine Vorrechte geraubt habe. Und das Grübeln über diese Zurücksetzung erboste ihn immer mehr. Ich stimmte zuerst mit ihm überein; aber als die Kinder die Masern bekamen und ich bei ihrer Pflege die Sorgen einer Mutter übernahm, änderte sich meine Gesinnung. Heathcliff war gefährlich krank, und als es sehr schlecht mit ihm stand, wollte er mich beständig an seinem Bett haben. Er fühlte wohl, daß ich ihm gut tat, und bemerkte nicht, daß ich dazu angestellt war. Jedenfalls war er das ruhigste Kind, das eine Pflegerin sich wünschen kann. Der Unterschied zwischen ihm und den anderen lehrte mich, weniger parteiisch zu sein. Cathy und ihr Bruder plagten mich entsetzlich, während er klaglos war wie ein Lamm. Allerdings war es eher Härte als Rücksicht, daß er so wenig zur Last fiel.

      Er kam durch, und der Arzt lobte meine sorgfältige Pflege, die an der Genesung großen Anteil habe. Ich war stolz darauf und wurde sanfter gegen den Jungen, der mir das Lob eingebracht hatte. Also verlor Hindley seinen letzten Verbündeten. Trotzdem konnte ich diesem Heathcliff nicht viel abgewinnen. Ich wunderte mich, was meinem Herrn an dem verhaltenen Burschen gefiel, der seine Bevorzugung durch kein Zeichen von Dankbarkeit vergalt. Gewiß war er nicht ungezogen gegen seinen Wohltäter, er war nur gleichgültig. Ganz genau kannte er den Rückhalt, den er an Mr. Earnshaw hatte; er brauchte nur ein Wort zu sagen, damit sich das ganze Haus nach seinen Wünschen richtete. Zum Beispiel kaufte unser Herr einmal ein Paar Füllen auf unserem Markt und schenkte jedem der Jungen eines. Heathcliff nahm sich das schönste, aber bald begann es zu lahmen. Als er dies entdeckte, sagte er zu Hindley: »Du mußt dein Pferd mit mir tauschen, meines gefällt mir nicht. Wenn du es nicht tust, erzähle ich deinem Vater, daß du mich diese Woche dreimal geschlagen hast. Ich zeige ihm meinen Arm, der bis zur Schulter schwarz angelaufen ist.« Hindley streckte ihm die Zunge heraus und ohrfeigte ihn. »Jetzt tust du es sogleich oder –«, fuhr Heathcliff fort und rannte zur Tür des Stalles, »du mußt es ja doch! und wenn ich sage, daß du mich geschlagen hast, bekommst du es mit Zinsen zurück!«

      »Weg, du Hund!« schrie Hindley und hob das eiserne Gewicht, das zum Wiegen von Kartoffeln und Heu benutzt wird. »Wirf nur«, antwortete Heathcliff und stand still, »dann erzähle ich ihm von deiner Prahlerei, du würdest mich hinausschmeißen, sobald er tot sei. Du wirst sehen, ob du nicht selbst hinausfliegst.« Hindley warf; er traf ihn vor die Brust. Heathcliff stürzte hin, raffte sich aber sogleich wieder auf, taumelnd, atemlos, bleich. Hätte ich mich nicht eingemischt, er wäre, in diesem Zustand, zum Herrn gegangen und hätte mit seinem Anblick allein eine schreckliche Anklage erhoben. »Also nimm mein Pferdchen, du Zigeuner!« murmelte Hindley. »Ich werde beten, daß du damit das Genick brichst! Nimm es nur, verdammter Bettler! Schwatze aus meinem Vater alles heraus, was er hat, und hinterher zeige ihm, wer du bist, du Lump! Hoffentlich schlägst du dir bald das Gehirn heraus!«

      Heathcliff hatte das Tier bereits losgebunden. Er ging hinter ihm her, um es in seinen eigenen Stall zu bringen. Da beendete Hindley seine Worte, indem er ihm ein Bein stellte und sich gleichgültig davon machte. Ich wunderte mich, wie kaltblütig Heathcliff sich aufrichtete und mit seiner Beschäftigung fortfuhr. Er wechselte die Sättel und alles übrige aus. Danach erst setzte er sich auf einen Heuhaufen, um vor dem Eintritt ins Haus den Schwindel zu überwinden, den der heftige Stoß verursacht hatte. Ich überredete ihn ohne weiteres, daß er die Schuld an seinen Quetschungen auf das Pferd schieben sollte. Es kam ihm nicht darauf an, welches Märchen man erzählte, da er erreicht hatte, was er wollte. Er beklagte sich überhaupt so selten über derartige Zusammenstöße, daß ich glaubte, er sei gar nicht rachsüchtig. Ich irrte mich vollkommen, wie Sie hören werden.

      Fünftes Kapitel

      Mr. Earnshaw begann zu kränkeln. Er war tätig und gesund gewesen, mit einem Male verließen ihn die Kräfte. Als er nun an den Lehnstuhl beim Kamin gefesselt war, wurde er sehr reizbar. Ein Nichts ärgerte ihn, und wenn man seiner Autorität zu nahe trat, konnte er toben. Insbesondere regte er sich auf, wenn man seinen Liebling angriff oder ihn gar zu irgend etwas zwingen wollte. Eifersüchtig wachte er darüber, daß kein abfälliges Wort über Heathcliff gesagt wurde. Da er ihn über alles liebte, bildete er sich ein, daß ihn die anderen haßten und beständig darauf warteten, dem Jungen einen Streich zu spielen. Für diesen erwuchs daraus auf jeden Fall ein Nachteil. Denn die Gutwilligeren unter uns wollten unseren Herrn schonen und unterstützten daher seine Parteilichkeit. Dadurch erhielt der Stolz und der dunkle Charakter des Kindes nur desto reichere Nahrung. Manchmal brachten Hindleys bösartige Angriffe in Gegenwart des Vaters den alten Mann in solche Wut, daß er seinen Stock gegen ihn erhob und dann erst recht außer sich kam, weil er zu kraftlos war, um zuzuschlagen.

      Schließlich riet der Geistliche – wir hatten einen Hilfsgeistlichen, der sich durch den Unterricht der kleinen Lintons und Earnshaws ernährte und sein Stückchen Land selbst bestellte –, man sollte den jungen Mann auf die höhere Schule schicken. Der Herr stimmte schweren Herzens zu: »Hindley taugt nichts, er wird nirgends weiterkommen, wo er auch sein wird.«

      Ich hoffte von Herzen, wir würden nun Frieden haben, und unser Herr würde СКАЧАТЬ