Название: Sturmhöhe
Автор: Emily Bronte
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752950137
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»Ich komme doch nicht zu früh?« fragte er mit einem Blick auf mich. Ich hatte mit dem Säubern des Geschirrs begonnen und kramte in den Schubfächern der Anrichte herum.
»Nein, nein«, erwiderte Catherine. »Was machst du da, Nelly?«
»Meine Arbeit, Miß.« Denn Mr. Hindley hatte angeordnet, ich solle stets als Dritte anwesend sein, falls Linton kommen würde. Cathy stellt sich hinter mich und flüsterte: »Scher dich weg mit deinen Tüchern! Wenn Besuch da ist, dürfen Dienstboten nicht im selben Zimmer aufräumen und aufwischen!«
Ich antwortete laut: »Ich benutze die Gelegenheit, weil der Herr nicht im Hause ist. Er haßt es, wenn man in seiner Gegenwart herumwirtschaftet. Mr. Edgar wird es gewiß entschuldigen.«
»Ich hasse es, wenn du in meiner Gegenwart herumwirtschaftest!« fuhr die junge Dame gebieterisch hinein, ohne ihrem Gast die Zeit zu einer Antwort zu lassen. Seit dem Streit mit Heathcliff hatte sie ihren Gleichmut noch nicht wiedererlangt.
»Ich bedaure sehr, Miß Catherine!« war meine Erwiderung, und ich setzte beharrlich meine Arbeit fort.
Sie riß mir das Tuch aus der Hand, in der Annahme, Edgar könne dies nicht sehen, und kniff mich voller Wut in den Arm. Ich sagte schon, daß ich sie nicht mehr mochte und ihre Eitelkeit manchmal zu demütigen suchte. Außerdem hatte sie mir wirklich weh getan. Ich erhob mich von den Knien und schrie:
»Oh, Miß, Sie sind ungezogen! Sie haben kein Recht, mich zu kneifen! Das lasse ich mir nicht gefallen.«
»Ich habe dich überhaupt nicht angefaßt! Du lügst, du bist ein verlogenes Geschöpf!« kreischte sie. Dabei zuckten ihr die Finger, um den Griff zu wiederholen, und sie war bis an die Ohren rot vor Wut. Ihre Leidenschaften konnte sie ja niemals verbergen, und ihre Haut wurde sogleich glühend rot.
»Und was ist das hier?« gab ich zurück und zeigte auf einen unbestreitbar roten Fleck.
Sie stampfte mit dem Fuße auf, schwankte einen Augenblick und dann, unwiderstehlich getrieben von dem bösen Geist in ihr, schlug sie mich auf die Backe. Es war ein schmerzender Schlag, so daß meine Augen tränten.
»Catherine! Aber liebe Catherine!« mischte sich Linton ein, ganz außer sich über die doppelte Sünde der Lüge und der Gewalt, begangen vom Gegenstand seiner Verehrung.
»Du gehst hinaus, Ellen!« wiederholte sie, am ganzen Körper zitternd.
Der kleine Hareton, der mir überallhin folgte und neben mir auf dem Boden saß, begann beim Anblick meiner Tränen gleichfalls zu weinen und schrie: »Die böse Tante Cathy!« mit dem Erfolg, daß sich ihre Wut seinem unseligen Haupt zuwandte. Sie schüttelte ihn an den Schultern, so daß der arme Junge ganz blaß wurde und Edgar nach ihren Händen griff, um ihn zu befreien. Im Nu hatte sie eine Hand losgerissen, die der erstaunte junge Mann nun in seinem eigenen Gesicht fühlte, und zwar so heftig, daß er es nicht für Scherz halten konnte. Er wich zurück, ich nahm Hareton in meine Arme, ging in die Küche und ließ die Verbindungstür offen, auch aus Neugierde, was aus dieser Schlacht werden würde.
Der beleidigte Besucher drehte sich bleich bis in die Lippen der Stelle zu, wo er seinen Hut hingelegt hatte. Ich dachte: Sehr richtig, sei gewarnt und verschwinde! Sei froh, daß du ihr wahres Wesen rechtzeitig kennen lernst!
»Wo willst du hin?« fragte Catherine und stellte sich an die Tür. Er versuchte seitwärts an ihr vorbeizukommen. »Du sollst nicht gehen!« rief sie energisch.
Er mit gedämpfter Stimme: »Ich muß und will.«
Sie hielt die Klinke fest: »Nein, noch nicht, Edgar. Setz dich hin, du verläßt mich nicht in dieser Stimmung. Die ganze Nacht wäre ich unglücklich, und ich will deinetwegen nicht unglücklich sein!«
»Kann ich bleiben, nachdem du mich geschlagen hast?« Catherine war stumm. »Ich bin über dich entsetzt und schäme mich für dich. Ich komme nicht mehr her.« Ihre Augen glitzerten, ihre Lider zuckten. »Und du hast absichtlich die Unwahrheit gesagt.«
»Das ist nicht wahr!« Sie gewann ihre Sprache wieder. »Ich habe nichts absichtlich getan. Aber gut, geh, wenn du willst, geh weg! Dann werde ich weinen, krank weinen werde ich mich!«
Sie ließ sich bei einem Stuhl auf die Knie gleiten und schluchzte, und es war ihr ernst! Aber Edgar beharrte bei seinem Entschluß, wenigstens bis zum Hof. Dort begann er wieder zu zögern. Ich wollte ihm Mut machen.
»Miß ist schrecklich launenhaft!« rief ich hinaus. »Reiten Sie lieber heim, sonst wird sie krank, nur um uns zu ärgern.«
Der sanfte Jüngling sah von der Seite durchs Fenster hinein. Er vermochte ebensowenig wegzugehen, wie die zahmste Katze eine Maus halbtot oder einen Vogel halbaufgefressen liegen läßt. Nun, dachte ich, dem ist nicht zu helfen, der ist verdammt und entgeht seinem Schicksal nicht. Tatsächlich, er drehte sich um, eilte ins Haus zurück und schloß die Tür hinter sich.
Nach einer Weile ging ich hinein, um ihnen zu sagen, Earnshaw sei sinnlos betrunken heimgekommen, in der üblichen Stimmung, in der er alles kurz und klein schlagen konnte. Da sah ich, daß der Streit zwischen den beiden sie einander nur nähergebracht hatte und die Hindernisse jugendlicher Schüchternheit gefallen waren. Sie hatten den Deckmantel der Freundschaft abgelegt und sich ihre Liebe gestanden!
Die Nachricht von Mr. Hindleys Rückkehr trieb Linton nun eiligst auf sein Pferd und Catherine in ihr Zimmer. Ich brachte den kleinen Hareton in Sicherheit und sorgte dafür, die Vogelflinte zu entladen. In seiner Unzurechnungsfähigkeit spielte Mr. Earnshaw manchmal damit und gefährdete das Leben von Leuten, die ihn irgendwie reizten oder auch nur seine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Es konnte sein, daß er das Gewehr einmal abfeuerte; nunmehr konnte er damit keinen Schaden anrichten.
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