Название: Sturmhöhe
Автор: Emily Bronte
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752950137
isbn:
Heathcliff ertrug seine Erniedrigung zuerst recht gut, denn Cathy ersetzte den Unterricht mit dem, was sie selbst lernte, und arbeitete oder spielte mit ihm auf den Feldern. Beide versprachen, die reinsten Wilden zu werden. Aber dem jungen Herrn war es ganz gleichgültig, wie sie sich benahmen und was sie taten, und sie hielten sieh von ihm fern. Er hätte auch nicht darauf geachtet, ob sie sonntags zur Kirche gingen, wenn nicht Josef und der Priester ihm Vorwürfe gemacht hätten, als sie wegblieben. Daraufhin verprügelte er Heathcliff, und Catherine wurde das Mittagessen oder Abendessen entzogen.
Eine ihrer liebsten Belustigungen war es, am Morgen ins Moor hinauszulaufen und den ganzen Tag lang dort zu bleiben. Wurden sie danach bestraft, sie lachten nur darüber. Der Priester mochte Catherine noch so viele Kapitel zum Auswendiglernen aufgeben, und Josef mochte Heathcliff schlagen, bis ihn selbst der Arm schmerzte: sie vergaßen alles, sobald sie wieder beisammen waren, mindestens sobald sie einen frechen Racheplan geschmiedet hatten. Manchmal habe ich heimlich geweint, wenn ich sie täglich haltloser werden sah. Dennoch wagte ich nicht, irgend etwas zu sagen, sonst hätte ich meinen geringen Einfluß auf die freudlosen Geschöpfe auch noch verlieren können.
An einem Sonntagabend waren sie wegen lärmenden Verhaltens aus dem Wohnraum verbannt worden, und als ich sie zum Abendessen rufen sollte, konnte ich sie nirgends entdecken. Wir durchsuchten das Haus von oben bis unten, auch den Hof und die Ställe; sie bleiben unsichtbar. Schließlich befahl Hindley wütend, die Türen zu verriegeln, und er schwor, sie in der Nacht nicht mehr hereinzulassen. Alle gingen zu Bett, nur ich war zu besorgt, um mich hinzulegen. Ich öffnete die Läden meines Fensters und beugte den Kopf lauschend in den Regen hinaus. Trotz des Verbots wollte ich sie hereinholen, wenn sie zurückkämen. Nach einer Weile hörte ich Schritte auf der Straße; das Licht einer Laterne blinkte durchs Tor. Um zu verhindern, daß Mr. Earnshaw durch ihr Klopfen geweckt würde, nahm ich rasch mein Tuch und lief hinaus. Nur Heathcliff stand da. Es gab mir einen Schlag, als ich ihn allein sah.
»Wo ist Miß Catherine? Ist etwas geschehen?«
»Sie ist in Thrushcross Grange, und ich wäre auch noch dort, aber sie waren nicht so anständig, mich zum Bleiben aufzufordern.«
»Na, du wirst hier etwas abbekommen! Du bist nicht eher zufrieden, als bis man dich hinauswirft! Was fiel euch ein, nach Grange zu gehen?«
»Laß mich erst meine feuchten Sachen ausziehen, dann erzähle ich es dir, Nelly.« Ich warnte ihn, den Herrn zu wecken, und während er sich entkleidete und ich darauf wartete, das Licht auszulöschen, fuhr er fort:
»Cathy und ich entwischten durchs Waschhaus, um im Freien einen Streifzug zu machen. Als wir die Lichter von Grange sahen, wollten wir hingehen und untersuchen, ob die Lintons ihre Sonntagabende auch damit verbringen müssen, fröstelnd in den Ecken herumzustehen, während Vater und Mutter essen und trinken, lachen und singen und strahlend ins Feuer sehen. Was meinst du? Oder ob sie Predigten lesen und von ihrem Knecht katechisiert werden und eine Spalte Bibelnamen lernen müssen, wenn sie nicht richtig antworten?«
»Wahrscheinlich nicht«, erwiderte ich, »aber es sind wohl brave Kinder und verdienen nicht solche Behandlung wie du für dein schlechtes Benehmen.«
»Sei nicht so scheinheilig, Nelly. Unsinn! Wir rannten von hier oben bis zum Park, ohne anzuhalten. Catherine konnte nicht mehr; sie war barfuß, nach ihren Schuhen kannst du morgen im Schlamm suchen. Wir krochen durch eine Lücke in der Hecke, tasteten uns den Weg entlang und stellten uns auf einen großen Blumentopf unter dem Wohnzimmerfenster. Der Lichtschein kam von dort; sie hatten die Läden nicht zugemacht und die Vorhänge nur halb geschlossen. Wir konnten hineinschauen, indem wir uns auf dem Untersatz erhöhten und uns am Hausgesims festhielten. Da sahen wir – oh, war das schön – einen herrlichen Raum mit roten Teppichen, roten Sesseln, rot gedeckten Tischen, und die schneeweiße Zimmerdecke war mit goldenen Leisten eingefaßt. Von ihrer Mitte kam an silbernen Ketten ein Schauer von Glastropfen herab, die vom Licht hübscher kleiner Kerzen schimmerten. Das alte Ehepaar Linton war nicht da; Edgar und seine Schwester waren unumschränkte Herrscher. Hätten sie nicht zufrieden sein müssen? Wir wären uns wie im Himmel vorgekommen! Und nun rate, was deine braven Kinder taten! Isabella – ich glaube, sie ist elf, ein Jahr jünger als Cathy – die lag im hintersten Winkel und kreischte, als ob sie von Hexen mit glühenden Nadeln gepiekt würde. Edgar stand am Kamin und flennte vor sich hin. Mitten auf dem Tisch aber saß ein kleiner Hund, zuckte mit der Pfote und bellte. Wir hörten, wie sie sich gegenseitig beschuldigten, sie hätten das Tier fast in der Mitte entzweigerissen. Die Schafsköpfe, das war ihr Vergnügen! Sich zu streiten, wer von ihnen beiden ein Häufchen warmes Fell im Arm halten dürfte, und hinterher zu heulen, weil nach dem Kampf keiner es nehmen wollte. Wir lachten laut über die verwöhnten Bälger, wir verachteten sie. Hast du je erlebt, daß ich etwas haben wollte, was Catherine sich wünschte? Oder daß wir beisammen waren und uns dann mit Schreien und Jammern unterhielten und uns jeder in seiner Ecke auf dem Boden herumsielten? Um keinen Preis möchte ich mein Leben hier mit Edgars in Grange vertauschen – selbst wenn ich den Josef vom höchsten Giebel herunterschmeißen und das Haus mit Hindleys Blut anstreichen dürfte!«
»Sst, sst. Du hast mir noch immer nicht erzählt, Heathcliff, wie du Catherine zurückgelassen hast.«
»Ich sagte dir, wir lachten und lachten. Da hörten uns die Lintons und schossen wie zwei Pfeile auf die Tür zu. Zuerst noch einmal Ruhe, dann ein Geschrei: ›O Mama, Mama! O Papa! O Mama, komm her! Papa!‹ Tatsächlich, so heulten sie. Wir machten einen fürchterlichen Lärm, um sie noch mehr zu erschrecken. Aber plötzlich mußten wir den Sims loslassen, denn es war, als ob jemand den Riegel zurückschob, und wir meinten, wir müßten lieber ausrücken. Ich hielt Cathy an der Hand und drängte sie weiter, als sie mit einem Male hinfiel. ›Lauf, Heathcliff, lauf!‹ flüsterte sie, ›die Bulldogge ist losgelassen, und sie hat mich!‹ Nelly, der Teufel hatte sie beim Fußknöchel gepackt! Ich hörte sein gräuliches Schnaufen, und sie schrie nicht, o nein, sie hätte es verschmäht, zu schreien, selbst wenn sie von einem tollen Stier auf die Hörner gespießt worden wäre. Aber ich, ich brüllte, ich ließ Flüche los, die jeden bösen Feind zerschmettert hätten. Und ich ergriff einen Stein und stieß ihn dem Ungeheuer in den Rachen und mit aller Kraft in seine Kehle. Endlich kam ein Lümmel von Knecht mit der Laterne und rief: ›Halt ihn, Skulker, halt ihn!‹ Er verstummte, als er sah, was mit Skulker los war. Der Hund war nämlich halb erstickt. Seine große purpurrote Zunge hing weit aus dem Maul, und von seinen hängenden Lefzen floß blutiger Geifer. Der Mann hob Cathy auf. Ihr war übel, nicht aus Angst, das weiß ich sicher, nur vor Schmerzen. Er trug sie hinein, und ich folgte, murmelte Verwünschungen und schwor Rache.
›Was bringst du da, Robert?‹ rief Mr. Linton an der Tür. ›Skulker hat ein Mädchen gefaßt, Herr, und hier ist ein Bursche, der sieht toll aus!‹ Er packte mich am Arm und fuhr fort: ›Wahrscheinlich wollten Räuber die beiden durchs Fenster schieben, damit sie der ganzen Bande die Türen aufmachten, wenn wir alle schliefen, und sie uns in aller Ruhe ermorden konnten! Halt die Schnauze, du dreckiger Spitzbube! Dafür kommst du an den Galgen! Mr. Linton, legen Sie die Flinte nicht weg!‹ ›Nein, nein, Robert‹, antwortete der alte Narr. ›Die Schurken wußten, daß gestern meine Rente bezahlt worden ist. Da dachten sie, es gut zu treffen. Kommt herein. Ich werde ihnen einen Empfang bereiten! John, leg die Kette vor! Gib Skulker Wasser, Jenny! Einen Friedensrichter in seiner Festung herauszufordern, noch dazu am Sonntag! Wovor wird ihre Frechheit zurückscheuen? Meine liebe Mary, sieh her und fürchte dich nicht, es ist nur ein Knabe. Aber die Schlechtigkeit starrt sichtbar aus seinem Antlitz. Wäre es nicht ein Glück für unser Land, wenn man ihn auf der Stelle hängte, ehe sich seine wahre Natur in Taten offenbart, so wie jetzt nur in seinen Mienen?‹ Er schleppte mich unter СКАЧАТЬ