Название: Sturmhöhe
Автор: Emily Bronte
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752950137
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Bei diesem Schlußwort fiel die ganze Gemeinde mit erhobenen Pilgerstäben über mich her, wie ein Mann. Vollständig umzingelt, ohne Waffe zur Verteidigung, versuchte ich, meinem nächsten und wildesten Angreifer, Josef, den Stock zu entreißen. In dem furchtbaren Gewühl gerieten die Knüppel durcheinander, auf mich gezielte Hiebe schmetterten auf fremde Köpfe herab. Die ganze Kapelle hallte und widerhallte von Schlägen und Gegenschlägen, jedermanns Hand war gegen die seines Nächsten. Branderham, seinerseits nicht müßig, trampelte eifervoll auf dem Boden der Kanzel herum. Es dröhnte so gewaltig, daß ich zu meiner unaussprechlichen Erleichterung erwachte.
Was hatte den schrecklichen Lärm verursacht, wer hatte die Rolle des donnernden Jabes gespielt? Es war nur der Zweig eines Tannenbaums, der vom Winde gegen mein Fenster geschlagen wurde, so daß die trockenen Zapfen seltsam prasselten. Ich lauschte einen Augenblick, bis ich den Grund der Störung entdeckte, drehte mich auf die andere Seite und begann wieder zu träumen, unheimlicher als je.
Dieses Mal war ich mir bewußt, daß ich in dem eichenen Verschlage lag. Deutlich unterschied ich den sausenden Wind, den Schneesturm draußen; ich hörte auch das peinigende Geräusch jenes Tannenzweiges. Obwohl ich wußte, es sei nur der Baum, drängte es mich, dies dauernde Kratzen abzustellen. Mir war, als stände ich auf und mühte mich, den Fensterflügel aufzuhaken. Aber der Haken war in der Krampe festgelötet. Ich hatte es im Wachen bemerkt, doch im Traum wieder vergessen. Dies Geräusch muß aufhören, sagte ich mir. Ich stieß meine Faust durch das Glas der Scheibe und streckte den Arm aus, um den Zweig zu erreichen.
Statt dessen schlossen sich meine Finger um die Finger einer kleinen eiskalten Hand.
Es war wie das Entsetzen eines Alpdrucks. Ich wollte meinen Arm zurückziehen, aber die Hand draußen klammerte sich daran fest. Eine todtraurige Stimme schluchzte: »Laß mich ein – laß mich ein!«
»Wer bist du?« fragte ich und versuchte verzweifelt, mich freizumachen. »Catherine Linton«, antwortete es bebend. Warum dachte ich nur an Linton? Viel öfter als Linton hatte ich in der Bettlade Earnshaw gelesen.
»Ich bin wieder da, bin wieder daheim, hatte mich im Moor verirrt.« Als es so sprach, nahm ich dunkel das Gesicht eines Kindes wahr, das durch das Fenster schaute.
Das Entsetzen machte mich grausam. Da ich das Geschöpf nicht abschütteln konnte, drückte ich sein Handgelenk gegen das zerbrochene Glas. Ich rieb es hin und her, und das Blut floß herunter und befleckte die Bettücher. Immer noch klagte es:
»Laß mich ein! Laß mich ein!« Mit zähem Griff hielt es mich fest und machte mich vor Schrecken fast wahnsinnig.
»Wie kann ich das? Laß mich los, wenn ich dich einlassen soll!« Die Finger lockerten sich. Ich zog meinen Arm durch das Loch zurück und türmte die Bücher davor auf. Dann hielt ich mir die Ohren zu, um das jammervolle Flehen nicht zu hören.
Eine Viertelstunde lang wartete ich so. Kaum aber horchte ich wieder hin, wimmerte und weinte es weiter. »Geh weg!« schrie ich, »ich lasse dich niemals herein und wenn du zwanzig Jahre bettelst!«
»Zwanzig Jahre ist es her«, flüsterte die Stimme, »seit zwanzig Jahren bin ich heimatlos!« Ein schwaches Kratzen wurde hörbar. Der Bücherstapel bewegte sich, als wollte er hereinstürzen. Ich konnte nicht aufstehen, konnte kein Glied rühren. Gellend schrie ich auf.
Da merkte ich, daß mein Schrei nicht geträumt war. Schritte hasteten auf meine Tür zu, jemand öffnete sie mit heftigem Stoß, und ein Licht schimmerte durch die Fenstervierecke meines Bettes. Schaudernd saß ich da und wischte den Schweiß von der Stirn. Der Hereingekommene zögerte, flüsterte etwas und sagte vor sich hin: »Ist jemand hier?« Ich erkannte Heathcliffs Stimme und wollte mich lieber melden, damit er nicht überall herumsuchte. Ich schob die Täfelung auseinander, und nie werde ich das Bild vergessen:
Heathcliff stand in Hemd und Hose an der Tür, die Kerze tropfte über seine Finger, sein Gesicht war weiß wie die Wand hinter ihm. Das Geräusch, das ich verursachte, durchfuhr ihn wie ein elektrischer Schlag. Das Licht flog ihm aus der Hand, und er vermochte sich kaum danach zu bücken.
»Ich bin's, Ihr Gast!« Ich wollte ihm die Demütigung ersparen, mich noch länger zum Zeugen seiner Schwäche zu machen. »Leider habe ich im Schlaf geschrien, da mich ein schrecklicher Alpdruck aufregte. Ich bedaure sehr, Sie gestört zu haben.«
Er antwortete mit einem Fluch und stellte die Kerze, die er nicht halten konnte, auf einen Stuhl: »Wer hat Sie in dies Zimmer gewiesen, Mr. Lockwood?« Er bohrte seine Nägel in die Handflächen und biß die Zähne zusammen, um das Zucken seiner Kiefer zu unterdrücken. »Wer tat das? Ich werfe ihn auf der Stelle aus dem Hause!«
»Es war Ihre Magd, Zillah.« Eilig erhob ich mich und suchte meine Kleider zusammen. »Ich hätte nichts dagegen, sie verdient es reichlich. Mir scheint, sie wollte auf meine Kosten wieder einmal beweisen, daß es an diesem Orte spukt. Allerdings! Hier wimmelt es von Geistern und Gespenstern! Sie müßten den Raum endgültig zumachen. Für einen Schlaf in solcher Höhle wird Ihnen niemand Dank wissen.«
»Was meinen Sie damit? Was machen Sie da überhaupt? Legen Sie sich hin und bringen Sie die Nacht hinter sich, da Sie einmal hier sind. Aber seien Sie still, um des Himmels willen! Ein solches Geschrei wäre nur zu entschuldigen, wenn Ihnen jemand die Kehle durchschnitte!«
»Die kleine Unholdin hätte mich wahrscheinlich erwürgt, wäre sie durchs Fenster hereingekommen. Ich will die Verfolgungen Ihrer gastlichen Ahnen nicht noch einmal erdulden. Sagen Sie, war nicht der hochwürdige Jabes Branderham mütterlicherseits mit Ihnen verwandt? Und diese Hexe Catherine Linton oder Earnshaw oder wie sie hieß, muß ein Wechselbalg gewesen sein, das tolle Ding. Sie hat mir erzählt, seit zwanzig Jahren finde sie keine Ruhe auf Erden. Gerechte Strafe, vermutlich, für ihre Sünden in dieser Welt.«
Die Worte waren mir kaum entfahren, als ich mich erinnerte, wie eng Heathcliffs und Catherines Namen in jenem Buche miteinander verknüpft waren. Seit ich erwacht war, hatte ich das vollkommen vergessen. Ich errötete über meine Unüberlegtheit, ließ mir aber die Reue nicht anmerken und fuhr hastig fort: »Tatsächlich, lieber Herr, habe ich den ersten Teil der Nacht damit zugebracht –« wieder hielt ich ein, denn ich hatte sagen wollen: »– in den alten Büchern dort zu lesen.« Dann hätte ich verraten, daß ich den Inhalt, auch den geschriebenen, kannte. Ich fügte also lieber hinzu: »– den Namen zu buchstabieren, der immer wieder in den Fenstersims eingeritzt ist. Eintönige Beschäftigung, um mich einzuschläfern, ebenso wie durch Zählen oder –«
»Wie können Sie es wagen, davon mit mir zu sprechen?« donnerte Heathcliff. »Unter meinem Dach wagen Sie das? Herr im Himmel, er ist verrückt, daß er so redet!« Und er schlug sich wie rasend vor die Stirn.
Ich wußte nicht, ob ich eine solche Sprache meinerseits übel nehmen oder meine Erklärung fortsetzen sollte. Aber er war so leidenschaftlich erregt, daß ich auf jeden Fall weiter reden mußte. Ich versicherte ihm, daß ich den Namen Catherine Linton nie zuvor gehört hätte. Da ich ihn allenthalben las, habe er offenbar Gestalt angenommen, und schließlich sei meine Vorstellungskraft nicht mehr in meiner Gewalt gewesen. Während dieser Worte zog sich Heathcliff immer mehr in den Schatten des Bettes zurück, setzte sich und war fast dahinter verborgen. An seinen unregelmäßigen Atemzügen merkte ich, daß er gegen einen furchtbaren Ausbruch ankämpfte. Um ihm nicht zu verraten, daß ich seine Gemütsbewegung wahrnahm, kleidete ich mich geräuschvoll weiter an und hielt nach einem Blick auf die Uhr ein Selbstgespräch über die СКАЧАТЬ