Sturmhöhe. Emily Bronte
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sturmhöhe - Emily Bronte страница 5

Название: Sturmhöhe

Автор: Emily Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752950137

isbn:

СКАЧАТЬ mir einige Andeutungen, wie ich den Heimweg finden kann. Ich weiß es ebensowenig, wie Sie den Weg nach London fänden.«

      »Gehen Sie genau so, wie Sie gekommen sind.« Sie schmiegte sich in einen Stuhl, eine Kerze und das aufgeschlagene große Buch vor sich. »Der Rat ist kurz, aber ich kann Ihnen keinen richtigeren geben.«

      »Wenn Sie also hören werden, daß man mich im Sumpf oder in einer Schneegrube tot aufgefunden hat, wird Ihnen Ihr Gewissen nicht sagen, Sie seien daran mitschuldig?«

      »Wieso? Soll ich Sie etwa begleiten? Nicht einmal bis zur Gartenmauer würde man mich gehen lassen.«

      »Sie selbst! Sie selbst würde ich doch nicht bitten, meinetwegen in einer solchen Nacht das Zimmer zu verlassen. Ich bitte Sie nur, mir den Weg zu beschreiben, nicht, ihn mir zu zeigen, oder Mr. Heathcliff zu überreden, daß er mir einen Führer mitschickt.«

      »Wen? Hier wohnen außer ihm nur Earnshaw, Zillah, Josef und ich. Wen wollen Sie haben?«

      »Sind auf dem Gut keine Knechte?«

      »Nein, sonst niemand.«

      »Dann bin ich gezwungen, zu bleiben.«

      »Das müssen Sie mit Ihrem Gastfreund abmachen.«

      »Ich hoffe, es wird Ihnen eine Lehre sein, auf diesen Höhen keine Ausflüge mehr zu machen!« hörte ich Heathcliffs dunkle Stimme von der Küchentüre her. »Ich bin jedenfalls nicht auf Bequemlichkeiten für Gäste angewiesen. Wollen Sie das Bett mit Hareton oder Josef teilen?«

      »Ich kann auf einem Stuhl in diesem Zimmer schlafen.«

      »Nein, nein. Ein Fremder ist ein Fremder, ob er reich oder arm ist. Es paßt mir nicht, daß irgend jemand sich hier aufhält, solange ich ihn nicht überwachen kann.«

      Bei dieser Beleidigung war selbst meine Geduld zu Ende. Mit einem zornigen Ausruf drängte ich mich an ihm vorbei, zum Hof, und rannte in meiner Hast gegen Earnshaw. Es war so dunkel, daß ich den Ausgang nicht sehen konnte. Als ich mich herumtastete, erhielt ich eine neue Probe ihres schönen Benehmens gegeneinander. Zunächst war der junge Mann bereit: »Ich will mit ihm bis zum Ende des Gartens gehen.«

      »Bis zur Hölle kannst du mit ihm gehen!« schrie sein Herr (oder was er für ihn sein mochte). »Wer soll inzwischen die Pferde besorgen, he?«

      »Auf ein Menschenleben kommt es mehr an als darauf, daß die Pferde an einem Abend nicht versorgt werden«, bemerkte Mrs. Heathcliff freundlicher als erwartet. »Jemand muß mitgehen.«

      »Nicht, wenn du es befiehlst«, entgegnete wiederum Hareton. »Wenn du Wert auf ihn legst, solltest du es lieber nicht zeigen.«

      »Dann hoffe ich, sein Geist wird dich verfolgen, und Heathcliff soll keinen neuen Pächter finden, bis Grange eine Ruine ist!«

      »Hören Sie, hören Sie, wie sie ihnen flucht!« flüsterte Josef, auf den ich zusteuerte. Er saß in Hörweite und melkte die Kühe beim Licht einer Laterne. Diese nahm ich ohne Umschweife, rief ihm zu, ich würde sie morgen zurückschicken, und stürzte zur nächsten Hintertür.

      »Herr, Herr, er stiehlt die Laterne«, schrie der Alte, während er mich verfolgte. »He, Gnasher! He, alle Hunde! He, faß, faß!«

      Als ich die kleine Tür öffnete, sprangen mir zwei zottige Ungetüme an die Kehle, rissen mich nieder, das Licht verlöschte, während Heathcliff und Hareton ein ungeheures Gelächter ausstießen. Das war der Gipfel meiner Demütigung. Indessen schienen die Bestien nur daran gewöhnt, die Tatzen zu strecken, mit den Schwänzen zu wedeln und das Maul lieber zum Gähnen als zum Beißen zu öffnen. Sie ließen mich allerdings nicht aufstehen, ich mußte stillhalten, bis ihre boshaften Herren geruhten, mich zu befreien. Ohne Hut, außer mir vor Zorn, forderte ich die Schurken auf, mich hinauszulassen. Ich drohte ihnen für jeden anderen Fall mit Wiedervergeltung, in der verwirrten und giftigen Art des König Lear. Vor Aufregung bekam ich heftiges Nasenbluten, und immer noch lachte Heathcliff, und ich schimpfte weiter. Ich weiß nicht, wie der Auftritt geendet hätte, wäre nicht jemand hinzugekommen, vernünftiger als ich und gutartiger als mein Gastgeber. Zillah, die dicke Haushälterin, erschien und fragte, was hier vor sich gehe. Sie glaubte, jemand habe mich körperlich angegriffen, und da sie sich an ihren Herrn nicht heran wagte, schoß sie ihre Worte gegen den jüngeren Halunken ab:

      »Na, Mr. Earnshaw, ich bin neugierig, was Sie noch anstellen! Soll in unserm Hause nächstens jemand ermordet werden? Oh, in diese Wirtschaft passe ich nicht! Seht den armen Herrn, er ist halb erstickt! Kommen Sie, so können Sie nicht gehen, ich helfe Ihnen, halten Sie still!«

      Sie goß mir mit jähem Schwung eisiges Wasser über den Kopf und zog mich in die Küche. Mr. Heathcliff folgte, und seine ungewöhnliche Heiterkeit ging wieder in sein mürrisches Wesen über. Ich fühlte mich schwach, schwindlig, krank. So war ich gezwungen, die Gastlichkeit dieses Daches in Anspruch zu nehmen. Er ließ mir durch Zillah Branntwein geben und ging ins Haus zurück. Als mich das freundlich gereichte Getränk etwas belebt hatte, führte sie mich zu meinem Schlafraum.

      Drittes Kapitel

      Auf der Treppe riet sie mir, das Kerzenlicht zu verbergen und kein Geräusch zu verursachen. Ihr Herr mache merkwürdig viel von diesem Zimmer her und würde freiwillig keinen Menschen dort wohnen lassen. Sie kenne den Grund nicht, seit zwei Jahren sei sie erst hier und wolle bei den wunderlichen Leuten nicht zudringlich sein.

      Ich war meinerseits zu betäubt, um Neugier zu empfinden. Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, sah ich mich nach dem Bett um. Die gesamte Einrichtung bestand aus einem Stuhl, einem Kleiderschrank und einer auffallend großen eichenen Truhe. Aus der Seitenwand dieses Kastens waren nahe dem Deckel Vierecke herausgeschnitten, die wie Fenster eines Wagens aussahen. Ich stellte mich vor das seltsame Möbel und blickte hinein: es bildete gewissermaßen ein kleines Kabinett für sich und enthielt eine merkwürdige altmodische Art von Lagerstätte. Das Ganze war eigentlich recht zweckmäßig ausgedacht; dadurch hatte man noch einen eigenen Raum für ein Familienmitglied geschaffen. Der breite Sims, der an einem der Fensterausschnitte entlang führte, diente als Tisch.

      Ich schob die Täfelung beiseite, kroch mit dem Licht hinein und machte wieder zu. So fühlte ich mich vor Heathcliffs und jeder anderen Beobachtung sicher.

      Auf dem Sims, auf den ich meine Kerze stellte, lagen einige vergilbte Bücher im Winkel. In die Fläche dieses Tisches waren überall Schriftzeichen eingekratzt. Die Zeichen wiederholten einen einzigen Namen, mit allen möglichen großen und kleinen Buchstaben: Catherine Earnshaw – hier und da umgewandelt in Catherine Heathcliff – an anderer Stelle in Catherine Linton. In meiner Benommenheit lehnte ich den Kopf ans »Fenster« und buchstabierte immer wieder: Catherine Earnshaw – Heathcliff – Linton – bis mir die Augen zufielen. Aber nach wenigen Minuten traten aus dem Dunkel schimmernde weiße Buchstaben hervor, lebendige Gespenster. In der Luft schwebte ein Schwarm von Catherinen. Ich richtete mich auf, wollte den Namen, der mich da anstarrte, verscheuchen und bemerkte, daß sich der Docht der Kerze auf einen der alten Bände gesenkt hatte. Es roch nach angebranntem Kalbleder. Ich schnäuzte das Licht. Da ich mich infolge der Kälte und der aufsteigenden Übelkeit aufsetzen mußte, nahm ich den beschädigten Band auf meinen Schoß. Es war eine Bibel in kleinem Druck. Modriger Geruch. Das Vorsatzpapier trug die Inschrift: »Ex libris Catherine Earnshaw«, dazu ein Datum, das ein Vierteljahrhundert zurücklag. Ich schloß das Buch, nahm ein anderes und wieder ein anderes, bis ich alle angesehen hatte. Catherines Bibliothek war recht erlesen; nach dem Zustand der Abnutzung zu urteilen, war sie oft benutzt worden, freilich nicht immer nach ihrer eigentlichen Bestimmung: kaum ein СКАЧАТЬ