Название: Die Bluthunde von Paris
Автор: Christina Geiselhart
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783737553322
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„Wenn es dir solche Angst macht, es mir zu verraten, dann behalte es eben für dich. Aber sage mir dann, mit wem Alberta zum Weiher gegangen?“
„Niemals!“, schrie Frieda. „Niemals!“, wiederholte sie angstgelähmt. „Frage mich nie mehr danach, wenn dir mein Leben lieb ist!“, stieß sie heftig hervor und stürzte davon.
*
Auf dem Weg zum Markt kam Lea am Pfarrhaus vorbei. Sie hatte es vor gut einem Jahr zum ersten Mal betreten. Unwillkürlich blieb sie stehen und starrte auf die schiefe Haustür. Damals wollte sie wissen, ob Pfarrer Roumanet etwas für sie tun könne. Es sei lebenswichtig.
„Alles was dem Leben dient, soll auch mein Dienst sein!“, hatte der schmalbrüstige Gottesmann geantwortet.
„Dann lehrt meiner Tochter Lesen und Schreiben und sorgt dafür, dass ihr verkrüppelter Fuß seine natürliche Form zurückbekommt. Dein Gott hat meinem Kind ein schönes Gesicht, aber einen hässlichen Fuß in die Wiege gelegt. Das nehme ich nicht hin. Ich will Mittel und Wege kennen, diese grässliche Entstellung aus der Welt zu schaffen und wenn ich dabei den Teufel herausfordern muss.“ Wie es ihre Gewohnheit war, hatte Lea die Hände in die Hüften gestemmt und dabei ihre Brüste zur Geltung gebracht. Pfarrer Roumanet hatte zunächst verwirrt reagiert und war zurückgewichen. Bald jedoch hatte er sich gefangen und gesagt:
„Schick mir deine Tochter zum Unterricht. Was ihre Entstellung angeht werde ich mich kundig machen.“
Eilig hatte er sich daraufhin entfernt und Lea war unzufrieden gegangen. Seit dieser Zeit lernte Philippine bei ihm Lesen und Schreiben. Für ihren Fuß jedoch hatte er bis heute nichts getan.
„Ich sollte ihm in seinen knochigen Hintern treten, damit er merkt mit wem er es zu tun hat.“ Sie spuckte aus und ging weiter in Richtung Markt.
„Nicht jetzt, du verschwitzter stinkender Gottesmann. Aber bald! Sehr bald werde ich kommen und dich gesalzen an dein Versprechen erinnern. So leicht wird man Lea nicht los!“
Lea kaufte einen Kalbskopf, Lebertran, Mehl und Eier. Den Einkauf verstaute sie in ihrem Korb, den sie sich auf den Rücken schnallte. Dann strebte sie durch das Gewirr der Händler und Marktschreier auf eine enge Gasse zu. Vor einem schiefen unwirtlichen Gebäude mit schmutziger Fassade hielt sie an. Sie stieß die Haustür zurück und stieg eine abgewetzte Treppe hinauf. Das Geräusch ihrer Schritte verscheuchte eine fette Ratte, die zwischen Leas Füßen ins Freie witschte.
Merlen – seit zwei Wochen ihr Liebhaber und Komplize – wohnte direkt unterm Dach in einer miserablen Mansarde. Wie Lea träumte er von einer rosigen Zukunft. Da er faul war, weder lesen und schreiben konnte, noch sonst eine Arbeit zufriedenstellend verrichtete, hatte er sich auf das älteste Gewerbe der Welt spezialisiert. Anfangs hatte er sich Provinzmädchen gehalten, die anschafften. Das eingenomme Geld frischte seinen Verdienst als Knecht eines Hufschmieds ein wenig auf, reichte allerdings nicht aus, die Arbeit beim Hufschmied aufzugeben. Erst mit Lea fing das Geschäft an zu blühen. Lea wusste worauf es ankam. Lea hatte das Gespür für Feinheiten und sie lehrte ihn den Unterschied von Quantität und Qualität zu bedenken. „Zwei gute, wollüstige Weiber bringen dir mehr ein, als vier, die nur die Beine spreizen!“, hatte sie erklärt und Merlen glaubte ihr. Wieso hätte er an ihren Worten zweifeln sollen, war sie doch selbst der beste Beweis dieser Aussage?
„Bevor wir vom Geschäft reden, wollen wir es miteinander treiben. Hätte ich dich, nachdem Albano uns verlassen hatte, nicht ausfindig gemacht, würde ich eingehen. Ich brauche den täglichen Ritt wie die Blume das Wasser, mein Hengst. Denke schon seit Stunden an nichst anderes.“ Während sie redete, knöpfte sie ihre Bluse auf und streifte sie ab. Sie gab Merlen, der bei ihrem Eintreten von seinem Bett aufgesprungen war, einen kräftigen Schubs, so dass er zurück in die Laken fiel. Im Handrumdrehen hatte sie seine Hose geöffnet und ihren Rock geschürzt.
Eine halbe Stunde später lagen sie ermattet und schweißgebadet auf dem Rücken.
„Ich sage es dir noch einmal: Meine dumme, feiste Tochter wird unsere Kassen füllen. Ich schwöre es! Aber dazu brauch ich dich, mein Junge. Du musst ihren Hintern arbeitsfähig machen. Noch ist er nichts weiter als ein breiter Hintern, den sie nutzlos durch die Gegend schiebt.“ Lea lachte hämisch.
„Einfach wird das nicht sein. Ich habe deine Frieda einmal gesehen und nichts Aufreizendes an ihr gefunden. Sie ist eher abstoßend!“
„Du wagst es?“ Lea richtete sich ein wenig auf und drohte ihm mit der Faust. Merlen packte das Handgelenk der Frau, sah sie entschuldigend an und flüsterte:
„Wer ein Weib wie dich gekannt hat, wird wählerisch!“ Er zwinkerte. Leas Arm sank aufs Bett zurück. „Dennoch muss ich dich warnen. Das Mädchen hat ein dämliches Gesicht und dieses grässliche Muttermal auf der Wange. Wie willst du mit dieser Kreatur deine Kassen füllen? An ihr werden nur Hungerleider Geschmack finden. Arme Schweine, die nichts Besseres bekommen können. Das ist nicht unser Ziel.“ Verwegen blickte er sie an. Durch Lea ging ein Ruck. Sie stand auf, stellte sich in ihrer ganzen Nacktheit vor ihm auf und stemmte die Hände in die Hüften.
„Ich habe dich für klüger gehalten. Aber du scheinst ein Schwachkopf zu sein, nicht halb so klug wie das Eisen, das du schmiedest.“ Verächtlich spuckte sie vor ihm aus. „Was geht dich ihr dämliches Gesicht an? Was geht euch Mannsbilder überhaupt das Gesicht an, wenn ihr nichts weiter wollt als einen guten Ritt. Glotzt du einem Pferd ins Gesicht? Einer Kuh in die Augen oder einer Ziege auf ihre geschwungenen Lippen? Frieda hat prächtige Schenkel, feste Brüste und einen jungfräulichen, hungrigen Schoß, der darauf wartet, gemästet zu werden. Und zwar von dir, du Gimpel, weil du – so dumm du auch sonst sein magst – auf dem Gebiet deine Sache gut machst. Jeder andere würde sich auf mein Angebot stürzen, aber ich will dich. Statt ihren Schoß zu Schanden zu reiten wirst du ihn gierig machen! Genau das brauchen wir. Stimme du ihren Körper ein, während ich ihr Hirn einstimme und höre auf zu Jammern. Ich habe Frieda erklärt, dies sei ein Gewerbe wie jedes andere. Leider stellt sie sich verdammt moralisch an. Glaubt an Liebe, glaubt an einen sanften Mann, der sie befruchtet und sie dann mit auf sein Schloss nimmt. Ha, dass ich nicht lache. Alles Firlefanz! Die Menschen sind verdorben. Sie kennen nur ihren eigenen Nutzen und trampeln über dich hinweg, wenn du ihnen im Weg bist. Du musst es ihnen gleich tun, sonst überlebst du nicht. Ich weiß, wovon ich rede.“
Sie richtete sich auf und sah ihn böse an. Eingeschüchtert durch ihren Blick und den strengen Ausdruck ihres Gesichtes gab er nach.
„Gut! Ich tue was du verlangst. Aber ich bestehe auf deine Anwesenheit. Ich bestehe darauf, deinen nackten Körper anstarren zu dürfen. So wie jetzt. Das bringt mich auf Touren.“
„Oh, das klingt aufregend. Sehr aufregend.“
*
Am Abend saßen sie vereint beim Essen um den Tisch. Lea, Philippine, Frieda und Karl. Es ging ihm besser, aber das Essen wollte ihm noch nicht so recht schmecken. Nachdem er eine Weile lustlos und mit gesenktem Kopf vor sich hingekaut hatte, sah er irritiert vom Teller auf, ließ seinen trüben Blick schweifen und fragte gelangweilt, wo denn Alberta sei. Philippine antwortete, sie habe einen Spaziergang zum Weiher gemacht und wundere sich, dass sie um diese Zeit noch nicht zurück sei.
Während sie es sagte, beobachtete sie aufmerksam die ältere Schwester. Diese wagte sich kaum zu rühren, schob apathisch das Essen in den Mund und sah dabei ängstlich um sich. Philippine blickte zur Mutter. Die hingegen zeigte keine Sorge, sie war die Ruhe selbst. Gelassen schöpfte sie vom Bohneneintopf und servierte es ihrer Lieblingstochter.
„Alberta ist fünfzehn, Frieda fast siebzehn. Beide СКАЧАТЬ