Die Bluthunde von Paris. Christina Geiselhart
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Название: Die Bluthunde von Paris

Автор: Christina Geiselhart

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737553322

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СКАЧАТЬ gehe, melde ich es dem königlichen Aufseher des Ortes Saint-Ouen. Er kann mit seinen Hunden die Gegend durchstreifen.“

      „Vergebliche Liebesmüh, Philippine!“ Ein Messer in der Hand, um den Laib Brot zu schneiden, den Frieda aufgetragen hatte, stellte sich die Mutter provozierend am Kopf des Tisches auf und blickte ihre Tochter streng an. „Glaubst du im Ernst dieses Pack von Ausseher sorge sich um die entlaufene Tochter des Folterers? Sie werden dich davonjagen!“ Ihr scharfer Blick schoss von Philippine zur ältesten Tochter. Diese duckte sich und seufzte leise. „Was gibt es da zu seufzen?“, zischte Lea.

      Mit einem Male herrschte eine bleierne Stille im Raum. Karl war zur Tür gegangen und hielt plötzlich inne. Langsam drehte er sich um. Zu langsam, als dass es mit seinem schwerfälligen Körper hätte zu tun haben können. Es war Drohung in seiner zeitlupenhaften Bewegung. Drohung, Zorn und Hass.

      „Darf man nicht mehr seufzen, wenn die Tochter verschwunden ist, was?“ Er hob die Faust, rührte sich hingegen nicht von der Stelle. Sein verzerrtes Gesicht sah furchterregend aus. „Du elendes Weib hast keinen Funken Mitleid mit dem armen Ding. Schuldig solltest du dich fühlen, ein hässliches Geschöpf geboren zu haben. Aus deinem dreckigen Schoß ist es geschlüpft und ich wette meinen Schädel, der vielleicht nicht viel wert ist, dass es dein schlammiger Schoß so unansehnlich gemacht hat.“

      „Schwätzer! Philippine ist dem gleichen Schoß entsprungen und ist schön wie der Morgen!“

      „Aber sie hat einen Pferdefuß, dummes Weib. Dein Unterleib ist ein Sündenloch, aus dem keiner ungeschoren herauskommt und es ist besser für mich, deinen Teufesleib zu meiden.“

      „Da tust du gut daran!“ Lea hatte noch immer das Messer in der Hand. Seine Schneide blitzte, ihre Hand spannte sich um den Griff. Geräuschvoll stand Philippine auf. Ihre Augen funkelten von Tränen und Zorn.

      „Hört auf zu streiten! Habt ihr Alberta ganz vergessen? Es geht um meine Schwester und nicht um euch.“

      „Du hast Recht!“ Karl lehnte sich gegen die Holzwand neben der Tür. Er wirkte krank, hatte eine grünliche Gesichtsfarbe und Schweiß auf der Stirn. Mit dem schmutzigen Ärmel seines Hemdes wischte er sich über die Augen.

      „Hieß es nicht, sie sei nicht alleine gegangen? Wer war bei ihr?“ Ohne aufzusehen, wartete er auf Antwort. Philippine humpelte um den Tisch herum zu Friedas Platz. Diese hatte Blick und Kopf gesenkt und zitterte.

      „Du hast doch jemand gesehen, Frieda. Warum willst du nicht sagen, wer es war?“ Philippine berührte ihre Schulter. Als habe sie sich verbrannt, zuckte Frieda vor der Hand zurück. Schüttelte sie ab wie ein ekliges Insekt.

      „Ach! Du hast jemand gesehen, Frieda?“, fragte Lea. Ganz plötzlich hatte ihre Stimme einen besorgten, mitfühlenden Klang. „Schau mich an, mein Kind, wenn ich mit dir rede!“

      Vorsichtig hob Frieda das Gesicht. Ihr Blick streifte die Schwester, den Vater und glitt schließlich zur Mutter. Dort blieb er hängen. Dort klebte er fest, als suche er Halt. Als suche er Hilfe und Antwort.

      „Nun, antworte, mein Kind! Wen hast du gesehen?“

      Philippine beobachtete gespannt den Blickwechsel von Mutter und Tochter. Was spielt sich in den beiden Köpfen ab, schien sie sich zu fragen. Erst jetzt sah auch Karl auf. Er hatte weder von Friedas nervösem Zucken noch vom Blickaustausch der beiden Frauen etwas bemerkt. Deshalb sagte er ungeduldig: „Los, los! Zier dich nicht so lange. Ich hab viel Arbeit und wenig Zeit, mich mit eurem Kram zu befassen. Mit wem ist sie losgezogen?“

      „Nun mach schon den Mund auf! Mit wem ist sie losgezogen, zum Teufel!“, wiederholte Lea eindringlich und genauso ungeduldig wie ihr Mann, mit dem Unterschied, dass Karl sichtlich die Lust verlor, während Leas flammender Blick das Mädchen Frieda zu verbrennen drohte.

      „Es war ... es war ...“, begann sie stockend.

      „Wer?“ Philippine legte wieder ihre Hand auf die Schulter der Schwester. Wieder schüttelte diese sie erschrocken ab.

      „Der Nachbarsjunge!“, schoss es plötzlich aus ihrem Mund. „Ja, der Nachbarsjunge. Sie gingen gemeinsam in den Wald hinein und seitdem hat sie keiner mehr gesehen!“, fuhr sie ungewöhnlich rasch fort. Ungläubig starrte Philippine auf ihre Schwester, die gehetzt zu sein schien, außer Atem, deren Herzschlag am Hals zu sehen war, so sehr pochte es.

      „Und der Junge? Ist er bis heute auch nicht heimgekehrt?“

      „Was weiß ich?“ Frieda war gereizt. „Hab ich vielleicht auch noch beobachtet, ob sie gemeinsam zurückgekommen sind? Ich kann ja nicht alles wissen. Lasst mich in Ruhe!“ Sie machte Anstalten aufzustehen, aber der Blick ihrer Mutter fesselte sie an den Stuhl. Besorgt sagte diese:

      „Iss jetzt deine Suppe. Du siehst ja ganz grün aus, mein Kind!“

      Den Bruchteil einer Sekunde flackerte Misstrauen in Karls Augen. Doch dann wandte er sich unwirsch ab. Vor sich hinnuschelnd stieß er die Tür auf. Ehe er hinausging, drehte er sich um und zischte: „Ach, leckt mich doch alle am Arsch!“

      Philippine gab sich nicht so leicht zufrieden. Unter gesenkten Lidern wanderte ihr Blick von der Mutter zu Frieda. Irgendwas stimmt da nicht!, dachte sie. Aber ich werde schon dahinter kommen.

      *

      Erstaunlich schnell war die kleine Frieda geschäftsfähig. Schon nach zweiwöchigem Einreiten konnte sie gewinnbringend eingesetzt werden. Lea hatte das richtige Gespür für das arme, reizlose Geschöpf.

      Außer ihrem Körper besaß sie nichts, aus dem sie Kapital schlagen konnte. Was jedoch entscheidend Friedas Entwicklung zur Hure beeinflusste, war die Hoffnung, durch ihren Körper endlich Anerkennung, ja sogar ein wenig Liebe zu bekommen. Genau das hatte Lea erkannt und Merlen angewiesen, Frieda Lust zu verschaffen, ihr das Gefühl zu geben, geliebt und begehrt zu werden. Ihr einzureden, sie könne mit ihrem Körper Männer verrückt machen, bis sie vor ihr katzbuckelten und ihr Reichtümer versprachen. Sobald Frieda an sich zweifelte, weil sie im Spiegel, den Lea für teures Geld erstanden hatte, zu lange auf ihr Muttermal, die platte Nase und den tiefen Haaransatz, der ihr etwas Finsteres verlieh, starrte, wischte Lea alle Unsicherheiten mit großartigen Worten hinweg: „Nicht alle Verführerinnen waren schön. Manche waren sogar potthässlich und konnten sich dennoch vor Liebhabern und Anwärtern nicht retten. Warum? Weil sie wussten, wie man Mannsbilder ankettet. Weil sie es verstanden, die Kerle zu Boden zu zwingen, sie gierig zu machen bis sie sabberten. Wir leben in einer Zeit, in der lüsterne Frauen rar sind. Mache es dir zunutze und die Kerle werden dich nicht nur begehren. Sie werden dich auch lieben.“

      Friedas Herz schlug höher. Es war das, was sie suchte. Arme, in die sie sich schmiegen konnte. Hände, die sie liebevoll streichelten, ein Mund, der sie küsste und sagte: Du bist die Schönste. So war Merlen! Dass er im Auftrag ihrer Mutter handelte, wusste sie nicht und wollte sie auch nicht wissen. Merlen war jung, gut gebaut, hatte wuscheliges Haar und es erfüllte sie mit Glück, wenn er ihr ins Ohr raunte: „Frieda, du bist wunderbar. Du bist die Schönste, die Heißeste, ein Kleinod unter den Frauen. Mit dir werden wir reich.“

      Und Frieda wurde zunehmend lüstern. Ihre Hemmungslosigkeit und Freude am ältesten Gewerbe der Welt sprach sich rasch herum. Sämtliche Hufschmiede der näheren und später weiteren Umgebung stellten sich in Merlens Dachkammer ein, wo Frieda die Männer mit Raffinessen empfing. Ihr Können und Einfallsreichtum lockten bald auch wohlhabende Mannsbilder an.

      Für besondere Kunden wurde Frieda vor der Verabredung in einen Zuber getaucht und gründlich gewaschen. Dann überschminkte СКАЧАТЬ