Название: Die Bluthunde von Paris
Автор: Christina Geiselhart
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783737553322
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Es sei zu des Mädchens Sicherheit, beschwichtigte Lea, gleichzeitig sträubten sich ihr die Haare bei dem Gedanken, die gute Kundschaft könne den Preis herunter treiben oder gar eines Tages ganz weg bleiben. Unermüdlich grübelte sie nach einer Lösung. Eine kleine Wohnung zu mieten, widerstrebte ihr, da sie das erluderte Geld samt und sonders selbst einstreichen wollte. Und so kam ihr Philippines Nachricht, sie könne beim Pfaffen von Saint-Ouen täglich drei Stunden zusätzlich umsonst lernen, weil sie so begabt sei, wie gerufen. Zufrieden nahm Lea auch die Nachricht entgegen, der Gottesmann habe in Paris einen Facharzt gefunden, der Philippines Fuß untersuchen wolle. Es gäbe entsprechendes Schuhwerk, allerdings müsse es angepasst und dann angefertigt werden und das sei zeitaufwändig. Außerordentlich gelegen kam der Mutter Philippines Einsatz bei der Suche nach Alberta. Wie sie es vermutete, hatte der Aufseher von Saint-Ouen wenig Lust verspürt, seine Leute und Hunde in die Wälder zu schicken, um nach einer unbedeutenden Göre zu suchen. „Sie wird mit ihrem Freundchen zu den Räubern gestoßen sein und ein sittenloses Leben führen!“, hatte der Aufseher gesagt und Philippine fortgeschickt. Nun durchsuchte das Mädchen nach ihrem Unterricht beim Pfaffen allein zu Pferde Wälder und Wiesen, was bedeutete, dass das Haus des Folterers vom frühen Nachmittag an bis in die Abendstunden leerstand. Frieda konnte demnach ungestört Freier empfangen. Lea rieb sich die Hände. Alles klappte wie am Schnürchen.
Peinlich verfolgte sie die Arbeitszeit ihrer Tochter und wachte darüber, dass sie sich mit einem Kerl nicht länger als eine halbe Stunde aufhielt. Das war lange genug. Danach musste Frieda gewaschen werden, ruhen und sich umziehen. Mehr als drei Männer konnte sie nicht bedienen. Lust empfand Frieda nur beim Ersten, egal wie er aussah. Von der Mutter vorbereitet und gereizt, wartete sie mit schwellenden Brüsten und geschürztem Rock, unter dem ihre nackte Scham blitzte. War einer noch jung und sah ordentlich aus, entkleidete sie sich geübt vor seinen Augen, drapierte ihr Haar über Brüste und Bauch und öffnete ihre prächtigen Schenkel. Kein Mann sah ihr in dem Augenblick noch ins Gesicht.
*
Die Auskunft des Nachbarn hatte Philippine beunruhigt. Ja, in der Tat! Sein Sohn sei schon seit Tagen fort, aber gewiss nicht mit Alberta. Er wollte nach Lyon zu einem Onkel, um dort das Handwerk des Ebenisten zu erlernen. Schon lange habe er hier nur herumgehockt und über die Arbeit in der Ziegelfabrik geschimpft. Dabei müsse man doch froh sein, eine Arbeit zu haben, egal wie erschöpfend sie sei. Aber diese Jugend will hoch hinaus. Nein, nein. Mit Alberta sei er gewiss nicht losgezogen.
Was sollte er auch mit dem armseligen Mädchen anfangen? Es sei wahrhaftig nur ein Klotz am Bein. Seine Aussage hatte Philippine geschockt und mit trauriger Miene hatte sie den Nachbarn angesehen. Der schämte sich plötzlich, verzog mitleidig das Gesicht und fügte eilig an: „Na, ja. Mädchen ist Mädchen. Sie war ja freundlich. Immer anständig zu allen Nachbarn. Auch hilfsbereit. Und ist sie auch nicht so ansehnlich, so hat sie doch etwas unterm Rock, das auch meinen Jungen interessieren könnte. Trotzdem ...“ Ehe er seinen Satz beendete, wandte sich Philippine angewidert ab. Und die Worte, die er ihr beschwichtigend hinterher rief, konnten den Eindruck, den sie von der Gesinnung des Nachbarn gewonnen hatte, nicht mildern .
„Es tut mir leid, Philippine, dass ich dir nicht helfen kann. Mit Sicherheit weiß ich nicht, ob mein Junge in Lyon angekommen ist. Noch habe ich keine Nachricht - der Junge kann ja kaum die Feder richtig halten – aber ich vertraue ihm. Sobald ich Kunde von ihm habe, sollst du es wissen.“
Fast ein Monat war seit ihrem Verschwinden vergangen. Wie hatte Alberta in all der Zeit überlebt? Wie hat sie sich ernährt?
Philippine stellte sich immer wieder die gleichen Fragen und fand immer die gleichen Antworten: Sie lebt bei den Räubern oder ist mit dem Nachbarsjungen nach Lyon geflohen. Aber vielleicht ist sie auch tot? Warum findet man dann ihre Leiche nicht?
5. Kapitel
Mai 1786.
Mit angewinkelten Beinen saß Lea im Gras und beobachtete ihre schöne Tochter, die schwerelos auf Vraem an den Ufern der Seine entlang trabte. Hin und wieder machte sie ein paar Kunststücke, zog die Knie bis ans Kinn oder streckte die Beine aus und kitzelte mit ihren Füßen die Pferdeohren. Dann drehte sie sich, saß mit dem Rücken zu seinem Kopf und ritt verkehrt herum, ohne Sattel, ganz mit dem Tier verwachsen. Nichts brachte sie aus dem Gleichgewicht. Sie vertraute Vraem und das Pferd vertraute ihr. Fast ein Jahr hatte Albano sie im Reiten unterrichtet. Er hatte ihr geholfen, täglich den Stall zu säubern, denn das war mit ihrem verkrüppelten Fuß Schwerstarbeit.
Er hatte ihr gezeigt, wie man ein Tier wäscht und trocknet, wie man es bürstet, damit sein Fell schimmerte, sein Schweif und seine Mähne seidig glänzten. Das tägliche Reittraining hatte die Muskulatur des Pferdes gestärkt, nun rundete sich seine Kruppe und kein Knochen stand mehr heraus. Pflege und Liebe verwandelten das stumpf aussehende Tier in einen silbernen Schimmel, und manchmal hätte Lea nicht sagen können, wer nun schöner war: Vraem oder ihre Tochter. Ja, der junge Mann war doppelt nützlich gewesen. Er hatte Philippine zu einer ausgezeichneten Reiterin gemacht und gleichzeitig Leas Schoß viel Gutes getan.
Dank ihrer Leitung hatte sich der ungeschickte Junge zu einem brauchbaren Liebhaber entwickelt, war gehorsam, fügsam geworden und hatte eine erstaunliche Auffassungsgabe und Ausdauer gezeigt. Und er war nicht dumm gewesen. Leider hatte er sich längst davon gemacht und statt seiner hielt sich Lea den einfältigen Merlen. Dessen Hirn war nicht größer als das eines Spatzes, jedoch sein Schwanz funktionierte Tag und Nacht.
Die Frau ließ sich auf den Rücken fallen und blickte verträumt in den Himmel. Kein Wölkchen trübte das glasklare Blau, die Luft strich sanft über die hohen Gräser und Leas Wangen, so dass ein köstlicher Schauder sie erfasste. Sie verspürte Lust, wenn sie an den hübschen Albano dachte und unwillkürlich öffnete sie ihre Schenkel, lüftete den Rock und hielt ihren Schoß der Sonne entgegen. Meistens war sie nackt unter ihrem Kleid und als die heißen Strahlen ihre Scham kitzelten, stöhnte sie sehnsüchtig auf. Ich bin ein verruchtes Weib, dachte sie und streichelte ihre Schenkel. Ich kenne nur meine Tochter und die Wollust.
Alles andere ist mir egal. Mein einfältiger Mann, die beiden Mädchen, sie alle interessieren mich nicht. Sie können alle zum Teufel gehen, wenn nur meiner geliebten Philippine eine glänzende Zukunft winkt und sich ein junger Kerl hin und wieder um meinen Hintern kümmert.
Warum aber bin ich so verrucht, und warum so schrecklich, dass ich nicht einmal um meine toten Kinder trauere, geschweige denn um die verschollene Alberta? Ha, verschollen! Ich bin recht froh, sie los zu sein. Aber warum sind alle herzlichen Regungen für Menschen, die mir am nächsten stehen, in mir abgestorben?
Während sie sich ihren Gedanken hingab, wanderten ihre Hände zwischen ihre Schenkel. Sie liebkoste ihre Scham behutsam, zärtlich, wie um sie zu besänftigen, sie zu trösten. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte sie an Gott geglaubt und daran, dass er sie unter seine Fittiche nehmen und entschädigen würde für die bittere Kindheit unter dem Dach ihres Vaters.
Doch Gott scherte sich einen Dreck um sie. Als sie sechzehn wurde, lenkte er die Schritte eines Verhörvollstreckers ins elterliche Haus und keinen Prinzen. Gott sah ungerührt zu, wie sie von diesem Kerl brutal entjungfert wurde, ließ es geschehen, dass der rohe Mann jahrelang fast täglich ihre Brüste knetete, seinen übel riechenden Mund auf ihre Lippen presste und ihr armselige Kinder zeugte. Zuerst hatte sie Frieda geboren. Ein schmächtiges Ding mit einem runden Gesicht, winzigen Augen, langen Ohren. Am meisten jedoch СКАЧАТЬ