Название: Die Bluthunde von Paris
Автор: Christina Geiselhart
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783737553322
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Und in den Kulissen ihrer Phantasie erschien ihr der Mann noch anziehender, noch schöner und alles was er sagte, zweifelte sie nicht mehr an. Am gestrigen Nachmittag hatte er zum ersten Mal von sich gesprochen. Er sei der Sohn eines edlen Mannes, der in Bordeaux als Buchhalter arbeite und sich wenig um das schere, was um ihn herum geschah. Aber Frankreich leide, das Volk hungere, Missernten und eine schlechte Politik verwandelten Frankreich schrittweise in ein Totenreich, in dem der König, seine Königin und sein dekadenter Hofstaat gespenstisch regierten.
„So kann es nicht weitergehen. Wir müssen uns erheben!“, hatte er leidenschaftlich gerufen. „Ich heiße Maxence Victurnien Vergniaud und bin kein Träumer wie mein Vater. Er ist noch jung und könnte die Welt aus den Angeln heben mit seiner Energie aber er sitzt in seiner geliebten Gironde, im schönsten Teil von Bordeaux, genießt das Leben, hat wechselnde Maitressen seit meine Mutter tot ist. Er schimpft auf die Minister des Königs, tut aber nichts, um etwas zu ändern. Ich allerdings, ich werde mit Gleichgesinnten dafür sorgen, dass Louis XVI der letzte König sein wird. Die Zeit der Könige ist abgelaufen. Zu viele Irrtümer und Misswirtschaft haben sie unglaubhaft gemacht. Louis zum Beispiel unterstützt die amerikanische Revolte, die sich gegen die englische Vorherrschaft erhebt und verbraucht dabei fast eine Milliarde Francs. Er wird von seinen Finanzministern übervorteilt.“ Obwohl Philippine nicht alles glauben konnte, hatte sie nie Einwände erhoben. Im Gegenteil, sie hatte reges Interesse an weiteren Erklärungen gezeigt.
„Jacques Necker zum Beispiel legte dem König eine Bilanz vor, in der die enorme Staatsschuld als Gewinn erscheint. Der König lässt sich alles auftischen, solange es seine Ruhe nicht stört. Und als Innenminister Malesherbes dafür plädierte, den geheimen Haftbefehl des Königs ...“
„Sie meinen den lettre de cachet, der es erlaubt, jeden Bürger grundlos in die Bastille zu werfen und hinter ihren Mauern auf ewig verschwinden zu lassen?“, hatte sie dazwischen gerufen. Sie hatte in einer Ecke des Sofas gesessen, Maxence in der anderen. Noch nie war er ihr so nahe gewesen. An den hellen Steinwänden zeichneten sich ihre Schatten ab, warmer Geruch nach Holz erfüllte den Raum. Wenn sie nicht sprachen, hörten sie das Prasseln des Feuers und den Gesang von leise fallendem Schnee, unterbrochen vom wohligen Schmatzen Vraems. Maxence hatte den angrenzenden Raum vom Schotter befreit und Heu und Torf darin verteilt. Es war fünf Uhr nachmittags gewesen und der Abend kündigte sich an, doch Philippine hatte sich nicht von Maxence losreißen können.
„Als also Malesherbes den Haftbefehl zumindest zu mildern versuchte, sträubt sich der König unter dem Druck vieler Adliger. Denn, einmal abgeschafft, können sich die feinen Herzöge und Grafen ja nicht mehr so einfach der Leute entledigen, die ihnen lästig werden. Was ich damit sagen will: der König ist wankelmütig, unentschlossen. Er gehört nicht auf den Thron. Er ist noch immer das Kind, das er war, als er mit sechzehn Jahren Marie-Antoinette heiratete, die naive Tochter des österreichischen Kaisers. Hast du gewusst, warum sie sieben Jahre keine Kinder bekam?“
Natürlich wusste Philippine es nicht.
„Weil er sie nicht liebte und weil er ohnehin mit der körperlichen Liebe nichts anfangen konnte.“
Er hatte sich vorgebeugt und Philippine ernst angesehen. „Mit dir kann ich doch offen reden, oder nicht? Menschen, die einen Makel haben, sind für vieles aufgeschlossener als die makellosen.“
„Ich habe keinen Makel!“, hatte Philippine energisch ausgerufen.
*
Sie erwachte im Morgengrauen. Als sie die Augen aufschlug, sah sie Maxence. Er stand im Raum und streckte die Arme nach ihr aus. Erschrocken schloss sie sie wieder. War er ihr gefolgt? Wusste er wessen Tochter sie war? Oh, das durfte nicht sein! Es würde den Schimmer Hoffnung zunichte machen, der ihr einziges Licht war in diesem schummrigen, erstickenden Dasein. Ja, sie hielt sich an diesem Schimmer fest. Sie pflegte ihn, polierte ihn mit ihrem Wesen, ihrer Wissbegierde. Es war absurd an seine Liebe zu glauben. Ein Bündnis zwischen dem Edelmann und der Tochter des Folterers war ebenso undenkbar wie das Ende der Könige. Maxence aber machte ihr Mut. Er kämpfte für seinen Traum, er riskierte dabei sogar sein Leben. Sie wollte ihm in nichts nachstehen. Weder an Schönheit, Bildung, noch an Mut. Auch sie würde für ihren Traum kämpfen.
Sie rieb sich die Augen und setzte sich im Bett auf. Niemand war da, außer Frieda, die hinter dem trennenden Vorhang tief atmete. Ihre Gedanken an Maxence waren so stark, dass sie für einen Moment geglaubt hatte, er stände leibhaftig im Raum. Wie sehr musste sie ihn doch lieben!
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