Название: Die Bluthunde von Paris
Автор: Christina Geiselhart
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783737553322
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„Fangt an zu essen! Eure Brüder kommen!“, sagte Marthe, die zur Tür gegangen war, um die Herren von Tours, Reims, Blois und Toulons hereinzulassen.
3. Kapitel
1782
„Ein Pferd? Wozu ein Pferd für den Krüppel? Schnitze der armen Kleinen ein paar vernünftige Krücken, damit sie einigermaßen gehen und arbeiten kann, wie es Brauch ist.“ Angewidert starrte Karl auf Philippines armseligen Fuß. „Wo kämen wir hin, gäbe ich unser sauer verdientes Geld für die Spielereien deiner verwöhnten Tochter aus?“ Er spuckte aus und stierte nun seine Frau an, die am Herd stand, den Rock geschürzt, das Haar aufgelöst.
„Du bist ein Geizhals, ein Knicker. Das Geld, das du mit dem Schrecken verdienst, steckst du in neue, fürchterliche Instrumente und sparst an Anschaffungen, die uns das Leben erleichtern könnten.“ Lea stemmte die Hände in die Hüften und schleuderte wilde Blicke nach ihm. Der Folterknecht erhob sich. Drohend näherte er sich zunächst dem Mädchen, so dass dieses fürchtete, von ihm geschlagen zu werden. Wenn er wütend war, schlug er blind zu, und es konnte zuweilen auch Philippine treffen. Gewohnt, sich flink auf einem gesunden Fuß und einem kaputten davon zu machen, duckte sich die Kleine, kroch zwischen seinen Beinen hindurch und wieselte hinaus. Die beiden anderen Mädchen hatten sich längst in den Schuppen geflüchtet, wo sie abwarteten, bis der Alte sich beruhigt hatte. Nun stand er mit glasigen Augen seiner Frau gegenüber, die genau wusste, was auf sie zukam. Je schneller es rum ist, umso besser, dachte sie und riss die Bluse auf. Ihre schwellenden Brüste entfesselten seine latente Gier und im Nu hatte er die Hose gelockert. Lüstern stürzte er sich auf sie, drehte sie um, ritt sie gegen die Tischplatte, knetete ihre Brüste und stöhnte dabei: „Du bist eine Hure! Eine saftige, wüste Hure, der ich es jetzt so richtig besorgen werde.“
„Du besorgst es mir ziemlich schlecht, aber nimm dich in Acht, eines Tages werde ich es dir auf eine Weise besorgen, bei der dir Hören und Sehen für immer vergeht!“, zischte Lea vor sich hin, während ihre Schenkel gegen die Kante des Tisches rammten. Als es rum war, knotete Lea die Zipfel ihrer zerrissenen Bluse zusammen und stieß den befriedigten, grunzenden Mann auf einen Stuhl. Hocherhobenen Hauptes, als habe sie die Szene überhaupt nicht gedemütigt, strebte sie auf eine Vertiefung in einem Winkel des Raumes zu, die durch eine Holzplatte verdeckt war. Dort lagerte sie Nahrungsmittel, die sich nur in der Kühle hielten: Butter, Käse, Fleisch und Cidre, den ihr Mann sehr gerne trank. Sie schob die Holzverkleidung beiseite und entnahm dem Lagerraum eine Flasche gekühlten Cidre und ein kleines Fläschchen. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie den Alten, der wie betäubt im Stuhl hing. Als sie sich vergewissert hatte, dass er sie nicht beobachtete, öffnete sie die Flasche und tröpfelte etwas Flüssigkeit aus dem kleinen Behälter hinein. Oh, nein, sie wollte ihn nicht vergiften. Sie brauchte sein Geld, denn bei aller Brutalität kümmerte er sich doch um die Familie. Niemand hungerte, alle hatten Kleidung, ein Dach über dem Kopf und es gab sogar einige Hennen im Schuppen. Sie wollte ihn nur benebeln, seinen Verstand zersetzen. Es fehlte das Pferd. Ein Pferd für Philippine.Mit schwingenden Hüften und freundlichem Gesicht ging sie zum Tisch, an dem ihr Mann wie benebelt hockte und goss ihm Cidre in den Becher. Karl griff durstig danach. Er leerte einen Becher, dann einen zweiten und einen dritten. „Du bist ein Knicker und manchmal ein ekliger Kerl, aber du bist ein guter Mann, der seine Familie nicht im Stich lässt. Du hast mich geritten wie ein Teufel und kannst das jederzeit wiederholen, aber gib mir nun das Geld für ein Pferd.“
„Lass mich mit deinem Pferd in Ruhe, Alte.“ Er griff nach der nachlässig geknoteten Bluse, die ihre Brustwarzen sehen ließen. Lea streifte sie ab, goss den Rest des Cidres über ihren Busen und setzte sich rittlings auf Karls Schoß.
„Ja, ja, leck es ab, mein Alter. Leck meine Euter, erfreu dich an ihnen, so lange du noch kannst.“
Er gehorchte. Er leckte und labte sich an ihnen, während sie ihr Becken auf seinem Schoß rieb und so tat, als genieße sie seine Begierde. Karl war ganz benommen. Er verschlang ihre Brüste in einem Zustand von Ekstase und Ohnmacht. Das Betäubungsmittel tat allmählich seine Wirkung. Bevor er einschlief, erschlich sie sich von ihm die Summe fürs Pferd. Sein Kopf fiel gegen ihre Brust. Er schnarchte. Erst jetzt richtete sich Lea auf. Wie leblos sackte da sein Körper in sich zusammen und kippte vom Stuhl. Lea gab ihm einen Tritt in den Hintern und spuckte auf ihn.
„Ja, ich bin eine Hure. Du hast Recht! An dem Tag, an dem ich dich geheiratet habe, wurde ich zur Hure, denn sonst hätte ich dich nicht genommen. Wer einen Henker und Folterknecht heiratet, muss am Boden liegen. Und das tat ich. Ganz unten, von einem Trunkenbold in den Dreck getreten, von einer geschundenen Mutter verlassen. Was hätte diese auch tun sollen? Ihre Hände waren entzündet vom täglichen Waschen. Ihr Rücken gekrümmt vom Tragen der Körbe und Wassereimer. Ihr Unterleib klaffend, wund geritten von ihrem Säufer von Mann, der nichts zustande brachte, als sich an ihr zu vergehen und sich zu betrinken. Er wollte, dass ich zusah, wenn er sich über Mutter hermachte. Ich habe mir geschworen, es allen Männern heimzuzahlen, ohne auf Freuden zu verzichten. Denn auch in mir brennt das Verlangen nach einem Mann. Nach einem richtigen Mann, der mir gut tut, der meinem Körper Ehre erweist. Aber das kannst du nicht, du armseliger Wicht!“
*
Am nächsten Tag gingen sie zum Pferdemarkt am südöstlichen Stadtrand. Er hatte seinen Anfang beim Krankenhaus La Salpetrière und zog sich nach Süden an staubigen Wiesen, Feldern und einzeln stehenden Häusern in die Länge. Nahe des Krankenhauses – an dessen Stelle hatte sich einst eine Salpeterfabrik befunden, daher sein Name – warteten stolze Tiere auf reiche Käufer, auf Herzoge, Grafen und Gräfinnen. Dort standen einige Baracken, gab es einen großen Brunnen, Karren mit Hafer, und die Balken, an denen die Pferde angebunden wurden, waren aus blankem Holz. Lea hielt es für überflüssig, soweit vorzudringen, da sie für ihre Tochter keinen Glanzrappen erstehen konnte. Deshalb flanierten Mutter und Tochter im Bereich der erschwinglichen Ware. Hier sahen jedoch die meisten Tiere heruntergekommen aus. Sie waren für den täglichen Gebrauch gedacht. Zum Ziehen der Fuhrwerke, zum Tragen von Lasten und hatten einen dummen, abgestumpften Ausdruck. Enttäuscht musterte Lea die abgemagerten Rücken, die zottigen Schweife und struppigen Mähnen, das glanzlose Fell. Manche hatten verkrüppelte Ohren, verkrustete Augen, manche derbe Fesseln wie Ackergäule, andere wiederum standen auf dünnen Beinen mit kurzen Röhren, dass man fürchtete, sie knickten jeden Augenblick ein. Nein, so stellte sich Lea Philippines künftiges Pferd nicht vor.
„Ich suche ein passables Reitpferd für meine Tochter und nicht einen ausgedienten Klepper!“ Forsch blickte sie den Pferdehändler an. Das sonnenverbrannte Gesicht des Mannes zuckte. Seine lange, dünne Nase kräuselte sich, die hellen, durchscheinenden Augen blitzten und verächtlich antwortete er:
„Womit willst du ein Reitpferd bezahlen, Frau? Mit deinem Hintern, vielleicht? An Geld scheint’s dir zu mangeln, aber sonst hast du was zu bieten.“ Er schnalzte und taxierte sie vom Scheitel bis zu den Hüften, wobei er besonders gierig auf ihre eng geschnürte Bluse starrte. Geringschätzig ließ sie den Händler stehen. Sie kannte diese Blicke, ja sie forderte sie geradezu heraus, denn Lea hatte im großen Spiel des Lebens keinen anderen Einsatz als ihren Körper. Solange ihre Formen fest und lockend waren, das rotbraune Haar üppig, handelte sie damit wie eine Marktfrau mit Gemüse. Spürte sie auf ihrem Hintern die Hand eines Kerls, der ihr nützlich sein konnte, war sie bereit, ihm ihre Schenkel zu öffnen. Lea liebte ihr Hurendasein, besonders wenn sie an aufregende Männer geriet. Da sie aber in ihrem Umkreis sehr selten einen aufregenden Mann traf, der sich für sie interessierte und ihr gleichzeitig nützlich sein konnte, begnügte sie sich hin und wieder mit der Jugend allein. In Anbetracht des derben und ungeschlachten Kerls, der ihr Ehebett entweihte, lief ihr beim Anblick blutjunger Männer das Wasser im Munde zusammen.
So erging es ihr mit dem Pferdeknecht, der gerade ein Tier bürstete, das in Leas Augen recht jämmerlich aussah. Aus seiner СКАЧАТЬ