Zensur im Dienst des Priesterbildes. Jessica Scheiper
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СКАЧАТЬ Jahresende 1991 flog er für knapp ein Jahr zurück in die Schweiz, wo er mit einer Evaluation der Equipeneinsätze der SMB begann. Diese Arbeit setzte er ab Oktober 1992 in Kolumbien fort. „Um zu erfahren, was von unseren missionarischen Einsätzen vor Ort aus der Sicht der Einheimischen geblieben ist, musste ich auf all diesen Plätzen mit der Bevölkerung ins Gespräch kommen. Der ständige Orts- und Klimawechsel war recht ermüdend.“132 Im Rahmen dieser Evaluationsarbeit reiste Crottogini Anfang 1996 außerdem nach Ecuador, Peru und Bolivien.

      Im Sommer 1996 kehrte Crottogini endgültig zurück in die Schweiz, wo er zunächst in seiner Heimatstadt und -region Chur in der Seelsorge tätig war.133 Crottogini nannte es selbst den „Beginn einer neuen ‚Missionsarbeit‘“, weil ihm auch kleinere „Diasporagemeinden“134 übertragen wurden. Im darauffolgenden Jahr feierte er den fünfzigsten Jahrestag seiner Priesterweihe in seiner Primizkirche, der Kathedrale von Chur. Im Jahr 2000 wurde er für vier Monate vertreten, um die einst begonnene Evaluationsarbeit abzuschließen.135 Für drei Wochen reiste er zudem noch ein letztes Mal nach Kolumbien. 2001 kehrte er schweren Herzens nach Immensee zurück. Nach der langen Abwesenheit und wegen der vielen freien Zeit ohne konkrete Aufgabe fiel es Crottogini zunächst schwer, sich in Immensee wieder einzuleben. Der Anschluss an Gesprächsgruppen erleichterte ihm die Rückkehr schließlich. Bis auf altersbedingte Krankheiten und einen Unfall im Mai 2002, bei dem er sich am rechten Schultergelenk verletzte, erfreute sich Crottogini guter Gesundheit.136 So hielt er 2002 auch noch einmal schriftlich fest, man möge nach seinem Tod seinen Leichnam „dem Anatomischen Institut der Universität [Fribourg; J. S.] […] zur Verfügung stellen.“137

      Schließlich verstarb Jakob Crottogini im Alter von 93 Jahren am 7. Mai 2012 in Immensee. Dort fand am 19. Mai 2012 ein Gedenkgottesdienst für ihn statt. Eine Beerdigung gab es nicht, weil man seinem letzten Wunsch entsprach und seinen Körper der Forschung vermachte.138

      37„Obwohl militärisch neutral, war die Schweiz als Exportnation in den Krieg und dessen Folgen voll involviert und zwar mit sehr unterschiedlichen Konsequenzen. […] Im europäischen Vergleich war die Schweiz mehr als glimpflich davongekommen. Doch diese Einschätzung entsprach nicht der Wahrnehmung der kleinen Leute, die sich als Leidtragende der Entwicklung sahen. Sie hatten mit jahrelangem Militärdienst bei minimalem Sold und durch die Verteuerung von Lebensmitteln die Hauptlast des Krieges getragen.“ (REINHARDT, Geschichte, 419).

      38 Vgl. StaLu, MEIER u. a., Biographie, 6 und StaLu, CROTTOGINI, Skizzen, 1.

      39 Vgl. StaLu, DERS., Chronologie, 1. Crottoginis älteste Schwester war zu diesem Zeitpunkt neun Jahre, die jüngste Schwester war drei Jahre alt (vgl. ebd.).

      40 StaLu, MEIER u. a., Biographie, 6.

      41 Vgl. ebd. sowie StaLu, CROTTOGINI, Skizzen, 1.

      42 Vgl. StaLu, MEIER u. a., Biographie, 6.

      43 Ebd.

      44 Ebd.

      45 „Was sie in dieser Zeit ohne Sozialhilfe, ohne Witwenrente oder anderweitige Unterstützung in der Stadt mit sieben unmündige[n] Kinder[n] durchgemacht hat, von dem hatte ich damals keine Ahnung. Das ist mir erst viel später aufgegangen“, so Crottogini im Alter von 83 Jahren (vgl. StaLu, CROTTOGINI, Skizzen, 1 und StaLu, MEIER u. a., Biographie, 6).

      46 StaLu, CROTTOGINI, Skizzen, 1.

      47 Ebd.

      48 StaLu, DERS., In memoriam Caminada, 1.

      49 Vgl. ebd., 1f. Christian Caminada (1876–1962) empfing 1900 die Priesterweihe, war seit 1934 Generalvikar und 1941 wählte ihn das Domkapitel zum Bischof von Chur (vgl. SURCHAT, Caminada, 122f. und SAUSER, Caminada, 285). Bei den Kindern, die den hageren Dompfarrer „Plattfuss Indianer“ (StaLu, CROTTOGINI, In memoriam Caminada, 1) nannten, war er beliebt. Dies lag nicht zuletzt an den beiden Vatikanmarken, die der Schüler mit den besten Antworten am Ende einer jeden Unterrichtsstunde bekam. Die Marken seien unter den Schülern begehrt gewesen (vgl. ebd.).

      50 Der Grundstein für die SMB wurde 1895 mit der Gründung der Apostolischen Schule Institut Bethlehem in Meggen bei Luzern gelegt. Der Gründer, Pierre Marie Barral, beabsichtigte, mittellosen Familien die Ausbildung der Söhne zu Priestern für Gebiete mit Priestermangel zu ermöglichen, etwa für „arme[] Diözesen, in der Diaspora und den Missionen“ (MEIER, Missionsgesellschaft, 209). Bereits 1896 wurde die Schule nach Immensee verlegt. 1916 wurde der Churer Diözesanarchivar Pietro Bondolfi vom Bischof von Chur zum neuen Institutsdirektor ernannt. 1920 erhielt die Schule das Recht, die staatliche Matura abzunehmen. Mit Dekret v. 30. Mai 1921 wurde die Missionsgesellschaft Bethlehem errichtet und der Jurisdiktion der Sacra Congregatio de propaganda fide unterstellt. So mussten sich zukünftige Schweizer Missionare nicht mehr anderen ausländischen Missionsgemeinschaften anschließen (vgl. ebd., 210). Gemäß den Vorrgaben des CIC/1917 war die Missionsgesellschaft keine religiöse Kongregation mit Gelübden, sondern eine Klerikergemeinschaft. Die Mitglieder verpflichteten sich durch ein öffentliches und eidliches Versprechen vor dem Generaloberen oder dessen Bevollmächtigten zum Dienst am Missionswerk der Gesellschaft und zum Gehorsam gegenüber den rechtmäßigen Oberen. (Vgl. Art. 2 Konstitutionen SMB). Die ersten Missionare der SMB wurden 1924 nach China in die Mandschurei entsandt (vgl. FREI, Bethlehem Mission Immensee, 354 und STOFFEL, Missionsgesellschaften, 312f.).

      51 StaLu, CROTTOGINI, Skizzen, 2 und vgl. StaLu, MEIER u. a., Biographie, 16. Zu der Mandschurei-Mission der SMB vgl. MEIER, Missionsgesellschaft, 213f.

      52 StaLu, MEIER u. a., Biographie, 6f.

      53 „Der Nachwuchs für die Gesellschaft ging vorwiegend aus dem zu diesem Zweck in Immensee geführten Gymnasium Bethlehem hervor.“ (SMB, Geschichte, o. S.).

      54 MEIER, Missionsgesellschaft, 212.

      55 Vgl. StaLu, CROTTOGINI, Skizzen, 2.

      56 Bei der Rekrutenschule handelt es sich um eine militärische Grundausbildung (vgl. SENN, Militärische Schulen, 585-587).

      57 Vgl. StaLu, CROTTOGINI, Skizzen, 2.

      58 In Art. 25 Konstitutionen SMB hieß das Noviziat „annus informationis“ (Probejahr).

      59 Vgl. MEIER, Missionsgesellschaft, 211.

      60 Pietro Bondolfi, der damalige Generalobere der SMB, hatte kürzlich erst bei dem frisch gewählten General Guisan einen Erlass erwirken können, dass auch Novizen zumindest für ein Jahr vom Aktivdienst befreit werden konnten. Zu Pietro Bondolfi vgl. HEIM, Bondolfi, 560f.

      61 Zur Promissio wurde gemäß Art. 30 § 1 Konstitutionen SMB nach Ablauf des Probejahres zugelassen. Die Aufname in die Gesellschaft geschah durch ein feierliches, eidliches Versprechen. (Vgl. ebd., Art. 42). Ferner ergänzte Art. 45 § 1, das eidliche Versprechen sei nach dem Probejahr zunächst auf zwei Jahre, dann bis zum Subdiakonat und schließlich auf immer abzulegen. § 2 gab vor, wer schon höhere Weihen empfangen habe, habe das eidliche Versprechen nach dem Probejahr auf drei Jahre abzulegen; danach würde er gleich zur ewigen Promissio zugelassen.

      62 StaLu, CROTTOGINI, Skizzen, 3.

      63 Ebd.

      64 СКАЧАТЬ