Название: Zensur im Dienst des Priesterbildes
Автор: Jessica Scheiper
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Forschungen zur Kirchenrechtswissenschaft
isbn: 9783429064198
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26 HENNING, Selbstzeugnisse, 135. Der sehr lange Nachruf für einen Mitbruder im Jahr 1999 habe ihn „zur Überprüfung meines eigenen Lebens und zu dessen möglicher Berichterstattung im Todesfall angeregt“, notierte Crottogini am 26. Feb. 2002 (StaLu, CROTTOGINI, Vorspann, 1).
27 Vgl. dazu ARNOLD, Umgang, 51.
28 StaLu, CROTTOGINI, Dokumentation, 2.
29 Archivar Albert FISCHER an Verf.in am 1. Sept. 2015 per E-Mail (H. v. Vf.in). Der Churer Generalvikar Martin Grichting bestätigte auf Anfrage vom 25. November 2015 diese Auskunft. Es handele sich um personenbezogenes Archivgut, für das eine Sperrfrist von 30 Jahren seit dem Tod des Betroffenen gelte. „Die Bistumsleitung möchte keinen Präzedenzfall schaffen, indem bereits drei Jahre nach dem Tod der betroffenen Person Archivbestände geöffnet werden.“ (GRICHTING an Norbert Lüdecke, 11. Dez. 2015, Schreiben liegt Verf.in vor). Eine Sondergenehmigung wäre gemäß § 32 der Benutzerordnung des Archivs in Chur („Anordnung über die Sicherung und Nutzung des bischöflichen Archivs Chur“) gleichwohl prinzipiell möglich gewesen, zumal Crottogini sich selbst schon an der Akte interessiert gezeigt hatte. Im August 2015 ging zudem eine Anfrage an den Churer Regens Martin Rohrer mit der Bitte um Auskunft über etwaige Archivbestände hinsichtlich der Fragebögen, die Churer Seminaristen einst für Crottogini ausfüllten. Rohrer leitete die Anfrage an Archivar Fischer weiter. FISCHER antwortete Rohrer am 21. Okt. 2015, er habe der Verf.in bereits mitgeteilt, im Churer Archiv gebe es keinen Nachlass Crottoginis. „Es entzieht sich auch meiner Kenntnis, wo ein solcher liegt bzw. aufbewahrt wird. Sämtliche Akten, welche mit Crottoginis Person in Zusammenhang stehen und bei uns oder in anderen kirchlichen Institutionen des Bistums Chur liegen könnten (z. B. Priesterseminar), so auch die Akten wegen Crottoginis Publikation ‚Werden und Kriese [sic!] des Priesterberufes‘, sind gesperrt (vgl. Sperrfristen in der Benutzerordnung des BAC […]). Es kann und darf also keine Einsichtnahme gewährt werden.“ Regens ROHRER leitete die E-Mail am 21. Okt. 2015 an Verf.in weiter.
30 Vgl. MATHEUS, Grundlagenforschung, 6; WOLF/SCHEPERS, Heiliger Stuhl, 496.
31 Eine Bitte um Erlaubnis zur Einsichtnahme in die Akten des Hl. Offiziums an Luis LADARIA SJ, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, lehnte dieser mit Schreiben vom 16. Jan. 2018 an Norbert Lüdecke ab. Der Brief liegt Vf.in vor. Etwa einhundert solcher Anträge auf Sondergenehmigungen gingen jährlich ein, erklärte jüngst der Archivar des Archivs der Kongregation für die Glaubenslehre Msgr. Alejandro Cifres im Interview (vgl. JUCHEM, Kirchengeschichte, o. S.). Den Zeitpunkt für die offizielle Öffnung der Bestände aus dem Pontifikat Pius’ XII. bestimme allein der Papst (vgl. DERS., Licht, o. S.).
32 GULLICKSON an Verf.in, 30. Nov. 2015.
33 Ebd.
34 Vgl. für dieses Rekonstruktions-Verfahren WOLF, Ketzer, 192–197.
35 Per E-Mail erhielt Verf.in auf schriftliche Anfrage vom 21. Aug. 2015 vom Mainzer Dom und Diözesanarchiv diese Auskunft.
36 Rückmeldungen kamen meist per E-Mail: von den Verantwortlichen des Africanum / der Afrikamissionare – Weisse Väter der Schweiz am 27. Aug. 2015, des Priesterseminars St. Beat in Luzern am 27. Aug. 2015, des Klosters Einsiedeln am 1. Sept. 2015, der Kapuzinerklöster in der Schweiz (Luzern, Stans und des Provinzarchivs) am 2. Sept. 2015, des Canisianums in Innsbruck am 3. Sept. 2015, des Klosters Engelberg am 7. Sept. 2015, des Priesterseminars Eichstätt am 7. Sept. 2015, des Priesterseminars Graz-Seckau am 15. Sept. 2015 und des Priesterseminars Freiburg i. Br. am 15. Oktober 2015. Sie alle bedauerten, über keine Unterlagen in dieser Angelegenheit zu verfügen.
ERSTER TEIL
1. Biografie
1.1 Kindheit und Ausbildung (1919–1940)
Jakob „Jaime“ Crottogini wurde am 9. August 1919 im Haus seiner Eltern in Chur geboren. Er kam als viertes von sieben Kindern zur Welt und wuchs im Kreise seiner Geschwister zunächst unbeschwert auf. Trotz der nachkriegsbedingten37 materiellen Engpässe mangelte es der Familie vergleichsweise an nichts. Der Vater war selbstständiger Maler, spezialisiert auf Kulissenmalerei, und die Familie hatte ein gutes Auskommen.38
Im Sommer 1924 sollte der fünfjährige Jakob einige Wochen auf dem Bergbauernhof der Großeltern im 10 km entfernten Churwalden/Pradaschier verbringen. Kurz nach seiner Ankunft auf dem Bauernhof verunglückte der Vater und starb wenige Tage später. Crottoginis Mutter wurde mit 32 Jahren zur Witwe und blieb mit sieben kleinen Kindern allein zurück.39 Aus den ursprünglich geplanten wenigen Wochen auf dem Bauernhof wurde deshalb ein Aufenthalt von einem Jahr. Von dem Tod seines Vaters erfuhr der Junge vorerst nichts und verbrachte eine schöne Zeit bei seinen Großeltern: „[A]ls Bergbauer hat mir das kolossal gut gefallen.“40 So gut, dass Crottogini später einmal selbst Bergbauer werden wollte.41 Nach einem Jahr kehrte er für die Einschulung zu seiner Mutter und seinen Geschwistern zurück. Auf die Frage nach dem Vater erklärte ihm die Mutter, der Vater sei inzwischen im Himmel.42 Es schien ihn nicht dauerhaft belastet zu haben: „Ich ging in den Kindergarten in Chur und dort haben uns die Schwestern erzählt, im Himmel sei es sehr schön, und sehr interessant, und sehr lustig und da dachte ich, das ist ja wunderschön.“43 Den Betrieb ihres verstorbenen Mannes musste seine Mutter bald verkaufen, um sich und die Kinder versorgen zu können. Finanziell wurde es trotzdem bald schwierig für die Witwe, weshalb „man […] die Kinder verteilen“44 wollte, wogegen sie sich aber wehren konnte. Von den Existenzsorgen und den finanziellen Nöten bekamen die Kinder dennoch kaum etwas mit.45 Im Gegenteil: „Von ihr habe ich das Urvertrauen mitbekommen, das mich auch in den dunklen Stunden nie ganz verlassen hat“46, so Crottogini über seine Mutter.
„Meine Mutter war eine gläubige, aber in keiner Weise bigotte Frau. Sie zeichnete mir ein Kreuz auf die Stirne, bevor ich zur Schule ging. Auch abends hat sie uns mit einem Kreuzzeichen in den Schlaf entlassen. Ihr hart geprüftes Gottvertrauen hat ihr die Kraft gegeben, uns alle durch ihre mit mütterlicher Güte gepaarte Strenge zu tüchtigen, selbständigen Frauen und Männern heranwachsen zu lassen.“47
Ab 1926 besuchte Crottogini die Primarschule (Volksschule) an der katholischen Hofschule in Chur. Unter dem Dach der Hofschule vereinten sich die Primar- und die Sekundarschule. Die katholische Hofschule, so Crottogini, „zählte zu meiner Zeit zirka 700 Schülerinnen und Schüler. Ohne Unterstützung der Stadt musste sie finanziell von den Katholiken allein getragen und darum sehr sparsam geführt werden.“48 Religions- und auch Geschichtsunterricht gaben dort oft die Domherren der Kathedrale von Chur. So war es etwa der Dompfarrer und spätere Bischof von Chur, Christian Caminada, der in Crottoginis Jahrgang Kirchengeschichte unterrichtete.49
In der Sekundarschule kam Crottogini durch einen Lehrer zum ersten Mal mit der Missionsgesellschaft Bethlehem (Societas Missionum Exterarum de Bethlehem in Helvetia)50 (SMB) in Kontakt. Anton, der Sohn eines Lehrers, war als Missionar dieser Missionsgesellschaft in China eingesetzt. Sein Vater berichtete oft und ausführlich von den Tätigkeiten des Sohnes, die die Phantasie der Kinder anregten:
„Im Klassenzimmer hing eine grosse Karte von China. Mit Fähnchen war darauf markiert, wo die einzelnen Missionare aus der Schweiz im Einsatz standen. СКАЧАТЬ