Im Januar trug Natasha Rot. Manfred Eisner
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Название: Im Januar trug Natasha Rot

Автор: Manfred Eisner

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783960085959

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СКАЧАТЬ Steffi, wir wissen noch nicht, um wen es sich handelt. Eine Vermisstenmeldung liegt uns bis dato nicht vor und neue Spuren konnten auch nicht gefunden werden. Die KTU hat alles sehr gründlich abgesucht und der Pathologe hat berichtet, was er ohne den Kopf und die Hände des Opfers sagen konnte. Wir tappen wirklich komplett im Dunkeln. Das Letztere bleibt natürlich unter uns – versteht sich doch, oder?“

      Anja nickt. Sie sieht nochmals in ihrem Notizblock nach. „Also: nicht identifizierte männliche Leiche, Alter um die vierzig, geschätztes Gewicht circa achtzig Kilo, wahrscheinlich etwa einssiebzig bis einsfünfundsiebzig groß, Schuhgröße dreiundvierzig. Vermutlich kurz vor der Silvester-Mitternacht nach Besuch der NDR-Fete mit einer Axt oder ähnlicher Tatwaffe hingerichtet. Tatort noch unbekannt.“

      „Das hast du ja alles gut zusammennotiert. Du kannst doch wirklich nicht behaupten, mein Kriminalrat hätte euch nicht genügend Daten geliefert. Dann zieh mal los und mach daraus einen spannenden Bericht. ‚Wer war der geheimnisvolle Tote, der vom Axt-Mörder bestialisch hingerichtet wurde?‘ Ihr seid doch die Gruselspezialisten!“

      „Schon gut, aber Fotos haben wir keine, leider!“

      „Wäre prima, wenn wir welche hätten!“ Kriminaloberkommissarin Steffi Hink hat einen Einfall. „Sag mal, Anja, warst du mit deinem Adlatus Maler nicht Silvester in der Halle 400, und hat er nicht dort fotografiert? Könnte ich Kopien von den Fotos haben?“

      „In Ordnung, Steffi. Du musst mir aber heilig versprechen, mir als Erste Neuigkeiten in dem Fall mitzuteilen. Dann lasse ich dir die Bilder zumailen.“

      „Abgemacht, versprochen!“

      „Ich bringe Ihnen heute meinen Obduktionsbericht persönlich vorbei, Herr Kriminalrat.“ Gerichtsmediziner Professor Klamm überreicht Harald Sierck die Akte.

      „Welch eine Ehre, sehr geehrter Herr Professor, herzlichen Dank!“

      „Na ja, es hat sich einfach so ergeben, ich hatte hier in der Nähe zu tun, da dachte ich mir, ich schau mal kurz herein und begrüße Sie. Außerdem haben wir bei der toxikologischen Analyse inzwischen eine bedeutsame Entdeckung gemacht.“

      „Prima, Herr Professor, darf ich gleich meine Mitarbeiter dazuholen, die den Fall bearbeiten?“ Sierck greift zum Telefon. Kurz darauf kommt Oberkommissar Sascha Breiholz ins Zimmer und begrüßt Professor Klamm. „Wo ist KOK Hink?“

      „Sie ist gerade außer Haus gegangen, wollte aber bald wieder da sein!“

      Wie auf ein Stichwort stürzt Steffi Hink herein. „Tut mir leid, Chef, ich musste nur kurz etwas erledigen. Hallo, Herr Professor, Sie hier?“

      „Ja, da staunt ihr, nicht wahr? Der Herr Professor ist so nett und bringt persönlich seinen Obduktionsbericht vorbei und hat uns obendrein etwas Bedeutendes mitzuteilen. Dann sperrt man die Lauscher ganz groß auf!“

      „Also“, begann Professor Klamm, „als wir die Leiche obduzierten, fanden wir glücklicherweise einen Rest Urin in der Blase des Verstorbenen. Wir haben diesen vorsichtshalber sofort eingefroren und zur Untersuchung in unser toxikologisches Labor geschickt. Dort konnte unsere wackere Frau Siemsen mit Hilfe der Gaschromatografie gerade noch winzige Spuren von Gamma-Hydroxynbuttersäure nachweisen. Das war ein Glücksfund, denn dieser Stoff, auch ‚Liquid Ecstasy‘ oder ‚K. O.-Tropfen‘ genannt, baut sich normalerweise binnen weniger Stunden im Körper ab. Weil aber das Wasser der Förde nur etwa 5 Grad Celsius hatte, ist es wahrscheinlich diesem Umstand zu verdanken, dass diese Reste überhaupt noch nachgewiesen werden konnten.“

      „Also, was sagt uns das, Leute?“ Sascha Breiholz fasst zusammen: „Nun, folgendes Szenarium wäre denkbar: Das Opfer ist bei der NDR-Silvesterfete. Irgendjemand schüttet ihm K. O.-Tropfen in seinen Drink. Willenlos geworden, wird er unauffällig aus der Halle 400 herausgeschleppt und man verfrachtet ihn zum Tatort, haut ihm Kopf und Hände ab und wirft den Leichenrest in die Förde.“

      Stilles Nachdenken.

      „Ja, könnte passen.“

      Sierck und Klamm nicken.

      Steffi Hink meint dazu: „Aber: Wer war der Tote? Motiv für die Tat? Wo ist der Tatort? Und natürlich: Wer ist oder sind die Täter?“

      „Genau das sollt ihr jetzt herausfinden!“ Kriminalrat Sierck setzt hinzu: „Also los, an die Arbeit, Leute!“

      „Und viel Glück dabei!“, wünscht ihnen Professor Klamm.

      Nili nimmt sich mal wieder ihr Tagebuch vor, denn sie hat einiges nachzuholen. Nachdem Oma Clarissa schon seit ihrer frühen Jugend die für sie bedeutenden und intimsten Gedanken ihren Tagebüchern anvertraut und gelegentlich Tochter und Enkelin daraus vorgelesen hatte – Nili hatte daraus so viele interessante Begebenheiten aus der Familiengeschichte, aber auch von den ereignisreichen Tagen der Flucht aus Nazi-Deutschland und aus dem bolivianischen Exil der Großeltern, ihrer Mutter Lissy und Onkel Oliver erfahren –, regte sie dies ungemein an, selbst diesem Beispiel Folge zu leisten. So hatte sie seit ihrem ersten Jahr am Hamburger Gymnasium damit begonnen und in unregelmäßigen Abständen immer dann jene erwähnenswerten Erlebnisse festgehalten, die ihr bedeutend erschienen. Nach Antritt ihrer polizeilichen Karriere in Hamburg und vor allem wegen eines damals unglücklich verlaufenen und für sie schmerzhaft beendeten Liebesverhältnisses hatte sie das Tagebuchschreiben für längere Zeit unterbrochen. Als sie einige Jahre später zur Kriminaloberkommissarin befördert worden und dann auch nach Oldenmoor zurückgekommen war, nahm sie sich fest vor, dieses wieder mit größerer Regelmäßigkeit aufzunehmen. Seitdem hält sie vor allem jene interessantesten Fälle schriftlich fest, mit denen sie in Berührung kommt. Allerdings nicht mehr handschriftlich, sondern sie tippt ihre Aufzeichnungen jetzt auf dem Laptop und speichert sie gesondert auf einer eigens dafür bestimmten und zur sicheren Aufbewahrung getrennten Festplatte.

       Frag ich mich ehrlich, liebes Tagebuch, ob ich glücklich bin, muss ich die Antwort in zwei Hälften teilen. Zunächst die schöne Hälfte, die persönliche. Ja, ich bin überglücklich! Dass Waldi und ich endlich zueinandergefunden haben, ist ein wunderbares Erlebnis! Wir verstehen uns einmalig gut, unsere Treffen sind herrlich harmonisch und amüsant. Unser Intimleben ist einfach himmlisch, auch in dieser Hinsicht ist unsere Beziehung ein Volltreffer! Es ist wunderschön, gelegentlich in der Früh aufzuwachen, den Geliebten neben sich zu fühlen und ihn anzusehen, während er noch im Schlaf versunken ist. Ich glaube auch oft zu erahnen, von welchen Erlebnissen er gerade träumt; das in seinem Gesicht angedeutete Lächeln sagt mir, es sind schöne Szenen, die sich da in seinem Gehirn abspielen. Wenn ich mich dann bei ihm unter seiner Decke einkuschele, dauert es nicht lange, bis seine starken Arme sehnsüchtig nach meinem Körper tasten und seine gierigen, heißen Lippen meine Brüste liebkosen. Er vermag es, mich im Nu zu erregen und es dauert nicht lange, bis wir beide, wunderbar gleichzeitig, beim explosionsartigen Höhepunkt angelangt sind (schäm dich, Nili, wie kannst du überhaupt so etwas schreiben!). Waldi hat mich für meine bisherige und ziemlich lang andauernde sexuelle Enthaltsamkeit großzügig entschädigt! Kurzum, wir sind sehr glücklich miteinander! Allerdings schleicht sich bei mir im Hintergrund immer die böse Angst um den Geliebten ein! Aber es ist bei Waldi sicherlich genauso, wenn er an mich denkt. Wir haben eben beide einen – wie heißt es so schön in der Amtssprache? – mit erhöhtem Risiko behafteten Beruf. Und mit diesem Stichwort komme ich zur zweiten Hälfte, der weniger zufriedenstellenden. Meine Versetzung zum Dezernat 22 – Wirtschafts-, Korruptions- und Umweltkriminalität – kam für mich aus heiterem Himmel und ohne jegliche Vorwarnung und ich nehme dies meinem vormaligen Chef wirklich ein wenig übel! Nun, ich СКАЧАТЬ