Tattoos & Tequila. Vince Neil
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Tattoos & Tequila - Vince Neil страница 12

Название: Tattoos & Tequila

Автор: Vince Neil

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854453543

isbn:

СКАЧАТЬ Uhr danach stellen, dass Vince sofort zu brüllen begann. Den ganzen Tag über war er ruhig, bis ich zur Tür reinkam. Ich sagte zu Shirley: „Meine Güte, kannst du ihn nicht beruhigen? Ich muss unbedingt schlafen, ich habe so lange gearbeitet.“ Und im Scherz fügte ich hinzu: „Wenn das Geschrei nicht aufhört, dann klappe ich den Kofferdeckel zu!“

      Als Vince 15 war, kaufte ich ihm einen alten Chevrolet-Pickup, Baujahr 53. Er war grundiert und hatte große, schwarze Räder mit Split-Six-Felgen; der Abgaskrümmer lief in zwei Auspuffen unter den Trittbrettern aus. Vince hatte noch keinen Führerschein, aber wir hatten den Truck irgendwo entdeckt, und selbst mir gefiel er sehr. Er kostete mich nur 700 Dollar. Damals dachte ich, bis wir den fertig aufgemotzt haben, hat Vince bestimmt auch seinen Lappen. Ich baute sogar ein Schiebedach ein, und meine Frau nähte kleine Gardinen für das Rückfenster.

      Vince hatte damals einen Freund, der behauptete, schon einen Führerschein zu besitzen, und ich glaubte ihm das. Die beiden fuhren gern mit dem Truck herum. Wie sich dann nachher herausstellte, stimmte das gar nicht, die beiden hätten gar nicht am Steuer sitzen dürfen. Vince rammte schließlich irgendetwas und zerbeulte den hinteren Kotflügel des Wagens.

      Ich behielt den Truck noch eine Weile und verkaufte ihn später für 100 Dollar an einen Nachbarn. Der holte ihn ab, und seitdem habe ich den Wagen nicht mehr gesehen. Es war wirklich ein hübscher kleiner Truck. Vince hatte hinten für sein Surfbrett eine spezielle Halterung montiert – ich erinnere mich noch an einen Typen, der ihm dieses Ding mal wegnehmen wollte. Vince war noch jung, in seinem ersten Jahr auf der Highschool vielleicht. Er hatte lange Haare und stand auf Musik. Der andere Kerl war ein durchtrainierter Sportler und ein bisschen älter. Er machte sich über Vince lustig – weil er lange Haare hatte oder vielleicht auch nur, weil er erst in der neunten Klasse war; vermutlich war er damals ein leichtes Opfer. Der Typ nervte Vince jedenfalls mal wieder, und mein Junge hatte wohl endgültig die Nase voll. Er holte aus und schlug dem Kerl mitten ins Gesicht. Und weil der eine Zahnspange trug, richtete dieser Schwinger ziemlich großen Schaden an.

      Ich musste schließlich vor Gericht – seine Eltern verklagten uns auf 500 Dollar Schmerzensgeld oder so was. Das musste ich dann zahlen. Der Junge mochte Vince ja wirklich mit Worten provoziert haben, aber Vince hätte ihn deshalb nicht schlagen dürfen. Das ist aber das einzige Mal, dass wir mit Vince in seinen jungen Jahren Ärger hatten.

      Eins werde ich nie vergessen. Irgendwann, als Mötley Crüe allmählich bekannter wurden, schickte Vince eine Limo, um uns zu einem Konzert abzuholen. Eine große schwarze Stretch-Limousine. Ich war völlig überwältigt und sagte zu Vince: „Du weißt, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie in so einem Ding gesessen habe?“

      Er sah mich an und lächelte stolz: „Tja, Dad, dann gewöhn dich mal dran.“

      Das war ein herrlicher Moment. Nie hätte ich gedacht, in meinen wildesten Träumen nicht, dass Vince einmal so weit kommen würde. Es gibt so viele talentierte Menschen, die es niemals schaffen, so viele, die nie berühmt werden. Ich vermute, Vince war zur rechten Zeit am rechten Ort und hatte genug Talent. Wie ich schon sagte, ich bin sehr stolz – ich habe ihm seine erste Gitarre gekauft.

symbol.jpg

      Als ich in der dritten oder vierten Klasse war, veränderte sich Compton allmählich, und es war abzusehen, wohin die Entwicklung führen würde. Es zogen immer mehr Schwarze und Leute aus der Unterschicht dorthin. Überall hingen die Gangs herum. In meinem Viertel herrschten die Crips und die AC Deuceys. Der Bruder meines besten Freundes, Paul, zählte zu den Anführern der Crips, deswegen bekam ich nicht so viel Prügel, wie ich sonst vielleicht hätte einstecken müssen. Ein paar Crips hausten direkt auf der anderen Straßenseite in einer Wohnung, die sie auch als Clubraum nutzten. Und um die Ecke wohnten noch ein paar von den Jungs. Ich steckte also mittendrin. Zwischen den Crips und den AC Deuceys war immer Krieg. Es gab Schießereien, es wurde aus fahrenden Autos gefeuert, aber das war lange bevor die Crack-Epidemie die ganze Gang-Problematik so in die Schlagzeilen brachte. Es waren ganz normale Bandenkriege, Sharks gegen Jets sozusagen, es ging um Gebietsansprüche und Ehre, um Dinge, um die Männer seit Jahrhunderten kämpfen.

      Eines Tages kam ich von der Schule und sah vier Kids, die einen ziemlich gut angezogenen, geschniegelt wirkenden Typen überfielen. Sie schossen auf ihn, klauten ihm die Turnschuhe und ließen ihn auf der Straße liegen. Ihm lief das Blut aus dem Mund. Irgendjemand rief den Notarzt und die Polizei. Es war ein schrecklicher Anblick, wie der Typ da Blut spuckte. Er konnte nicht mal mehr sprechen. Ich war damals noch ziemlich klein.

      Danach war es, als hätte sich ein Hebel umgelegt. Ein paar Tage später wartete ich vor unserem Haus auf den Eiswagen, so wie immer. Die vier Gang-Mitglieder, die den Typen wegen seiner Turnschuhe erschossen hatten, kamen aus der Wohnung der Crips. Zwar wusste ich, dass meine Schuhe keinem von diesen Riesentypen passen würden, aber ich war trotzdem ziemlich nervös, als sie über die Straße auf mich zukamen. Ich hatte nur einen Gedanken: Jesus, ich hoffe, die wollen sich auch nur für ein Eis anstellen.

      Der größte von ihnen ging ganz links und trug ein schwarzes T-Shirt. Über seine Arme zogen sich rote Linien, wie rituelle Narben. Er starrte mich die ganze Zeit über an. Mein Mund wurde trocken, und mir zitterten die Knie. Ich war vielleicht zehn oder elf Jahre alt.

      Bevor ich wusste, was lief, trennte sich der große Typ von den anderen. Er packte mich und wirbelte mich herum, wie man es in den Filmen immer mit den Geiseln macht, und hielt mir die Arme fest. Dann schob er die Hände in meine Taschen und wühlte darin herum. Ich hatte nur 15 Cent für das Eis, mehr nicht. Dann spürte ich ganz kurz so etwas wie Druck auf der Kehle. Es ging ganz schnell und fühlte sich auch nicht so an, als ob er viel Kraft angewendet hätte. Zunächst war da auch noch gar kein Schmerz. Aber dann fingen meine Neuronen an zu schreien; ich fühlte, wie etwas meinen Hals herunterrann. Man hatte mich mit einem Messer oder einer Rasierklinge verletzt. Es heißt, dass man bei einem scharfen Messer den Schnitt an sich gar nicht mitbekommt, und erst später den Schmerz fühlt. Gewissermaßen eine Reaktionsverzögerung, als ob dein Körper einen Augenblick lang gar nicht merkt, dass er verletzt worden ist.

      Zwar fand der Angriff bei helllichtem Tage statt, aber keiner der Nachbarn hob auch nur einen Finger, um mir zu helfen. In einem von Gangs beherrschten Gebiet ist das total krass, weil alle so viel Angst haben. Die Leute wollen gute Nachbarn sein, sicher, aber wenn es dann darum geht, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, um jemand anderen zu retten, dann hört die Freundschaft auf. Irgendwie rappelte ich mich wieder auf und bin wohl auch wieder ins Haus gelaufen. Was dann passierte, weiß ich nicht mehr. Irgendjemand – meine Mom? Meine Nachbarin? – hat mich ins Krankenhaus gebracht. Ich wurde genäht. Ich weiß nicht mehr, mit wie vielen Stichen, aber der Schnitt lief seitlich über mein Gesicht und übers Kinn. Die Ärzte erklärten, das Messer hätte meine Schlagader nur um zwei Zentimeter verfehlt. Das ist Schicksal, was? Ich hätte an diesem Tag sterben können. Im Krankenhaus betuttelten mich alle Schwestern. Ich bekam schließlich so viel Eis, wie ich nur essen konnte.

      Als ich wieder zur Schule musste, kümmerte sich meine Lehrerin, Mrs. Anderson, fürsorglich um mich. Sie war ein ehemaliges Playmate, mit langem, glattem, braunem Haar und einer Figur wie Jessica Rabbit – tataa! Irgendwo in einer meiner Garagen liegt noch eine Playboy-Anthologie herum, in der sie als Pin-up zu sehen ist. Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass sie bei mir das Licht angeknipst hat. Sie öffnete mir die Augen für eine der wichtigsten Erkenntnisse meines ganzen Lebens: Ich liebe Frauen. Wenn ich eine schöne Frau sehe, dann bin ich wie ein Kind. Dann folge ich nur einem Instinkt: Habenwollen.

      In den Stunden, die Mrs. Anderson unterrichtete, in ihrer Nähe, hatte ich dieses warme, angenehme Gefühl. Noch hatte ich keine Ahnung von Sex, obwohl ich die dazugehörigen Wörter kannte. Aber irgendwie bekam ich mit, dass ich für Mrs. Anderson das empfand, was ein Mann eben für eine Frau fühlt. Es war wie der erste Zug an der Crack-Pfeife: Ein wilder Rausch, dem ich seither hinterherjage.

      Wenn СКАЧАТЬ