Tattoos & Tequila. Vince Neil
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Название: Tattoos & Tequila

Автор: Vince Neil

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854453543

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СКАЧАТЬ historischen Konzert oder so. In dem neuen Hard Rock Café, das hier auf dem Strip kürzlich eröffnet hat, hängt jetzt in einer großen Glasvitrine ein ziemlich cooler Anzug von mir – mit dieser langen Jacke, die ich anhatte, als wir mit Aerosmith auf Tour waren. Da kommen jede Menge Erinnerungen wieder hoch. Wenn meine Hosen doch nur reden könnten. Die könnten sich vielleicht an ein paar Geschichten erinnern, die mir schon entfallen sind. (Zum Beispiel diese Lederhosen, die ich auf dem Cover von Shout At The Devil getragen habe – die könnten allein ein ganzes Kapitel bestreiten.)

      Dann werden wir uns jetzt also jeden Tag mittags treffen. Zumindest mal bis auf weiteres. Nur, wenn es sich negativ auf meine Stimme auswirkt, müssen wir uns das vielleicht noch mal überlegen. Das habe ich über die Jahre jedenfalls gemerkt: Singen belastet die Stimme gar nicht mal so sehr, aber Sprechen. Wir werden mal sehen, wie das so geht. Vielleicht müssen wir den Zeitplan einfach umstellen, sodass ich dann tagsüber probe und aufnehme, und du dann später am Abend ins Studio kommst. Oder wir reden zwischen den Sessions. Das Studio ist ganz in der Nähe. Nur fünf Minuten von hier, in den Lagerhallen gleich hinter dem Strip. Ich könnte ein paar Stunden arbeiten, und dann kommst du rum und wir reden. Wie auch immer. Das kriegen wir schon hin.

      Mir gefällt es aber auch, dass wir uns im Feelgoods treffen, weil ich das Gefühl habe, dass ich jetzt, wo wir dieses Buch schreiben, ein ganz anderer Mensch bin als der junge Typ, der vor 30 Jahren seine Karriere begann. Ich bin nicht mehr einfach nur ein Frontmann oder Sänger. Heute bin ich genauso sehr Geschäftsmann. Und das gefällt mir. Business ist eine tolle Sache, weil man da nichts weiter tun muss, als Entscheidungen zu treffen. Ich meine, man muss nichts Schweres tragen. Man muss keine Gräben ausheben. Man muss sich noch nicht einmal Textzeilen merken. Stattdessen arbeitet dein Geld für dich, während du auf deinem Hintern sitzt. Das ist wesentlich weniger anstrengend, als 90 Minuten pro Abend über eine Bühne zu rennen. Probier das ruhig mal aus. Man hat gemessen, dass ich bei jeder Show um die 20 Kilometer zurücklege. 20 Kilometer! Ich kann mich noch erinnern, da war mal so ein Gig in Atlanta, und ich war schon Mitte 40; ich glaube, es war 2005. Du meinst, Rock’n’Roll hätte nichts mit Sport zu tun? Ich erzähl dir was: Ich renne da über die Bühne, große Schritte, richtig mit Elan, und sprinte von einer Seite zur anderen, als ich plötzlich – PENG! – diesen unheimlichen Schmerz in der Wade fühle. Als erstes dachte ich, man hätte auf mich geschossen, oder ich wäre von einem Metallstück getroffen worden. Auf der Bühne wird man ja mit allem Möglichen beworfen, Flaschen, Bolzen, Geschosse aller Art, da fliegen ja nicht nur Höschen. (Das wäre doch vielleicht auch ein schöner Untertitel für das Buch: Es fliegen nicht immer nur Höschen!) Nach der Show hat der Tourmanager die ganze Bühne nach dem Ding abgesucht, das mich getroffen hatte, aber es war nichts zu finden. Aber meine Wade, verdammte Scheiße, die tat so was von weh und wurde sofort dick wie ein Ballon.

      Wie sich dann aber rausstellte, hatte mich gar nichts getroffen. Ich hatte mir einen Muskelfaserriss zugezogen. Einfach so. Das hat man im Krankenhaus bei einer Magnetresonanztomographie festgestellt. Wie irgendso’n blöder Sonntagssportler, der sich beim Softballspiel mit der Firma die Achillessehne verletzt. Bloß war’s bei mir eben der Wadenmuskel. Aua. Das hat unheimlich wehgetan, und ich bekam als erstes eine fette Dosis Schmerzmittel. Zwei Tage später war ich schon wieder auf der Bühne und habe die Tour zu Ende gebracht. Ein anderes Mal hatte ich mir den Knöchel gebrochen und musste ohne Gehgips auf Tour. Da habe ich mir einen alten Turnschuh aufgeschnitten und einen Gips gebastelt. Die Show muss schließlich weitergehen, oder?

      Ja ja, Opa erzählt vom Krieg. Ich weiß, ich weiß … Alte Rockstars fallen tief. Aber ich will gar nicht jammern. Schließlich sitze ich hier im VIP-Bereich meines eigenen Restaurants an einem coolen, maßgefertigten Tisch in Gitarrenform. Und nicht nur das, mir gehört die ganze Scheiße. Ich bin 48 Jahre alt, 175 Zentimeter groß, 77 Kilo schwer. Die Zeiten der Elasthan-Hosen sind vorbei. Ich habe drei Schönheits-OPs hinter mir. Aber was meinst du, wer mehr Frauen abschleppt, du oder ich? Die Zeit hinterlässt nun einmal Spuren. Ich bin keine 21 mehr. Aber ich bin wahrscheinlich besser in Form als damals. Anfang der Achtziger waren wir dünn, keine Frage, aber nicht besonders gesund. Es ist ein Wunder, dass wir überhaupt überlebt haben. Wir sind damals nicht gerade gut mit unseren Körpern umgegangen. Eine Flasche Jack Daniel’s und ein geklautes Päckchen Hotdogs – das ist nicht gerade das, was sich Experten unter einer ausgewogenen Ernährung vorstellen. (Wenn ich jetzt so darüber nachdenke – ich glaube, wir haben uns nicht mal die Mühe gemacht, die Dinger heiß zu machen.) Später, als wir zum ersten Mal etwas Geld in der Tasche hatten, gab es eine Phase, in der jeder in der Band gewissermaßen explodiert ist. Alle sahen um die Kiemen herum ziemlich grün aus. Das Problem? Wir konnten es uns plötzlich leisten, alles zu essen, zu schniefen, zu schlucken oder zu spritzen, was wir wollten. Wir haben jeder Laune nachgegeben – und das sah man uns natürlich an. Es war reines Glück, dass wir uns damals nicht umgebracht haben. Vielleicht sah es so aus, als hätten wir es genau darauf angelegt, aber zumindest von mir selbst weiß ich, dass es nie meine Absicht war, dabei draufzugehen. Ich wollte mich einfach geil fühlen, verstehst du? Ich war auf der Suche nach dem Kick, dem High, dem superintensiven Orgasmus. Jung sterben und eine schöne Leiche abgeben? Ist nicht mein Ding. Da lege ich mich lieber beim Schönheitschirurgen unters Messer.

      Heute sind die Ausschweifungen von früher Geschichte. Nachdem ich jahrelang hemmungslos gesoffen habe, bin ich jetzt weitgehend trocken. Drogen nehme ich überhaupt nicht mehr. Das ist vorbei. Und mit dem Trinken habe ich vor drei Jahren aufgehört. Die Tequila-Brennerei gehört mir jetzt seit vier Jahren. Und deswegen habe ich Schluss gemacht – ich habe zu viel Tequila getrunken. Tja, und jetzt habe ich seit drei Jahren nicht mal mehr meinen eigenen Stoff probiert.

      Mir fehlt es nicht, high oder betrunken zu sein. Überhaupt nicht. Ich bin jetzt viel produktiver als früher und kriege viel mehr geregelt. Morgens stehe ich um sieben auf und koche Kaffee. Wer hätte gedacht, dass ich eigentlich ein Frühaufsteher bin? Aber ich würde das mit den ganzen geschäftlichen Angelegenheiten nicht auf die Reihe kriegen, wenn ich noch immer so fertig wäre wie früher. Es kommt mir gar nicht mehr der Gedanke, mich zudröhnen zu wollen. Drogen sind einfach so … langweilig. Nüchternsein ist cool. Na gut, hin und wieder trinke ich vielleicht mal ein Glas Champagner. Aber das war’s dann auch schon. Kein Vergleich zu früher. Jetzt habe ich so viele Sachen am Laufen. Die Tattoo-Studios, Vince Neil Ink. Meine Solo-Platte. Mötley Crüe. Feelgoods. Tres Rios. Vince Neil Aviation – da starte ich gerade erst durch, aber weißt du was? Meine Flugzeuge sind total abgefahren – Flammenmotive an den Seiten, Inneneinrichtung mit Leopardenfell, eine Bar mit allen Schikanen. Wenn du mal richtig nach Rockstarmanier in die Luft gehen willst, dann musst du mit mir fliegen. Das wird super.

      Wahrscheinlich achten wir inzwischen alle auf unsere Ernährung, vor allem, wenn wir das Gefühl haben, dass unsere Frauen uns beobachten. Wie viel Hühnerfleisch verträgt man wohl? Ziemlich viel, würde ich sagen. Ich will dich nicht enttäuschen, aber ich bin inzwischen dafür bekannt, zum Mittagessen einen chinesischen Hühnersalat und eine Cola Light zu bestellen. Einige von uns haben nun mal Gewichtsprobleme, wenn sie nicht auf Tour sind. Aber wenn wir unterwegs sind, auf der Bühne und so, da ist das total anders. Auf Tour renne ich 90 Minuten ununterbrochen herum, manchmal auch länger. Wenn ich zwischen den Songs kurz von der Bühne gehe, dann sehe ich aus, als hätte ich Basketball gespielt. Dann bin ich nass bis auf die Haut, total verschwitzt. Und zwar jeden Abend, fünf Tage die Woche. Für mich liegen hinter der Bühne immer ein Handtuch und ein Fön bereit, neben dem ganzen anderen Kram, den ich noch so brauche. Während eines Schlagzeug- oder Gitarrensolos trockne ich mich schnell ab und föne mir die Haare. Diesen Backstage-Bereich mit meinen ganzen Sachen nennen die anderen „Vince’s World“: mein Handtuch, mein Fön, jede Menge Mineralwasser, Halspastillen … ah, ich verrate dir mal ein Berufsgeheimnis: Lakritzbonbons sind die besten, die öffnen einem wirklich die Kehle. Normalerweise gab es auch immer ein oder zwei Groupies in Vince’s World. Aber jetzt bin ich ja zum vierten Mal verheiratet und … sagen wir mal so, diese Geschichten gehören jetzt der Vergangenheit an.

      Ich habe mal gelesen, dass ein Basketballspieler während eines NBA-Spiels, das 48 Minuten dauert, um die acht Kilometer zurücklegt. Da hast du es. An fünf Abenden in der Woche leiste ich mehr als das Doppelte! СКАЧАТЬ