Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman. Tessa Hofreiter
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Название: Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman

Автор: Tessa Hofreiter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Landdoktor

isbn: 9783740980528

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СКАЧАТЬ schaute ihn voller Verachtung an. »Kathis Bluse ist also von allein zerrissen? Und sie ist aus Spaß kopfüber die Treppe hinuntergefallen? Mann, ich konnte sehen, dass du sie gestoßen hast!«

      Abwehrend streckte Gisbert beide Hände aus. »Nein, nein, das stimmt nicht, es war ein Versehen! Ich wollte sie nur festhalten!«, rief er hastig. Sein Handy, das auf dem Gartentisch lag, begann hartnäckig zu klingeln.

      »Du kannst sagen, was du willst, die Polizei wird die Wahrheit herausbekommen«, erwiderte Wendelin kalt.

      »Polizei? Wer redet denn hier von Polizei?«, rief Gisbert nervös.

      »Falls Kathi dich nicht anzeigt, werde ich es tun«, antwortete Wendelin mit fester Stimme.

      »Anzeigen? Du spinnst doch!« Gisbert rief zu seinen Freunden hinüber: »Kann mal endlich jemand an mein verdammtes Handy gehen?«, und an Wendelin gewandt fuhr er fort: »Es war ein Missverständnis, ein bedauerlicher Unfall, und natürlich komme ich für alle Kosten auf. Dafür brauchen wir doch keine Polizei.«

      Wendelin bedachte ihn nur mit einem verächtlichen Blick, drückte ihm seine Wagenschlüssel in die Hand und wollte sich abwenden.

      In diesem Augenblick rief Bernhard, der das Gespräch auf Gisberts Handy angenommen hatte, in die Runde: »Ich versteh kein Wort von dem, was dieser Mann gesagt hat. Gisbert, ich soll dir ausrichten, dass der Transporter langsamer als gedacht vorankommt, es gibt zu viele Staus. Der Bär wird erst morgen Abend hier sein.«

      Wendelin blieb wie angenagelt stehen.

      »Ein Bär?«, rief er fassungslos.

      Auch die anderen Männer riefen verständnislos durcheinander. Gisbert unterdrückte einen Fluch. Jetzt war also auch noch seine Überraschung aufgeflogen, und das ausgerechnet in Wendelins Gegenwart. Mit Sicherheit würde er die allergrößten Schwierigkeiten machen.

      Gisbert riss sich zusammen und versuchte, ganz cool und lässig zu wirken. »Als ich euch zur Jagd eingeladen habe, da wollte ich euch einen ganz besonderen Leckerbissen vorsetzen – eine Bärenhatz.«

      Wendelin glaubte, nicht richtig gehört zu haben. »Du willst eine Bärenjagd veranstalten? Hier?«, fragte er ungläubig.

      Auch die anderen Männer waren sehr erstaunt und riefen aufgeregt durcheinander. Gisbert verschaffte sich Ruhe und fuhr fort: »Ich habe im Osten einen jungen Braunbären gekauft, der eigentlich heute Abend hier sein sollte. Nun müssen wir unsere Jagd um einen Tag verlegen, aber das ist doch kein Problem, nicht wahr, meine Herren? Ich biete die einmalige Gelegenheit, in freier Wildbahn einen Bären zu erlegen, was für ein Abenteuer.«

      »Ja, bist denn du völlig verrückt geworden?«, übertönte Wendelin die begeisterten Rufe der erlebnishungrigen Männer. »Das ist ein großes Raubtier, das nach dem tagelangen Transport ausgehungert und gereizt sein wird. Das ist kein Abenteuer, das ist lebensgefähr­licher Leichtsinn, in diesen Wäldern sind ahnungslose Menschen unterwegs! Und ihr alle seid keine erfahrenen Jäger und sicheren Schützen. Diese Idee ist nicht nur strafbar, sie ist der helle Wahnsinn.«

      »Komm, Wendelin, nun sei kein Spielverderber.« Jetzt gab sich Gisbert kumpelhaft. »Wäre das nicht auch für dich eine irre Sache, auf eine Bärenjagd zu gehen? Du bist selbstverständlich eingeladen.«

      »Ja, irre ist genau das richtige Wort«, erwiderte Wendelin aufgebracht. »Du hast ja keine Ahnung, worauf du dich einlässt. Wie stellt ihr euch das überhaupt vor? Der Bär kommt hier aus dem Transporter, ihr lasst ihm einen gewissen Vorsprung, und dann kreist ihr Supermänner ihn ein und ballert los?«

      »Ich würde es anders ausdrücken, aber genauso ist der Plan«, antwortete Gisbert prahlerisch.

      Wendelin versuchte es mit Vernunft. »Denk doch mal vernünftig nach«, sagte er so ruhig wie möglich. »Du unterschätzt die Gefährdung, die von einem gereizten Bären ausgeht. Nicht nur ihr begebt euch in große Gefahr, sondern jeder, der sich in den Wäldern aufhält. Davon einmal abgesehen, begehst du eine Straftat. Du hast schon eine Menge Ärger wegen der Sache mit Kathi am Hals, willst du noch diesen Wahnsinn mit der Bärenjagd daran hängen?«

      »Mensch, Wendelin, das muss doch niemand erfahren«, sagte Gisbert und klopfte Wendelin kumpelhaft auf die Schulter. »Für dich springt auch noch eine Extra-Prämie dabei heraus. Wir sind hier doch ganz unter uns.«

      Wendelin wich vor ihm zurück und hatte schon sein Handy in der Hand. »Und ob das jemand erfahren muss!«, erwiderte er empört. »Dieser Wahnsinn muss gestoppt werden. Ich rufe jetzt die Polizei.«

      Gisbert war so schnell, dass Wendelin nicht rechtzeitig reagieren konnte. Er schnappte sich das Handy und warf es hinüber zu seinen Gästen, die es auffingen. »Nein, das wirst du nicht!«, sagte er drohend und winkte seinen Freunden näherzukommen. »Du wirst jetzt für einige Zeit verschwinden und uns unseren Spaß haben lassen.«

      Streuner begriff die Gefahr für Wendelin sofort und sprang mit einem wütenden Knurren auf Gisbert los. Dieser trat nach dem schnappenden Tier und brüllte: »Ruf deinen verdammten Köter zurück oder ich knalle ihn ab!«

      »Streuner, aus! Lauf, lauf!«, schrie Wendelin in höchster Angst um seinen Hund.

      Das treue Tier ließ zornig bellend von Gisbert ab, drehte sich irritiert zu seinem Herrchen um und verstand die Welt nicht mehr. Sein Mensch brauchte Hilfe und schickte ihn weg?

      »Lauf! Lauf weg!«, rief Wendelin wieder und deutete in den Wald.

      Streuner spürte, dass es seinem Menschen bitterernst war und rannte los. Mit großen Sätzen sprang er die Böschung hinauf und verschwand im Gestrüpp.

      »Sein Glück!«, knurrte Gisbert. Er fixierte Wendelin mit einem drohenden Blick. »Wir sind zu sechst und du bist allein. Willst du es darauf ankommen lassen?«

      Wendelin befand sich in einer aussichtslosen Situation. Weder kam er an sein Handy heran, noch käme er schnell genug zum Auto, um Hilfe zu holen. Auch zu Fuß würden sie ihm in dieser Überzahl den Weg abschneiden. Er versuchte tapfer, sich zur Wehr zu setzen, aber gegen die Übermacht kam er nicht an. Sie packten ihn und stießen ihn in den massiven, fensterlosen Holzschuppen. Die Tür flog zu und wurde von außen mit Schloss und Riegel gesichert. Er saß fest ohne die Möglichkeit, Förster und Polizei auf die drohende Gefahr aufmerksam machen zu können.

      »Ihr alle reitet euch immer tiefer in die Sache rein!«, schrie er und trommelte mit beiden Fäusten gegen die Tür. »Hört auf, ehe ihr die Folgen nicht mehr absehen könnt!«

      »Gib Ruhe!«, schrie Gisbert zurück. »Du kommst morgen Nacht wieder frei, wenn wir den Bären erlegt haben, also mach jetzt keinen Aufstand.«

      Wendelin war verzweifelt. Er konnte nicht fassen, dass sich erwachsene, einigermaßen intelligente Männer auf so ein unverantwortliches Abenteuer einließen. Er musste unbedingt verhindern, dass der Bär hier freigelassen wurde, nur wie? Aufgeregt schaute er sich im Holzschuppen um.

      Es gab kein Fenster, nur zwei kleine Luken zur Belüftung. Sie waren von innen mit hölzernen Läden geschlossen, die er zwar öffnen konnte, trotzdem konnte er nicht hindurch steigen. Sie waren so winzig, dass höchstens ein Kind hindurch gepasst hätte. Leider lagen hier weder Axt noch Beil oder ein anderes Spaltwerkzeug, mit er die Tür hätte aufhebeln können. Er hatte nur die Kraft seiner Hände und seiner Gedanken. Irgendeine Idee, wie er die Gefahr abwenden konnte, musste er doch haben!

      Wendelin СКАЧАТЬ