Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman. Tessa Hofreiter
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Название: Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman

Автор: Tessa Hofreiter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Landdoktor

isbn: 9783740980528

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СКАЧАТЬ Wolldecke gegeben. Er hatte sich wie im Gefängnis gefühlt, was ja tatsächlich der traurigen Wirklichkeit entsprach. Seine Versuche, mit Gisbert vernünftig zu reden, hatten zu nichts geführt. Der andere Mann war wie vernagelt und dachte nur an das aufregende Abenteuer Bärenjagd.

      Was Wendelin nahezu verrückt machte, war sein Handy, das draußen auf dem Tisch lag. Durch die vordere Luke konnte er es sehen, aber natürlich nicht erreichen. Er hörte es klingeln, und die Männer machten sich einen Spaß daraus, ihm zuzurufen, wer angerufen hatte. So wusste er, dass Gregor Leutner und der Landdoktor versucht hatten, ihn anzurufen. Wendelin ahnte, dass diese Anrufe etwas mit Kathi zu tun hatten, und fuhr fast aus der Haut. Er musste sich zur Ruhe zwingen, um den Gesprächen draußen zu lauschen, denn er wollte genau wissen, was die Jagdgesellschaft plante.

      Man hatte die Jagd bestens vorbereitet. Weil Wendelin nicht dafür in Frage kam, sich um den erlegten Bären zu kümmern, sollte das der Fahrer des Transporters übernehmen. Allmählich wurde den Abenteurern der Boden unter den Füßen zu heiß, und sie wollten sofort nach der Jagd abreisen. Deshalb wurde an diesem Abend kaum gezecht, sondern alle waren bald im Haus mit dem Zusammenkramen und Einpacken ihrer Sachen beschäftigt. Sie beluden ihre Autos mit dem Gepäck und gingen dann ins Bett. Nach und nach legte sich tiefe Ruhe über Haus und Hof, und aus den Wäldern war nur noch ab und zu der Ruf eines Käuzchens zu hören.

      Wendelin hockte auf dem Fußboden des Holzschuppens und versuchte, nicht den Mut zu verlieren. Er musste immer an Kathi denken und hoffte, dass sie inzwischen gut versorgt und möglichst schmerzfrei war. Weiter wagte er nicht zu denken, denn die Szene bei ihrer Familie zu Hause steckte ihm tief in den Knochen. Dass sogar Kathis Vater annahm, er habe seine Tochter so verletzt, machte ihn unendlich traurig und nahm ihm jeden Elan, sich gegen dieses Missverständnis zu wehren. Auch seine Sorge wegen der verrückten Bärenjagd wuchs. Ihm war immer noch nichts eingefallen, wie er auf die drohende Gefahr aufmerksam machen konnte.

      Plötzlich wurde er durch ein leises Geräusch aus seinen Gedanken gerissen. Die eine Lüftungsluke war vom Haus ab- und dem Wald zugewandt und genau dort hörte er ein Kratzen, Scharren und aufgeregtes Schnuppern. Wendelin ging hinüber und versuchte hinauszusehen. Was er sah, ließ sein Herz einen Satz machen: Streuner stand hoch aufgereckt auf den Hinterläufen und scharrte mit den vorderen aufgeregt an der Holzwand. Seine Rute wedelte wie verrückt und er winselte, zum Glück nur ganz leise.

      »Streuner! Mein Bester, wo kommst du denn her?«, flüsterte Wendelin außer sich vor Freude. »Komm her, mein Lieber, komm her.« Mit einem Arm konnte er den Hund erreichen, und die beiden feierten ein herzzerreißendes Wiedersehen. Das kluge Tier schien zu wissen, dass es ganz leise sein musste und bellte oder knurrte nicht. Streuner bohrte nur wie verrückt seinen Kopf in Wendelins Hand, fiepte vor Glück und leckte jeden Zentimeter Haut, den er erwischen konnte.

      Wendelin begriff, dass dieses seine einzige, hauchdünne Chance war. Er wusste, dass sein Handy immer noch draußen auf dem Tisch lag, und er dachte an die Tricks, die er mit Streuner geübt hatte. Würde das kluge Tier es unter diesen Umständen schaffen, ihm sein Handy zu bringen?

      »Du bist zwar nicht Lassie, aber vielleicht kannst du noch viel mehr«, murmelte er liebevoll. Nachdem er seinen Hund noch einmal feste gekrault hatte, lockte er ihn zu der gegenüberliegenden Luke, die sich zu Haus und Hof öffnete. Streuner rannte sofort um den Schuppen herum und nahm unter der anderen Öffnung Aufstellung. Wendelin wusste, dass es gefährlich war. Wenn jetzt zufällig jemand aus dem Fenster schaute, würde er Streuner wahrscheinlich sehen können, aber das musste Wendelin riskieren. Er musste seinem Hund die Richtung zeigen, in der er suchen sollte.

      »Streuner, sieh mich an!«, befahl er leise und eindringlich. Der Hund kannte die Stimmlage und schaute seinen Herrn intensiv an. »Wo ist mein Handy? Lauf und such mein Handy! Such!« Wendelin deutete mit seiner Hand in Richtung des Tisches. »Such!«

      Streuner sprang sofort in die angegebene Richtung und begann wie wild zu schnüffeln. Mit klopfendem Herzen verfolgte Wendelin die Suche. Nie hätte er sich träumen lassen, dass einmal einer seiner albernen Tricks so wichtig sein würde.

      Es dauerte keine zwei Minuten, da hatte Streuner das Handy auf dem Tisch entdeckt, sprang auf die Bank und schnappte sich das Telefon. Mit stolzgeschwellter Brust und aufgerichteter Rute brachte er seine Beute zu Wendelin.

      Der Mann lenkte den treuen Hund wieder zur anderen Luke, wo er außerhalb der Sichtweite vom Haus war. Wendelin konnte sein Glück kaum fassen, als er das Mobiltelefon endlich in der Hand hielt. »Streuner, du bist der Allergrößte und der Allerbeste!«, flüsterte er stolz. »Wenn ich hier herausgekommen bin, dann bekommst du von mir ein Riesensteak, das verspreche ich dir!«

      Der Hund wuselte wie verrückt unter Wendelins streichelnder Hand umher und fiepte und quietschte, zwar ganz leise, aber unüberhörbar selig. Es fiel dem Mann sehr schwer, seinen treuen Freund jetzt wieder wegzuschicken, aber ihm blieb nichts anderes übrig. »Lauf, Streuner, lauf weg und versteck dich«, sagte er.

      Aber irgendwann ist auch einmal der Gehorsam des folgsamsten Hundes erschöpft. Streuner lief zwar weg, aber nur so weit, dass er von der Böschung aus Anlauf nehmen konnte. Mit einem kraftvollen Sprung segelte er durch die kleine Luke und landete dem überraschten Wendelin genau zu Füßen. Dort machte er perfekt Sitz und schaute seinen Herrn mit schief gelegtem Kopf und blanken Augen an.

      Na, was sagst du nun?, stand unmissverständlich in seinem spitzbübischen Blick zu lesen.

      Wendelin musste lachen, setzte sich auf den Boden und umarmte seinen Hund so fest, als wolle er ihn nie wieder loslassen. Streuner umarmte begeistert zurück. »Du bist schon so ein Kerl«, murmelte Wendelin liebevoll in das weiche Fell seines treuen Gefährten hinein, »was würde ich nur ohne dich anfangen.«

      Ja, das frage ich mich auch, antwortete Streuner lautlos und streckte sich dann sehr zufrieden auf den Beinen seines Herrchens aus.

      Wendelin genoss noch einen Augenblick die Nähe und Verbundenheit mit seinem besten Freund. Dann stand er auf, schloss beide Luken und begann damit, Bergmoosbach vor dem unverantwortlichen Handeln dieser Jagdgesellschaft zu warnen.

      Zuerst rief er beim Förster an. Lorenz Breitner traute kaum seinen Ohren, als er hörte, wer da in seinen Wäldern freigesetzt werden sollte. »Ein Braunbär? Die Kerle müssen verrückt sein. Und dass du dort die Fallen gefunden hast, wundert uns nicht. Sehr gute Arbeit, Wendelin!« Er versprach, nichts zu unternehmen, bis auch die Polizei informiert worden war.

      Als nächstes besprach Wendelin mit dem Leiter der dörflichen Polizeistation die Lage. Gregor Leutner war ebenso entsetzt wie Lorenz. »Da hat sich der feine Herr von Acker für eine ganze Menge zu verantworten«, knurrte Gregor. »Wie gut, dass du uns rechtzeitig warnen konntest. Wir kommen sofort und holen dich aus deinem Gefängnis raus.«

      »Warte mal, Gregor, ich hab mir dazu schon ein paar Gedanken gemacht«, warf Wendelin hastig ein. »Wenn ihr sofort kommt, dann fliegen die sauberen Herren auf, ohne dass ihr den Bären habt. Was wird dieser Lastwagenfahrer mit dem Tier tun, wenn hier alle weg sind? Einer von denen kann ihn bestimmt noch informieren. Dann ist es doch möglich, dass er das Tier unterwegs irgendwo freilässt. Wäre es nicht besser, ihr erwischt hier alle zusammen?«

      Gregor stimmte zu, aber er sagte auch: »Das würde bedeuten, dass du nicht nur diese Nacht, sondern möglicherweise auch noch morgen tagsüber in dem Holzschuppen gefangen bist. Willst du dir das tatsächlich antun?«

      »Es ist nicht so schlimm, denn jetzt kann ich mich mit euch verständigen und außerdem ist mein Streuner bei mir«, erwiderte Wendelin gefasst.

      Gregor musste trotz des Ernstes der Lage lachen. »Du und dein Kumpel, ihr seid schon ein unschlagbares Team.« Dann wurde er wieder ernst. »Was СКАЧАТЬ