Die Stimme. Bernhard Richter
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Название: Die Stimme

Автор: Bernhard Richter

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

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isbn: 9783894878207

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СКАЧАТЬ rechts zwischen Ring- und Schildknorpel verläuft (sog. Anticus) (Abb. 29). Wenn diese Muskeln sich zusammenziehen (Kontraktion), kommt es zu einer Verkippung des Ring- gegen den Schildknorpel. Diese führt im Kehlkopfinneren zu einer Anspannung und Längenzunahme der Stimmlippen, da der Abstand der Aryknorpel zur Schildknorpelinnenfläche größer wird (Abb. 30).

      Die äußeren Muskeln – im angloamerikanischen Sprachgebrauch als cricothyroid bezeichnet und deswegen häufig als CT abgekürzt – sind zur Modifikation der Spannung und Länge der Stimmlippen geeignet und sind am Singevorgang in die Höhe beteiligt.

      Abb. 29: M. cricothyroideus (CT)

      Abb. 30: Bei Anspannung der Mm. cricothyreoidei: Kippbewegung des Ringknorpels gegen den Schildknorpel und Erhöhung der Länge und Spannung der Stimmlippe

      Die Muskelstränge sind dabei nicht streng parallel angeordnet, sondern zeigen ein zopfartiges Muster. In Inspirationsstellung, d. h. bei geöffneter Glottis, liegen beide Anteile weitgehend parallel nebeneinander. In Phonationsstellung, d. h. bei geschlossener Glottis, kommt es infolge der Einwärtsbewegung des Stellknorpels zur Überkreuzung der Muskelstränge, ein Vorgang, der zum festen Glottisschluss beiträgt. Diese Muskelstränge in der Stimmlippe dienen hauptsächlich der Längen- und Spannungsregulierung der Stimmlippe.

      Abb. 31: Internus mit verschiedenen Anteilen

      Abb. 32: Posticus

      Abb. 33: Bewegungen der Aryknorpel: Gleiten und Drehen beim Öffnen und Schließen mit zugehörigen Funktionsbildern im Kehlkopfspiegel

      Abb. 34: Schematische Darstellung der Funktionen der Kehlkopfmuskeln (nach Tillmann 2009)

      Hinsichtlich der Funktion der oben beschriebenen Muskeln ist grundsätzlich bekannt, welche Wirkung eine Kontraktion des einzelnen Muskels für die grobe Mechanik im Kehlkopf haben kann. Die Muskeln werden dabei von zwei unterschiedlichen Anteilen des N. laryngeus innerviert: die äußeren (CT) vom N. laryngeus superior, die inneren (übrigen) vom N. laryngeus recurrens. Die Stimmlippen unterliegen nicht nur den deutlich sichtbaren Veränderungen ihrer Länge und Stellung im Kehlkopf, sondern sie können auch durch verschiedene Muskelgruppen (Mm. vocales, thyroarytaenoidei und cricothyroidei) in ihrer Spannung moduliert werden (Abb. 34). Ein Vorgang, der in der Stroboskopie anhand des veränderten Schwingungsablaufs erahnbar ist. Wir hören das klangliche Resultat und sehen in der Stroboskopie die aus der Summe der Muskelaktivitäten resultierende Konfiguration der Stimmlippen und der Glottis. Dies zeigen in Abbildung 35 a/b die beiden Bilder des Liedes DER MOND IST AUFGEGANGEN mit Längenänderungen und Unterschieden der Feinabstimmung pro Tonhöhe.

      Abb. 35: DER MOND IST AUFGEGANGEN: unterschiedliche Länge und Spannung der Stimmlippen bei unterschiedlichen Tonhöhen auf den Silbe a) »ist« und b) »auf« bei einer Sopranistin

      Wie die Feinabstimmung der Muskeln hinsichtlich Spannungs- und Längenregulierung untereinander jedoch beim Singen funktioniert, ist in einigen Singstimmfunktionen, z. B. hinsichtlich der Register, noch nicht genau geklärt. Es gibt wegen der auf S. 28 beschriebenen Limitationen nur sehr wenige wissenschaftliche Untersuchungen, welche sich mit der Aktivität der Muskeln in ihrer Feinabstimmung beschäftigen (Kochis-Jennings et al. 2012). Diese Untersuchungen ergeben bisher kein einheitliches Bild. Leider kann man als Künstler auch nicht selbst spüren, welcher Muskel in welchem Ausmaß aktiviert ist, da die Muskulatur des Larynx, ähnlich wie weite Teile der Atmungs- und Vokaltraktmuskulatur, beim Sprechen und Singen nicht der willkürlichen Steuerung unterliegt. Dass man diese willkürliche Kontrolle wesentlicher an der Stimmgebung beteiligter Muskeln nicht gezielt vornehmen kann, erschwert naturgemäß das Erlernen der für die Stimmgebung essenziellen Steuerungsvorgänge.

      Aus stimmphysiologischer Sicht scheint es deswegen zum jetzigen Zeitpunkt ratsam, bis zur vollständigen wissenschaftlichen Aufklärung der muskulären Aktionen im Kehlkopf vorsichtig mit eindeutigen Zuordnungen einzelner Muskeln zu einem spezifischen Singevorgang zu sein. Dies steht ganz im Sinne Lichtenbergs, der in seinen »Sudelbüchern« formuliert:

      »Nichts setzt dem Fortgang der Wissenschaft mehr Hindernis entgegen als wenn man zu wissen glaubt, was man noch nicht weiß. In diesen СКАЧАТЬ