Название: Die Stimme
Автор: Bernhard Richter
Издательство: Bookwire
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
isbn: 9783894878207
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Dadurch, dass unter dem Dach eines einzigen Begriffs ganz unterschiedliche – zum Teil sogar mechanisch gegenläufige – Vorgänge subsumiert werden, ist der Vorgang schwer zu verstehen und genauso schwer zu erklären. In Anlehnung an das französische Wort soutien wäre der Begriff Atem-Unterstützung gut geeignet, den Atemregulationsvorgang während des Singens zu beschreiben. Dieser Begriff impliziert, dass zum jeweiligen Zeitpunkt die für die Bildung der gewünschten Stimme richtige Luftmenge zur Verfügung gestellt wird und dass dieser Vorgang je nach Anforderung dosiert werden kann. Unabhängig von der verwendeten Begrifflichkeit folgt der Atemregulationsvorgang grundsätzlich den musikalischen Anforderungen und kann beim individuellen Sänger im sängerischen Gefühl Aktivitäten und Sinneseindrücke nahezu des ganzen Körpers einschließen.
Kehlkopf
Der Kehlkopf – synonymer Begriff Larynx (griech. lárynx, »Kehle«) – ist der Ort, an welchem der Primärschall der Stimme gebildet wird. Er wird deswegen auch als Stimmquelle (engl. source) bezeichnet.
Position des Kehlkopfes
Der Kehlkopf befindet sich am oberen Ende der Luftröhre auf Höhe des Eingangs zur Speiseröhre und trennt Luft- und Speisewege. Am äußeren Hals ist besonders bei Männern der Vorsprung des Schildknorpels (Prominentia laryngis) etwa auf Höhe des 5. Halswirbels in der Regel gut sichtbar (Abb. 24 a/b). Er wird im Volksmund auch als Adamsapfel bezeichnet. Die Bezeichnung Adamsapfel geht vermutlich auf die biblische Geschichte des Sündenfalls und der Verstoßung von Adam und Eva aus dem Paradies zurück. Demnach soll Adam das Apfelstück, welches er vom Baum der Erkenntnis aß, im
Abb. 24 a–d: Normale Position des Larynx a) von vorne, b) von der Seite; Bewegungen des Larynx beim Schlucken um mehrere Zentimeter nach oben: c) von vorne, d) von der Seite
* Höhe der Ringknorpelunterkante in Ruhe
** Höhe der Ringknorpelunterkante beim Schlucken
Abb. 25 a/b: Halsmuskulatur: Aufhängung des Larynx a) von vorne, b) von der Seite
Halse steckengeblieben sein. Die Lehnbedeutung des Wortes ist in verschiedenen europäischen Sprachen nachweisbar. Der Larynx wird im Hals durch zahlreiche muskuläre und bindegewebige Strukturen in seiner Position gehalten. Nach oben hin ist er am Zungenbein aufgehängt, welches wiederum mit der Mundbodenmuskulatur und der Muskulatur, die an die Schädelbasis zieht, engmaschig verknüpft ist. Des Weiteren sind über die langen Halsmuskeln auch Verbindungen zur Vorder- und Rückseite des Brustkorbs gegeben (Abb. 25 a/b). Der Kehlkopf steht also mit Muskelketten in Beziehung, die durch Haltungsänderungen z. B. des Kopfes, des Brustkorbes und der Schulterblätter in ihrer Stellung und Funktionalität beeinflusst werden können.
Bewegungen des Larynx um mehrere Zentimeter nach oben und unten im Hals beim Schlucken, aber auch beim Sprechen und Singen sind physiologisch möglich (Abb. 24 c-d). Ein Umstand, der bei der Verbesserung der Tragfähigkeit einer Stimme von Bedeutung sein kann (vgl. Kap. 4, S. 79 ff.).
Abb. 26: Verbindungen des Kehlkopfgerüstes zur Schlundmuskulatur
Es bestehen enge Verbindungen des Kehlkopfgerüstes zur Schlundmuskulatur (Abb. 26).
Kehlkopfgerüst
Das Kehlkopfgerüst besteht im Wesentlichen aus fünf Knorpeln (Tab. 1, S. 46): dem Ringknorpel (Cricoid), den beiden Stellknorpeln (Aryknorpel), dem Schildknorpel (Thyroid) sowie dem Kehldeckel (Epiglottis) (Abb. 27). Diese Knorpel sind untereinander so gelenkig verbunden, dass zwischen ihnen verschiedene Dreh- und Gleitbewegungen möglich sind. Die Aryknorpel sind auf dem oberen Rand der hinten im Kehlkopf gelegenen Ringknorpelplatte platziert und entsprechen in ihrem architektonischen Aufbau einer Pyramide mit drei basalen Fortsätzen, an denen wichtige Muskeln und Bänder angeheftet sind (Abb. 28 a/b, S. 46).
Abb. 27: Kehlkopfgerüst mit Zungenbein und Trachialspangen
Abb. 28 a/b: Aryknorpel mit Muskeln und Bändern
Muskeln und Bänder
Zwischen den Knorpeln des Larynx sind Muskeln und Bänder befestigt. Für die Stimmgebung bedeutsam sind im Wesentlichen fünf Muskelpaare (Tab. 1). Die Namen der Muskeln sind dabei in der Regel so zusammengesetzt, dass – nach dem Kürzel M. = Musculus (Mehrzahl Mm.) – sowohl die anatomische
Struktur (in diesem Fall der Knorpel) genannt wird, zu welcher der Muskel hinzieht (Ansatz), als auch diejenige, von welcher er entspringt (Ursprung). Wenn man das weiß, sind die Muskelnamen kein »Buch mit sieben Siegeln«.
Knorpel | Beteiligte Hauptmuskeln |
Ringknorpel (Cricoid) | Mm. cricothyreoidei (sog. Anticus) |
Zwei Stellknorpel (Aryknorpel) | Stimmlippenmuskel (sog. Internus) a.) M. vocalis (interner Anteil) und b.) M. thyreoarytaenoideus (TA) (externer Anteil) |
Schildknorpel (Thyroid) | M. cricoarytaenoideus lateralis (sog. Lateralis) |
Kehldeckel (Epiglottis) | M. cricoarytaenoideus posterior (sog. Posticus) |
Tab. 1: Fünf Muskeln und fünf Knorpel
Man unterscheidet die äußeren und die inneren Kehlkopfmuskeln. Die äußeren СКАЧАТЬ