Gesammelte Werke. Ricarda Huch
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

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isbn: 4064066388829

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СКАЧАТЬ waren die Räte des jungen Pfälzers, namentlich der gebildete, liebenswürdige, immer durch große Pläne beschwingte Christian von Anhalt, dem er ganz vertraute, der Meinung, der König von England, mit dessen Tochter Friedrich verheiratet war, werde seinen Schwiegersohn nicht im Stiche lassen, wenn er sich einmal in die große Angelegenheit eingelassen hätte. In Böhmen waren die Verhältnisse in mancher Hinsicht denen in den Niederlanden ähnlich: auch in Böhmen kam zu dem Gegensatz der Bekenntnisse der nationale und der ständisch-monarchische. Wie in den Niederlanden, gab es auch in Böhmen einen katholischen, königstreuen Adel, so daß von einer einheitlichen Opposition keine Rede sein konnte; aber in zwei Punkten unterschied sich die Lage in Böhmen sehr zuungunsten von der niederländischen, daß nämlich hinter den Führern keine so zum äußersten Widerstande bereite Bevölkerung stand und daß unter den Führern kein Wilhelm von Oranien war. Graf Mathias Thurn, ein Deutscher, der nicht einmal der böhmischen Sprache mächtig und auch nicht in Böhmen begütert war, war hitzig und mutig, aber kein überlegener Kopf und im Felde nicht glücklich. Der gesamte protestantische Adel Böhmens, fast durchgehends von ehrlichem Glaubenseifer erfüllt und stolz auf seine ständischen Rechte und aristokratische Unabhängigkeit, war nicht imstande, das Land zum Aufstande zu organisieren. Trotzdem glaubten sie, daß die Stunde ihnen günstig sei, und der Zustand der österreichischen Ländermasse war so, daß sie es glauben konnten. Dem Beispiel der Böhmen folgend erhoben sich überall die protestantischen Stände, Ungarn und die Erblande wankten. Die Böhmen inkorporierten Länder Mähren, Schlesien und die Lausitzen, dazu Glatz, Elbogen und Eger, letztere zum Reich gehörig, nur durch Pfändung an Böhmen gekommen, waren überwiegend protestantisch und zum Widerstand entschlossen. Viele waren der Meinung, daß es mit Habsburgs Macht und Glück am Ende sei. Ferdinands Lage wäre in der Tat verzweifelt gewesen, wenn nicht Spanien und Maximilian mit den Truppen der Liga, dem Bunde der katholischen Reichsfürsten, ihm zur Seite gestanden hätten. Der ligistische Feldherr, Joh. Tserclaes von Tilly, aus einer Lütticher Familie stammend, hatte sich in den niederländischen Feldzügen und gegen die Türken Erfahrung und Ansehen erworben; er rühmte sich, nie Wein getrunken, nie eine Frau berührt und nie eine Schlacht verloren zu haben. Neben seiner militärischen Tüchtigkeit zeichneten ihn Zuverlässigkeit und Uneigennützigkeit aus.

      Ihm hatten die Böhmen außer dem Grafen Mathias Thurn den feurigen Christian von Anhalt und Ernst von Mansfeld entgegenzustellen. Mit diesem tritt zum erstenmal einer jener abenteuernden Krieger auf, die wie fremde Dämonen in die aufgewühlte Zeit einbrechen. Zwischen den um ihren Glauben Kämpfenden stehen sie glaubenslos, kalt, selbstherrlich, ohne Volk, ohne Vaterland, ohne irgendeine andere Zügelung der nackten Begierde als die Ehre. Der Ehre gaben sie selbst den Inhalt: sie hinderte sie nicht, das gegebene Wort zu brechen, ihren Herrn oder ihre Richtung zu wechseln, nur der persönliche Mut mußte über dem Zweifel bleiben. Daß sie die Gefahr liebten, in den Schrecken des Krieges wie der Salamander im Feuer sich heimisch fühlten, im Griff des Todes nicht erblaßten, das war ihr Kennzeichen und ihre Würde. Mansfeld war der natürliche Sohn jenes Grafen Mansfeld, der beim niederländischen Aufstande als Statthalter von Luxemburg zu Spanien hielt; sein Ziel war, als rechtmäßiger Erbe des Vaters anerkannt zu werden, und da ihm das von Spanien nicht gewährt wurde, ging er zu den Protestanten über. Während er die Sache der Böhmen verfocht, stand er fast ununterbrochen in verräterischen Unterhandlungen mit dem Feinde; wieweit es ihm damit Ernst war, wußte er vielleicht selbst nicht immer. Die Möglichkeit, das Glück, wo es auch sei, zu ergreifen, wollte er sich offenhalten. Die größte Schwierigkeit bestand für Mansfeld in noch höherem Grade als für die meisten Heerführer der damaligen Zeit in der Geldnot, die in Böhmen besonders groß war. Die Finanzverwaltung war elend, die Opferwilligkeit gering. Die Regierung suchte sich durch Konfiskationen zu helfen, die sie über reiche Katholiken verhängte, und beschritt damit einen bedenklichen Weg, ohne dauernd Hilfe zu schaffen; die dadurch gewonnenen Summen wurden sofort von den Bedürfnissen des Augenblicks verschlungen. Erfolge, die greifbar nahe schienen, entgingen Mansfeld durch Meuterei der Soldaten, die ihren Sold verlangten. Es ist charakteristisch für die Zeit, daß, während das Notwendigste, die regelmäßige Besoldung der Soldaten, nicht zu erreichen war, an den Höfen sinnlose Verschwendung herrschte. Auch Friedrich, so ungesichert seine Lage war, richtete sich prunkvoll in Prag ein, sehr verschieden von dem sparsamen Herzog von Bayern, dessen Truppen auf pünktliche Entlohnung rechnen konnten. Sehr bald wurde es den Böhmen klar, daß sie keinerlei Nutzen von dem pfälzischen König hatten. An sein starres Bekenntnis gebunden, führte er sofort den Calvinismus ein und ließ die altehrwürdigen Kunstwerke von den Mauern des Domes herunterreißen, um ihm die frostige Strenge aufzuzwingen, die er für gottgefällig zu halten gelehrt war. Mit Schmerz und Entrüstung sahen die Utraquisten dieser Gewaltsamkeit zu, die ihnen ebenso widerwärtig war wie der Fanatismus Ferdinands und warme Anhänglichkeit an den deutschen König nicht aufkommen ließ. Hätte er wenigstens die Kampffreudigkeit und Unbeugsamkeit der Calvinisten gehabt! Aber die Niederlage am Weißen Berge unterhalb der Mauern Prags entmutigte ihn dermaßen, daß er den Widerstand aufgab und mit seiner Familie und einem Teil der Führer des Aufstandes entfloh.

      Der entscheidende Sieg des Kaisers war dem Herzog von Bayern und Tilly zu verdanken. In unglaublich kurzer Zeit, einer Stunde, war er erfochten; die ausgezeichnete Tapferkeit des jungen Grafen Thurn, Sohnes des Mathias, hatte die Flucht der Ungarn nicht aufwiegen können. Wenn sich Mansfeld auch noch hielt, konnte Ferdinand sich doch als Herr Böhmens betrachten, und er schritt dazu, die Unterwerfung des Landes so durchzuführen, wie sie ihm von Anfang an vorgeschwebt hatte. Wie nicht selten Herrscher, die persönlich gutmütig und nicht soldatisch sind, kannte er, nachdem der Sieg ihm die Macht gegeben hatte, keine Grenzen in ihrer Betätigung. Während der strenge und selbstbewußte Herzog von Bayern eine gewisse Schonung anempfahl, damit die Besiegten nicht zur Verzweiflung getrieben würden, während wenigstens einer der königlichen Räte, der Kanzler Lobkowitz, das Recht der Stände nicht ganz aufgehoben wissen wollte, bestand Ferdinand auf mindestens 25 Hinrichtungen, bei denen nur das Vierteilen nachgelassen wurde, auf unbegrenzten Güterkonfiskationen und Aufrichtung eines absolutistischen Regiments. Durch Beten und Wallfahrten gestärkt, schwelgte er im Triumph. Mit den Gütern der Verurteilten wurde der treugebliebene Adel und der katholische Klerus ausgestattet. Die Bevölkerung kam der Regierung durch massenhafte Übertritte zum Katholizismus entgegen. In den Niederlanden hatte der eigentlich wirksame Aufstand erst mit Albas Schreckensregiment begonnen. Der Unterschied war der, daß in Böhmen hauptsächlich der Adel getroffen wurde, dort das gesamte Volk, und daß es eine durch Handel reich gewordene, gebildete, republikanisch selbstbewußte Bevölkerung in Böhmen nicht gab. Die religiös-nationale Begeisterung hatte sich wohl in dem Hussitenkriege erschöpft. Der grausame Eingriff Ferdinands in die geschichtliche Entwicklung Böhmens entzündete den Widerstand des Landes nicht, sondern erstickte ihn vollständig.

      Der Krieg im Reich

       Inhaltsverzeichnis

      Der Krieg war in Böhmen beendet, nicht aber, soweit er das Reich betraf. Maximilian hatte sich als Lohn für seine Hilfe erstens die Übertragung der pfälzischen Kur auf die bayrische Linie ausgebeten, zweitens das pfälzische Land. Als Sicherheit für die aufgewendeten Kriegskosten nahm er das unterworfene Oberösterreich in Verwaltung, das er dem rechtmäßigen Herrn zurückzugeben versprach, wenn ihm die Pfalz eingeräumt würde. Auf die Unterpfalz erhob außerdem Spanien Anspruch; es wollte sie mit dem Elsaß zu einer durch einen spanischen Prinzen zu regierenden Provinz zusammenfassen. Um den flüchtigen Pfalzgrafen seines Landes berauben zu können, mußte der Kaiser ihn zunächst ächten; aber es war fraglich, ob er das ohne die Zustimmung der Kurfürsten bewerkstelligen könne und ob sie zustimmen würden. Johann Georg von Sachsen und sein Hofprediger Hoë hätten es dem Calvinisten gegönnt; aber es war vorauszusehen, daß von den anderen dieser oder jener sich des Standesgenossen annehmen würde. König Nobel war wieder einmal in großer Verlegenheit zwischen seinen Brauns und Isegrims. Bei dem abgeschlossenen Charakter Maximilians war keine Aussicht, daß er sich erweichen oder etwas abfeilschen lassen würde. So entschloß sich denn Ferdinand den Akt der Ächtung, von dem er wußte, daß er etwas absonderlich Veraltetes hatte wie der päpstliche Bann, mit dem СКАЧАТЬ