Falsches Spiel in Brodersby. Stefanie Ross
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Название: Falsches Spiel in Brodersby

Автор: Stefanie Ross

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783894257552

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »Wie geht es dir?«, erkundigte sich Jan vorsichtig, da sein Freund diese Nachfragen nicht besonders schätzte.

      »Ganz gut, wieder etwas müde. Ansonsten gibt’s keine Verbesserung, aber auch keine Verschlechterung.«

      Die sich anbietende Frage nach der Chemotherapie verkniff sich Jan und erntete ein dankbares Lächeln.

      »Danke, dass du nicht wegen der Chemo fragst. Die Antwort habe ich nämlich immer noch nicht.«

      »Ich kann mich da nur wiederholen: Höre auf dein Bauchgefühl!«

      »Mache ich. Und nun hörst du erst einmal zu. Es war ein Kinderspiel, an Informationen über Phosphor in der Ostsee zu kommen, weil es netterweise eine Website der Landesregierung gibt, auf der alle wesentlichen Informationen zusammengefasst sind. Und deshalb kann ich dir sagen, dass da was nicht stimmt. Bisher gab’s Funde in der Kieler Förde und oben bei Lütjenburg, immer nach einem ordentlichen Sturm. Die letzten Tage waren grau, aber windstill. Wie soll da der Mist gelöst und angespült werden? So funktioniert das nicht. Das ist mal sicher.«

      Seufzend nippte Jan an seinem Whisky. Genau das hatte er vermutet, hätte jedoch auf eine Bestätigung verzichten können.

      Felix sah ihn nachdenklich an. »Da ist ja noch der junge Mann. Jo hat mir alles erzählt. Wenn du mich fragst, war das einer der Taucher, die das Giftzeug bergen wollten. Dabei ist irgendetwas schiefgegangen, sodass er das Zeug eingeatmet hat. Und ein weiterer Teil hat sich gelöst und wurde angeschwemmt und …« Er breitete die Arme aus. »Keine Ahnung, warum jemand das tun sollte.«

      Fantasie hatte Felix jedenfalls. Auch wenn die Schlussfolgerung logisch war, ergab sie keinen Sinn. Was wollte man mit den alten Kampfmitteln? Allein die sachgerechte Lagerung würde ein Problem werden.

      »Du meinst, so’n bisschen was überlässt du Jörg und mir?«, fragte Jan grinsend nach.

      »Genau. Das ist die ideale Ablenkung für dich. Ich merke doch, dass du von Tag zu Tag nervöser wirst. Und deshalb noch mal ganz deutlich: Es gibt so viele Geburten in Deutschland! Statistisch passiert nichts. Und du wirst ein toller Vater sein. Denk nur daran, wie Ida dich vergöttert. Also hör auf, dir so viele Gedanken zu machen.«

      Jan verzichtete auf eine Erwiderung und prostete ihm stumm zu.

      Kapitel 4

      Am nächsten Morgen war Jan mit seinen Überlegungen, wie das Boot, der Phosphor und der Tote zusammenhängen konnten, kein Stück weiter. Mit einem gefüllten Kaffeebecher in der Hand sah er auf die Ostsee hinaus, die in der Dämmerung durch den Nieselregen grau und wenig einladend wirkte.

      Lena schlief noch, sodass er in Ruhe nachdenken konnte. Leider fiel ihm nichts Vernünftiges ein. Es stand nicht einmal fest, dass der junge Russe ein Taucher gewesen war. Seine Vermutung, dass Sammler an alten Kampfmitteln interessiert sein konnten, hatte sich zerschlagen. Im Internet war er nirgends auf einen passenden Markt gestoßen. Für Waffen, Orden, Feldtagebücher und solche Dinge gab es eine große Nachfrage, aber er hatte keine Interessenten für Granaten oder Bomben gefunden. Per WhatsApp hatte er ihren Freund Markus König gefragt, ob ihm vielleicht ein passender Handel im Darknet bekannt war. Da dieser im Wirtschaftsdezernat des LKA bereits in den unterschiedlichsten Fällen ermittelt hatte, war ihm die Frage sinnvoll erschienen. Jan hatte jedoch einen lachenden Smiley als Antwort erhalten, der von der süffisanten Feststellung begleitet wurde, dass kein normaler Mensch mit funktionierendem Verstand dem instabilen Mist zu nahe kommen würde. Damit war die Theorie hinfällig, ehe Jan sie überhaupt zu Ende gedacht hatte.

      Gerda hatte ihn überredet, die Praxis im Winter erst ab halb zehn zu öffnen, sodass er noch Zeit hatte, ehe er losmusste. Jan stellte den Becher auf dem Wohnzimmertisch ab. Vielleicht kam ihm bei einer kleinen Joggingrunde die zündende Idee. Normalerweise lief er direkt am Haus los, heute entschied er sich, mit dem Wagen zur Steilküste zu fahren.

      Tarzan hob kurz den Kopf und ließ ihn dann so schnell wieder fallen, dass sich Jan Sorgen gemacht hätte, hätte er den Hund nicht so gut gekannt. Obwohl er manchmal überraschend beweglich war, zog Tarzan ein faules Hundeleben vor und ein Spaziergang bei dem nassen Wetter um diese Uhrzeit gehörte nicht zu seinen Vorlieben.

      Als Jan seinen Audi auf der Sandfläche stoppte, hätte es eigentlich schon heller sein sollen, doch die Nacht hatte sich ohne Übergang in ein dunkles Grau verwandelt. Großartig. Jan hasste dieses Wetter. Nicht nur seine eigene Stimmung litt unter dem fehlenden Sonnenlicht, sondern es kamen auch überdurchschnittlich viele Patienten mit einer ausgewachsenen oder beginnenden Depression in seine Praxis.

      Er musste sich regelrecht überwinden, den warmen Wagen zu verlassen. Was hätte dagegen gesprochen, es sich mit einem weiteren Kaffee und seinem Smartphone im Wohnzimmer gemütlich zu machen? Nun war es zu spät. Nachdem er die kläglichen Reste seines Pflichtbewusstseins zusammengekratzt hatte, stieg er aus. Der Nieselregen, der ihm sofort ins Gesicht wehte, vertrieb seine Müdigkeit. Am besten, er brachte schnell ein paar Kilometer hinter sich und fuhr dann zurück.

      Da er ungern im tiefen Sand lief, joggte er direkt an der Wasserlinie entlang, wo der Boden deutlich härter war, behielt dabei allerdings die Wellen im Auge. Auf nasse Schuhe konnte er bei den Temperaturen verzichten.

      Entgegen seiner Erwartung änderte sich seine Laune bereits nach wenigen Metern. Direkt an der Ostsee war es etwas heller. Möwen flogen kreischend über die Wasseroberfläche und stießen ab und zu auf der Jagd nach einem Fisch herab. Er kam an einem Baumstamm vorbei, der ihn sofort an die Zeit erinnerte, als Jörg unter Mordverdacht gestanden hatte. Der Fall war wesentlich komplizierter gewesen und sie hatten ihn aufgeklärt. Warum sollte es ihnen jetzt nicht wieder gelingen?

      Im zurücklaufenden Wasser vor ihm glitzerte etwas. Jan blieb stehen und wartete einen günstigen Moment ab. Knapp vor der nächsten Welle schnellte er vor und erwischte den Stein, der nicht größer war als ein Zwei-Cent-Stück. Misstrauisch drehte er ihn in der Hand. Normalerweise hätte er sich über den Bernstein gefreut und vor allem auf Lenas Begeisterung, wenn er ihr den kleinen Stein schenken würde. Nach der gestrigen Erfahrung überprüfte er sorgfältig, dass es sich tatsächlich um ein Mineral und nicht um giftigen Phosphor handelte. Da ihm weder die Farbe noch die Konsistenz völlige Sicherheit gaben, rieb er den inzwischen trockenen Stein an seiner Jacke und atmete auf, als ein Haar daran kleben blieb. Im Gegensatz zum gefährlichen Phosphor ließ sich Bernstein elektrisch aufladen. Zu spät fragte er sich, ob die Reibung auch genug Wärme für eine Selbstentzündung erzeugt hätte. Jans Puls beschleunigte sich nachträglich. Er verstaute den Fund in der Tasche seines Windbreakers und setzte seinen Weg fort.

      Der glänzende Stein erinnerte ihn an Schaima, eine etwas sonderliche Heilerin, die in der Nähe von Brodersby wohnte und praktizierte. Sie liebte Steine aller Art und würde vermutlich von einem Zeichen sprechen. Dagegen hatte er nichts. Im Gegenteil. Jan beschloss, den Fund als Glücksbringer bei der Klärung der Hintergründe des angeschwemmten Phosphors zu betrachten.

      Obwohl er nach weiteren Bernsteinen – oder Phosphorbrocken – Ausschau hielt, wurde er nicht fündig. Dennoch war er in deutlich besserer Stimmung, als er schließlich umkehrte. Allmählich klarte das Wetter auf. Die dunklen Wolkenberge nahmen Konturen an und er konnte bereits hellere Bereiche entdecken. Als der Parkplatz in Sicht war, beschleunigte er das Tempo.

      Den einsamen Spaziergänger in Höhe des Baumstamms beachtete er nicht weiter. Erst als er näher kam, stutzte er. Die Gestalt des Mannes hatte etwas Vertrautes, aber das war nicht möglich. Wenige Meter später korrigierte er sich. Es war möglich! Seine Laune erreichte schlagartig einen neuen Tiefpunkt. Das durfte doch nicht wahr sein! Der Mann hatte ihn offensichtlich ebenfalls erkannt, denn sonst СКАЧАТЬ