Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte. Louise Otto
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Название: Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte

Автор: Louise Otto

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027204908

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СКАЧАТЬ gering, die dazu gehörte, ein Töpfchen oder einen Tiegel mittelst der Gabel in solcher Entfernung an die rechte Stelle zu bringen, ohne es umzuschütten und ebenso glücklich es wieder herauszuholen. Später erfand man dann Kochöfen, mit Röhren von außen, die dann gleich zweien Herren dienten: das Zimmer wärmten und das Küchenfeuer ersparten und doch die Hausfrau nicht in Verlegenheit brachten, weil im Zimmer selbst eben kein Topf noch Speisegeruch bemerkbar ward. Es kamen dann die Oefen mit eisernen Kasten und Rost, dann die gußeißernen in allen Größen und Nuancen und dann so fort bis zu unsern Regulier- und andern Oefen. Freilich ward nun alles sparsamer und bequemer, reinlicher und ästhetischer, aber doch nur in gewissen Beziehungen. Denn ich darf nicht vergessen auch des Guten der alten Zeit zu gedenken. Die Oefen freilich erhielten fortschrittliche und zweckmäßigere Construction – daß aber die Steinkohlenfeuerung die Holzfeuerung verdrängte, war doch nur, da letztere immer theuerer ward, ein Fortschritt im Interesse der Oekonomie – sonst wahrlich nicht! Wie viel schneller wärmte das Holz, wie poetisch prasselte es, wie rein war die Luft, die es durchflatterte, wie ohne Geruch und Ruß. Als da die Steinkohle kam mit ihren Schwefeldämpfen, mit dem Ruß, der an Alles sich legte und Alles schwärzte – wie haßte man sie doch, wie meinte man doch zu ersticken, wenn sie brannte und mit welchen Schrecken sah man Tapeten, Möbels, Silber, Gardinen, kurz Alles leiden unter ihrem Dunst! Welchen Verdruß bereiteten Torf und Steinkohlen durch die Nothwendigkeit, den Ofen so oft kehren zu lassen, durch die viele Asche – und nun noch dazu Asche, die Niemand mochte, während die reine Holzasche vortheilhaft verkauft oder im Hause selbst zu Lauche verwendet werden konnte. Aber man mußte sich darein ergeben, daß, da die Wälder überall ausgerottet und zurückgedrängt wurden, die gütige Mutter Erde ihren Schooß aufthat und die reichsten Stein- und Braunkohlenlager in Bereitschaft hatte, den Holzmangel weniger fühlbar zu machen – gerade wie sie später die Petroleumquellen sprudeln ließ, als die Maschinen der Industrie das Oel für den Hausgebrauch vertheuert hatten.

      Wir hoffen, auch das Petroleum ist wieder nur ein Uebergang zu etwas Neuem. Wie niedlich und sauber sehen sie aus diese kleinen Kochmaschinen in allen Größen von Petroleum – aber die Dunstatmosphäre, die sie um sich verbreiten und die bald die ganze Wohnung durchzieht und uns Kopfschmerzen macht, läßt auch hier Verbesserungen wünschenswerth erscheinen; und da es auf dem Gebiete der Industrie, Mechanik und Chemie nur vorwärts heißt, so erlöst uns vielleicht bald wieder ein neuer Fortschritt – von dem quälenden Geruch, der mit dem Petroleum in alle Wohnungen eingezogen und von der Feuersgefahr, die in seinem Gefolge, noch mehr fast als in dem des Spiritus, der sein Vorgänger war, mindestens bei Kaffee- und Theemaschinen und da immer noch siegreich seine Stellung behauptet. Auch diese Maschinen kannten unsere Vorfahren nicht, auch die erste Kaffeemaschine, wie unzuverlässig und unbequem sie sich auch handhabte, ward als ein Wunderwerk angestaunt, ein Emancipationsmittel aller Alleinstehenden, Frauen wie Männer von der Dienerin, der das Frühstück zu besorgen oblag oder von der Nothwendigkeit eine oigene »Herdstelle« zu besitzen und der Umständlichkeit, sich selbst Feuer zu machen. Wer weiß, kommen nicht bald neue Apparate die Kocharbeit den Frauen immer bequemer und einfacher und ästhetischer zu machen und – immer mehr aufzuheben und damit die Nothwendigkeit gesundheitswidrige, anstrengende, mühevolle und unästhetische Arbeit zu verrichten – oder auch es dadurch, selbst der verwöhnten Dame leicht zu machen, ohne Dienstmädchen die eigne kleine Haushaltung zu besorgen und dadurch so viel billiger und ruhiger zu leben, als dies möglich ist mit fremder Hilfe, – denn eben das durch die Welt Kommen und überall fertig werden Können ohne fremde Hilfe zu bedürfen, ist auch nur ein erstrebenswerthes Ziel und die Grundlage der wahren Emancipation.

      Nadelarbeiten

       Inhaltsverzeichnis

      Bei den Erinnerungen an die Hauswirthschaft früherer Zeit ward schon erwähnt, wie die Näharbeit für den Familienbedarf auch in der Familie selbst gefertigt ward, wie es keine Geschäfte für fertige Wäsche, keine Nähmaschinen gab. In einem geordneten Haushalt, besonders wenn auch erwachsene Töchter in ihm lebten, galt es als eine Schande, als Zeichen schlechter Wirthschaft, wenn Näharbeit aus dem Hause gegeben und an Näherinnen verlohnt ward, obwohl eben dieser Lohn ein so geringer war, daß die Näherinnen nur dann bei diesem Erwerb nicht das elendeste Hungerleben führten, wenn sie noch bei Eltern oder Verwandten wohnten, oder zwei Schwestern zusammen: – denn Miethe, Kost und Kleidung davon zu bezahlen, wäre auch bei den bescheidensten Ansprüchen nicht möglich gewesen, selbst bei den damals auch dafür niedrigen Preisen.

      Es galt als Ehrensache, gefüllte Wäschschränke und noch extra Wäschevorräthe zu besitzen, es galt als Ehrensache auch die Ausstattung einer Braut eigenhändig zu fertigen – aus welchem Grunde denn sorgsame Mütter schon gern nach der Confirmation einer Tochter anfingen, an deren Ausstattung zu denken, bei Gelegenheit Leinen zu kaufen und im Hause zu Wäsche zu verarbeten. Auch unsere Mutter liebte solche Vorräthe und begann sie anzuschaffen, wie es grade ihre Mittel erlaubten und »damit immer etwas zum Nähen da war,« wenn auch mit dem vernünftigen Zusatz gegen uns gewendet: »Wenn Ihr auch nicht heirathet – Wäsche müßt Ihr doch haben, und wenn ich sterbe oder der Vater, so wird es Euch auch zu Statten kommen!« –

      Wenn eine Hausfrau etwas von ihrem Wirthschaftsgeld oder ihrem sogenannten »Nadelgeld« erübrigt – oder von den »Geschenken«, die ihr der Mann zuweilen viel eher von ihren eignen Interessen macht, (da ihm ja das Dispositionsrecht über das Vermögen der Frau zusteht) als von seinem eignen Verdienst – so verwendet sie es gewöhnlich zu Luxus und Toilettengegenständen, wie sie gerade die Mode vorschreibt, oder auch zu Reisen und andern Vergnügungen: – wenn damals aber unsere Mütter und Großmütter solches Geld verwendeten, um Schränke und Truhen mit Wäsche zu füllen, so war dies gewiß entschieden viel ehrenwerther. Damals »arbeitete« ja das Kapital noch nicht, wie jetzt, von Actien und noch weniger von Actienschwindel hatte ja Niemand eine Ahnung – auch waren die Miethen so billig, daß es nirgend an Raum fehlte die Vorräthe aufzuhäufen. So war es im Sinne jener Zeit ganz correct gehandelt, wenn eine Hausfrau ihr Geld in Wäsche steckte, die sie den Töchtern aufhob, und es war gewiß jedem Vater einer Braut sehr erwünscht, wenn ihm die Vorsorglichkeit der Mutter dann, wenn die Ausstattung wirklich gebraucht ward, einige hundert Thaler weniger abverlangte und er, ohne daß er es bemerkt, diese schon bezahlt sah. In solcher Vorsorge suchte und fand sonst eben eine rechte Hausfrau ihren Ruhm, sie war dadurch in der That eine Erhalterin für das Erworbene des Gatten, sie hatte durch ihre weise Eintheilung und ihre Arbeit für die Zukunft, vorgebeugt, daß nicht dann plötzlich eine Sorge über ihn kam, wenn er eine größere Summe zur Ausstattung schaffen sollte – die er vielleicht nur aufbringen konnte durch Leihung eines Kapitals oder durch Schuldigbleiben entnommener Waaren. – Jedenfalls zeigte es auch von solider Denkweise, wenn eine Hausfrau mehr Werth auf gute und dauerhafte Wäsche legte, als auf den zur Schau getragenen, vergänglichen Modeplunder.

      Da man es wenigstens im Mittelstand als ganz schlechte Haushaltung betrachtet hätte, wenn die Frauen des Hauses nicht alle Wäsche für den Haus- und ihren eignen Gebrauch gefertigt hätten, so galt es auch als erste Nothwendigkeit, daß die Mädchen frühzeitig lernten mit der Nadel umzugehen. Gleichwohl war damals in keiner Schule von Handarbeitsunterricht die Rede, sondern er wurde von ihr getrennt gelehrt. Da es weder Kindergärten noch solche Arbeiten gab, wie sie jetzt durch Fröbels System schon den kleinsten Kindern geboten werden, so waren die Stricknadeln und der Strickstrumpf schon für vierjährige kleine Mädchen die erste ernste Arbeit. Stricken lernen galt für die erste Nothwendigkeit. Hatte die Mutter keine Zeit, sich selbst damit zu plagen dies ihrem Töchterchen beizubringen oder wollte sie dasselbe für ein paar Tagesstunden gern los sein oder doch wo anders gut aufgehoben wissen, so ward' es in die Strickstunde geschickt und zwar früher als in die Schule.

      So erging es denn auch mix. Ich weiß, daß ich mich sehr ungeschickt zum Stricken anstellte, daß die älteren Schwestern, die es erst mir lehren sollten, ihre liebe Noth mit mir hatten und daß ich deshalb in ihrem Geleit mit zu ihrer Handarbeitlehrerin ging: sie hatten gleichzeitig Näh- und ich Strickstunde. Da saß ich dann mit etwa noch fünf bis СКАЧАТЬ