Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte. Louise Otto
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Название: Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte

Автор: Louise Otto

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027204908

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СКАЧАТЬ für Jedermann nur eines Griffes bedarf, sich Licht zu verschaffen!

      Nur allein um dieser Schwierigkeit willen brannte meine Mutter Nachtlicht und zwar nicht in der Schlafstube, weil es sie da störte, sondern im Nebenzimmer – aber es war da doch gleich bei der Hand. Und wenn ich an diese primitiven Nachtlämpchen denke! Anfänglich verfertigte sie die Großmutter und später auch die Kinderhand. Aus einem kleinem Stückchen Schreibpapier wurden sie geschnitten und ihnen ein Docht gedreht, und dann schwammen und brannten sie lustig die ganze Nacht auf einem kleinem Näpfchen mit Oel. Später kamen ähnliche in den Handel, die mit Wachs getränkt waren und auf dem Oel schwammen, das man auf ein Glas Wasser gegossen.

      Etwa Mitte der zwanziger Jahre wurden die Schnellfeuerzeuge erfunden – es war ein kleines Blechgeräthe, roth angestrichen wie die Feuerspritzen. Darin stand ein Fläschchen mit Asbest und Vitriol, daneben eine Partie Schwefelhölzchen, die man in jenes tauchte. Aber auch sie waren vom Wetter abhängig, sie kamen aller Augenblicke einmal in's Stocken, kamen bald in den Ruf der Launenhaftigkeit und fingen auch gern im Thauwetter nicht, weil sie Feuchtigkeit anzogen. So mußten sie aller Augenblicke einmal in die Apotheke wandern, um frisch gefüllt und corrigirt zu werden. Dasselbe war mit der Platina-Zündmaschiene der Fall, den elegantesten, geruchlosesten und idealsten Feuerzeug, das man sich denken konnte. Man brauchte nur auf den Schnepper einer Messingplatte zu drücken und mit einem kleinen Schuß kam eine blaue Flamme heraus, an welcher sich ein angehaltener Fidibus sofort entzündete. Nebenbei bildeten sie ein elegantes Zimmermöbel, da man das Glas, darin sich die Füllung befand, meist in einen zierlich gestickten Ständer unterbrachte. Aber sie waren eben nur für den Salon gemacht, zu aristokratisch für die Küche und überhaupt sehr kostspielig. Hatte man sie einmal ein paar Tage nicht benutzt, so kamen sie aus dem Gange und die neue chemische Füllung war sehr theuer – da auf einmal ward das Phosphorhölzchen erfunden – es ist nicht viel über zwanzig Jahre her – und alle Noth hatte ein Ende.

      Es war eine That, so weltbewegend, so befreiend, so symbolisch wie die Anlegung der Eisenbahnen. »Die große Rennbahn der Freiheit« nannte ein österreichischer Dichter, Karl Beck, damals die Eisenbahn – das Streichhölzchen aber, der Lichtbringer, ließ nun eben keinen Winkel mehr unbeleuchtet, ermächtigte jede Hand, selbst die jedes Kindes, nun Licht zu machen. Es drang in das Haus, es half die Wirthschaft, die Küche reformiren – es erlöste Tausende, Millionen von Frauen von der Sorge um Licht. Sie konnten fortan ruhig schlafen – sie wußten, daß sie beim Erwachen am frühen Morgen nicht gleich mit einer schweren, problematischen Arbeit zu beginnen hatten, sie konnten gleich wohlgemuth an ihr Tagewerk gehen.

      Aber wir kennen ja alle das erlösende Streichhölzchen, das man indeß doch erst mit großer Bedenklichkeit aufnahm und dem man allerhand Uebles nachzusagen wußte, bis es Bürgerrecht errang!

      Wir wollen wieder zurückkehren in die Zeit, da man noch nichts von ihm ahnte und darum sich oft Prometheus zu sein wünschte, der den zündenden Feuerbrand vom Himmel herabholte, oder wo man oft genug die Vestalin im Hause spielte, das heilige Feuer zu hüten auf dem eignen Herd, weil es so schwer war – es wieder anzuzünden.

      Und wie beleuchtete man denn seine Räume? Wenn Gäste kamen allerdings mit theuren, weißen Wachskerzen, die ein schönes reines Licht verbreiteten, aber doch keine strahlende Helle, wie man sie jetzt verlangt. Für gewöhnlich aber saß eine ganze Familie bei einem Talglicht, oder im seltenen Falle bei zwei dergleichen, zusammen. Sie waren zwar nicht mit den jetzigen zu vergleichen, sondern um Vieles besser, aber sie mußten aller Augenblicke einmal geputzt werden, sonst brannten sie trüb und dunkel. Die »Lichtputze« ist nun auch bereits in's Fabelbuch geschrieben sammt all den »Lichtputzschiffchen«, die sonst zu einem Paar von Leuchtern gehörten und die man auch gern mit zierlichen Stickereien und Malereien unter Glas versah oder mit Perlen stickte und umwandt.

      Das Oel brannte anfänglich nur in blechernen oder messingenen Küchenlampen mit einem Docht aus gedrehten Baumwollenfäden, nachher kamen kleine Studierlampen auf mit gleich einfacher Construction und meist Schirmen von grünem Papier, die man auf dem Studirtisch eines Gelehrten für unerläßlich hielt – ein Ereigniß für die Salonbeleuchtung waren dann die so genannten Astral-Lampen, die nicht wie so viele ähnliche Oellampen an der einen Seite des Cylinders einen schwerfälligen, immer nach einer Seite dunkle Schatten werfenden Kasten hatten, sondern wo sich das Oel in einem Ring befand, der zugleich die Glocke trug. Es wechselte in den Lampen System mit System bis die Rundbrenner der Geweck'schen und Moderateurlampen aufkamen, die wir heute noch haben, wo sie nicht das billige, aber feuergefährliche und zwar mit stechend heller Flamme, aber doch immer dunstig brennende Petroleum verdrängte oder das reine Licht des Gases, das seinen Weg von der Straße erst in die Hausfluren und Verkaufsgewölbe auf die Treppen und in die Geschäftslokale, endlich aus den Sälen in die Salons, Wohnzimmer und Küchen fand. Wenn an die Stelle des Lichterziehens und -Gießens, des Leuchter- und Lichtputzen-Putzens, da dieselben für den Hausgebrauch meist von Messing waren und die Lichte immer liefen, wie später auch die Spermaseti-Stearin-Parafin-Lichte, welche ein Mittelglied zwischen Talg und Wachs bildend, beides als Beleuchtungsmaterial verdrängten, später das Putzen und Reinigen der Oel- und dann das der Petroleumlampen trat – beides ein Geschäft, das Geschicklichkeit und Vorsicht erfordert und darum am besten von den Hausfrauen selbst besorgt wird – so ist dagegen die Gasbeleuchtung eine solche, die im Haus fast gar keine oder nur sehr geringe Arbeit macht – und welche Fortschritte haben wir nicht noch auf diesem Gebiet zu erwarten! Wenn uns das Gas nicht nur leuchtet, sondern auch zum Kochen dient, wenn Luft- Wasser- und Dampfheizung in immer neuen Methoden schließlich alle Ofenheizung verdrängen wird – wie viel weibliche Arbeitskraft wird da vollends im jedem Hauswesen frei und kann – ja muß – sich andern Arbeitsgebieten zuwenden!

      Und wenn wir uns vorher vergegenwärtigten, wie Mutter und Großmutter in die Feuerungsstätten, die Defen, guckten und bließen, ein Fünkchen aufzustöbern, so wollen wir ihnen doch auch in die Stätten folgen, worin sie kochten!

      Die Küchen waren in den meisten Häusern mit Steinen, Sandsteinen, auch mit Ziegeln ganz oder zur Hälfte getäfelt und darum der Fußboden äußerst kalt. Das Viertel der Küche meist nahm ein großer viereckiger Herd ein, mit einer Vertiefung in der Mitte zur Feuerung. Darüber erhob sich der schräg aufsteigende rußige Rauchfang, der oben offen zur Esse führte. Man kochte da also am offenen Feuer mit Holz. Natürlich wurden alle Töpfe rußig und mußten sorgfältig zugedeckt werden, damit es den Speisen nicht ebenso erging. Auf einem Dreifuß stand immer ein fest geschlossener, stets schwarzer Wasserkessel – und man kann sich denken, wie besonders bei Wind und Wetter, mindestens der Rauch und Ruß in die Küche schlug, oft aber auch Schnee und Regen ihm folgten und das Feuer löschten. Da war denn ein geistreicher Kopf auf den Gedanken gekommen eine eiserne Klappe in dem Rauchfang anzubringen, die man mittelst einer eisernen Kette beliebig ganz oder nur etwas schließen konnte, so daß man also jenes that, wenn man kein Feuer hatte und so die Küche wärmer hielt und doch gegen den schlimmsten Zug und Sturm sicherte. Neben den Herd hatte man früher nur einen Bratofen – dann aber trat an die Stelle desselben die stattliche Kochmaschine mit mehreren eisernen Röhren, endlich folgte auch der Kochherd mit inwendiger Feuerung und eingelassenen Oeffnungen und Ringen für die Töpfe. Aber man hielt noch lange an dem alten Vorurtheil fest, daß sich viele Speisen nur am offenen Feuer schmackhaft herstellen ließen und es dauerte wieder sehr lange, ehe man sich entschloß, die kolossalen Rauchfänge wegzureißen, um kleine, geschlossene Kamine an deren Stelle anbringen zu lassen. Eigentlich nun erst waren die Küchen zu stubenartigen Lokalen umgewandelt, in denen Hausfrauen und Mägde nicht mehr ihre Gesundheit riskirten.

      Aber wie sah es nun mit der übrigen Heizung aus? Es gab kolossale Kachelöfen von Thon, die von außen geheizt wurden und zwar mußte man sich dazu einer Ofengabel bedienen – eines Instrumentes, das die Leserinnen wahrscheinlich nur aus dem »Faust« kennen. Es glich eben den Heugabeln, die Zinken und die Hälfte des Stils war von Eisen, die letzte Hälfte desselben, die man anfaßte, von Holz, etwa einen Meter lang. Damit mußte man dann das Holz in den Bauch des Ofens bringen. Man nahm meist ein Gebund Reißig, steckte brennenden Kien hinein und beförderte es so an Ort und Stelle, dann warf man Holz nach СКАЧАТЬ