Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte. Louise Otto
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Название: Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte

Автор: Louise Otto

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027204908

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СКАЧАТЬ führten die Leute immer das große Wort des Fortschritts, wenn aber Einer in seinem Gewerbe sich beeinträchtigt glaubte, so wehrte er sich mit Händen und Füßen dagegen.

      Was damals gekeimt und geblüht hatte, verfiel dem Schicksal aller Märzblüthen – sie verschneiten wieder – aber jetzt, wo der Schnee wieder hinweggethaut, kommt Alles auf's Neue zum Vorschein. Im Stillen ist fortgewachsen und hat sich ausgebreitet, was zu jener Zeit nur Keim war und schießt jetzt in frischen Halmen lustig empor.

      Im Dienste der Subjectivität, wie im Dienste der Politik sind die weiblichen Bestrebungen beendet worden, nicht etwa um nun am Ende zu sein, sondern um nach Verirrungen und Prüfungen geläutert und erstarkt wieder neu aufgenommen zu werden im Dienste der Humanität und des Socialismus.

      Die Frage von dem Berufe und der Stellung der Frauen ist nicht anders zu lösen als nur auf diesem Wege.

      Zu Anfang des Jahres 1865 lenkte eine schon etwas früher gegründete und von Hauptmann A. Korn redigirte »Allgemeine Frauen-Zeitung« die Aufmerksamkeit wieder auf diese Angelegenheiten und zwar geschah dies noch mehr, als derselbe in Leipzig Vorträge über die »Frauenfrage« hielt. In beiden fand sich vieles Gute und Anregende neben manchem Wunderlichen und der Frauennatur Widerstrebenden. Aus letzterem Grunde wollte ich darum lange nichts von einem gemeinschaftlichen Wirken in dieser Richtung wissen und beschränkte mich, dem Herrn Redacteur den Abdruck einiger Artikel von mir in der »Frauen-Zeitung« zu gestatten. Da sich aber andere gleichgesinnte Frauen mit mir zusammenfanden, war ich endlich bereit mich an der Gründung eines »Frauenbildungsvereins« zu betheiligen. Zu diesem Zwecke hielt Frl. Auguste Schmidt, eine ausgezeichnete Lehrerin und Rednerin in Leipzig, einen öffentlichen Vortrag. Unter dem Motto: »Leben ist Streben,« schilderte sie die Nothwendigkeit, daß auch das Weib nicht länger auszuschließen sei von dem allgemeinen Ringen nach Fortschritt und nach einem Beruf, der nicht abhängig sei von dem Zufall der Familienverhältnisse, sondern auch da, wo ihr versagt sei als Tochter, Gattin oder Mutter ein nützliches Dasein zu führen, ihrem Leben einen Gehalt und zugleich einen Schutz gegen die Gefahren biete, denen jedes, und zumal jedes weibliche Wesen verfällt, das nicht im Stande ist, sich selbst durch eigene Arbeit zu erhalten. »Wir verlangen nur, daß die Arena der Arbeit auch für uns und unsere Schwestern geöffnet werde.«

      So ward der Frauenbildungsverein in Leipzig gegründet. Gegen einen monatlichen Beitrag erhält jedes Mitglied desselben 3 Billets, die es verpflichtet ist an ihm bekannte Arbeiterinnen oder andere Frauen und Mädchen, die nichts für ein edles Vergnügen erübrigen können, zum Besuch der »Abendunterhaltungen« des Vereins auszugeben. Von denselben wurden jährlich 25 veranstaltet und haben darin nur weibliche Personen Zutritt. Unterhaltung und Belehrung wird hier zugleich gewährt, letztere durch einen Vortrag über ein für Frauen der größeren Kreise passendes Thema aus der Geschichte, Natur, Literatur u.s.w. stets mit specieller Berücksichtigung des Vereinszweckes: Erweiterung des weiblichen Gesichtskreises, Erhebung und Anregung für stille Arbeitsstunden, Erweckung und Stärkung zu freudiger Berufsthätigkeit u.s.w. Deklamation klassischer wie neuerer Gedichte, Pianoforte- und Gesangsvorträge, sämmtlich von Frauen gehalten. Es ist dies zugleich eine Uebung, nicht allein für Dilettantinnen, sondern auch für angehende Künstlerinnen – auch anerkannte lassen sich zuweilen hören; die belehrenden Vorträge werden ebenfalls von Damen gehalten. Sodann ward eine Sonntagsschule für erwachsene Mädchen gegründet. Die Sonntagsschule und die Abendunterhaltungen, geleitet von dem gleichen Princip der Humanität wie der nothwendigen Selbsthilfe, ergänzen einander. Auch hier wird der Unterricht in den Elementarwissenschaften, Französisch und weiblichen Arbeiten von Damen – meist unentgeltlich ertheilt. Sonntagsschulen hatte man für das männliche Geschlecht schon überall als eine Nothwendigkeit erkannt und längst eingeführt, aber für das weibliche fehlen sie fast noch überall und sind gerade doppelt nöthig – wie auch hier der zahlreiche Besuch derselben zeigt. –

      In die Statuten des Frauenbildungsvereins war ein Paragraph mit aufgenommen worden, nach welchem eine Frauen-Conferenz von deutschen Frauen der verschiedensten Gegenden in Aussicht gestellt ward. Herr Korn suchte dazu in seiner Frauen-Zeitung zu wirken, da aber auf seine alleinige Veranlassung die Sache sehr zweifelhaft schien, so erließ der Vorstand des Frauenbildungsvereins ein die Conferenz betreffendes Circular an ihm hierzu geeignet scheinende Persönlichkeiten, die zum Theil auch Herr Korn selbst bezeichnete.

      Der Vorstand erhielt genügende Anmeldungen und die Frauen-Conferenz kam also Mitte October in Leipzig zu Stande. Herr Korn hatte dazu sehr umfängliche Vorlagen wie Statuten zu einem »großen deutschen Frauenverein« in seiner Zeitung gebracht, die neben vielem Guten und Richtigen so viel Unausführbares, der Frauennatur Widersprechendes und zugleich Komisches enthielten, daß der Leipziger Vorstand gleich in einer Vorconferenz mit Herrn Korn dasjenige strich, was zu dem Komischen gehörte (wie die projectirten Orden u.s.w.), Anderes aber abzuändern der allgemeinen Conferenz überließ. Die Leipziger Frauen, die, wie die Verf., eine gute Sache nicht wollten untergehen lassen, weil sie sich in Händen befand, die ihr mindestens schon so viel geschadet als genützt hatten, waren eben auch mit deshalb für eine allgemeine Conferenz, weil nur so etwas Klarheit in die ganze Situation kommen konnte, und sich ja durch einen Austausch der Ansichten zeigen würde, ob die Frauen darum, weil Herr Korn die erste Anregung zu dieser Sache gegeben, verpflichtet wären, dieselbe für alle Zeiten seiner Oberleitung zu überlassen.

      Es waren die Einladungen zur Conferenz sowohl an Männer, die sich für die Frauenfrage interessirten, als auch an Frauen ergangen und so waren denn auch unter Andern die Herren Prof. Eckardt aus Mannheim und Josef Heinrichs aus Lissa mit unter den fremden Damen, welche aus: Altenburg, Berlin, Braunschweig, Dresden, Düsseldorf, Debreczin, Gera, Halle, Jena, Köln, Mannheim, Magdeburg, München, Prag, Quedlinburg, Weimar, Zwenkau u.s.w. gekommen. Die größere Betheiligung fand natürlich von Seite der Leipziger Damen statt.

      Wir lassen hier einen kleinen Bericht aus der Leipziger Mitteld. Volks-Ztg., die, in Leipzig erscheinend, gleich der gesammten Leipziger Presse ihren Berichterstatter bei der Conferenz hatte, folgen:

      »Die erste deutsche Frauen-Conferenz ward am Abend des 15. Octbr. 1865 im Saal der Buchhändlerbörse gleich dadurch unter glücklichen Auspicien eröffnet, daß der Gesangverein des Arbeiterbildungsvereins erschien, um in einem ermuthigenden Gesang die anwesenden Frauen zum Beginn ihres Werkes zu begrüßen. Hierauf eröffnete Frau Louise Otto-Peters (Verf. dieser Schrift) die Versammlung. Sie sprach den zur Conferenz sowohl aus Leipzig als auch aus der Ferne herbeigeeilten Damen den wärmsten Dank aus und sagte dabei unter Anderem: »Sie haben durch Ihr Erscheinen hinreichend bewiesen, daß Sie da kein kleinliches Bedenken kennen, wo es gilt sich an ein größeres Interesse dahinzugeben. Sie bezeugen dadurch, daß Sie nicht allein unserm Rufe, sondern vielmehr noch, wie es ja des Weibes edelste Art ist und immer bleiben soll, dem Rufe Ihres eignen Herzens gefolgt sind. Sie fühlten und erkannten längst gleich uns, daß etwas geschehen müsse, den Wirkungskreis der deutschen Frauen zu erweitern und Sie sahen sich schon längst nach einem Mittel und Wege dazu um. Darum sind Sie jetzt, wo wir es gewagt haben zu einer gemeinsamen Berathung über diese Mittel und Wege aufzufordern, bei uns erschienen und schon durch dies Kommen allein beweisen Sie, daß wir auf Ihren ernsten Willen, Ihre Begeisterung für unsere Sache zählen können. Denn die Bedenklichen, die Begeisterungslosen, die Unentschiedenen, die Vorsichtigen, Alle, die dem beliebten Princip des Abwartens huldigen, jenem Princip, das, wenn es wirklich das herrschende wäre, die Welt zu einem ewigen Stillstand verdammte – diese sind natürlich zu Hause geblieben und werden erst später zu uns kommen – werden kommen, da Sie, verehrte Anwesende, ja gekommen sind. Darum dank' Ihnen, daß Sie ein würdiges Beispiel gegeben haben – Ihr Kommen ist eine muthige That; denn es ist der erste Schritt zu unserem Ziele! – Dank auch den Männern, die nicht, wie so viele, nur den Fortschritt der einen Hälfte des menschlichen Geschlechtes, sondern die den Fortschritt der ganzen Menschheit wollen und darum auch die Frauen nicht ausschließen von der gleichen Bahn. Dank besonders auch den Mitgliedern des Arbeiterbildungsvereins, die unserm Wirken schon so oft ihre Theilnahme bezeigten. Wie die Arbeiter überhaupt die Stütze der Nationen sind, so erfüllt es uns mit gerechtem Stolze, gemeinsam mit ihnen zu wirken.« Mit dem Dichterworte:

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