Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte. Louise Otto
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Название: Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte

Автор: Louise Otto

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027204908

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      Und nun ist die Bahn geöffnet und ein weites Feld der Thätigkeit liegt vor allen Frauen da, ein Feld, das recht eigentlich ihnen allein gehört und dessen Bearbeitung nicht als unweiblich verschrieen werden kann.

      Auch Diejenigen, die aus Mangel an Zeit dem Verein nur ihren Beitrag geben können, wirken für die gute Sache. Neben ihnen aber befindet sich die große Schaar derer, welche bislang klagten, daß es für alle Klassen und Zwecke der gegenwärtigen Gesellschaft und ihre Interessen förderliche Vereine gebe, aber nicht für die Interessen der Frauen, Alle, welche die Sehnsucht in sich fühlten die Lage der Frauen zu verändern, zu verbessern und wohl darüber jammern, daß sie nicht wüßten wie das anzufangen sei und über die Unthätigkeit und Nutzlosigkeit, zu der sie sich für immer verdammt wähnten, wohl gelegentlich in Verzweiflung geriethen: diese haben nun hinreichend Gelegenheit zu beweisen, ob solche Aeußerungen nur momentane Gefühlsaufregungen, ob es ihnen Ernst damit ist, nun in den Kreis des Wirkens einzutreten, der ihnen nun geöffnet ist. Sie können durch Wort und Beispiel Proselyten machen für die Ideen des Allgem. deutsch. Frauenvereins, können in ihrer Heimath, ihrer Stadt sowohl Frauenbildungsvereine gründen, als auch auf dem und jenem Gebiet praktisch für die weiblichen Interessen thun, was, je nach den lokalen Verhältnissen ihres Wohnorts, sich thun läßt, und was ihnen überhaupt das Nächstliegende scheint.

      Die Frauen sind somit eingetreten in den Kreis des öffentlichen Wirkens – sie haben einen großen moralischen Sieg davongetragen, einzig und allein durch den nicht minder großen moralischen Muth, der sie für eine als gut erkannte Sache in die Schranken treten ließ.

      Es ist durch die Frauen-Conferenz auch an die öffentliche Meinung appellirt worden – und es hat sich gezeigt, daß dieselbe weit mehr als dies früher der Fall, ja, als zu erwarten war, auf der Seite der Frauen steht. Der Versuch, die Frauen-Conferenz lächerlich zu machen, der sehr zu fürchten war, ist doch nur wenig gewagt worden – die meisten Blätter haben ihr beigestimmt und die Feinde der Sache haben wohl eingesehen, daß diese selbst ihnen zu groß geworden, um sie mit ein paar leichtfertigen Witzen abzuthun.

      Es ist ein großes, heiliges Princip in der Weltgeschichte, daß alles Neue, und wenn es noch so lebensfähig, wenn es noch so wohlvorbereitet in die Welt tritt, seine Gegner findet in den Anhängern des Alten, in Denen, welche von keinem Vorwärts, keinem Streben darnach etwas wissen wollen. Solche Gegner findet natürlich auch der Frauenverein und Alles was mit ihm zusammenhängt, er findet sie wie jede ähnliche Bewegung der Neuzeit, deren Streben darauf gerichtet ist, die alte Welt immer mehr zu erlösen von jedem Bann, von jedem Drucke, der das rastlos rollende Rad der Zeit zum Stillstand zwingen will. Aber eine solche Gegnerschaft ist ja nur eine Anerkennung der weiblichen Wirksamkeit mehr, sie kann sie nicht hindern, sondern muß sie fördern, weil jeder Kampf die Kräfte der Streitenden übt und erstarken macht! –

      Die Frage der »Frauenarbeit« und »Frauenbildung« ist seitdem mächtig in den Vordergrund getreten. Keine Zeitung nimmt man in die Hand, kein Verein, keine Volksversammlung findet statt, in der nicht diese Frage discutirt würde – sei's im Sinne des Fortschrittes, sei's in dem des Stillstandes, ja der krassesten Reaction: – sie von sich zu weisen, zu ignoriren, wie es so lange halb bewußt, halb unbewußt geschehen, wagt Niemand mehr, ja es kommt sogar vor, daß Diejenigen, welche dies früher thaten, sich jetzt stellen, als wären sie stets durchdrungen gewesen von der Nothwendigkeit einer Lösung dieser Frage.

      Uns ist jede Bestrebung willkommen, die diesem Ziele gilt, möge sie ausgehen von wem sie immer wolle, möge sie Hand in Hand gehen mit dem Allgemeinen deutschen Frauenverein oder ihn ignoriren: wir sehen Alles mit Freuden geschehen, was geschieht, um die Frauenfrage ihrer Lösung immer näher zu führen: an der Ueberzeugung aber halten wir fest, daß ihre wirkliche Lösung nur gefunden werden kann durch die Frauen selbst, durch ihren eignen Willen und ihre eigene Kraft, daß jede andere Lösung nichts ist als ein Präservativ, das nur auf kurze Zeit helfen kann, dann aber doch wieder als unnütz beiseit geworfen werden muß.

      Das Recht der freien Selbstbestimmung ist das heiligste und unveräußerlichste jedes vernunftbegabten Wesens – wer sich dasselbe rauben läßt, wer freiwillig darauf verzichtet, der versündigt sich an seiner eignen Menschenwürde – und es bewährt sie nur, wer freudig seine Kraft einsetzt, jenes Recht zu bewahren oder sich zu erringen, wo man es ihm noch nicht gegeben oder wo man es ihm genommen hat.

      Auch die Frauen dürfen nur wollen, so muß ihnen werden was sie wollen!

      Willkommen ist uns die Mithilfe aller edlen Männer zu diesem Recht der freien Selbstbestimmung – den Männern aber, die ohne dasselbe gelten zu lassen den Frauen vielleicht auch auf neuen Gebieten Erwerbsthätigkeit zuweisen und ihnen gewissermaßen ihre Hilfe octroyiren, weil es unweiblich sei sich selbst zu helfen, müssen wir sagen: daß es das Unweiblichste ist was es giebt, wenn Frauen in ihren Frauenangelegenheiten die Männer entscheiden lassen. Was sich für sie ziemt und was sich nicht geziemt, wußten von je die Frauen selbst am besten.

      VI. Fortschritte und Aussichten weiblicher Erwerbsthätigkeit

       Inhaltsverzeichnis

       Künstlerinnen und Schriftstellerinnen. Weibliche Aerzte. Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen. Handels-Oekonomie- und Industrieschulen. Eintritt in das Handwerk. Fabrikarbeiterinnen.

      Haben wir in dem Vorhergehenden die Nothwendigkeit gezeigt, daß auch die Frauen selbstständig werden, Gelegenheit zu nützlicher Thätigkeit, zur Arbeit und zum Erwerb finden müssen, so wollen wir nur noch in der Kürze andeuten, auf welchen Gebieten sich ihnen zunächst Aussichten dazu eröffnen.

      Vom Gebiete der Kunst, das dem weiblichen Geschlecht schon immer offen stand, könnten wir billig absehen, denn hier ist wenigstens in einigen Zweigen ihre Berechtigung eine so ziemlich dem männlichen Geschlecht gleiche und kann für andere Fächer als Muster aufgestellt werden.

      So ist z.B. in den Conservatorien für Musik die Stellung der Zöglinge eine ganz gleiche und was z.B. den Gesang und das Pianofortespiel betrifft, so kann man auch sagen, daß die Leistungen so ziemlich gleich sind. Es giebt vielleicht ebenso viel anerkannte und tüchtige Pianistinnen wie Pianisten, und am Gesang ist es sogar gewiß, daß es mehr treffliche Sängerinnen als Sänger giebt, was wir eben darin suchen wollen, daß mehr Mädchen als Jünglinge zu diesem Fach sich wenden, aus dem sehr natürlichen Grunde, weil die Mädchen eben nur sehr wenig Gelegenheit zu einem Beruf und Erwerb vor sich sehen und also, wenn sie nur einige Neigung dazu empfinden, nur einige Anlagen dafür an ihnen entdeckt werden, sie auch sogleich zu diesem Fach sich wenden: fast dem einzigen, in dem ein Mädchen sich eine glänzende Existenz erwerben kann – während dem Manne ja jede Wahl frei steht. Freilich ist jener Glanz oft nur eine trügerische Lockung und von Hunderten, die mit der Hoffnung auf die Tausende eines Primadonnengehaltes das Conservatorium besuchen, erringt sie einmal eine, während die Andern als Concertsängerinnen ein kümmerliches Dasein fristen oder als Sängerinnen an kleinen Bühnen eben so dem Untergange preisgegeben sind wie die Schauspielerinnen, die ohne Talent auch nur um der Existenz willen eine Laufbahn wählten, die ihre sehr gefährlichen Seiten hat.

      Zu allen diesen Gebieten würde die Talentlosigkeit sich weniger drängen, wenn es mehr andere Gelegenheiten gäbe, Beruf und Erwerb zu bieten. Ganz dasselbe ist mit dem Schriftstellerthum der Fall. Vielleicht nie ist die Zahl der schreibenden Frauen so groß gewesen wie jetzt – und wenn viele darunter sind, die nur sehr Untergeordnetes leisten, die ohne innerlichen Beruf nur für Geld schreiben (was aber auch bei den Männern gerade so oft vorkommt, nur daß sie nicht die Entschuldigung haben, daß sie keine andere Gelegenheit hätten sich Existenzmittel zu verschaffen), so liegt die Ursache davon auch im Mangel andrer lohnender Beschäftigung.

      Wenn man uns СКАЧАТЬ