Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte. Louise Otto
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Название: Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte

Автор: Louise Otto

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027204908

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СКАЧАТЬ wie die Männer, wenn auch in anderer Weise, hätte allerdings so leicht kein Gesetz »zur Zügelung und gegen den Mißbrauch der Presse« es berücksichtigt, daß diese Schutzwehr auch mit gegen die Frauen aufzurichten sei.

      Scheinbar nur in die alte Unmündigkeit zurückgeworfen, sind die Frauen nie für mündiger in den Dingen des Staats erklärt worden als durch diesen Gesetzesparagraphen. Sie werden an Selbstbewußtsein und Selbstvertrauen gewinnen, was man ihnen jetzt durch Entziehung eines Rechts geraubt hat. –

      Noch zwar ist jener Preßgesetz-Entwurf nicht als Gesetz publiziert, aber wir haben dies jedenfalls in kürzester Frist zu erwarten, und so hielten wir es für unangemessen, erst ein neues Quartal zu beginnen. – Vielleicht aber kann man fragen: warum, wenn ich auch gezwungen bin, von der Redaktion zurückzutreten, die »Frauen-Zeitung« nicht dennoch forterscheine unter einem zulässigen Redakteur?

      Ich bin gewiß, daß wenigstens die Frauen nicht so fragen werden, welche von der Tendenz und den leitenden Prinzipien der »Frauen-Zeitung« durchdrungen sind. Wir wollten und wollen unser Recht uns selbst verschaffen und verdienen – und wir weichen lieber der Gewalt, als daß wir als unmündige Kinder unsere Zuflucht zu einem Schirmherrn nehmen, dessen wir nicht mehr bedürfen. Wir unterwerfen uns freiwillig keinen Oktroyierungen. Wissen wir nun doch, daß die Ideen, welchen unsere Zeitung das Wort geredet, nicht getötet werden können, wie dies arme Blatt – das ja auch selbst, wenn es heute stirbt, vielleicht nicht allzulange seiner Auferstehung entgegenzuschlummern hat.

      Dennoch, obwohl ich diese freudige Gewißheit mit mir nehme und obwohl ich in diesem augenblicklichen Untergang der Frauen-Zeitung keinen Untergang sehe für die Prinzipien, denen sie diente, kann ich nicht ohne Wehmut, ja sogar nicht ohne Schmerz dies Abschiedswort schreiben, und darum gestatte man mir, daß ich so lange dabei verweile, wie man Abschied nimmt von einem treuen Gefährten und zugleich, wie von ihm, aus einem ganzen großen lieb gewordenen Kreise scheidet.

      Als ich die Zeitung begann, zweifelten viele an dem Gelingen des Unternehmens und andere daran, daß es wirklich ein Bedürfnis sei. Die Zweifel beider haben durch die gemachten Erfahrungen verstummen müssen. Wir begannen zu einer Zeit, wo die Verhältnisse für die demokratische Presse immer ungünstiger wurden, aber wir haben ihnen standgehalten, wir haben unserer Sache Opfer gebracht, aber andere mit uns haben dies auch getan, und wir danken allen, welche unsere Bestrebungen und unsern redlichen Willen unterstützten. Wie sehr aber eine Zeitung wie diese ein Bedürfnis war, dafür bürgt die weite Verbreitung, welche sie erhielt, dafür bürgen unzählige Briefe begeisterter Frauen von nah und fern, die ihre Zustimmung, ihre Freude zu erkennen gaben, daß endlich ein Organ geschaffen sei für ihre Interessen, ein Organ, welches mit ihren höheren Angelegenheiten sich beschäftigte und zugleich ein Band der Vereinigung webe für die gleichen und bisher doch vereinzelten Elemente. Viele unserer besten Schriftsteller und Schriftstellerinnen wendeten ihre Tätigkeit dem Blatte zu und bewiesen durch diese Unterstützung des Unternehmens, wie zeitgemäß dasselbe sei. Zu unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gehörten:

      Karl Albrecht, Eugenie Blum, Dr. Diesterweg, Adele Erbe, Hugo Göring, Heinrich Hoffmann, Benno Haberland, Th. Jäckel, G. Jung, Eduard Kauffer, Louise Kindscher, Wilhelm Lüders, M. Norden, August Peters, Hermann Rollett, Hermann Semmig, Emilie Spreu, Emilie Lecerf, Ludwig Wittig, Kathinka Zitz, Joseph Zembrod, Minna Zimmermann u.a.

      Unter den Vornamen schüchterner Frauen, die sich scheuten, ihren ganzen Namen der Öffentlichkeit zu verraten, erinnern wir an: Georgine, Emmy, Friederike, Alma, Anna, Caroline, Meta usw., die sich viel leicht inniger und tiefer in manches gleichfühlende Frauenherz eingegraben haben als die berühmtesten Namen. Korrespondenten und Korrespondentinnen, und zwar in den gesperrt gedruckten Städten regelmäßige, hatten wir in Altenburg, Aarau, Altona, Breslau, Berlin, Braunschweig, böhmische Grenze, Coburg, Chemnitz, Dresden, Erzgebirge, Freiberg, Großstrelitz, Hamburg, Hirschberg, Hanau, Kiel, Königsberg, Leipzig, Lausitz, Mecklenburg, Mainz, Meißen, Marggrabowo, Nancy, New-York, Provinz Preußen, Plauen, Oberschlesien, Rastatt, vom Rhein, Ravendsberg, Straßburg, Schleswig, Wien, Voigtland, Zürich u.a.

      Zu scheiden aus diesem Kreise, dessen Mittelpunkt ich bis jetzt war – auseinanderfallen zu sehen, was nicht ohne Müh' geeinigt worden – aufzugeben eine Arbeit, die ziemlich zwei Jahre lang mein größtes Glück war und deren befriedigende Resultate, wo es sich um die Verbreitung und weitere Entwickelung unserer Tendenzen handelte, mich für vieles Trübe entschädigen, was diese traurige Zeit uns allen bietet – ich fühle es heute, wie schwer dies ist. Ich werde aus diesem teueren Kreise meiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Leser und Leserinnen scheiden, aus diesem bewegten Leben der Journalistik zurückkehren in die stumme Einsamkeit, und man wird wenig von mir hören, vielleicht mich vergessen. Aber ich nehme den Trost mit mir, daß ich nach Kräften das beste gewollt und erstrebt und daß der Samen, welchen die »Frauen-Zeitung« ringsum ausgestreut, nicht überall auf dürres Land gefallen ist und aufgehen, keimen und fortblühen wird, wenn die Hand, die ihn streuete, auch vergessen ist und keinen neuen hinzufügen kann. – Und ich nehmen noch etwas mehr mit als diesen Trost: die Hoffnung, daß die Frauen-Zeitung heute nicht für immer begraben wird.

      Ich betrachte das heutige Aufhören dieser Zeitschrift eigentlich mehr nur als eine Suspensation. Es ist jetzt in Deutschland, in Sachsen ja beinah alles suspendiert. – warum nicht auch die Frauen-Zeitung? – Es werden wieder andere, menschlichere Zeiten kommen, wo diese Suspensierungen aufhören, auch die der Preßfreiheit – dann werden wir wieder an unserm Platze sein. Dann wird die »Frauen-Zeitung« wieder erstehen mit neuer Kraft in dem alten Geiste – und dann wird er nicht mehr gehemmt sein durch Verordnungen, Verbote, Verwarnungen und Konfiskationen, dann werden wir wieder frei sprechen und schreiben dürfen, und wie man jetzt ein Recht uns weigert, das bisher noch niemals in Frage kam, wird man dann keines mehr uns weigern von alle den Rechten, die jetzt vielleicht noch in Frage sind. – Bis dahin, deutsche Schwestern, wollen wir in der Stille wirken im Dienst der Freiheit, der allgemeinen, und darum auch der unseren, wir wollen ihr Bürgerinnen werben im Haus, in der Familie, wir werden es noch überall vermögen, wenn es auch durch die Presse nicht mehr wie vordem geschehen kann. Und wenn dann die Stunde der Erlösung kommt, auf die wir alle warten, so werden wir derselben besser dienen können und würdiger auf sie vorbereitet sein, als wie es vor Jahren der Fall war.

      Bis dahin, lebet wohl – auf Wiedersehen!

       Die Redaktion

       Fußnoten

      1 Dieser Artikel war bereits einmal in der Verbrüderung, Organ der ›Arbeiterverbrüderung‹, Nr. 8, am 27. 10. 1848 erschienen.

      D.R.

      Das Recht der Frauen auf Erwerb

       Inhaltsverzeichnis

       I. Der Beruf der Frauen

       II. Die Unzulänglichkeit der gegenwärtigen weiblichen СКАЧАТЬ