Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte. Louise Otto
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Название: Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte

Автор: Louise Otto

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027204908

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СКАЧАТЬ Die Familie und ihre Pflichten

       IV. Selbstständigkeit

       V. Selbsthilfe

       VI. Fortschritte und Aussichten weiblicher Erwerbsthätigkeit

      I. Der Beruf der Frauen

       Inhaltsverzeichnis

       Die Braut. Gattin. Mutter. Die Wittwen. Die Ehelosen. Liebe und Leben.

      Der Beruf der Frauen! Welche lieblichen Bilder entfaltet man vor uns, wenn diese Worte ausgesprochen werden!

      Da steht sie die weißgekleidete Braut, mit dem grünen blühenden Myrthenkranz und dem wallenden Schleier im schön geordneten Haar, da steht sie an der Seite des Bräutigams, umringt von ihren Gespielinnen, gesegnet von einem zweifachen Elternpaar, der Mittelpunkt des fröhlichen Hochzeitfestes – Alles hat nur Augen für sie, Alles ist nur darauf bedacht sie zu beschenken, zu verherrlichen, ihr zu dienen – sie ist die Königin des Festes; diese Blumen, diese Guirlanden, diese Gesänge – sie gelten ihr. Der Bräutigam, im vorschriftsmäßigen schwarzen, unpoetischen Anzug, verliert sich fast daneben – er spielt gewissermaßen die zweite Rolle. Aber alle die Aufmerksamkeiten, die man seiner Braut widmet, alle die Beweise der Freundschaft und Verwandtenzärtlichkeit, welche diese empfängt, sagen ihm ja, welch' ein Kleinod er erworben.

      Und ist nicht jenes Bild dem ersten an Reiz zu vergleichen, wenn die junge Frau im einfachen, aber zierlichen Hauskleid in den Räumen waltet, die nun ihre Häuslichkeit bilden? Alles, was sie umgiebt, ist neu und modisch, nur eben frisch aus den Werkstätten der Industrie und des Handwerks hervorgegangen. Und nicht die Zimmer allein, versehen mit all' dem Schmuck, den die Hand der Liebe und der Kunst gespendet, sind mit reizenden Schmuckkästchen zu vergleichen: selbst die Küche steht nicht nach an Nettigkeit und Sauberkeit. Da ist an dem einfachen Holzgeräth noch kein Fleckchen zu entdecken, da funkeln und blitzen noch alle Blechgefäße in ihrem natürlichen Stahlglanz oder im bunten Lack, und Heerd und Kochmaschine mit porzellanartigen Fließen tragen keine Spuren von Rauch und Ruß. Wie wohl steht es der jungen Hausfrau, wenn sie hier ab- und zugeht und sich keine Ruhe gönnt, bis sie weiß: das Lieblingsgericht ihres Mannes ist nun so gelungen, daß er sagen wird: es habe ihm nie, auch nicht in dem größten Hôtel so gut geschmeckt! Und wenn er nun heim kommt aus seinem Geschäft, von seinem Beruf und das wirklich sagt, wenn er allein mit ihr an dem Tische sitzt, den sie selbst gedeckt, wenn er die Hand küßt, die vielleicht um seinetwillen sich ein bißchen verbrannte, und wenn er dann nach dem Mittagsmahl ein Stündchen in ihren Armen auf dem Sopha ruht von den Anstrengungen, vielleicht Widerwärtigkeiten seines Berufes, die nicht hierher in dies stille Asyl seiner Liebe dringen dürfen – wie reich belohnt ist dann die liebende Gattin, in welchem rosenfarbenen Lichte erscheint ihr dann ihr Geschick, was sind all' ihre Mädchenfreuden gegen diese Momente süßester Genugthuung!

      Aber es giebt noch ein reicheres Bild des Frauenlebens: es ist die Mutter im Kreise ihrer Kinder. Mag sie das jüngstgeborne Kind auf dem Arme tragen oder es in der Wiege zum Schlummer singen, mag sie ihren größeren Kindern Märchen erzählen oder die älteren bei ihren Schularbeiten beaufsichtigen, ja mag sie selbst an ihren Krankenbetten wachen und beten: es ist ein Bild, welches das Weib in seiner natürlichen Glorie, in seiner Unentbehrlichkeit zeigt.

      Und schön ist auch noch das Loos der alten Frau, wenn sie an der Seite des mit ihr alt gewordenen Gatten noch immer freudig und rüstig waltend die erste Vorsteherin des Hauses ist. Schön auch noch dann, wenn es wieder leer und still geworden in den einst durch blühende Kinder belebten Räumen, weil jene nun längst selbst ihren eignen Heerd sich gegründet haben. Aber Festtage giebt es, wo sich die Kinder mit den lieben Enkeln wieder im alten Elternhaus versammeln, alle Kindererinnerungen wieder aufgefrischt werden und alle durch ihr Thun und Treiben bekunden: der Vater ist das Haupt der Familie, aber die Mutter ist das Herz derselben – an das flüchteten sich immer alle Glieder des Hauses, die einmal etwas auf dem Herzen hatten, und sie flüchten sich noch jetzt daran, wenn Stürme des Lebens kommen und finden in ihrer Milde, in ihrer nach Prüfungen aller Art erkämpften und darum bleibenden Heiterkeit den verlornen Frieden wieder. Um den Segen der ehrwürdigen Matrone, die ihr ganzes Leben lang nur darauf bedacht gewesen Segen um sich auszubreiten, flehen alle, die zu einer solchen gottbegnadeten Familie sich zählen dürfen, in der die Liebe das Haus nicht allein erbaute, sondern auch bewachte, daß die Geister des Hasses und der Zwietracht, ja nur des Eigennutzes und des Zwistes für immer daraus verbannt waren.

      Heil den Frauen, die all' das erlebten, denen ein solcher Beruf zu Theil ward und die es verstanden ihn auszufüllen!

      Das, was wir da schilderten, ist der schönste und gewissermaßen leichteste, weil von der Hand der Natur selbst einfach vorgezeichnete Beruf der Frauen – daß man es aber als den einzigen derselben hinstellt, ist einerseits eine Verwirrung der Begriffe überhaupt und steht andererseits im grellen Widerspruch mit allen Verhältnissen, wie sie im Laufe der Zeit sich herausgebildet haben.

      Die Begriffsverwirrung liegt schon einfach darin, daß nicht etwas, was von der Zufälligkeit des Geschickes abhängt, Beruf und Bestimmung des Menschen sein kann. Es ist eine allbekannte Thatsache, daß schon im Kindesalter mehr Knaben als Mädchen sterben und eben so, daß mehr Frauen als Männer ein hohes Alter erreichen. Daraus allein geht schon hervor, daß nicht jedes Mädchen sich verheirathen kann – außerdem, daß noch die statistischen Tabellen aller Länder nachweisen, daß sich die Ehen vermindern, daß viele Männer gar nicht heirathen und dadurch noch viel mehr Mädchen sich genöthigt sehen, auf das Glück der Ehe und der Erfüllung jedes damit zusammenhängenden weiblichen Berufs zu verzichten, als schon bisher der Fall war. Und das Mädchen, das durch sein Geschick sich ausgeschlossen sieht von dem natürlichsten und darum befriedigendsten Glück des Lebens, das will man auch noch mit dem Vorwurf, mindestens mit dem Bewußtsein belasten: seine Bestimmung verfehlt zu haben und will es doppelt unglücklich machen, indem man ihm den Glauben an sich selbst nimmt, den Glauben noch eine andere Bestimmung zu haben als die physische, noch einen andern Wirkungskreis als den, der nur um den einen Mann sich dreht.

      Und dennoch denken unzählige Eltern nur daran, ihre Mädchen für einen Beruf zu erziehen, den diese möglicher Weise ganz »verfehlen.« Sie haben immer nur eine künftige Ehe im Auge und da mit dieser die Leitung eines Hauswesens und die Mutterschaft und Kindererziehung meist zusammenhängt, so glauben Viele ihr Bestes zu thun, wenn sie die Aufmerksamkeit ihrer Töchter auf diese Punkte lenken. Noch einmal sei es wiederholt: auch wir halten die Ehe, d.h. nur eine rechte, zu wahrhaft gegenseitiger Ergänzung geschlossene, für das höchste Gut des Lebens und für denjenigen Zustand, in dem alle schönsten Anlagen des Gemüthes sich am segensreichsten entwickeln lassen; aber wir finden eben darum in der Ehe eine für beide Theile ganz gleiche menschliche, keineswegs nur eine specifisch weibliche Bestimmung, und so nöthig es ist ein Mädchen über die Pflichten zu belehren, die sie in der Ehe übernimmt, so nöthig wäre dies auch bei dem Manne. Wenn es der Beruf der Frau ist, wie wir vorhin sagten, das Herz einer Familie und der des Mannes, das Haupt derselben zu sein, so liegt eben der gemeinsame, natürlichste Beruf Beider darin, die Familie vereint zu begründen und zu erhalten. Damit übernehmen und lösen Beide eine heilige Aufgabe und wenn darin auch der Frau durch Alles, was mit der Mutterschaft zusammenhängt, die schwerere zu Theil wird, so ist doch der Mann nicht minder als sie für das Glück und moralische Gedeihen der Familie verantwortlich zu machen. Hat doch Mancher seine Familie nur dadurch unglücklich gemacht, daß er nicht wußte, was die Erhaltung einer solchen erforderte und niemals begriff, daß auch die beste und fleißigste Hausfrau einen Hausstand nicht in Blüthe zu erhalten vermag, СКАЧАТЬ