Gesammelte Werke. Джек Лондон
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Джек Лондон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813475

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СКАЧАТЬ und ge­zwun­gen war, sich zu ver­tei­di­gen.« So be­gann das Ur­teil, das Rich­ter Wit­berg fäll­te. »Herr Wat­son hat ge­nau das­sel­be er­klärt. Bei­de ha­ben ge­schwo­ren, dass der Geg­ner als ers­ter schlug, je­der hat ge­schwo­ren, dass der an­de­re ihn ohne Grund über­fal­len hat. Es ist ein Grund­satz des Ge­set­zes, dass der Zwei­fel dem An­ge­klag­ten zu­gu­te kommt. Es gibt in die­ser Sa­che gu­ten Grund zum Zwei­fel. Des­halb wird in der Sa­che ge­gen Car­ter Wat­son be­sag­tem Car­ter Wat­son der Zwei­fel zu­gu­te ge­hal­ten, und er ist frei­zu­spre­chen. Eben­so steht es in der Sa­che ge­gen Pat­sy Horan. Auch ihm wird der Zwei­fel zu­gu­te ge­hal­ten, und er ist frei­zu­spre­chen. Mein Rat ist da­her, dass bei­de An­ge­klag­ten sich die Hän­de ge­ben und sich ver­glei­chen.«

      Die ers­te Über­schrift, auf die Wat­sons Blick an die­sem Nach­mit­tag in den Zei­tun­gen fiel, war: »Car­ter Wat­son frei­ge­spro­chen.« In ei­ner zwei­ten Zei­tung stand: »Car­ter Wat­son straf­los aus­ge­gan­gen.« Den Vo­gel aber schoss eine Zei­tung ab, die so be­gann: »Car­ter Wat­son ein gu­ter Kerl.« Im Text las er, dass Rich­ter Wit­berg bei­den Geg­nern ge­ra­ten hät­te, sich die Hand zu ge­ben, was sie auch so­fort ge­tan hat­ten. Fer­ner las er:

      »›Wol­len wir nicht einen dar­auf trin­ken?‹ sag­te Pat­sy Horan.

      ›Ja­wohl, das wol­len wir‹, sag­te Car­ter Wat­son. Und Arm in Arm wan­der­ten sie in die nächs­te Gast­wirt­schaft.«

      IV

      Die gan­ze Ge­schich­te ließ durch­aus kei­ne Bit­ter­keit in Wat­son zu­rück. Es war eine Er­fah­rung ganz neu­er Art, die er ge­macht hat­te, und sie gab ihm die Idee zu ei­nem neu­en Buch.

      Ein Jahr dar­auf stieg er ei­nes Som­mer­mor­gens auf sei­nem Land­sitz vom Pfer­de und klet­ter­te eine klei­ne Schlucht hin­an, um sich ei­ni­ge Berg­far­ne an­zu­se­hen, die er im vo­ri­gen Win­ter ge­pflanzt hat­te. Als er die Schlucht hin­ter sich ge­las­sen hat­te, ge­lang­te er auf eine sei­ner von Blu­men über­sä­ten Wie­sen, ein herr­li­ches, ein­sa­mes Plätz­chen, das durch nied­ri­ge Ber­ge und Baum­grup­pen von der Welt ab­ge­son­dert war. Und hier traf er einen Mann, der of­fen­bar von dem Som­mer­ho­tel in dem un­ge­fähr eine Mei­le von hier lie­gen­den Städt­chen kam und sich auf ei­nem Spa­zier­gang be­fand. Sie stie­ßen auf­ein­an­der und er­kann­ten sich ge­gen­sei­tig. Es war Rich­ter Wit­berg. Im üb­ri­gen war es aus­ge­spro­che­ner Haus­frie­dens­bruch, denn Wat­son hat­te an der Gren­ze sei­nes Be­sit­zes Schil­der mit der Auf­schrift »Zu­tritt ver­bo­ten« auf­ge­stellt, wenn er dies Ver­bot auch nie streng hand­hab­te. Rich­ter Wit­berg reich­te ihm die Hand, aber Wat­son nahm sie nicht.

      »Es war eine schmut­zi­ge Sa­che, nicht wahr, Herr Rich­ter«, mein­te er. »Ach ja, ich sehe Ihre Hand gut, aber ich ma­che mir nichts dar­aus, sie zu drücken. Die Zei­tun­gen schrie­ben, dass ich Pat­sy Horan nach der Ge­richts­ver­hand­lung die Hand ge­ge­ben hät­te. Sie wis­sen, dass ich es nicht tat, aber ich kann Ih­nen ver­si­chern, dass ich tau­send­mal lie­ber ihm und sei­nen schuf­ti­gen Freun­den die Hand drücken wür­de als Ih­nen.«

      Rich­ter Wit­berg war un­an­ge­nehm be­rührt und ver­wirrt, er räus­per­te sich, stot­ter­te und ver­such­te et­was zu sa­gen, und da hat­te Wat­son, der da­stand und ihn an­sah, plötz­lich einen Ein­fall.

      »Ich habe es nicht er­war­tet, bei ei­nem Man­ne von Ihrem Wis­sen und Ih­rer Bil­dung per­sön­li­cher Ab­nei­gung zu be­geg­nen«, ant­wor­te­te Wit­berg.

      »Nein, na­tür­lich nicht, das liegt mir durch­aus nicht. Und um Ih­nen das zu be­wei­sen, will ich Ih­nen et­was Merk­wür­di­ges zei­gen. Et­was, das Sie noch nie ge­se­hen ha­ben.« Wat­son sah sich um und hob einen schar­fen Stein von Faust­grö­ße auf. »Se­hen Sie! Pas­sen Sie auf!«

      In­dem Wat­son das sag­te, schlug er sich selbst kräf­tig auf die Ba­cke. Der Stein zer­riss ihm das Fleisch, und das Blut spritz­te her­aus. »Der Stein war zu scharf«, sag­te er zu dem ver­blüff­ten Rich­ter, der mein­te, dass er wahn­sin­nig ge­wor­den wäre. »Ich muss mir ein paar Beu­len schla­gen. In so et­was muss man sehr rea­lis­tisch sein.«

      »Sie sind wahn­sin­nig«, sag­te Rich­ter Wit­berg mit zit­tern­der Stim­me.

      »Ge­brau­chen Sie nicht so häss­li­che Wor­te, wenn Sie von mir spre­chen«, sag­te Wat­son. »Kön­nen Sie kein zer­schla­ge­nes, blu­ten­des Ge­sicht se­hen? Das ist Ihr Werk, das ha­ben Sie mit Ih­rer rech­ten Hand ge­tan. Sie ha­ben mich zwei­mal ge­schla­gen. Das ist ein bru­ta­ler Über­fall ohne jede Ver­an­las­sung. Ich be­fin­de mich in Le­bens­ge­fahr. Ich muss mich ver­tei­di­gen.«

      Er­schro­cken über die dro­hen­den Fäus­te des an­de­ren, wich Wit­berg zu­rück.

      »Wenn Sie mich schla­gen, las­se ich Sie ver­haf­ten«, droh­te er.

      »Genau die Wor­te, die ich zu Pat­sy sag­te«, lau­te­te die Ant­wort. »Und wis­sen Sie, was er tat, als ich ihm das sag­te?«

      »Nein.«

      »Das!«

      Und im sel­ben Au­gen­blick schlug Wat­son mit sei­ner rech­ten Faust dem Rich­ter Wit­berg ins Ge­sicht, dass der Herr auf den Rücken ins Gras fiel.

      »Ste­hen Sie auf!« kom­man­dier­te Wat­son. »Wenn Sie ein Gent­le­man sind, so ste­hen Sie auf, das sag­te Pat­sy zu mir, wie Sie wis­sen.«

      Rich­ter Wit­berg war nicht im­stan­de, selbst auf­zu­ste­hen. Ein Griff am Rock­schoss brach­te ihn auf die Bei­ne, aber nur, um ihn mit ei­nem blau­en Auge wie­der zu Bo­den zu schi­cken. Und nun wur­de Rich­ter Wit­berg nach al­len Re­geln der Kunst ver­prü­gelt. Sei­ne Ba­cken wur­den in bo­xe­ri­sche Be­hand­lung ge­nom­men, sei­ne Ohren ge­quetscht und sein Ge­sicht ge­gen den Ra­sen ge­schleu­dert. Und Wat­son er­klär­te ihm da­bei un­auf­hör­lich, wie Pat­sy Horan es ge­macht hät­te. Ge­le­gent­lich ver­setz­te ihm der ver­gnüg­te Mann einen sorg­fäl­tig ge­ziel­ten ge­hö­ri­gen Schlag. Ein­mal stieß er, nach­dem er den ar­men Rich­ter wie­der auf die Bei­ne ge­kriegt hat­te, sei­ne ei­ge­ne Nase ge­gen den Kopf des Rich­ters. Die Nase be­gann so­fort zu blu­ten.

      »Se­hen Sie!« rief Wat­son, trat zu­rück und ließ das Blut auf sei­ne Hemd­brust flie­ßen. »Das ha­ben Sie ge­tan. Das ha­ben Sie mit Ih­rer Faust ge­tan. Das ist schreck­lich. Ich bin halb tot­ge­schla­gen. Ich muss mich wie­der ver­tei­di­gen.«

      Und noch ein­mal fuhr eine Faust in Rich­ter Wit­bergs Ge­sicht und schick­te ihn zu Bo­den.

      »Ich las­se Sie be­stimmt ver­haf­ten.«

      »Das tun Sie nicht, und wenn ich Sie halb tot­schla­gen wür­de.«

      Und mit die­sen Wor­ten nahm Car­ter Wat­son Ab­schied, stieg den Hü­gel hin­ab, sprang auf sein Pferd und ritt nach der Stadt.

      Als Rich­ter Wit­berg eine Stun­de spä­ter durch die Berg­schlucht СКАЧАТЬ