Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme
Автор: Jodocus Temme
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027238149
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Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 1075-1080.
53. Der Mehlberg am Arendsee.
Am Arendsee in der Altmark bei dem Dorfe Schrampe, liegt ein Berg, der aus sehr feinem, mit weißen Spathflinkern vermischtem Sande besteht. Er wird von den Bewohnern der Gegend der Mehlberg genannt, und es geht die Sage, daß in ganz theuren Zeiten die armen Leute aus diesem Berge ihr Mehl zu Brod holen können, wie denn dies in früheren Zeiten zum öfteren bereits soll geschehen sein.
Beckmann histor. Beschreibung v. Brandenburg. Th. 1. S. 888.
54. Der gekeilte Dieb.
In dem Dorfe Garzin unweit Arendsee lebte vor Zeiten ein Mann, Namens Johann Heinrich Müller, der wegen Bienendiebstahls sehr verrufen war. Die Gerichte konnten ihm zwar nicht beikommen, aber dafür starb er eines elenden Todes. Denn die Bestohlenen hatten ihn durch Verwünschungen eingekeilt, und auf einmal, ehe er es sich versiehet, überfällt ihn ein Schmerz, als wenn er erbärmlich geprügelt würde. Dieser Schmerz hat gedauert bis an seinen Tod. Als er zum Sterben kam, da fielen ihm große Löcher in seinen Leib, und er mußte sich lange und viel quälen vorher.
Beckmann histor. Beschreibung v. Brandenburg. Th. 5. Buch 1. Cap. 3. S. 727.
55. Der Inspector Krusemark zu Seehausen.
Magister Joachim Krusemark, seit dem Jahre 1625 Diakonus zu Seehausen in der Altmark, wurde im Jahre 1628 geistlicher Inspector daselbst. Derselbe hat die Plünderung der Stadt Anno 1633 mit ausgehalten, und dabei von einem Kroaten einen gefährlichen Hieb über den Kopf bekommen, wovon er bis an seinen Tod große Beschwerung gehabt. Dieser sein Tod erfolgte Anno 1637, und ging ihm eine absonderliche Begebenheit vorher. Wenige Tage vor seinem Ende nämlich, als er in der Kammer, seine Frau und Schwiegermutter aber in der Stube nebenan geschlafen, hörten diese Letzteren, daß Jemand in der Kammer mit ihm redete. Sie verwunderten sich darüber, weil doch Niemand bei ihm in der Kammer sein konnte, und machten deshalb die Kammerthüre auf. Dabei sahen sie einen hellen Schein in der Kammer, der jedoch allsofort verschwunden. Der Inspector aber zeigte sich sehr unwillig, daß man ihn gestöret, und den Tag darauf meldete er, es sei ihm in der Nacht geoffenbaret, daß er bald sterben werde; hat dabei auch den Tag und die Stunde benannt, wann solches geschehen werde, imgleichen mehrere andere Dinge; welches Alles sich auch also zugetragen.
Der Alt Märkischen historischen Sachen II. Sammlung von Jul. Conr. Rüdemann. S. 214. 215.
56. Die Hand auf dem Grabe.
In der Kirche des Dorfes Groß-Redensleben, eine Stunde von Seehausen, befindet sich gleich beim Eingange, links vor der Thüre an einem steinernen Pfeiler, eine hölzerne, schwarz angestrichene Tafel, welche folgende Inschrift hat:
2 Buch Moses XX
Sieh, sieh du böses Kind,
Was man hier merklich findt,
Eine Hand, die nicht verwes‘t,
Weil der, deß sie geweßt,
War ein ungerathenes Kind,
Die man auch jetzt noch findt.
Den Vater schlug der Sohn,
Darum hat er dieß zum Lohn,
Daß hier hängt seine Hand,
Hüt dich für solche Schand
Auf dem Rande der Tafel, rund um jene Inschrift herum, stehen die Worte:
Du sollt deinen Vater und deine Mutter ehren,
auf daß du lange lebest im Lande,
das dir der Herr dein Gott giebt.
Unten an der Tafel befindet sich eine eiserne Kette, ungefähr eine halbe Elle lang, an derselben hängt eine Menschenhand, welche kurz an der Wurzel abgehauen ist; sie ist von aschgrauer Farbe, Haut und Fleisch sind gänzlich daran vertrocknet. Man erzählt hiervon folgende Sage:
Vor dem dreißigjährigen Kriege lebte zu Groß-Redensleben ein frommer Mann, der einen sehr ungerathenen Sohn hatte. Dieser Sohn verlachte nicht nur des Vaters Ermahnungen, sondern ging in seiner Verstocktheit gar so weit, daß er seinen eigenen Vater mißhandelte. Einst hob er auch die Hand gegen ihn auf, als der Vater gerade für ihn zu Gott um Besserung betete. Da geschah es aber, daß der ungerathene Bube plötzlich todt zur Erde niederfiel, zum sichtbaren Zeichen, daß der Himmel seinen Frevel nicht ungestraft lasse. Als er nun aber am Tage nachher begraben war, da begab sich ein noch größeres Wunder. Denn es wuchs plötzlich aus seinem Grabe seine Hand heraus, dieselbe Hand, womit er seinen Vater geschlagen hatte, als wenn sie in der Erde keine Ruhe habe. Da flohen vor Schrecken Alle, die es sahen, und es wagte sich Keiner mehr auf den Kirchhof; denn die Hand wich nicht wieder unter die Erde, und es war grausig anzusehen, wie sie so starr und bleich aus dem Grabe hervorragte, kalt und schweigend, aber doch ein so beredter Zeuge, wie der Herr die Sünde strafe. Zuletzt befahl die Obrigkeit, daß man sie mit Ruthen streichen sollte, glaubend, daß eine solche Strafe genug sei und die Erlösung bewirken werde. Der Befehl wurde vollzogen, und die Hand blutete, daß die Erde davon roth wurde; aber in das Grab wollte sie nicht zurück. Da ließ man sie abhauen und mit jener Tafel in der Kirche aufhängen, damit noch späte Zeiten sich ein Beispiel daran nehmen möchten.
(Eine ähnliche Sage ist in Szamaiten und Polen häufig.)
57. Der Kaiserbesuch in Osterburg.
Hochmuth kommt vor dem Fall. Als der Kaiser Lothar, der zweite dieses Namens, einstmals in der Altmark war, und mehrere Städte besuchte, da wollte auch die Stadt Osterburg einer solchen Ehre theilhaftig werden, um nicht gegen die anderen Städte zurückzustehen. Sie ließ daher den Kaiser um einen Besuch bitten. Dem genügte dieser Herr, und er kam mit großem Gefolge und vielen Menschen in die Stadt. Aber das kam den guten Leuten theuer zu stehen. Denn bei den Festlichkeiten, die sie zur Ehre des Kaisers anstellten, geriethen die Bürger mit den kaiserlichen Bedienten in einen Streit, der so arg wurde, daß die meisten Einwohner von Osterburg erschlagen, und die Stadt selbst mit der darin befindlichen Burg zertrümmert wurde.
Ueber die Altmark. СКАЧАТЬ