Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme
Автор: Jodocus Temme
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027238149
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Bei dem Dorfe Osterholz ist ein stehendes Wasser, welches den Namen Münchensee führt. Vor Zeiten hat hier ein Kloster gestanden, welches nachmals untergegangen ist, worauf denn nun der See entstand. Den Grund davon weiß man nicht. In jeder Neujahrsnacht hört man aber tief unten in dem See Glockengeläute und Chorgesang, und oben auf dem Wasser sieht man ein helles Flämmchen. Dies Flämmchen sieht man auch in anderen Nächten, und es haben schon manche Leute sich davor erschrocken.
Acten des Altmärkischen Vereins für Geschichte und Industrie.
66. Gott läßt sich nicht spotten.
In einem Dorfe bei Osterburg saßen an einem Sonntage mehrere Bauern im Kruge und tranken und spielten Karte. Einer von ihnen, der erst vor Kurzem durch eine Heirath Hofwirth im Dorfe geworden war, ein wüster Gesell, tobte und fluchte fürchterlich, weil er ein paar Dreier verloren hatte. Darüber kam ein fremder Reisender in die Krugstube, der verkündete den Anwesenden, daß ein Gewitter im Anzuge sei, und daß man schon den Donner von ferne hören könne, und er bat sie, mit dem Spielen Einhalt zu thun, und lieber nach Bibel und Gesangbuch zu greifen. Der neue Hofwirth aber schalt und rief: Was scheert uns das Gewitter; wir müssen weiter spielen, bis ich mein Geld wieder habe. Die Andern wollten sich damit auch nicht lumpen lassen, und sie spielten fort. Unterdeß war das Gewitter näher gekommen, und es donnerte und blitzte draußen erschrecklich, und wurde auch in der Stube so dunkel, daß man ohne Licht nur noch kaum sehen konnte. Die anderen Bauern hätten gern aufgehört, aber sie schämten sich vor dem Einen, der ihrer Furcht und Angst spottete. Endlich kam voller Schrecken über das Unwetter die Wirthin in die Stube gelaufen. Die entsetzte sich, als sie die Karten sah. Sie riß diese vom Tische weg, und rief den Bauern zu: Schämt Ihr Euch denn nicht, Ihr Leute? Es ist sündlich und gottlos, bei solchem Wetter zu spielen! Die Bauern nahmen nun das Gesangbuch zur Hand und ließen vom Spielen und Trinken ab, waren auch durch kein Verspotten des neuen Hofwirths zu etwas Anderem zu bewegen. Darüber wurde dieser erboßt, und er verhöhnte sie: Ihr furchtsamen Seelen! der Teufel wird Euch nicht gleich holen, und das Bischen Poltern am Himmel wird Euch auch nicht schaden. In seinem Uebermuth ging er immer weiter, bis er zuletzt ausrief: Der liebe Gott will uns nur Wasser vom Himmel schicken; ich will ihm einmal in Bier Bescheid thun! Damit nahm er seinen Krug Bier, und ging zum Schrecken aller Anwesenden hinaus vor die Thür. Auf einmal kam ein furchtbarer Blitz, als wenn die ganze Erde in Feuer stände, und mit dem Blitze kam ein Donnerschlag, daß das Haus von unten bis oben erzitterte. Zu gleicher Zeit aber hörte man draußen ein ängstliches Schreien. Da liefen Alle aus der Krugstube, und vor der Thür fanden sie den gottlosen Frevler knietief in die Erde geschlagen. Er war todtenbleich im Gesichte, und konnte sich nicht rühren. Sein Krug war zerschmettert, und nur den Henkel hielt er noch in der Hand. Man führte ihn in die Stube zurück. Dort brachen ihm die Augen. Er konnte nur noch eben die Worte herausstammeln: Gott läßt sich nicht spotten! Dann sank er zusammen, und war todt.
Acten des Altmärkischen Vereins für Geschichte und Industrie.
67. Die zwei Todesengel.
Das Jahr des Herrn 654 war ein erschreckliches Jahr für das Land Sachsen, absonderlich die jetzige Altmark. Zuerst fiel viel Feuer vom Himmel. Darauf entstand eine furchtbare Seuche, welche drei volle Monden den ganzen Sommer über gewüthet. Man sah augenscheinlich zwei Gespenster umhergehen, die man für zwei Engel hielt, einen guten und einen bösen. Der böse trug einen Schweinespieß, der andere nichts. Wenn nun der gute Engel den bösen geheißen, mit seinem Spieß vor ein Haus anpochen, so sind allwege aus demselben Hause so viele Menschen gestorben, als oft der böse Engel daran geschlagen.
Andreas Angelus Annales March. Brand. pag. 23.
68. Die Tempelherren-Schlösser.
Früher waren auch in der Mark viele Tempelherren. Der Papst Clemens der Fünfte hob diesen Orden in der ganzen Christenheit auf und seine armen Ritter wurden überall hart verfolgt. Auch in der Mark geschah dieses: man nahm ihnen ihr Eigenthum, und that ihnen Leid an, wo man nur konnte. Da thaten sie sich endlich zusammen, und begaben sich in die Wälder und Sümpfe der Altmark, Schutz vor ihren Verfolgern zu finden. Dort erbaueten sie sich an den entlegensten und unzugänglichsten Stellen feste Schlösser, um zur Noth einen Angriff abwehren zu können. In diesen Schlössern brachten sie ihre Tage zu, still und abgeschieden von allen anderen Menschen, bis sie einer nach dem anderen dahin starben. Die Schlösser sind nachher von Niemandem anders bewohnt, sondern verfallen und zu Trümmern geworden. Solche Trümmer von Tempelherrn-Schlössern findet man noch an mehreren Orten in der Altmark, besonders im Drömling, sodann bei Calvörde und bei Hohen-Erxleben.
Ueber die Altmark. II. S. 131.
69. Der neue Adel in der Altmark.
Es war im Jahre 926, als Kaiser Heinrich der Vogler anfing, sich in der Altmark ernstlich gegen die Wenden zu rüsten. Diese vernahmen das und merkten wohl, daß es ihnen gelten würde. Sie befestigten sich daher in der Stadt Brandenburg, und weil es zornige, hastige Leute waren, so ließ ihr König Mizisla Kaiser Heinrichen entsagen mit seinen Legaten, die er zu ihm nach Stendal schickte. Kaiser Heinrich gab den Legaten zwar demüthige Antwort; aber er ließ einen alten Hund herbringen und stäupen und an einen Baum hängen, daraus die Legaten ihre eigentliche Antwort abnehmen konnten. Darauf beschrieb der Kaiser Heinrich der Finkler einen Landtag zu Stendal, berief seine Sachsen und Thüringer, Bünder und Märker, zeigte ihnen seine Noth an, und begehrte Hülfe. Weil ihm aber noch immer mehr Leute vonnöthen, besonders getreue Leute, die ihm zum Kriege dienstlich, so fing er an, auf dem Landtage, in Gegenwart vieler Fürsten, Grafen, Herren und Alten vom Adel, und machte alle seine Hofdiener, Handwerksleute zu Hofe, gemeine Amtleute und Kriegsleute zu eitel Edelleuten, sprechend: »Adel, Edel, Eid, Halt!” gab ihnen Sturm- und Kriegsrüstung zu Waffen und Helmzeichen, wie solches der Edelleute Waffen vielfältig mit sich bringen. Das ist auch die Ursache, warum vornehmlich in der alten Mark so Viele von Adel sind, nämlich über funfzig Geschlechter; und es sind so viele Dörfer daselbst vor Zeiten nicht gewesen, als man Namen der Geschlechter findet, von welchen jetzt viele untergegangen.
Die Hauptleute und Befehlshaber erhöhete der Kaiser aber zu Grafen und Herren.
Als darauf nun der Kaiser seine Kriegsleute gemustert und seine neuen Edelleute vermahnet, sie sollten ihren Adel bedenken, und mit adeligen Thaten beweisen, da rückte er mit dem Haufen stracks über die Elbe. Sein Oberster war Johannes, Heinrichs des Kahlen Sohn, Markgrafen zu Stade, ein junger aber freudiger Kriegsmann und rechter Held. Dieweil nun ein harter Winter plötzlich kam, rückte er Anno 927 vor Brandenburg, schlug sein Zelt auf dem Eise auf, stürmte und gewann Brandenburg, würgete die Wenden, Heruler, Obotriten, und was darinnen lag, besetzte das stark mit Sachsen und vielen vom Adel, von welchem noch viele СКАЧАТЬ