Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme
Автор: Jodocus Temme
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027238149
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Die Stadt Salzwedel ist eine der ältesten Städte in der Altmark. Der Name soll von dem lateinischen Worte Sol, die Sonne, herkommen, und von dem deutschen Worte Welle, welches so viel bedeutet als Haus, wie man z.B. noch spricht: Wellenwand. Der Sage nach ist sie schon von Julius Cäsar, der zu Ehren der sieben Planeten in Deutschland sieben Städte errichtet, dem vierten Planeten, als der Sonne, zu Ehren erbauet, und sie soll daher auch ihren gedachten Namen: Sonnenstadt erhalten haben. Von der Zeit soll sie auch noch einen Sonnentempel, den indeß Einige dem Drusus zuschreiben, und darin ein Bildniß der Sonne gehabt haben, welches alles Carl der Große hernachmals zerstört hat.
Beckmann histor. Beschr. von Brandenburg. Th. 2. S. 3
33. Das Stadtholz bei Salzwedel.
Die Stadt Salzwedel besitzt ein ansehnliches Gehölz, welches einen Flächeninhalt von mehr als 9000 Morgen hat. Vor Zeiten war dasselbe noch bedeutend größer, und es ist durch folgende Begebenheit kleiner geworden: Es hatte nämlich vor vielen hundert Jahren ein Markgraf seinen Fürstensitz in Salzwedel; der hatte eine Liebschaft mit der Frau des Freischulzen in Briez, welches Dorf nahe an dem Stadtholze liegt. Als er nun eines Tages bei dieser Frau zum Besuche war, da kam, ihm sehr ungelegen, der Schulz zu Hause. Der Markgraf daher, um seiner los zu werden, versprach ihm einen solchen Strich von dem Stadtholze abzutreten, als er in einer Viertelstunde umgehen werde. Das ließ sich der Schulz nicht zweimal sagen, und er eilte flugs in das Stadtholz, schritt auch seine Viertelstunde lang rüstig zu. Als er aber nach Verlauf derselben zurückkehrte, kam er dem Markgrafen noch zu früh, und dieser versprach ihm daher noch einen solchen Strich, als er in einer zweiten Viertelstunde umgehen werde. Auch dieses ließ der Schulz sich gefallen, und es kam auf solche Weise ein großer und schöner Theil von dem Stadtholze auf ewige Zeiten fort und an die Erben des Schulzen zu Briez, die ihn noch jetzt besitzen.
Pohlmann Geschichte der Stadt Salzwedel. S. 51.
34. Klaus Ule.
Vor mehreren hundert Jahren lebte in der Stadt Salzwedel ein Bürger, Namens Claus Schulze, gewöhnlich aber Ule genannt. Derselbe war ein großer Verächter und Spötter der Religion, und daher auch in dreizehn Jahren nicht zum heiligen Abendmahl gewesen. Dafür hat ihn aber Gott der Herr gestraft an seinen Füßen; denn seine beiden Beine sind kohlschwarz geworden. Worüber er denn zur Einsicht seines Frevels kam, sich bekehrte, und vor seinem Ende in seinem Hause noch berichtet wurde. – In dem Altstädter Kirchenbuche zu Salzwedel findet sich diese Geschichte verzeichnet.
Pohlmann Gesch. der Stadt Salzwedel. S. 70.
35. Der bestrafte Meineidige.
In der Stadt Salzwedel lebte einst ein Mann, der hundert Dukaten geborgt hatte. Als nun die Zeit des Wiederbezahlens kam, und sein Gläubiger ihn mahnte, da läugnete er frech und standhaft ab, auch nur einen Pfennig empfangen zu haben. Er wurde deshalb auf das Rathhaus gefordert, und hier wurde von ihm ein Eid verlangt, daß er kein Geld erhalten oder daß er es seinem Gläubiger zurückgegeben habe. Der böse Schuldner hatte das vorhergesehen, und er hatte daher listiger Weise die hundert Dukaten in seinem Spazierstock eingespundet. Diesen nahm er so mit auf das Rathhaus, und weil er nicht falsch schwören wollte, sondern sein Gewissen dadurch zu retten glaubte, so bat er seinen Gläubiger, ihm während des Eides den Stock zu halten. Darauf schwur er mit großer Frechheit, daß er das Geld ehrlich zurückgegeben habe, und sein Gegner wurde mit der Klage abgewiesen. Aber die Strafe ereilte den Meineidigen auf der Stelle. Denn wie er nun zu seinem Hause zurückkehrte, da begegnete ihm ein Müllerwagen, vor dem die Pferde scheu geworden waren. Der überfuhr ihn, daß ihm die Räder über den Leib gingen, und er sofort starb. Auch sein Stock wurde durch das Ueberfahren zerbrochen, und als aus demselben die Dukaten herausfielen, da wurde der Betrug offenbar, und ein Jeder erkannte die Strafe des Himmels. In der Catharinenkirche auf der Neustadt zu Salzwedel findet man diese Geschichte abgebildet.
Pohlmann Gesch. der Stadt Salzwedel. S. 204. 205.
36. Der Elternmörder in Salzwedel.
Es ist schon über zweihundert Jahre her, es war nämlich am 15. April 1614, da geschah unter dem Thorwege des damals noch stehenden Sanct Annenklosters auf der Altstadt zu Salzwedel ein gräuelvoller Meuchelmord. Ein Kaufdiener, mit Namen Dietrich Schulze, erstach nämlich seinen Vater und seine Mutter, zuerst den Vater mit vier Stichen, und als die Mutter dem Vater zu Hülfe eilte, auch sie mit dreien. Der Mörder wurde zum Tode verurtheilt, und dieses Urtel wurde am vierten Mai desselben Jahres an ihm vollzogen. Zuerst wurde ihm die rechte Hand abgehauen, womit er die Gräuelthat begangen hatte, dann wurde er dreimal mit glühenden Zangen gezwickt, nämlich einmal auf dem Markte, dann vor dem Hause, wo der Mord geschehen, und zuletzt im Thore selbst. Hierauf wurde er zu der Gerichtsstätte geschleift, und daselbst von unten auf gerädert. Sein Körper wurde auf das Rad gelegt, halb sitzend und halb liegend. Dabei war es denn wunderbar und grausenvoll anzusehen, wie die rechte Hand des Mörders, womit er seine verruchte That verübt hatte, noch drei Tage lang auf dem Rade blutete.
Pohlmann Gesch. der Stadt Salzwedel. S. 387.
37. Die wüste Kirche zu Danne.
Bei dem Dorfe Danne an dem kleinen Flusse Jentze steht eine alte wüste Kirche. Die alten Bauern erzählen, daß darin vor Zeiten ein alt hölzern Bild gewesen, welches eine heidnische Göttin, Namens Goza, vorgestellt. Die Bauern haben es Sanct Vilhaar (Vielhaar) genannt, und haben es angerufen, und ihm Gelübde gethan für alles Vieh, so Haare hatte, wenn das krank oder unfruchtbar gewesen. Solche Abgötterei ist noch vor hundert Jahren gewesen.
Enzelt Chronik der alten Mark. S. 11.
38. Der Mittelpunkt der Welt.
In dem Dorfe Poppau und in der Gegend glauben die Leute steif und fest, daß Poppau gerade mitten in der Welt liege. Dicht am Dorfe ist ein kleines stehendes Wasser, neben diesem steht ein alter Stein. Dieser Stein ist der Mittelpunkt der Welt; um das zu bezeichnen, liegt er da seit tausend und tausend Jahren, und unter ihm liegt noch die Kette, mit der damals die Welt ausgemessen ist.
Acten des Altmärkischen Vereins für Geschichte und Industrie.
39. Die großen Steine bei Ballerstedt. СКАЧАТЬ