Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme
Автор: Jodocus Temme
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027238149
isbn:
Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. Buch 1. Cap. 4. S. 36.
26. Die Wette um das Thor zu Gardelegen.
In der Stadt Gardelegen war in früheren Zeiten am Ende der Burgstraße nach der Isernschnibbe hin ein Stadtthor. Dasselbe war für die Herren von Alvensleben, welche die Gerichtsbarkeit über die Burgstraße hatten, und mußte Tag und Nacht für sie offen gehalten werden. Darüber entstand mancher Streit zwischen denen von Alvensleben und dem Magistrate der Stadt. Endlich wurde jedoch allem Hader auf einmal ein Ende gemacht. Denn als eines Tages der Magistrat und der älteste Herr von Alvensleben bei einem frohen Mahle in der Stadt beisammensaßen, da wetteten sie mit einander, daß das Thor auf ewige Zeiten solle verschlossen bleiben, wenn der Magistrat es während der Zeit könne zumauern lassen, daß der Herr von Alvensleben zu Rosse um die Stadt jage. Der Magistrat nahm darauf die flinksten Maurerleute zur Hand, und der Herr von Alvensleben bestieg sein bestes Roß, das er im Stalle hatte. Der Magistrat gewann aber die Wette, denn der Herr von Alvensleben stürzte mit dem Pferde, als er ganz nahe am Ziele war.
Ueber die Altmark. II. 271. 272.
27. Das Wamms des Geräderten.
Im Jahre 1587 brachen eines Nachts zwei Diebe, Hans aus Braunschweig und Valtin Jenze bei Perleberg gebürtig, in die St. Nicolai-Kirche zu Gardelegen ein, und raubten aus dem verschlossenem Schranke in der Sacristei einen Kelch und mehrere andere heilige Gefäße. Bei diesem Diebstahle wurden sie aber ertappt, indem der Küster, Nicolaus Winkelmann, das Licht in der Kirche gewahrte und die Wächter herbeirief. Der eine von ihnen wurde sofort festgehalten, der andere entkam zwar und versteckte sich, wurde aber am anderen Tage auf dem Marstalle im Heu gefunden. Beide wurden zum Tode verurtheilt und auch gerädert. Da geschah es, daß der Scharfrichter das Wamms des einen der Geräderten an einen Müllerknecht verkaufte. Zu diesem kam aber in der Nacht ein Gespenst, in der Gestalt des gerichteten Kirchendiebes, vor sein Bette, und sprach: Hörst du nicht, gieb mir dein Wamms her! – Der Müllerknecht zog das Wamms in seinem Leben nicht an.
Auff- und Abnehmen der löblichen Stadt Gardelegen, das ist Ein kurtzer historischer Bericht etc. von Christophoro Schultzen, Stendal 1668. S. 52.
28. Die Isern-Schnibbe bei Gardelegen.
Nahe bei der Stadt Gardelegen an der Mulde liegt ein festes Haus, die Isern-Schnibbe oder die Isenschnibbe genannt. Dasselbe soll schon von dem Römischen Feldherrn Drusus herstammen, der dort einen Tempel zu Ehren der Göttin Isis und darin deren Bildniß gefunden, und darauf ein festes Schloß dahin soll gebauet haben. Von der Göttin hat es zuerst Isisburg oder Isenburg geheißen. Als aber hernach die Wenden das Schloß hart belagert und es nicht eingenommen, sondern manche harte Schnappe davor bekommen, auch endlich unverrichteter Sachen müssen abziehen, da haben sie gesagt, das sei eine wahre Isen-Schnibbe, woher es diesen Namen behalten.
Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. Buch 1. Cap. 4. S. 70.
29. Der Selische See.
Bei dem Dorfe Ostingersleben im Kreise Gardelegen ist ehedem ein See gewesen, der Selische See genannt, der an anderthalb Meilen im Umkreise gehabt hat. An der Stelle des Sees hat früher eine große Stadt gestanden, Sela geheißen, die einstmals plötzlich versunken ist, und anstatt welcher nun der See entstanden. Man hat noch lange an seinem Ufer die Ueberbleibsel der alten Mauern gesehen. Im Jahre 1719 ist der See auf Befehl des Königs abgelassen und ausgetrocknet, so daß man jetzt nur Ackerland und Wiesen dort siehet.
Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. Buch 4. Cp. 4. S. 90.
30. Die goldene Laus bei Bismark.
Vor langen Jahren, die Chronik sagt, im Jahre 1350, fiel in der Nähe des Städtleins Bismark plötzlich ein Kreuz vom Himmel, welches sofort viele Wunder that. Es wurde daher an der Stelle eine Kirche gebauet, welche den Namen: zum heiligen Kreuze, oder auch: Maria Himmelskönigin erhielt. Es ging alljährlich eine große Wallfahrt dahin, zu welcher auch der Bischof von Halberstadt herüber kommen mußte. Dieselbe ging von der Stadt aus über den Kirchhof, weshalb dieser Weg die heilige Straße genannt wurde. Es geschahen fortwährend in der Kirche viele Wunder. Das merkwürdigste in derselben aber war eine große Laus, welche oben auf dem Thurme über dem Gewölbe der Kirche an einer goldenen Kette festgehalten wurde. Diese Laus verzehrte täglich ein Pfund Fleisch, und ist so groß gewesen, daß man sie unten in der Kirche ganz deutlich hat sehen können, wenn sie, wie das an den Wallfahrtstagen geschehen, oben vom Gewölbe her gezeigt ist. Eine Abbildung der Laus hat man unten an der Thurmmauer gesehen. Die Kirche ist jetzt längst zerstört; aber ihre Trümmer sieht man noch auf dem Felde unweit Bismark auf der Seite nach Stendal zu. Sie heißen jetzt die goldene Laus, oder auch die verwünschte Laus. Der Weg, der von der Stadt aus dahin führt, geht über den Kirchhof der Stadt, und heißt auch jetzt noch die heilige Straße.
Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. B. 1. S. 75., u. Verbesserungen S. 27.
Ueber die Altmark. II. S. 229.
31. Die Todtenglocke zu Calbe.
Vor dem Städtchen Calbe an der Mulde befindet sich das sogenannte feste Haus, ein Schloß der Herren von Alvensleben. In demselben hing früher eine Glocke, die von selbst anschlug und an zu läuten fing, wenn Jemand aus dem Geschlechte der von Alvensleben mit Tode abgehen sollte, und wenn er auch schon in ganz fernen Landen war.
Von dem Ursprung dieser Glocke, oder wo sie geblieben, hat man keine Kunde.
Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg, Th. 5. B. 1. Cp. 9. S. 53.
32. Die Stadt Salzwedel.