Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ verursachte dadurch ihrer frommen Mutter vielen Kummer, und diese machte ihr Vorwürfe und Ermahnungen genug, allein das half nichts. Besonders im Spätherbst und Winter ging die Lust des Mädchens los, wenn die jungen Leute des Dorfes zum Spinnen zusammenkamen, was man die Spinnekoppel hieß. Es wurde dann gespielt, gelärmt, gesungen und getanzt, und anstatt zu ordentlicher Zeit auseinander zu gehen, wurde es späte Nacht darüber. Am tollsten dabei und die Letzte, die zu Hause kam, war Marie. Die Mutter hatte das lange in Geduld angesehen, weil ihre Ermahnungen doch nichts helfen konnten. Einmal aber auf Marientag, als Marie wieder zu der Spinnekoppel ging, sagte sie zu ihrer Tochter: Versprich mir nur heute, daß du vor Mitternacht zu Hause kommen, und dich nicht auf der Straße herumtreiben willst. Heute ist unserer lieben Frauen Tag, und wenn da die Kinder ungehorsam gegen ihre Eltern sind, so werden sie auf der Stelle bestraft. Das ging der Marie ins Herz, daß sie weinte, und sie versprach ihrer Mutter, sie wolle gewiß nicht wieder spielen, so wahr der Mond am Himmel stehe. Mit diesem Versprechen nahm sie ihr Rad und ging.

      Sie hatte aber kaum eine Stunde gesponnen, als draußen Gesang und Musik laut wurde und die jungen Bursche des Dorfes ankamen. Sie hatten Spielleute geholt, die Spinnräder wurden an die Seite geworfen, und Alles tanzte und sprang. Marie wollte zwar anfangs nicht mittanzen, aber die Musik und die Lust und die Bitten der Bursche drangen tiefer in ihr Herz, als das Versprechen, das sie ihrer Mutter gegeben hatte. Es war schon lange Mitternacht vorüber, als man sich endlich anschickte, auseinander zu gehen. Die Musik mußte sie aber noch auf die Straße begleiten, und als sie an dem Kirchhofe vorbeikamen und dessen Thüre offen fanden, da ergriffen die Bursche die Mädchen, und zogen sie auf den Kirchhof, wo das Tanzen von Neuem losging. Marie hatte ihr Versprechen ganz vergessen und sprang lustig mit in dem hellen Mondschein.

      Ihre Mutter saß unterdeß unruhig in ihrem Stübchen und wartete mit Schmerzen auf ihre Tochter. Da hörte sie auf einmal aus der Ferne das Schreien und Lärmen auf dem Kirchhofe. Sie konnte sich nicht mehr halten. Sie ging aus dem Hause und folgte dem Lärm. So kam sie auf den Kirchhof, wo sie ihre Tochter mitten unter den Springenden sah. Der Anblick zerschnitt ihr das Herz. Sie befahl ihr, sofort mit ihr nach Hause zu gehen. Das Mädchen aber erwiderte ihr: Ei, Mutter, der Mond scheint noch so helle! Geh’ du nur, ich komme bald! Da sah die alte Frau in den Mond und verfluchte ihre Tochter. Ich wollte, sagte sie, das ungerathene Kind säße im Monde und müßte da oben spinnen! – Die Worte hatte sie kaum gesprochen, da war die Marie aus den Reihen der Tanzenden verschwunden, und man sah sie, mit ihrem Rade in der Hand, rasch wie einen Blitz, dem Monde zufliegen. – Im Monde sitzt sie noch und spinnt; wenn er ganz hell scheint, dann kann man sie deutlich spinnen sehen. Sie spinnt feine und zarte Fäden, die fallen zur Herbstzeit auf die Erde herunter; der Wind jagt und zerreißt sie dann, und treibt sie auf Hecken und Bäume. Die Leute nennen sie Sommerseide oder Marienfädchen.

      Acten des Altmärkischen Vereins für Geschichte und Industrie.

       50. Die kluge Nonne zu Arendsee.

       Inhaltsverzeichnis

      In dem Städtchen Arendsee ist ein altes Kloster zu sehen, welches früher von adligen Jungfrauen Benedictiner-Ordens bewohnt wurde und sehr berühmt war. In der Klosterkirche an der Orgel findet man noch jetzt ein Gemälde, worauf die Domina des Klosters abgebildet ist mit einem weiten Chormantel; unter diesem stehen die sämmtlichen Klosterjungfrauen, und man sieht deren neun an der Zahl darunter hervorsehen. Ueber dem Gemälde sind die Worte zu lesen: »Die Versammlung des Jungfräulichen Klosters Arenthsee.« – Weiter unten lieset man die Namen: »Emerentia von Rietdorf Domina, Allheide von Eickstedte, Anna von Baldenstedten, Cösterinnen.« Von der Bedeutung dieses Bildes hat man folgende Geschichte: In den schweren Zeiten des großen Deutschen (30jährigen) Krieges wurde das Kloster überfallen, und es sollte ausgeplündert werden. Blos der Domina gestattete man freien Abzug. Da that die eben gedachte Domina, Emerentia von Rietdorf, das Ansuchen, daß sie auch dasjenige möchte aus dem Kloster in Sicherheit bringen, was sie unter ihrem Chormantel könnte mitnehmen. Solches wurde ihr gewährt, und sie nahm die sämmtlichen Klosterjungfrauen, deren neun waren, unter den Mantel und brachte sie also in Sicherheit.

      Beckmann histor. Beschreibung von Brandenburg. Th. 5. Buch 1. Cap. 9. S. 34. 35.

       51. Der Name Arendsee.

       Inhaltsverzeichnis

      Als vor vielen hundert Jahren das Städtlein Arendsee erbaut war, und damals noch keinen Namen hatte, da geschah es eines Tages, daß das Erdreich neben diesem Orte, da, wo jetzt der ebenfalls Arendsee genannte See ist, plötzlich einsank, und den jetzt vorhandenen großen See hinter sich ließ. Eine Frau, deren Ehemann Arend hieß, sah solches zuerst, und sie hat in ihrer Verwunderung ihrem Manne blos zurufen können: Arend, seh! oder: Arend, sieh! Von der Zeit an ist denn solcher Name der Stadt verblieben.

      Beckmann histor. Beschr. von Brandenburg. Th. 5. B. 1. S. 25.

       52. Der Arendsee.

       Inhaltsverzeichnis

      Der merkwürdigste See in der Altmark ist der sogenannte »große See” bei dem Städtchen Arendsee, auch blos der »Arendsee” genannt. Er liegt an der alten Poststraße von Havelberg nach Hamburg. Er hat einen Umfang von einer kleinen deutschen Meile, und ist sehr tief, über 20 bis 30 Klafter. Nach dem Städtchen Arendsee hin hat er hohe Ufer; sonst sind seine Ufer flach und sandig. Sein Wasser ist hell und klar. Schilf und sonstiges Sumpfgewächs findet sich nicht darin, sondern nur hin und wieder etwas Binsengras. Auch wird zuweilen beim Fischen mit den Netzen ein Gras herausgezogen, das über 20 bis 30 Ellen lang ist. Das Wasser des Sees bleibt fast immer in derselben Höhe; es vermehrt sich nicht bei nassem, und vermindert sich nicht bei trockenem Wetter. Doch bemerkt man zu Zeiten, daß es etwas wächst, wenn die, zwei Meilen davon entfernte Elbe bedeutend steigt, weshalb man auch annimmt, daß der See, obwohl zumeist durch unterirdischen Wasserzufluß gebildet, doch durch dergleichen Canäle auch mit der Elbe in Verbindung stehe. Fischerei wird wenig darauf getrieben, weil das Wasser zu tief ist; besonders ist es auffallend, daß der Fisch zwischen Michaeli und Mariä Verkündigung sich ganz in die Tiefe hineinzieht.

      Der See friert sehr selten zu, gewöhnlich alle 15 Jahre einmal, und immer nur, wenn der Belt zufriert. Wenn er zufrieren soll, welches alsdann gewöhnlich um Heilige Drei Könige geschieht, so fängt er vorher an zu rauchen wie ein Backofen, dabei läßt er ein entsetzliches Geheul und Krachen in seinem Innern, und ein eben solches Getöse über sich in der Luft hören. Das Nämliche hört man auch, wenn ein starkes Ungewitter, oder ein Sturm in der Nähe ist, oder wenn wieder Thauwetter eintritt. Besonders hört man ein Getöse, als ob ein fürchterliches Ungewitter los wäre, wenn das Eis losgehen will.

      Früher stand auch eine Windmühle an dem Ufer des Arendsees. Als aber im Jahre 1685, am 25. November auf St. Catharinentag, sich plötzlich von Nordwesten ein starker Sturmwind erhob, und nun um zwei Uhr Nachmittag das Wasser des Sees mit großer Bewegung aufwärts stieg, da wurde diese Mühle mit dem Hügel, worauf sie stand, auf einmal in die Tiefe des Sees hinuntergerissen, so daß der Müller kaum Zeit hatte, mit seiner Magd herunter zu springen und sich zu retten. Die Stelle, wo die Mühle gestanden, bildet noch jetzt eine merkliche Bucht, und hat eine Tiefe von 20 Klaftern. – Der Müller hatte drei Nächte vorher, jede Nacht zweimal, vom See her eine Stimme gehört, die ihm zurief: Müller heraus, nur bald fort! – ohne daß er einen Menschen hatte sehen können. Kurz vor dem Beginn des Sturms aber hat die Mühle einige Male angefangen zu prasseln, als wenn Alles darin in Stücke zergangen СКАЧАТЬ