Название: Gesammelte Werke
Автор: George Sand
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962816148
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über die Entwicklung der Vorstellungen vom Teufel.
George Sand schreibt nur für Leserinnen; wenigstens redet George Sand immer, wenn er sich an seinen Leser wendet, die Leserin an. Ich erschrecke; denn ich habe schon wieder die Feder angesetzt zu einem – gelehrten Exkurse. Gütige Leserin, Verzeihung! Es ist so leicht, diese Anmerkung zu überschlagen: sie ist ja nicht umsonst in Petit gesetzt. Aber ich kanns nun einmal nicht lassen, wenn solche Sachen vorkommen, die gleichsam in mein Fach einschlagen, ein wenig mit drein zu reden. Und zum Dank für sonstige Bemühung und guten Willen mögen Sie mir immerhin das unschuldige Vergnügen gönnen, freundliche Leserin, etwas zu schreiben, was Sie nicht zu lesen brauchen, weil Sie ja schon aus der Überschrift ersehen, was Sie zu erwarten haben.
Sie merken übrigens – es hülfe ja nichts, nicht ehrlich sein zu wollen – dass ich mir vorstelle, wie Sie, trotz der Überschrift, doch ein wenig in die ersten Zeilen hineingucken und dass ich im Stillen mir schmeichle, Sie sacht noch ein Stückchen vorwärts zu locken. Glückt das, so entschuldige ich mich weiter so:
Eingelassen hat sich unser Verfasser nun einmal auf die höchsten und tiefsten Fragen und hat versucht, die im Verlaufe der Zeiten entstandenen Lösungen derselben geschichtlich zu entwickeln und aus den Eigenheiten der Menschennatur zu erklären. Wessen Geist sich dadurch angereizt fand, sollte der nicht Lust haben, auch noch etwas tiefer einzudringen?
Albert fuhr fort, hieß es oben im Texte, seiner aufmerksamen Zuhörerin den tiefen Sinn der Wahrheiten, die man Ketzerlehren genannt hat, aufzuschließen. Sollte nicht manche wissbegierige Consuelo unter unsern Leserinnen sein, welche bedauert, dass es dem Verfasser nicht gefiel, auch das, was Albert weiter sagte, wirklich mitzuteilen?
Doch, wie dem sei, George Sand hat den Teufel an die Wand gemalt: es wundere sich daher niemand, dass er den Hals jetzt auch user den Rahmen hinausreckt.
Es ist wahr, dass der Teufel eine monströse Schöpfung Gottes wäre, wenn Gott ein Wesen geschaffen hätte, um die göttliche Arbeit, über die sich Gott, laut der Genesis, freute, weil sie so gut war, zu verderben. Aber woher kommt denn doch das Übel und das Böse, wenn Gott alles gemacht hat, und Gott über alles Macht hat, und, weil er vollkommen gut ist, nur Gutes machen und dulden kann? So gar leicht ist nicht da herauszukommen; denn hat das Gute seine Ursache, die es wirkt, nämlich Gott, so will natürlich auch das Böse seine Ursache haben, die es wirkt. Nein, so leicht ist nicht aus der Sache zu kommen.
Es ist wahr, dass die Vorstellung vom bösen Prinzip, das mit dem göttlichen und guten Prinzip in Feindschaft liegt, eine kindliche Vorstellung ist, aber diese kindliche Vorstellung haftet doch noch bis auf den heutigen Tag der Welt an, die ihre Kinderschuhe längst vertreten hat, und es ist auch nicht zu leugnen, dass auf den mannigfaltigsten Bildungsstufen des menschlichen Geistes dieselbe Vorstellung immer wieder und in den mannigfaltigsten, oft künstlichsten Formen sich geltend gemacht und den scharfsinnigsten und größten Geistern unter den Menschen sich immer wieder aufgedrängt hat.
Es wäre immer sonderbar, dass eine Vorstellung, die, vermöge ihrer kindischen Natur, nur der Kindheit des Menschengeschlechts eignen sollte, sich durch die Reife der Zeiten und der Geister so unwiderstehlich hat hindurchkämpfen können. Aber ich will doch gleich von vorn herein sagen, warum ich es dessenungeachtet richtig finde, sie eine kindliche Vorstellung zu nennen. Weil das Kind nicht fähig ist, die allgemeinen Mächte des Lebens in ihrem gesetzmäßigen, ewig unveränderlichen Wirken zu begreifen, sondern, wo es etwas gewirkt sieht, stets vermutet, dass die Wirkung von dem willkürlich wirkenden Willen irgend einer Persönlichkeit ausgegangen sei.
Der Mensch empfindet zuerst das, was ihm wohl oder übel tut. Er weiß aus Erfahrung, dass er selbst jedem anderen und jeder andere ihm wohl und übel tun kann. Widerfährt ihm nun Gutes oder Schlimmes, dessen Urheber er nicht kennt, so schreibt er dasselbe einem ihm unbekannten Wesen zu oder auch einem anderen Menschen, der aber auf eine ihm verborgene Weise, durch außerordentliche Mittel das Geschehene bewirkt hat. Das eine ist der Glaube an Götter, das andere der Glaube an Zauberkunst.
Der Mensch findet in seinem Geiste den notwendigen Zusammenhang von Ursache und Wirkung. Ist ihm der Gedanke der Notwendigkeit aufgegangen, so kann er das Gegenteil davon, den Gedanken der Zufälligkeit nicht ertragen. Der Blitz schlägt ein. Notwendig ist, dass der Blitz irgend wohin treffe. Der Mensch begreift aber nicht, warum der Blitz gerade in sein Zelt, in seine Hürde schlägt; zufällig kann dies nicht sein: es muss ihn irgend ein Wesen, dahin geleitet haben.
Die Sonne bewegt sich, geht auf, geht unter, verfolgt regelmäßig ihren Weg. Wohl, so muss in ihr ein Wille sein, welcher sie regiert. Der Mensch findet in sich die Macht des Willens. Er überträgt sein Wesen auf die ganze Natur, sieht in allem und jedem einen frei wirkenden Willen. Alles aber, was wirkt, teilt er in die beiden großen Klassen dessen, was ihm nutzt, und dessen, was ihm schadet, ein. Der gute und der böse Wille, welcher ihm in der Natur erscheint, muss dann, wie des Menschen Wille, sich doch wohl auch menschlicherweise bestimmen, lenken, ändern lassen. Durch Geschenke, durch Bitten gewinnt man der Menschen Herz, erweckt der Menschen Wohltat, wendet ihre Übeltat ab: durch Bitten und Geschenke, durch Gebet und Opfer muss man auf die guten und bösen Geister wirken, welche dem Menschen in der Natur nützen und schaden können.
Der Mensch hat aber auch erfahren, dass sein eigener Wille nicht allmächtig, sondern durch unabänderliche Naturgesetze auf ein gewisses Maß beschränkt ist. Er überträgt auch diese Erfahrung auf den Willen, welchen er in der Natur mächtig glaubt. Der Wille der Geister muss ebenfalls an Gesetze gebunden und in Schranken gebannt sein. Könnte sich der Mensch dieser Schranken bemächtigen, so würde er dadurch auf die Willkür der Geister beschränkend einwirken, sich wohl gar diesen Willen dienstbar machen können. Dazu dienen Sprüche, Zauberformeln, Amulete. Man muss diese kennen, um sie anwenden zu können; ihre Anwendung ist eine Kunst, ihr Besitz ein Vorrecht einzelner Menschen, Zauberer, Schamanen.
Hat der Mensch einmal sein eigenes, geistiges Wesen, den freien Willen den Mächten der Natur, die doch in Wahrheit ohne Wissen und Willen, nur nach dem ihnen einwohnenden Gesetze wirken, beigelegt, so dehnt er auch die Wirksamkeit dieser von ihm mit Willen ausgestatteten Mächte über das ihnen natürliche Gebiet СКАЧАТЬ