Gesammelte Werke. George Sand
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Название: Gesammelte Werke

Автор: George Sand

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816148

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СКАЧАТЬ rach­gie­ri­gen Cal­vin vor­zie­he, wie ich die Kriegs­taten der Ta­bo­ri­ten de­nen der Sol­da­ten Wal­len­steins vor­zie­he, so hat man Ih­nen die Wahr­heit ge­sagt, Con­sue­lo! Aber was fra­gen Sie nach mei­nem Glau­ben, Sie, die Sie die Wahr­heit durch An­schau­ung inne wer­den, die Sie die Gott­heit bes­ser ken­nen als ich? Gott be­hü­te mich, Sie an die­sen Ort ge­führt zu ha­ben, um Ihre rei­ne See­le zu be­las­ten und Ihr ru­hi­ges Ge­wis­sen mit den Zwei­feln und den Qua­len mei­nes Den­kens zu trü­ben! Blei­ben Sie, Con­sue­lo, wie Sie sind! Sie sind fromm und gott­se­lig; mehr, Sie sind arm und in Dun­kel­heit ge­bo­ren und nichts hat da­hin ge­ar­bei­tet, in Ih­nen die Gerad­heit Ihres Den­kens und das Licht Ihres Ur­teils zu ir­ren und zu ver­fins­tern.

      Wir kön­nen mit­ein­an­der be­ten, ohne zu strei­ten, Sie, die Sie al­les wis­sen, ohne je et­was ge­lernt zu ha­ben, und ich, der ich sehr we­nig weiß, nach­dem ich viel ge­forscht habe. In wel­chem Tem­pel Sie auch die Stim­me er­he­ben mö­gen, im­mer wird der Be­griff des wah­ren Got­tes in Ihrem Her­zen sein und die Emp­fin­dung des wah­ren Glau­bens Ihre See­le er­fül­len. Nicht um Sie zu be­keh­ren, son­dern da­mit die Of­fen­ba­rung von Ih­nen auf mich über­ge­he, habe ich un­se­re Stim­men und un­se­re Geis­ter zu ver­ei­ni­gen ge­wünscht vor die­sem Al­ta­re, den ich aus den Ge­bei­nen mei­ner Vä­ter mir er­rich­tet habe.

      – Ich be­trog mich also nicht, in­dem ich dach­te, dass die­se ed­len Res­te, wie Sie sie nann­ten, die Ge­bei­ne der Hus­si­ten sind, die im blu­ti­gen Wü­ten des Bür­ger­kriegs in die Cis­ter­ne des Schre­cken­stein hin­ab­ge­stürzt wur­den, zur Zeit Ihres Ah­nen Jo­hann Zis­ka, der da­für, wie ich hör­te, schreck­li­che Ra­che nahm. Man hat mir auch er­zählt, dass er den Brun­nen ver­mau­ern ließ, nach­dem er das Dorf ver­brannt hat­te. Ich glau­be in der Dun­kel­heit die­ser Höh­le ge­ra­de über mei­nem Kop­fe einen Kreis von ge­haue­nen Stei­nen zu se­hen; dies lässt mich ver­mu­ten, dass wir uns ge­nau un­ter der Stel­le be­fin­den, wo ich mich mehr­mals nie­der­ge­setzt habe, wenn ich von lan­gem Su­chen nach Ih­nen müde war. Sa­gen Sie, Graf Al­bert, ist das der Ort, den Sie, wie man mir sag­te, den Süh­ne­stein ge­tauft ha­ben?

      – Ja, es ist der Ort, ant­wor­te­te Al­bert, wo Mar­tern und wil­de Ge­walt­ta­ten mir die Stät­te mei­nes Ge­be­tes und das Hei­lig­tum mei­nes Schmer­zes ein­ge­weiht ha­ben. Sie se­hen große Stein­blö­cke über un­se­ren Köp­fen schwe­ben und an­de­re am Ran­de der Quel­le um­her­ge­streut. Die ge­rech­te Hand der Ta­bo­ri­ten hat sie da­hin ge­schleu­dert, auf Be­fehl Je­nes, den sie den furcht­ba­ren Blin­den nann­ten; aber sie ha­ben nur dazu ge­dient, das Was­ser zu den un­ter­ir­di­schen Bet­ten zu­rück­zu­drän­gen, wel­che es sich zu gra­ben trach­te­te. Die Kon­struk­ti­on des Brun­nens wur­de zer­stört und die Trüm­mer habe ich un­ter den Cy­pres­sen ver­bor­gen, die ich dort ge­pflanzt habe; man hät­te hier ein gan­zes Ge­bir­ge hin­ein­stür­zen müs­sen, um die­se Höh­le aus­zu­fül­len. Die Stein­blö­cke, wel­che sich in der Mün­dung der Cis­ter­ne stopf­ten, sind dort durch eine Wen­del­trep­pe, gleich je­ner, in die Sie in mei­nem Gar­ten­brun­nen auf Rie­sen­burg so mu­tig hin­ab­stie­gen, auf­ge­hal­ten wor­den. Seit­dem hat das Sin­ken der Ge­birgs­mas­se sie im­mer fes­ter zu­sam­men­ge­keilt. Wenn dann und wann ein Stück sich los­löst, so ist doch das nur wäh­rend der hef­ti­gen Win­ter­frös­te der Fall: Sie ha­ben also jetzt nicht mehr zu fürch­ten, dass et­was von die­sem Ge­stei­ne her­ab­rol­le.

      – Es ist nicht das, was mei­ne Ge­dan­ken be­schäf­tigt, Al­bert! ant­wor­te­te Con­sue­lo, wie­der nach dem düs­tern Al­tar hin bli­ckend, auf wel­chen er sei­ne Stra­di­va­ri ge­legt hat­te. Ich fra­ge mich, warum Sie dem Ge­dächt­nis und den Über­res­ten die­ser Op­fer aus­schließ­lich einen Dienst wei­hen, als ob es nicht auf der an­de­ren Sei­te eben­falls Mär­ty­rer ge­ge­ben hät­te und als ob die Ver­bre­chen der einen ver­zeih­li­cher wä­ren als die der an­de­ren.

      Con­sue­lo sag­te das mit ei­nem stren­gen Tone und in­dem sie Al­bert miss­trau­isch an­sah. Sie dach­te wie­der an Zden­ko und alle ihre Fra­gen nah­men in ih­ren Ge­dan­ken die Rich­tung auf eine Art hoch­not­pein­li­chen Ver­hörs hin, dem sie ihn gern un­ter­wor­fen ha­ben wür­de, wenn sie es ge­wagt hät­te.

      Die schmerz­li­che Auf­re­gung, wel­che sich plötz­lich des Gra­fen be­mäch­tig­te, schi­en ihr ein reui­ges Ge­ständ­nis zu sein. Er fuhr mit den Hän­den über sei­ne Stirn und press­te sie dann ge­gen sei­ne Brust, als ob er fühl­te, dass ihm die zer­sprin­gen woll­te. Sei­ne Ge­sichts­far­be wech­sel­te schreck­lich und Con­sue­lo fürch­te­te, dass sie ihn nur zu gut be­grif­fen hät­te.

      – Sie wis­sen nicht, was Sie mir für eine Pein er­re­gen! rief er end­lich, sich auf den Kno­chen­hau­fen stüt­zend und sein Ge­sicht zu die­sen ver­trock­ne­ten Schä­deln nie­der­beu­gend, die ihn aus ih­ren lee­ren Au­gen­höh­len an­zu­star­ren schie­nen. Nein! Sie kön­nen es nicht wis­sen, Con­sue­lo! Ihre fros­ti­gen Be­mer­kun­gen er­we­cken in mir die Erin­ne­rung der bö­sen Tage, wel­che ich durch­lebt habe. Sie wis­sen nicht, dass Sie mit ei­nem Men­schen re­den, der Jahr­hun­der­te in Lei­den hin­ge­bracht hat, und der, nach­dem er in Got­tes Hand das blin­de Werk­zeug der un­wan­del­ba­ren Ge­rech­tig­keit ge­we­sen, dann sei­nen Lohn emp­fan­gen und sei­ne Stra­fe ge­lit­ten hat. Ich habe so sehr ge­lit­ten und mein blu­ti­ges Loos so sehr be­weint und so streng ge­büßt, habe die Greu­el, in wel­che mich mein Schick­sal da­hin­riss, so eif­rig ge­sühnt, dass ich mir end­lich schmei­chel­te, sie ver­ges­sen zu kön­nen.

      Ver­ges­sen! Das war es, wo­nach mein Herz so heiß sich sehn­te! Das war mein Be­ten und mein Seh­nen in je­dem Au­gen­blick; das war das Zei­chen mei­ner Ve­rei­ni­gung mit den Men­schen und mei­ner Ver­söh­nung mit Gott, das ich hier seit Jah­ren er­fleh­te, mich auf die­sen Ge­bei­nen vor ihm nie­der­wer­fend.

      Con­sue­lo, als sich Sie zum ers­ten Male sah, fing ich zu hof­fen an. Und als Sie mir Mit­leid be­wie­sen hat­ten, fing ich zu glau­ben an, dass ich ge­ret­tet wäre. Hier! se­hen Sie die­sen Kranz ver­welk­ter Blu­men, die schon fast in Staub zer­fal­len, mit de­nen ich den Schä­del krön­te, wel­cher oben­an dem Al­ta­re steht; Sie er­ken­nen sie nicht; ich aber, ach! ich habe sie mit vie­len bit­te­ren, sü­ßen Trä­nen be­netzt: Sie hat­ten – sie ge­pflückt, Sie hat­ten sie für mich dem Ge­fähr­ten mei­nes Elends, dem treu­en Hü­ter mei­nes Gra­bes ge­ge­ben.

      Wohl­an, mit Trä­nen und mit Küs­sen sie be­de­ckend, frag­te ich mich mit Her­zens­angst, ob Sie wohl je eine wah­re, tie­fe Lie­be füh­len könn­ten für einen Ver­bre­cher wie mich, für einen er­bar­mungs­lo­sen Fa­na­ti­ker, für einen Wü­te­rich ohne Herz …

      – Was für Ver­bre­chen sind es, de­ren Sie sich an­kla­gen? sprach Con­sue­lo mit Kraft, von tau­send strei­ten­den Ge­füh­len hin und her ge­wor­fen und kühn ge­macht durch Al­ber­t’s tie­fe Nie­der­ge­schla­gen­heit. Wenn Sie ein Be­kennt­nis ab­zu­le­gen ha­ben, so tun Sie es, tun Sie es gleich, vor mir, da­mit ich wis­se, ob ich sie frei­spre­chen und Sie lie­ben kann.

      – Mich frei­spre­chen, ja! das kön­nen Sie; denn der, den Sie ken­nen, Al­bert von Ru­dol­stadt, hat ein so rei­nes Le­ben ge­führt wie ein un­schul­di­ges Kind. СКАЧАТЬ