Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen. Heinrich Smidt
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Читать онлайн книгу Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen - Heinrich Smidt страница 31

СКАЧАТЬ Komm du vielmehr hierher und lange Feuereimer zu. Wenn wir einmal auf der Brandstätte sind, wollen wir auch als rechtschaffene Christen unsere Schuldigkeit tun.«

      »Gut! Aber dann, soll der, den ich meinte, auch mit dabei sein. Den alten Geizhals, der Elias Brammer, meine ich. Dreimal haben wir ihm eine schwere Ladung vor die Tür gebracht und die Last in seinen Keller getragen, was wir nicht nötig hatten, und dreimal hat er uns ohne Trinkgeld nach Hause geschickt. Dafür soll er seinen Lohn haben.«

      »Das lasse ich gelten! Wo ist er denn? Aha! Ich sehe ihn schon! Es stehen uns aber so viele im Wege.«

      »Hat nicht not! Das wollen wir bald kriegen! Heda, Leute! Da steht ein Mann, der uns gerne eine Hand leihen will beim Wassertragen. Laßt ihn hindurch! Schiebt ein bißchen nach.«

      Es geschah nach ihrem Willen. Elias Brammer schlug um sich und schrie: »Wer untersteht sich? – Wer vergreift sich an mir? – Laßt los!«

      Mit den letzten Worten fiel er gegen die beiden mutwilligen Seilerburschen, die ihn sofort in die Mitte nahmen:

      »Guten Abend, Herr Brammer! – Auch ein bißchen hier, Herr Brammer? – Das ist christlich von dem Herrn. Er will auch dem Unglücklichen eine Hand leihen? Das ist brav. Nun, hier ist gerade ein Platz frei. Bleibe du da stehen, Gottlieb! Ich stehe hier und Herr Brammer kommt in die Mitte. Ihm gebe ich die vollen Eimer und er liefert sie an dich ab. Hurra für den ersten! Festhalten, Herr Brammer! Festhalten!«

      Umsonst widerstrebte der geängstigte Krämer den kräftigen Seilerburschen. Er mußte in Reihe und Glied stehen und die ledernen Feuereimer weiter reichen. Er war von Wasser überströmt; der Schweiß rann ihm von der Stirn; der Atem drohte ihm zu vergehen; aber an eine Erlösung war nicht zu denken.

      Den rastlosen Bemühungen war es gelungen, die bedrohten Nachbarhäuser zu retten. Das Feuer blieb auf das Brauerbe beschränkt, dessen rauchende, glühende Trümmer mit lautem Krachen zusammenstürzten. Die erschöpften Feuerleute konnten sich einige Minuten der Erholung gönnen.

      »Es ist dahin!« sprach Frau Rosmarin, die nicht von der Stelle gewichen war. »Versenkt in Staub und Asche der Bau, von dessen Wänden meine Flüche widerhallten. Ein Schutthaufen deckt das Grab, worin meine Jugend begraben liegt.«

      »Sprich nicht solche entsetzliche Dinge, von denen ich nichts verstehe und die mir eine Gänsehaut machen,« bat Jan mit rührender Stimme. »Höre auf mich, Mutterchen, und lasse uns endlich nach Hause gehen. Es ist die höchste Zeit.«

      »Ja, Kind, wir wollen es!« entgegnete sie, wie aus einem Traum erwachend. »Gib mir die Hand, mein lieber Junge, und führe mich. Allein bin ich nicht imstande, weiterzugehen.«

      »Lege deine Hand auf meine Schulter und stütze dich fest darauf. Ich schlinge meinen Arm um dich und dann soll es wohl gehen.«

      Die buntgegliederten, lebendigen Ketten, welche die Eimer von den Wasserschläuchen bis zur Brandstätte beförderten, lösten sich auf. Herr Brammer schüttelte sich und wischte den Schweiß von der Stirn. Seine beiden Quälgeister lobten ihn ob seiner Heldentat und lachten sich dabei ins Fäustchen. Da rief plötzlich der eine aus:

      »Ich habe ihn!«

      »Wen hast du?«

      »Den Jungen, der uns davongelaufen ist und den wir suchen sollten.«

      »Jan Blaufink?«

      »Da kommt er mit einem Weibsbilde am Arme. Nun, der läuft uns geradezu ins Garn, ohne daß es uns Mühe macht. Und die Ehre haben wir davon.«

      Der Name, welcher genannt wurde, erregte die Aufmerksamkeit des Elias Brammer. Er fragte und erhielt zur Antwort:

      »Das haben wir Ihm auch zu danken. Er hat uns den Taugenichts auf die Bahn gebracht, und nun erleben wir Schimpf und Schande an ihm.«

      Es war keine Zeit zu weiteren Erklärungen. Jan war ganz nahe und hatte keine Ahnung von dem, was ihm bevorstand. Seine Aufmerksamkeit galt allein der Frau Rosmarin, die nur langsam von der Stelle konnte, nachdem die große Aufregung vorüber war.

      »Haben wir dich, du Spitzbube?« brüllten die Seilerknechte, indem sie ihn mit starker Hand ergriffen und seine Begleiterin auf die Seite schoben.

      Für den Augenblick war Jan Blaufink von dem unerwarteten Angriff betäubt. Er ließ sich einige Schritte fortschleppen, geradeswegs dem Elias Brammer entgegen und der eine der Knechte rief demselben zu:

      »Da ist das Geschenk, das wir ihm danken! Sehe Er zu, wie Er es wieder gut macht, daß Er uns einen solchen Spitzbuben auf den Hals lud.«

      »Spitzbube?« rief Jan und der Zorn bemächtigte sich seiner. »Wer mich einen Spitzbuben nennt, den nenne ich einen Ehrenschänder und will ihm den Lohn für seine Bosheit nicht schuldig bleiben.«

      »Du bist still, ganz still, sonst wollen wir dir gleich einen Denkzettel geben, den du dein Lebtag nicht vergessen sollst. Wir sprechen uns draußen auf der Bahn. Du gehst wohl jetzt nicht gerne dahin?«

      »Warum nicht? Wo sollte ich anders gehen?« antwortete Jan. »Ich will nur die Mutter nach Hause bringen. Wo ist sie geblieben? Wo? Wo?«

      »Mutter!« schrie Elias Brammer. »Wie kommst du zu einer Mutter, da du doch ein Waisenkind bist? Hollah, Junge! Ist das der Lohn für die Dienste, die man dir leistete? Ein Dieb bist du geworden? Ein rechter gemeiner Dieb?«

      »Wenn Er das Wort noch einmal ausspricht, hat Er meine Hand an der Kehle.«

      »Hört ihr das, Leute?«

      Die Umstehenden nahmen Teil an dem Auftritt; jeder in seiner Weise. Jan Blaufink, der alle Augen auf sich gerichtet sah, rief dem Kaufmanne zu:

      »Er will mir seine Hand gereicht und mir Beistand geleistet haben? Ich soll ihm Dank schuldig sein? Wenn das jemals gewesen ist, so war die Schuld mit dem einen schweren Wort gelöscht, was Er mir jetzt zugerufen hat.«

      »Begehre nur nicht groß auf!« rief der Seilerknecht, dessen Hand in seinem Nacken saß. »Da kommen die Dragoner und machen die Straße frei. Es ist Zeit, daß wir wegkommen. Aber wohin? Es ist Nacht und die Tore sind geschlossen.«

      »Sie stehen sperrangelweit auf, wie immer, wenn in der Stadt ein großes Glockenfeuer ist,« sagte Herr Brammer. »Geht voran! Ich eile nach Hause und kleide mich um, dann komme ich euch sofort nach, denn ich will dabei sein, wenn über den Taugenichts Gericht gehalten wird.«

      Jan Blaufink ergab sich in sein Schicksal. Seine Brust arbeitete heftig und das Herz schlug so gewaltig, daß es zu zerspringen drohte. Aber er zwang sich zur Ruhe und sagte zu seinen Begleitern:

      »Es ist gut. Ich ergebe mich euch und will gehen, wohin ihr wollt. Aber um eins bitte ich, nur um eins. Sagt mir, weshalb ich ein Dieb sein soll? Wen von euch habe ich bestohlen und was habe ich ihm genommen?«

      »Das sollen wir dir sagen?« rief der Aelteste von den beiden und wußte sich vor Erstaunen nicht zu lassen. »Hast du es gehört, Friede? Wir sollen es ihm sagen? Man könnte lachen, wenn es nicht so unverschämt wäre, daß man sich darüber schwarz ärgern müßte. Aber es soll gelten, damit du nicht sagen kannst, es sei dir in irgendeiner Beziehung Unrecht geschehen. Haben wir dir nicht das Pritschholz in die Hand gegeben und die Sammelbüchse dazu? Und bist du nicht mit der vollen Büchse davon gelaufen und hast ein fahrendes СКАЧАТЬ