Angst macht große Augen. L.U. Ulder
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Название: Angst macht große Augen

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738016017

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СКАЧАТЬ mit Polizei zu rechnen wäre, quer abgestellt. Auf den Rücksitz haben sie einen Grillanzünder geworfen und angesteckt. Hat aber aus irgendeinem Grund nicht richtig funktioniert, es schwelte nur. Zumindest ihr Hauptziel haben sie erreicht, alle möglicherweise vorhandenen Spuren sind vom Rauch zerstört worden. Danach folgte das altbekannte Muster. Einleiten von Gas in die beiden Geldautomaten und Zündung mit einem elektrischen Impuls. Der Nachbar aus dem Haus gegenüber hat zwei verdächtige Fahrzeuge gesehen, das konnte uns zumindest seine Frau noch erzählen, bevor sie zusammengebrochen ist. Ihr Mann war wohl der Oberverdachtschöpfer hier in der Straße und hat regelmäßig bei der Polizei angerufen. Warum der alte Mann ausgerechnet hier selber losmarschiert ist, ist mir ein Rätsel.“

      „Einen Toten hatten wir noch nie. Es gab erst einen Fall mit Schusswaffengebrauch, den wir zweifelsfrei unserer Bande zuordnen können. Da haben sie in die Luft geschossen, als sich ein Zeuge am Fenster bemerkbar gemacht hat.“

      „Hier haben sie sich nicht damit aufgehalten. Zwei Schuss in Bauch und Brust, er muss ziemlich schnell tot gewesen sein. Und so wie der Leichnam aussieht, scheinen sie mit dem Auto zweimal über seine Beine gefahren zu sein.“

      Steinert massierte sich nachdenklich das Kinn.

      „Er liegt bereits auf dem Parkplatz, ist also ziemlich dicht herangekommen. Vielleicht hat er sie überrascht. Oder es gibt ein neues Bandenmitglied, falls sie es tatsächlich waren. Das mit dem Auto als Sperre läuft bei unseren Zielpersonen auch immer so. Mir ist aufgefallen, dass sich die Schäden am Objekt in Grenzen halten. Auch das ist eine Übereinstimmung, Anfänger leiten Unmengen von Gas ein und beschädigen ganze Gebäude. Habt ihr einen Zünder gefunden?“

      Schrader verdrehte die Augen.

      „Beinahe nicht. Der Trottel von Zeuge, der den Wagen und den Toten entdeckt hat, wollte nicht nass werden. Also hat er sich in den Vorraum gestellt und auf die Kollegen gewartet, die durch die Alarmauslösung bereits auf dem Weg waren. Er hat geraucht, die Asche auf den Boden geschnippt, die Zigarette hinterher, ist ab und zu mal rausgegangen und hat geschaut, wo die Polizei bleibt. Dabei hat er Fußspuren über Fußspuren gelegt. Das Lautsprecherkabel, das die Täter für die Zündung benutzt haben, ist ihm aufgefallen. Er hat es aus den Automatenresten gezogen, zusammengerollt und in die Tasche gesteckt. Nur weil es herausbaumelte und einem Kollegen auffiel, konnten wir es ihm wieder abnehmen. Am liebsten hätte ich ihn wegen Beihilfe oder Strafvereitelung eingesackt.“

      „War an dem Kabel noch ein Zünder befestigt?“

      „Ja. Ein Brückenzünder, vermutlich mit einer Batterie ausgelöst.“

      „Habt ihr Sprühlack auf den Kameras festgestellt?“

      „Dazu wäre ich jetzt gekommen. Drei Überwachungskameras wurden sauber überlackiert. Mal sehen, was die Aufnahmen davor noch zeigen. Aber wir haben immerhin die Spraydose gefunden, sie wurde weggeworfen oder ist versehentlich auf den Boden gefallen. Gleich neben dem Eingang.“

      „Verloren. Absichtlich lassen die nichts zurück. Ich bin gespannt, was die Auswertung des Türöffners ergibt. Mal sehen, wo die Karte gestohlen wurde. Hier ist meine Visitenkarte. Wenn der Mord nicht wäre, könnte ich dir zusagen, dass wir übernehmen. Aber so wird das sicher nichts.“

       *****

      Unbemerkt von den beiden Kripobeamten trat eine schmale Frau an den Streifenwagen heran, der immer noch in der Zufahrt zum Parkplatz stand. Der Polizeibeamte schaute genervt, während er die Seitenscheibe nach unten gleiten ließ.

      „Nun schauen Sie doch nicht so böse. Wir machen doch auch nur unsere Arbeit. Und Sie freuen sich doch auch, wenn Sie morgens eine frische Zeitung auf dem Frühstückstisch liegen haben“, nahm sie ihm lächelnd den Wind aus den Segeln.

      Er winkte ab.

      „Und Sie wissen genau, dass Sie von mir keine Infos bekommen können. Wenden Sie sich an die Pressestelle.“

      „Ach, das ist doch immer nur das gleiche Blabla. Die Leser wollen was Authentisches haben, sonst kann ich ja jedes Mal den Polizeibericht von letzter Woche kopieren. Und wenn wir hier schon mal einen Toten haben. Jetzt schauen Sie doch nicht so, Sie wissen doch, wie ich es meine.“

      In diesem Moment öffneten sich die Türen am silbernen VW Kombi und die beiden Beamten stiegen aus. Der schlankere von ihnen setzte sich in die Richtung des Streifenwagens in Bewegung.

      „Na gut“, meinte die Reporterin. „Dann frage ich Ihren Kollegen, vielleicht lässt der sich etwas aus der Nase ziehen.“

      „Das ist ein Kollege vom LKA Hamburg. Wenden Sie sich an den anderen Beamten.“

      „LKA Hamburg?“, sinnierte die Frau leise und löste unauffällig ihre in hüfthöhe hängende Kamera aus, bevor der Mann in seinen Dienstwagen stieg. Als würde sie den Worten des uniformierten Beamten keinen Glauben schenken, fotografierte sie schnell noch das Kennzeichen.

       *****

      Hajo Steinert war nach dem Gespräch auf dem schnellsten Weg nach Hause gefahren. Er benötigte jetzt unbedingt eine Mütze voll Schlaf, der Ausflug nach Nordniedersachsen hatte ihm viel Zeit gekostet. Seine Familie war bereits ausgeflogen, als er sein Reihenhaus in Hamburg-Lokstedt erreichte. So schnell wie möglich legte er sich zu Bett und schlief bis in den frühen Nachmittag. Danach genehmigte er sich ein verspätetes Frühstück, duschte und fuhr zurück in die Dienststelle.

      Von seinem niedersächsischen Kollegen Schrader war bereits eine Email eingegangen. Den Kollegen von der Kriminaltechnik war es gelungen, auf der Spraydose DNA zu sichern. Die Spur befand sich bereits auf dem Weg zum LKA nach Hannover, wo sie bevorzugt untersucht werden würde. Mit etwas Glück sollte am nächsten Tag das Ergebnis vorliegen.

      Die verwendete Waffe war mit großer Wahrscheinlichkeit eine Ceska, Modell CZ 75, Kaliber 9x19 mm Parabellum. Die tschechischen Pistolen waren nach dem Fall des Eisernen Vorhangs massenhaft in den Westen gelangt. Eine Überprüfung der Projektile durch einen Sachverständigen stand noch aus. Steinert machte sich allerdings keine großen Hoffnungen, dass die Waffe schon einmal benutzt wurde. Die Leute, denen er seit mehreren Monaten auf den Fersen saß, waren bislang zu clever und zu umsichtig gewesen, um sich eine solche Blöße zu geben.

      Bei der benutzten EC-Karte handelte es sich um eine Dublette. Der Eigentümer der echten Karte wusste noch nichts von seinem Glück. Irgendwann und irgendwo hatte er die Karte vermutlich in einen manipulierten Geldautomaten gesteckt und dabei waren die Daten auf dem Magnetstreifen ausgelesen worden. Also lief auch diese Spur ins Leere. Interessant war dabei die Bandbreite der Verbrecher. Bislang hatten sie immer frisch gestohlene Karten benutzt, die allesamt keinen Täterhinweis erbrachten. Gestohlene Karten bargen das Risiko, zwischenzeitig gesperrt worden zu sein. Ein Betreten der in der Nacht von automatischen Türen geschlossenen Automatenstationen war dann unter Umständen nicht möglich. Es war das erste Mal, dass Daten verwendet wurden, die beim Skimming erlangt wurden. Und es war das erste Mal, dass es einen bedauernswerten Toten gegeben hatte. Der Druck auf die Polizei würde weiter ansteigen und Steinert bekam das ungute Gefühl, dass er mit seiner kleinen Sonderkommission an eine Grenze gestoßen war. Unschlüssig nahm er den Telefonhörer in die Hand, während er über das weitere Vorgehen nachdachte. Dann führte er mehrere kurze Gespräche hintereinander. Der Hauptkommissar trommelte seine Kollegen zusammen, es musste dringend über neue Strategien nachgedacht werden.

      6.

      Hinnerk Nissen machte es sich so gut es ging in seinem kleinen, dunkelgrünen Suzuki Geländewagen СКАЧАТЬ