Angst macht große Augen. L.U. Ulder
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Название: Angst macht große Augen

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738016017

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СКАЧАТЬ so ein Quatsch. Ich arbeite doch nicht. Hab mich nur unterhalten. Komm mal her zu mir.“

      Sie zog Zoé fest an sich heran, wollte sie drücken, aber die wehrte sich und stellte mit den Ellenbogen genügend Abstand her, dass sich beide in die Augen schauen konnten.

      „Die Frau war böse.“

      „Ach was. Wie kommst du denn darauf?“

      „Doch, sie war ganz böse. Rede nicht mehr mit ihr.“

      „Wie kommst du denn darauf, du hast sie doch kaum gesehen. Man darf Menschen nicht so schnell verurteilen.“

      „Die aber schon. Die hatte böse Augen.“

      8.

      „Na, habe ich dich geweckt, du alte Schlafmütze?“

      „Quatsch“, knurrte Net ins Handy.

      „Na komm, sei ehrlich. Ich musste es lange klingeln lassen“, stichelte Valerie weiter.

      „Bin am Arbeiten. Spätschicht. Was denkst du denn? Da kann ich nicht alles stehen und liegen lassen.“

      In Wahrheit schaute er seinem Arbeitskollegen Sultan über die Schulter, der ein Computervirus aufgespürt hatte und es analysierte. Deshalb war er nicht gleich dran gegangen, in der Hoffnung, der Anrufer würde es irgendwann aufgegeben. Wenn er gesehen hätte, dass es Valli war, hätte er es sich sparen können. Die ließ immer bis Anschlag klingeln, weil sie ihm aus irgendeinem Grund immer wieder unterstellte, dass er ständig im Bett liegen würde.

      „Ok, ok, ich will nicht mit dir streiten. Ich brauche mal deine Hilfe. Du musst rausbekommen, wo sich der Besitzer dieser Handynummer aufhält.“

      Sie gab ihm die Nummer durch, die sie von der Russin bekommen hatte.

      „Ich dachte, du machst auch eine kleine Pause, während Anna und Stefan im Urlaub sind.“

      „Das ist ja interessant. Hat sie dich auch aufgehetzt? Genauso wie die Kleine. Glaubt ihr alle, ich kann nicht auf mich selbst aufpassen?“

      „Ja.“

      Valerie wartete, ob noch etwas kam, aber Net beschränkte sich auf das knappe Ja und zeigte ihr so ganz deutlich, dass er es nicht witzig gemeint hatte.

      Mit den verärgerten klingenden Worten 'meld dich bei mir' trennte sie das Gespräch.

       *****

      Sultan strich sich über den glattrasierten Schädel und massierte danach seinen Dreitagebart.

      „War das deine Zweitchefin, Mann?“

      „Ja.“

      Net war wortkarg wie immer.

      „Was wollte sie denn?“

      „Dass ich den Typen zu dieser Nummer finde.“

      „Zeig her, das dürfte doch das kleinste Problem sein.“

      Er grabschte nach dem Zettel, startete ein Programm und gab in unglaublicher Geschwindigkeit Zahlen und Befehle mit seinen viel zu dicken Fingern ein.

      „Die sieht echt gut aus, Mann. Ob die mal mit mir ausgeht? Ich hätte ja noch was gut bei ihr.“

      „Glaub nicht.“

      „Warum nicht? Bin ich zu dick?“

      Er richtete sich gerade auf und strich über seinen mächtigen Bauch.

      „Nein. Die geht mit keinem aus. Weiß auch nicht, warum.“

      „Oh Mann, was für ein Verlust. So eine schöne Frau.“

      Sein runder Kopf schnellte nach vorn in Richtung Bildschirm.

      „Hier, da ist er schon. Aber ausgestellt.“

      „Geh mal auf seine letzten Gespräche. Mal sehen, an welchem Sendemast er dran hing.“

      Gemeinsam verfolgten der rundliche Türke und der dünne Net im Großraumbüro des Providers die Zahlenreihen auf dem Monitor. Die letzten Gespräche des Unbekannten waren alle von ein und demselben Masten aufgefangen worden.

      „Er telefoniert immer gegen 20.00 Uhr. Wenn wir Glück haben, macht er das heute auch. In zwei Stunden ist es soweit. Sobald er einschaltet, schicke ich ein paar stille SMS raus, dann wissen wir, wo er steckt. Wohin telefoniert er überhaupt?“

      Zusammen entschlüsselten sie die Zahlencodes und kamen auf ein eindeutiges Ergebnis.

      „Er ruft in Russland an, in Grosny. Und seinen Namen bekommen wir auch nicht heraus.“

      Jetzt massierte der gesichtsblinde Net seinen Kinnbart, während seine ausdruckslosen Augen über Sultans Gesicht wanderten, ohne die Konturen wahrnehmen zu können.

      „Das sieht wieder verdammt nach Ärger aus.“

      9.

      Der Kaffee war bereits kalt geworden, als er sich endlich daran erinnerte, irgendwann eine volle Tasse vor sich stehen gehabt zu haben. Angewidert verzog er sein Gesicht. Hajo Steinert war zuvor viel zu sehr in den Unterlagen versunken, die vor ihm ausgebreitet auf dem Tisch lagen. Das mehrseitige Fax, das ihm die niedersächsischen Kollegen hatten zukommen lassen und die eigenen Ermittlungsakten, Vermerke, Spurenakten, die sich über die zusammengeschobenen Tische im Großraumbüro der Ermittlungsgruppe verteilten. Für ihn gab es keinen Zweifel, dass es sich um die Tätergruppe handelte, die bereits in Hamburg mehrfach zugeschlagen hatten. Das Vorgehen der Täter sprach eine deutliche Sprache. Der gestohlene und in Brand gesetzte Wagen als Straßensperre, die mit Lack übersprühten Überwachungskameras, die professionell gewählte Menge an Gas zum Sprengen der Automaten. Die Spurenlage selbst war äußerst dürftig, wie eigentlich an jedem Tatort dieser Gruppierung. Die Kameras registrierten, unmittelbar, bevor sie außer Gefecht gesetzt wurden, eine dunkel gekleidete Person, deren Gesicht von einer Kapuze verdeckt wurde. Zügig betrat der Mann, anhand der Körpersprache musste es ein Mann sein, den Selbstbedienungsbereich und bewegte sich zielstrebig auf die Überwachungsgeräte zu. Ohne in die Kamera zu schauen, hob der Mann den Arm und machte die Geräte mit dem Lack unbrauchbar. Die Videos endeten jeweils mit der Großansicht einer Spraydosendüse, dann wurde es dunkel. Die einzige und allererste auswertbare Spur aller bisherigen Fälle war die DNA-Anhaftung an der Lackspraydose, wobei offenblieb, ob sie überhaupt etwas wert war. Die daktyloskopische Spurensuche hatte die wenigen vorhandenen Bilder der Überwachung bestätigt, der Mann trug durchgehend Handschuhe. Es gab nicht die geringste Spur auf der Oberfläche. Setzte man voraus, dass die Dose aus einem Geschäft stammte, musste sie irgendwann einmal von einer Person angefasst worden sein. Selbst wenn die Herstellung vollkommen automatisiert vonstatten ging, hatte sie jemand aus dem großen Karton des Herstellers nehmen und ins Regal stellen müssen. Also war sie, bevor sie zum Einsatz gelangte, fein säuberlich gereinigt worden. Und das schloss wiederum aus, dass diese festgestellten Moleküle von dem Verkäufer eines Baumarktes stammten. Es bestand die vielleicht geringe, aber immerhin vorhandene Möglichkeit, dass der Täter die Dose in seiner Jackentasche verborgen und sich dort DNA auf der Oberfläche abgelagert СКАЧАТЬ