Angst macht große Augen. L.U. Ulder
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Название: Angst macht große Augen

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738016017

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СКАЧАТЬ war von Steinert schon erwartet worden. Von den Kollegen aus Niedersachsen war ein junger Mann vernommen worden, der laut der technischen Aufzeichnungen unmittelbar vor der Explosion Geld an einem der beiden Automaten abgehoben hatte. Zu diesem Zeitpunkt mussten die Täter bereits vor Ort gewesen sein. Schrader nahm sogar an, dass er die Täter im zeitlichen Tatablauf gestört haben musste, Geldabhebung und Sprengung lagen extrem dicht beieinander und die Sprengung erfolgte spät, fast am äußersten Ende des von der Ermittlungsgruppe errechneten Zeitfensters. Der Mann, ein Schichtarbeiter, kam früher heim vom Nachtdienst, weil er Überstunden abbummeln sollte. Er habe Musik von seinem I-Phone gehört und Kopfhörer getragen. Vor der Bank habe ein dunkler Kombi gestanden, Personen waren ihm nicht aufgefallen, er habe aber auch nicht weiter darauf geachtet.

      Steinert schüttelte den Kopf. Wie der Zufall über Leben und Tod eines Menschen entschied. Wäre er nur drei oder vier Minuten später vor der Bank aufgetaucht, hätten die Täter womöglich ihn erschossen.

      Warum aber, so fragte er sich, waren die Täter in dieser Nacht so weit nach Süden ausgewichen? Ausgerechnet in einer der Nächte, in der die kurz zuvor gegründete Ermittlungsgruppe 'Automat' einen Sondereinsatz plante und mit Unterstützung etlicher Kollegen die neuralgischen Punkte der Stadt besetzt hatte. Zuvor waren nur Banken innerhalb des Stadtgebietes betroffen gewesen. War doch irgendetwas bekannt geworden? Wobei er nicht unterstellte, der Einsatz wäre verkauft worden. Aber bei der großen Anzahl der involvierten Kollegen verschiedener Dienststellen konnte immer mal etwas durchsickern, bewusst oder unbewusst.

      Glatze Brüning betrat das Büro. Glatze hieß der Kollege deshalb, weil er sich nach einer bierseligen Feier auf eine Wette einließ und sich eine Glatze scheren ließ. Das war lange her, mittlerweile war sein grauer Haarschopf tatsächlich ein wenig ausgedünnt. Brüning war in der Kriminaltechnik tätig, bei der EG 'Automat' kümmerte er sich um die Spurenakten. Er hielt einen dünnen Schnellhefter in der Hand, den er direkt vor Steinert auf den Schreibtisch knallte.

      „Die DNA aus Niedersachsen ist aufgetaucht.“

      Mit quietschendem Geräusch zog er sich einen der Stapelstühle dicht an den Tisch und setzte sich.

      „Und?“, fragte Hajo Steinert gespannt. „Machs nicht so spannend, Glatze. Kennen wir den Träger?“

      „Jein. Wir haben ihn sogar, aber es nutzt uns nichts, zunächst jedenfalls. Seine Komplizen haben ihn umgelegt, so wie es aussieht. Ihn und einen zweiten Mann. Sie sollten in einem geklauten BMW Kombi verbrannt werden. Das hat zum Glück ein Bauer verhindert, der auf Lauer gelegen hat, um jemanden beim illegalen Müll entsorgen zu erwischen.“

      „Müll entsorgen“, sinnierte Hajo Steinert. „Wo?“

      „Schleswig-Holstein, in der Nähe von Neumünster.“

      Jetzt brummte er verärgert.

      „Noch ein anderes Bundesland. Langsam glaube ich, das ist Absicht. Was wissen wir bis jetzt?“

      „Zwei Tote ohne Papiere, männlich, Mitte zwanzig bis Anfang dreißig. Jeweils zwei Schüsse, in Brust und Kopf.“

      „Lass mich raten, mit einer Ceska?“

      „So schnell sind die Kollegen nicht, das Kaliber käme aber hin. Jemand hat sich viel Mühe gegeben, ihre Identifizierung zu verhindern. Es wurden einige Zähne herausgebrochen, vermutlich behandelte, und die Fingerkuppen abgetrennt, mit einem stumpfen Werkzeug. Eine Gartenschere verursacht solche Verletzungsbilder. Wenn dieser Bauer nicht gewesen wäre, der sich über illegal entsorgten Müll geärgert hat, hätten wir nicht einmal die Gesichter der beiden.“

      Steinert zog den Schnellhefter zu sich heran, interessiert blätterte er durch die wenigen per Fax versandten Seiten. Endlich ein neuer Anhaltspunkt.

      „Sie legen die eigenen Leute um. Warum bloß?“, fragte er mehr sich selbst.

      „Vielleicht als Reaktion auf den Toten vor der Bank. Eine Strafaktion möglicherweise, weil sie wissen, dass bei Mord die Ermittlungen intensiviert werden.“

      „Wer weiß. Aber vorstellen kann ich mir das, ehrlich gesagt, nicht. Steht hier etwas zum Auto drin?“

      „Nein. Das kommt noch hinterher. Vom Kollegen, mit dem ich grad telefoniert habe, weiß ich nur, dass der Wagen vor knapp vier Wochen in Lübeck gestohlen wurde, die Kennzeichen vor zwei Wochen in Norderstedt. Bringt uns nicht weiter.“

      „Vier Wochen“, sinnierte Hajo Steinert. „Die Karre muss doch irgendwo mal aufgefallen sein, vielleicht geblitzt worden.“

      „Ich gebe entsprechende Anfragen an die Bußgeldstellen der Umgebung raus.“

      „Ja, mach das bitte. Und ich trommele gleich alle zusammen. Wir müssen unbedingt absprechen, wie es weitergeht.“

      10.

      Nets Anruf ging um 20.35 Uhr bei Valerie ein. Die Zielperson hatte pünktlich um 20.00 Uhr das Handy eingeschaltet und ein nur wenige Minuten langes Telefonat in die russische Stadt Grosny geführt. Fast wäre das Gespräch Net und seinem Kollegen Sultan entgangen, weil zur ungünstigsten Zeit einer der Server des Providers abschmierte und dadurch naturgemäß Hektik im Großraumbüro aufkam. Das Kundengeschäft ging nun einmal vor. Im letzten Moment gelang es Net, zwei stille SMS an das Handy zu senden, bevor es wieder abgeschaltet und damit unsichtbar wurde. Mit dem Ergebnis konnte er nicht nur den Sendemasten ermitteln, der lediglich den ungefähren Standort bestimmte, auch wenn der Abstrahlwinkel bekannt war. Durch die Kreuzpeilung wusste er auf wenige Meter genau, wo sich das Handy zum Zeitpunkt des Telefonates befunden hatte.

      Valerie überlegte kurz, was sie machen sollte. Der Gesuchte hielt sich anscheinend in einer Wohnung in Hamburg Dringsheide auf. Net gab ihr die genaue Anschrift und wusste auch, dass es sich um die rechtsseitige Wohnung im ersten Stock handeln würde.

      Sie beschloss, bis zum nächsten Morgen zu warten, bevor sie die Auftraggeberin anrief, dann wäre die Kleine in der Schule.

       *****

      „Warum du kommen mit?“

      Noch während des ersten Klingelns hatte die Frau das Gespräch angenommen. Jetzt reagierte sie gereizt auf Valeries Ankündigung, sie bis zur Wohnung begleiten zu wollen.

      „Weil ich Sie nicht kenne und Sie mich zwischen Tür und Angel angesprochen haben. Und außerdem …“

      „Ah, verstehe. Sie wollen erst Geld haben“, unterbrach die Frau Valerie und wechselte dabei in einen herablassenden Tonfall.

      „Hören Sie mir zu. Ich will sichergehen, dass wir wirklich Ihren Mann suchen und das ich mich nicht an einer rechtswidrigen Aktion beteilige. Wenn Ihnen das nicht passt, können wir es auch gern ganz lassen.“

      „Ist gut, ist gut.“

      Sofort schwenkte die Frau um und flötete geradezu die Worte. „Sagen Sie mir, wo wir treffen können uns.“

      Eine knappe Stunde später rollte die Detektivin mit ihrem Geländewagen langsam durch die Dringsheide und schaute aufmerksam nach beiden Seiten, ob sie ihre Auftraggeberin irgendwo entdecken konnte. Nachdem sie den Halbbogen durchfahren und fast wieder am Schiffbeker Weg angelangt war, ohne die Frau zu sehen, drehte sie um. Sie passierte die erste, nach links führende Sackgasse, fuhr am Parkhaus vorbei und näherte sich dem großen Parkplatz. Aus dem Schatten eines Baumes СКАЧАТЬ