Angst macht große Augen. L.U. Ulder
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Название: Angst macht große Augen

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738016017

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СКАЧАТЬ sich um, konnte aber weit und breit niemanden sehen, der zu dem Auto gehörte, das die Hauptstraße blockierte.

      Er schimpfte etwas, das sich anhörte wie „diese verdammten Besoffenen“ und wollte schon weiterfahren, als er im Inneren des Pkw etwas Merkwürdiges wahrnahm. Es kam ihm vor wie ein schwacher Lichtschein. Die hinteren Scheiben waren mit Folie abgedunkelt, also musste er von schräg vorn in den Innenraum hineinsehen. Sein Anhänger verhinderte, dass er dicht genug herankam. Er beugte sich weit vorn und kam aus dem Gleichgewicht. Zusammen mit dem Rad kippte er seitlich gegen den Wagen. Jetzt sah er ein schwaches Glimmen auf der Rücksitzbank, das an seinem eigenen Rauch zu ersticken drohte.

      Nochmals schaute er sich hilfesuchend um, fasste an die verriegelte Tür, dann trat er in die Pedale, weil er kein Handy besaß. Er musste zur Bankfiliale an der nächsten Straßenecke fahren, dort war das einzige noch verbliebene öffentliche Telefon im Ort, ein Wandapparat mit einer Plastikhaube.

      „Hallo. Mein Name ist Papenkamp. Ich bin der Zeitungsausträger hier im Ort. Ich trage die Zeitungen immer mit meinem Fahrrad und dem Anhänger aus. Was? Ja, ja, ich komme ja zur Sache. Hier steht mitten auf der Straße ein brennendes Auto. Welche Straße? Na, die Hauptstraße eben, die Ortsdurchfahrt. Warten Sie, ich schaue nach.“

      Vor Aufregung fiel ihm nicht der Straßenname ein, obwohl er in ihr mehrere Abnehmer seiner Zeitungen hatte. Durch die Regentropfen auf den Scheiben der Überdachung konnte er nichts erkennen. Er legte den Hörer zur Seite und trat einen Schritt heraus. Seine Augen suchten nach den Straßenschildern, dabei sah er im Augenwinkel auf dem Parkplatz vor dem Bankeingang einen Körper liegen.

      „Hier liegt auch einer, sehe ich gerade. Direkt vor der Bank. Der gehört bestimmt zu dem Auto.“

      Papenkamp hängte den Hörer ein. Dass er den Straßennamen nicht weitergemeldet hatte, war ihm völlig entgangen. Vorsichtig ging er die letzten Schritte auf die Person zu. Er erkannte, dass es ein Mann war, der zu einer Straßenjacke Pantoffeln und eine Schlafanzughose trug. Weil der Mann mit unnatürlich verdrehten Beinen auf der Seite lag und ihm den Rücken zeigte, konnte er die Verletzungen nicht sehen. Widerstrebend, beinahe ängstlich ging er in die Hocke.

      „He, Sie. Sie können hier nicht liegen. Sind Sie betrunken?“

      Keine Antwort, unbeholfen tastete er mit den Fingern an der Halsschlagader.

      Zur Sicherheit fasste er noch an das Handgelenk am ausgestreckten Arm, aber auch da war kein Puls mehr zu fühlen.

      „Tot“, sagte er zu sich. „Mausetot.“

      Damit stand er auf und brachte sich vor dem immer heftiger werdenden Regen im Vorraum der Bank in Sicherheit. Mit zittrigen Fingern steckte er sich eine Zigarette an. Dass die Schiebetür außer Betrieb und beschädigt war, fiel ihm ebenso wenig auf wie das von der Explosion angerichtete Chaos.

      5.

      Der Anruf erreichte Hajo Steinert um kurz nach 05.00 Uhr. Der achtunddreißigjährige Leiter der Ermittlungsgruppe 'Automat' des Hamburger LKA hatte sich mit seinen Kollegen an fünf geeigneten Banken innerhalb des Stadtgebietes von Hamburg die Nacht um die Ohren geschlagen. Verdeckt lagen sie auf der Lauer, um die der Auswertung nach am wahrscheinlichsten infrage kommenden Objekte zu observieren. Bereits der siebte nächtliche Einsatz dieser Art, verbunden mit einem enormen personellen Aufwand. Sondereinsatzkräfte hielten sich für den Zugriff bereit. Es blieb ruhig, von den Tätern keine Spur, also brach er den Einsatz um 04.30 Uhr ab. Nach der Analyse der bisherigen Straftaten, und das waren nicht wenige, würde ab dieser Zeit nichts mehr geschehen. Die Stadt erwachte nach und nach und immer mehr Menschen würden auch die Selbstbedienungsschalter der Banken benutzen. Steinert, der verheiratet war und zwei Kinder hatte, freute sich auf sein Bett. Er wollte sich ein paar Stunden aufs Ohr hauen, um gegen Mittag wieder in der Dienststelle zu sein.

      Ein Kollege der Einsatzleitstelle machte diesen Plan zunichte. Ungläubig wiederholte Steinert die Worte.

      „In Niedersachsen?“

      „Ein Toter?“

      „Wann?“

      „Warum bekommen wir erst jetzt Bescheid? Hast du die genaue Anschrift?“

      „Ich fahre sofort hin.“

      Er stellte in der Navi die Adresse ein, die ihm der Kollege genannt hatte, suchte während der Fahrt mit der freien Hand unter seinem Sitz, bis er das Magnetblaulicht zu fassen bekam und setzte es aufs Dach. Unter nervtötendem Sirenengeheul bahnte er sich seinen Weg durch den dichter werdenden Verkehr, erst über A 255 und A 1, am Horster Dreieck wechselte er auf die A 7 in südliche Richtung.

       *****

      Der Hauptkommissar ließ den Wagen auf dem Gehweg ausrollen. Die Sirene hatte er bereits bei der Einfahrt in den kleinen Ort ausgestellt und sich mit dem Blaulicht begnügt. Auch das verschwand jetzt wieder in der Halterung.

      Er hielt seine Dienstmarke deutlich sichtbar hoch und ging auf einen uniformierten Kollegen zu, der in seinem Streifenwagen saß und eher gelangweilt herüber schaute.

      „Steinert, LKA Hamburg. Sie haben doch nichts dagegen“, setzte er voraus und hob die rot-weiß schraffierte Absperrung an. Er ging weiter über die Parkfläche auf den Eingang der Bank zu. Halb links sah er den Toten liegen. Eine graue Plane bedeckte den Leichnam. Auf der anderen Seite der Absperrung standen zwischen einer Handvoll Schaulustiger zwei Herren in schwarzer Kleidung. Die Bestatter waren bereits vor Ort, die Spurensuche dürfte demzufolge so gut wie abgeschlossen sein.

      Ein stämmiger Mann in brauner Lederjacke, den Steinert wegen eines in der Hand gehaltenen Klemmbrettes problemlos als Kollegen identifizieren konnte, redete mit einer Frau an der Absperrung. Den Neuankömmling schien er bemerkt zu haben, er hatte sich seitlich gedreht und schaute, während er seiner Gesprächspartnerin zuhörte, immer mal wieder aus den Augenwinkeln herüber.

      Hajo Steinert blieb in gebührendem Abstand stehen, um nicht Gefahr zu laufen, eventuell doch noch nicht gesicherte Spuren zu zerstören. Als der Kollege in der Lederjacke auf ihn zu kam, hielt er ihm seine Marke entgegen.

      „Steinert. LKA Hamburg.“

      „LKA Hamburg“, wiederholte der Kollege grinsend. „Ist eure Navi kaputt gegangen oder macht ihr neuerdings Tatorttourismus?“

      „Weder noch.“

      Steinert blieb völlig neutral. Sticheleien dieser Art war er als Angehöriger einer Sonderdienststelle gewohnt. Er erklärte dem Kollegen schnell und professionell den Grund seines Erscheinens. Der nickte nur gelegentlich, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen.

      „Und jetzt meinst du, dass der Job von den Jungs gemacht wurde, auf die ihr scharf seid?“

      „Wer weiß. Wir haben in dieser Nacht damit gerechnet, dass sie wieder zuschlagen und haben auf Lauer gelegen. An fünf Positionen hätten wir sie ordentlich in Empfang nehmen können. Wenn sie es waren, sind sie noch nie soweit außerhalb Hamburgs in Erscheinung getreten, zumindest nicht, dass wir davon wüssten. Erzähl doch mal, was ihr habt.“

      Der Kollege schob ihn zu seinem Zivilwagen, gemeinsam nahmen sie auf den Vordersitzen Platz. Hans-Jürgen Schrader atmete schwer, erst jetzt im Sitzen fiel Steinert dessen mächtiger Bauch auf, der sich über den Gürtel schob.

      „Okay“, fing Schrader an. „Beginnen wir chronologisch. Die СКАЧАТЬ