Holzperlenspiel. Irene Dorfner
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Название: Holzperlenspiel

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738005257

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СКАЧАТЬ abgesetzt und hielt sich trotz der Schmerzen erstaunlich tapfer. Sie jammerte nie, schien trotz allem fröhlich und ausgelassen. Werner liebte sie auch für ihren Mut und ihre Stärke. Nur noch wenige Wochen und dann war es so weit und er sehnte den Geburtstermin herbei, denn es war höchste Zeit, dass seine Frau wieder Medikamente nehmen konnte. Ihre Haut hatte sich verschlimmert und sie quälte sich Tag und Nacht. Werner hatte ihr für die Zeit nach der Entbindung bereits einen Kuraufenthalt organisiert, den sie dann dringend brauchte. Der stets gepflegte und modisch gekleidete Werner Grössert hatte sich wegen der Schwangerschaft, aber auch wegen dem letzten Adlerholz-Fall verändert. Seine grundlegende Einstellung gegenüber seinen beinah heiligen Eltern hatte starke Risse bekommen und immer wieder widersprach er ihnen und setzte sich durch, was seine Eltern bis dato nicht von ihm kannten. Auch die Tatsache, dass er nun eine Schwester hatte, mit der er einen sehr engen Kontakt pflegte, hatte sehr viel verändert und sein Leben bereichert. Kurzum: Das Verhältnis zwischen ihm und seinen Eltern hatte sich grundlegend gebessert, obwohl er keine Illusionen dahingehend hatte, dass irgendwann einmal ein herzliches, problemloses Verhältnis zwischen ihnen herrschen würde.

      „Bruder Benedikt, wie gesagt, dessen weltlicher Name Karl-Heinz Schuster ist, gehört dem Kapuzinerkloster Wiener Neustadt seit über 30 Jahren an. Das Opfer ist 54 Jahre alt und hat noch einen leiblichen Bruder, der in Amerika lebt und dort an der Columbia-Universität unterrichtet, sein Name ist Ferdinand Schuster. Ich habe mit ihm gesprochen und er ist auf dem Weg zu uns, um die Formalitäten zu regeln. Herr Schuster hatte nur losen Kontakt zu seinem Bruder, das letzte Mal vor über 5 Jahren, als die Mutter beerdigt wurde, der Vater ist seit über zwanzig Jahren tot. Bruder Benedikt galt als hilfsbereit, zielstrebig und war bei seinen Mitbrüdern offenbar beliebt, war aber grundsätzlich verschlossen und in sich gekehrt. Die Aufgabe hier in Altötting nahm er nur sehr zögerlich an, er mochte das Reisen nicht. Ansonsten gab es keine Auffälligkeiten und auch keine engen Kontakte außerhalb des Heimatklosters.“ Werner Grössert war erstaunt darüber, was er über Bruder Benedikt herausgefunden hatte, denn wenn man über dreißig Jahre in einem Kloster mit nur wenigen Brüdern lebt, muss man doch zumindest mit denen im engeren Kontakt stehen. Aber vielleicht erfuhren sie Näheres vom Bruder, der heute Abend in München landen und morgen früh hier im Büro sein würde.

      „Mit den Klosterbrüdern in Altötting hatte er nur sehr oberflächlichen Kontakt, von Kontakten außerhalb des Klosters ist nichts bekannt,“ fügte Hans Hiebler an. Der 53-jährige, gutaussehende, 1,80 m große und sportliche Mann war aufgrund seines letzten Aufenthalts während des letzten Wochenendes in der Toskana immer noch braun gebrannt und wirkte sehr erholt. Bei ihrem letzten Fall hatte er in Florenz bei einer dortigen Polizeibehörde eine Frau kennengelernt, Lucrezia Mandola, und mit ihr verbrachte er seine Freizeit. Die Distanz zwischen ihm und seiner Freundin war für Hans kein Problem, schließlich war es mit dem Flugzeug von München nach Florenz nur ein Katzensprung. Entgegen seiner sonstigen Angewohnheit hielt er diese Information seinen Kollegen gegenüber geheim, die sich ja doch nur darüber lustig machen würden. Hans Hiebler war bekannt dafür, dass er alle Frauen liebte und immer und überall mit ihnen flirtete und versuchte, sich mit ihnen zu verabreden. Aber seit er Lucrezia kannte, war das anders, mit ihr war jeder Tag etwas ganz Besonderes. Das mit dieser vorlauten, frechen, selbstbewussten und sehr empfindsamen Lucrezia war noch ganz frisch und er wollte nichts kaputtmachen. Vor beinahe einem Jahr war seine damalige große Liebe Doris getötet worden und er vermisste sie selbstverständlich auch heute noch, aber der Schmerz wurde leichter und er war nun vielleicht für eine neue, tiefere Beziehung wieder offen.

      „Ich möchte noch anfügen, dass der Tote in der rechten Hand eine schlichte, kleine Holzperle hielt, sie ist in der KTU. Nach unseren Informationen handelt es sich um die Perle eines Rosenkranzes, den man überall kaufen kann.“

      „Das ist allerdings seltsam,“ murmelte Krohmer. „diese Holzperle deutet auf einen katholischen oder zumindest einen christlichen Hintergrund. Vielleicht sein eigener Rosenkranz, der irgendwie zerriss?“

      „Nein Chef, es wurden keine weiteren Holzperlen gefunden. Außerdem konnten wir den persönlichen Rosenkranz von Bruder Benedikt sicherstellen, bei dem keine Holzperle fehlt. Wie viele Holzperlen hat nochmal ein Rosenkranz?“

      „59“ kam es einstimmig im Chor – alle wussten das, nur Leo nicht.

      „Wie dem auch sei,“ sagte Krohmer, „es handelt sich auch aufgrund der Holzperle um einen christlichen Hintergrund.“

      „Oder wir sollen genau das glauben,“ sagte Leo, der gegenüber solchen Spuren immer skeptisch war, denn das war zu offensichtlich.

      „Wie auch immer. Warten wir ab, was die Spezialisten dazu sagen. Wann bekommen wir den Bericht der Gerichtsmedizin und der KTU?“

      „Beide dürften heute Abend, spätestens morgen früh hier sein.“

      „Sehr gut, hoffentlich sehen wir dann klarer.“

      „Eine weitere kleine Spur haben wir allerdings noch. Eine Frau hat in letzter Zeit offenbar des Öfteren nach Bruder Benedikt verlangt. Die Überwachungsbilder aus der Klosterumgebung dürften schon hier sein, vielleicht haben wir Glück und wir finden diese Frau.“

      „Das hört sich doch gar nicht so schlecht an, wie ich ursprünglich angenommen hatte. Machen Sie sich an die Arbeit! Ich möchte Sie bitten, in dem Fall behutsam vorzugehen. Der Guardian Bruder Paul ist ein alter Schulfreund und ich habe ihm versprochen, dass wir diskret vorgehen. Das Ansehen eines Klosters ist in der heutigen Zeit nicht besonders hoch und die Klöster haben Nachwuchsprobleme. Wenn ein Kloster mit einem Mord in Verbindung gebracht wird, sind die Folgen jetzt überhaupt noch nicht abzusehen.“

      „Die sind doch selbst schuld mit ihren verstaubten Ansichten,“ rief Leo, der zwar von der Hingabe und der Arbeit der Klosterbrüder durchaus beeindruckt war, die Grundfeste der Klöster aber nicht verstand. „Damit meine ich nicht nur das Zölibat an sich, das meiner Meinung nach total veraltet ist und längst abgeschafft gehört. Für mich macht das ganze Klosterleben an sich keinen Sinn. Denn warum soll man sich diesen Regeln beugen und sich an einem veralteten Tagesablauf orientieren? Man kann doch auch ohne ein Kloster zusammenfinden, die Bibel lesen, beten und Gutes tun. Was mir auch stinkt ist vor allem die Rolle der Frauen in der katholischen Kirche, die meiner Meinung nach immer noch vollkommen am Rande mitlaufen und untergebuttert werden – das ist nicht richtig und absolut nicht zeitgemäß. Auch bei den Katholiken dürfte zwischenzeitlich angekommen sein, dass Männer und Frauen gleichbehandelt werden müssen. Aber was rege ich mich auf, das funktioniert doch nicht mal im normalen Leben. Immer noch werden Frauen ungleich behandelt und es ist immer noch die Rolle der Frau, zuhause das Haus zu hüten und sich um die Kinder zu kümmern, während der Mann Karriere macht, finanziell abgesichert ist und beides hat: Karriere und Familie. Und wenn der Mann dann Karriere gemacht hat, die Frau frustriert ist, wird sie einfach durch ein jüngeres Modell ausgetauscht, mit der der Mann dann angeben kann. Jetzt schaut mich nicht so an! Wie oft haben wir das Muster schon miterlebt?“ Leo hatte sich völlig in Rage geredet, denn diese Ungleichbehandlung begegnete ihm immer wieder und regte ihn maßlos auf.

      „Da bin ich ganz bei dir Leo. Und man sollte nicht vergessen, dass in den meisten Berufen Frauen immer noch weniger verdienen als Männer, obwohl sie die gleiche Arbeit machen oder sogar noch besser, qualifizierter sind.“ Auch Werner Grössert ärgerte sich über diese Tatsache und dachte eigentlich, dass die Menschen in der heutigen Zeit aufgeklärt und modern wären – ein Trugschluss, wenn es um solche grundsätzlichen Dinge ging.

      „Aber wir sind doch jetzt nicht hier, um über Politik und Gesellschaftsprobleme zu sprechen,“ beschwichtigte Krohmer, der absolut der gleichen Meinung war. Er selbst würde eine Ungleichbehandlung auf seinem Polizeirevier niemals dulden und wurde seinen Vorgesetzten gegenüber immer ungemütlich, wenn so ein Fall in seiner Behörde vorkam – und er schaffte sie ab oder umging sie elegant.

      Viktoria Untermaier СКАЧАТЬ