Holzperlenspiel. Irene Dorfner
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Название: Holzperlenspiel

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738005257

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СКАЧАТЬ er mehr als zufrieden und konnte sehr gut damit leben.

      Bruder Siegmund stand ganz dicht an Leos Seite, er wollte kein einziges Wort verpassen. Bruder Andreas trat aus seinem kleinen Zimmer heraus, denn durch das kleine Fenster zu sprechen war doch sehr mühsam. Die drei Männer standen nun in der Ecke beisammen und gaben ein komisches Bild ab: der kleine, dicke Bruder Siegmund mit dem runden Kopf und den wachen Augen, die hektisch hin und her wanderten. Der junge, schmächtige Bruder Andreas, der von der Körpergröße seinen Mitbruder nur unwesentlich überragte. Und dann noch der dunkel gekleidete, sehr große Leo Schwartz, dessen Totenkopf auf dem T-Shirt in dem düsteren Licht des Klostervorraumes geradezu zu leuchten schien.

      „In den letzten Tagen war mehrfach eine Frau hier und hat nach Bruder Benedikt gefragt.“

      „Kennst du ihren Namen? Was wollte sie von ihm?“

      „Ihren Namen hat sie mir nicht genannt. Und natürlich habe ich sie nicht nach ihrem Anliegen gefragt, das geht mich doch nichts an.“

      „Wie sah sie aus? Können Sie sie beschreiben?“

      „Sie war vielleicht 50 Jahre alt, so groß wie ich und eine Sandlerin.“ Die letzten Worte flüsterte er verlegen.

      „Eine was? Eine Sandlerin? Was soll das sein?“ Leo hatte diesen Ausdruck noch nie gehört.

      „Sie sind auch nicht aus Bayern, das habe ich sofort an ihrem Dialekt gehört. Ich tippe auf den schwäbischen Raum?“ Leo nickte. „Eine Sandlerin ist in Bayern und auch in Österreich eine Obdachlose, eine Frau, die auf der Straße lebt. Entschuldigen Sie bitte, mein Mitbruder ist hier in Altötting geboren und aufgewachsen. Bitte Bruder Andreas, fahr fort, wir wollen schließlich erfahren, was es mit dieser Frau auf sich hat.“

      „Die Sandlerin wollte mit Bruder Benedikt sprechen. Es war beinahe unmöglich, mit der Frau ein vernünftiges Wort zu sprechen, sie sprach sehr wirr. Ich habe sie auf unsere Beichtzeiten hingewiesen, ihr etwas zu essen gegeben und sie wieder weggeschickt. Aber sie kam wieder, insgesamt drei Mal. Natürlich habe ich Bruder Benedikt von dieser Frau erzählt, aber er kannte sie offensichtlich nicht, schließlich war er nicht von hier. Er hat mich gebeten, sie an einen Mitbruder zu verweisen, was ich auch immer getan habe. Aber sie wollte nur zu Bruder Benedikt. Wie gesagt, die Frau schien mir geistig verwirrt. Außerdem umgab sie der Geruch von Alkohol.“

      „Wann war sie das letzte Mal hier?“

      „Vor zwei Tagen.“

      „Wenn die Frau hier wieder auftaucht, rufen Sie mich umgehend an.“ Leo gab ihm seine Karte und ging zu Viktoria, die ungeduldig auf ihn wartete. Er erzählte ihr von der Frau, die mehrfach nach dem Toten gefragt hatte.

      „Dann werden wir versuchen, die Frau ausfindig zu machen.“

      „Und wie willst du das anstellen?“

      „Ich könnte darauf wetten, dass nicht nur der Kapellplatz, sondern auch andere Plätze in Altötting videoüberwacht sind. Die Aufzeichnungen werden wir uns besorgen und mit Hilfe des Pförtners und mit viel Glück werden wir die Frau vielleicht finden.“ Viktoria Untermaier war euphorisch, sie hatten eine Spur und sie konnte aktiv werden. Diese Befragungen und das Herumgeeier gingen ihr gehörig auf die Nerven. Sie mussten sich von dem enttäuschten Bruder Siegmund verabschieden, der sie am liebsten begleitet hätte. Und natürlich hatten sie ihm versprechen müssen, ihn auf dem Laufenden zu halten.

      Im Rückspiegel sah Leo den kleinen dicken Mönch traurig hinterherwinken. Der Mann tat ihm leid. Er konnte sich vorstellen, dass es für einen neugierigen Menschen im Kloster mitunter sehr langweilig werden konnte. Trotzdem benötigten sie seine Hilfe momentan nicht, außerdem hatte er bestimmt Wichtigeres zu tun.

      „Weißt du, was mir keine Ruhe lässt?“

      „Nein, weiß ich nicht.“

      „Dass das riesige Kloster dieses Ordens frisch renoviert vollkommen leer steht. Wieviel Menschen könnten da Unterschlupf finden? 20 oder 30? Oder mehr? Was meinst du?“

      „Ich weiß es nicht und es geht mich auch nichts an. Das Kloster gehört den Kapuzinern und was die damit machen, ist deren Problem.“

      „Das finde ich nicht. In den Medien wird davon berichtet, dass es für Flüchtlinge aus Krisengebieten keine Unterkünfte gibt, die Menschen sind meist sehr traumatisiert und haben Schreckliches erlebt. Stell dir doch mal vor, du kommst aus einem Kriegsgebiet und wirst nach einer dramatischen Flucht in eine völlig fremde Kultur geworfen – und dann ist kein Platz für dich und deine Familie. Das muss doch schrecklich sein, wenn man von einer Tragödie in die nächste kommt.“

      „Sicher, aber eine Notunterkunft ist immer noch besser als das Leben in einem Kriegsgebiet.“

      „Da gebe ich dir ja Recht. Aber gestern kam in den Nachrichten, dass Flüchtlinge aus Platzmangel sogar in Sporthallen und leerstehenden Baumärkten untergebracht werden. Und wenn ich höre, dass hier mitten in Altötting ein Kloster komplett leer steht, dann stelle ich mir natürlich schon die Frage, ob man da nicht von Seiten des Ordens reagieren sollte.“

      „Natürlich hast du nicht ganz Unrecht. Und um das Ganze noch anzuheizen muss ich dir sagen, dass noch viel mehr Räumlichkeiten in Altötting leer stehen, die sehr gut für die Unterbringung von Flüchtlingen benutzt werden könnten. Aber diese Häuser sind nun mal Privatbesitz und es steht den Besitzern frei, über die Verwendung selbst zu entscheiden, ob uns das nun gefällt oder nicht. Außerdem ist das nicht nur ein Problem in Altötting, so geht es vielen Städten und Gemeinden. Wenn man wollte, könnte man die erbarmungswürdigen Flüchtlinge nicht nur mit offenen Armen empfangen, sondern sie auch noch anständig unterbringen. Aber wie gesagt, das müssen die Besitzer entscheiden und ist nicht unser Problem, leider.“

      Leo war wütend, denn Viktoria hatte Recht. Wenn alle zusammenarbeiten würden, dann wäre die Flüchtlingsunterbringung kein Problem, sondern eine Selbstverständlichkeit. Und es würde in den Medien nicht hochgeschaukelt und thematisiert werden, wodurch Gegnern der Flüchtlingspolitik nur unnötig Argumente zugespielt würden.

      Rudolf Krohmer, Chef der Mühldorfer Polizei, wartete ungeduldig im Besprechungszimmer, denn er hatte bereits erfahren, dass es in der Basilika in Altötting einen Toten gab.

      „Und? Was haben wir?“

      „Das Opfer ist ein Kapuzinermönch. Sein Name ist Bruder Benedikt und stammt aus dem Kloster Wiener Neustadt. Er war nur zu Besuch in Altötting. Sein weltlicher Name ist Karl-Heinz Schuster, aber um es einfacher zu halten, schlage ich vor, dass wir bei Bruder Benedikt bleiben.“ Viktoria Untermaier reichte ihm die Fotos des Tatorts weiter und er verzog das Gesicht.

      „Einverstanden. Irre ich mich, oder starrt mich der Tote an? Das ist ja unheimlich!“

      „Das haben wir auch so empfunden, das liegt wahrscheinlich an den stahlblauen Augen. Der Kollege Grössert hat im Leben des Opfers recherchiert. Werner, bitte.“

      Der 39-jährige Werner Grössert war gebürtiger Mühldorfer und kam aus gutem Hause. Seine Eltern haben ein angesehenes Anwaltsbüro, das in ihrem letzten Fall einen satten Kratzer abbekommen hatte, aber mit Hilfe von Rudolf Krohmer konnte Schlimmeres für die Kanzlei und damit für seine Eltern verhindert werden. Werner Grössert war verheiratet und seine Frau war schwanger – niemand hatte jemals damit gerechnet, denn seine Frau, die von den Eltern erst seit kurzem einigermaßen akzeptiert und angenommen wurde, litt unter einer schlimmen Hautkrankheit, wegen der sie nicht nur arbeitsunfähig war, sondern die sie zu vielen, СКАЧАТЬ