Holzperlenspiel. Irene Dorfner
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Название: Holzperlenspiel

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738005257

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СКАЧАТЬ Gemüse und den Kräutern hier. Folgen Sie mir bitte.“

      Ohne Bruder Siegmunds Hilfe wären sie in diesem Labyrinth verloren gewesen. Auch in diesem Teil des Klosters – oder war es das Gleiche? – war es sehr sauber und duster. Der Geruch der Reinigungs- und Desinfektionsmittel vermischt mit dem Geruch des Alten in Form von Möbeln, Bildern und geschnitzten Figuren setzten Viktoria ganz ordentlich zu. Leo hingegen war fasziniert von den alten Kunstwerken und der Architektur des alten Gemäuers. Was diese Mauern schon alles erlebt hatten? Trotz seiner Faszination blieb er dem Kloster selbst gegenüber ablehnend und skeptisch.

      „Wir befinden uns hier in dem Teil des Klosters, in dem die alten Glaubensbrüder ihren wohlverdienten Ruhestand verbringen. Die Zellen sind etwas komfortabler und haben die schönste Aussicht von allen. Sie werden sehen, von den Zellen aus kann man direkt auf unseren wunderschönen Blumengarten blicken!“ Bruder Siegmund schwärmte geradezu. Man konnte fühlen, dass er durch und durch aus voller Überzeugung Mitglied dieser Glaubensgemeinschaft war. Zaghaft klopfte er an die Tür und sie traten ein. Tatsächlich war dieser Raum geräumiger und einladender als die Zelle des Getöteten. Das Bett, der Schrank, der Tisch und der Stuhl waren zwar identisch, aber hier lag ein dicker, dunkelbrauner Teppich am Boden, an der Wand war ein prallvolles Bücherregal angebracht und am Fenster stand ein schwerer, dunkelblauer Sessel. Die beiden Polizisten hatten den alten Mann erst nicht bemerkt, der beinahe in dem Sessel unterging.

      „Gott zum Gruße. Kommen Sie bitte zu mir, meine Beine wollen heute nicht. Ich leide unter Rheuma, das mich heute besonders plagt. Aber ich möchte nicht jammern, das ist nun mal das Los des Alters.“

      Viktoria und Leo begrüßten den alten Mann, dessen Körper zwar sehr gebrechlich schien, aber dessen Augen hellwach waren. Der Sessel stand so am Fenster, dass Bruder Benedikt tatsächlich direkt auf den gepflegten, üppig blühenden Garten blicken konnte. Es dämmerte bereits, trotzdem leuchteten die Farben der Herbstblumen in ihrer ganzen Pracht. Am Fensterbrett lagen ein Buch und eine Lupe, offenbar hatte Bruder Benedikt trotz seiner starken Brille die Lupe zum Lesen nötig. Bruder Benedikt bemerkte die Blicke der Beamten.

      „Ohne diese Lupe geht es überhaupt nicht mehr, aber was soll ich machen? Nicht nur der Körper plagt mich, auch die Augen werden immer schlechter. Der Arzt sagt, dass man das vielleicht mit einer Operation wieder hinbekommt, aber mit 84 Jahren lasse ich nicht mehr an mir herumschnippeln – nachher ist es noch schlechter und ich sehe überhaupt nichts mehr. Nein, es ist, wie es ist, und das ist gut so. Jetzt bin ich aber neugierig, was die Polizei von mir möchte, denn aus der wirren Geschichte von Bruder Siegmund bin ich nicht schlau geworden. Er hat wie ein Wasserfall geredet und ich wollte ihn in seiner Begeisterung nicht unterbrechen.“

      „Sie haben mitbekommen, was mit dem anderen Bruder Benedikt aus Wiener Neustadt passiert ist?“ Er nickte nur und bekreuzigte sich. „Wir müssen auch der Möglichkeit nachgehen, ob es sich eventuell um eine Verwechslung handelte und eigentlich Sie gemeint waren.“

      Bruder Benedikt lachte nur und schüttelte den Kopf.

      „Du meine Güte, was haben Sie denn für eine blühende Phantasie? Nein, ich war bestimmt nicht gemeint. Bereits seit vielen Jahren bin ich nur noch hier im Kloster, selbst den Gottesdienst kann ich nur noch an sehr guten Tagen besuchen, ansonsten komme ich nicht mehr raus und bin auch leider nicht mehr im Kontakt mit anderen Menschen, nur noch mit meinen Glaubensbrüdern, die sich rührend um mich kümmern. Vor allem Bruder Siegmund besucht mich häufig und ist mir in den letzten Jahren ein sehr guter Freund geworden. Er hat zwar ein einfaches Gemüt, aber mit ihm und seiner Unbefangenheit lässt sich Vieles leichter ertragen. Ich genieße die Zeit mit ihm sehr. Er liest mir aus Kriminalromanen vor, die er eigens für unsere gemeinsame Zeit aus der örtlichen Bücherei ausleiht. Eigentlich interessiere ich mich nicht für dieses Genre, aber ich liebe Bruder Siegmunds Begeisterung dafür.“

      „Trotzdem müssen wir die Möglichkeit einer Verwechslung in Betracht ziehen. Sagt Ihnen der Name Babette Silberstein etwas?“

      Das fröhliche Lächeln war sofort aus Bruder Benedikts Gesicht verschwunden – er kannte die Frau!

      „Selbstverständlich kenne ich Schwester Babette. Es ist schon viele Jahre her, dass ich mit ihr zu tun hatte. Sie ist Krankenschwester am hiesigen Krankenhaus und wir hatten ab und an beruflich miteinander zu tun. Eine sehr nette, freundliche und hilfsbereite Frau, die leider wegen ihrer Naivität oft ausgenutzt wurde und sehr darunter litt. Trotz allem hat sie sich vor allem für Frauen und Kinder immer mit vollem Herzen eingesetzt. Sie hat oft den Gottesdienst besucht und ich habe ihr einige Male die Beichte abgenommen. Was ist mit Schwester Babette? Ist ihr etwas zugestoßen?“

      „Keine Sorge, bislang gehen wir nur einer Vermutung nach. Frau Silberstein hat offenbar mehrfach an der Pforte nach Ihnen gefragt und wollte sie sprechen.“

      Bruder Benedikt rief leise seinen Mitbruder Siegmund, der vor der Tür gewartet hatte.

      „Du hast mich gerufen?“

      „Ist es wahr, dass eine Frau mehrfach nach mir verlangt hat?“

      „Das stimmt. Eine Sandlerin, Bruder Andreas hat sie an einen Mitbruder verwiesen, ihr zu Essen gegeben und sie dann weggeschickt. Sie verlangte nach einem Bruder Benedikt und er dachte, sie meint den Bruder Benedikt aus Wiener Neustadt,“ erklärte Bruder Siegmund.

      „Ich verstehe. Bruder Andreas hat im Grunde genommen richtig gehandelt, denn ich bin nicht mehr in der Lage, mich um meine Mitmenschen zu kümmern. Aber diese Information, dass Schwester Babette obdachlos ist, setzt mir ganz schön zu. Was wohl mit ihr passiert sein mag? Menschen werden nicht ohne Grund aus der Bahn geworfen. Ihr Schicksal tut mir von Herzen leid und ich werde sie in meine Gebete einschließen. Aber ich hatte nicht näher mit ihr zu tun und kann Ihnen über sie keine weiteren Auskünfte geben. Ich hoffe, es geht ihr den Umständen entsprechend gut und sie findet wieder in ein geregeltes Leben zurück.“

      „Wir sind schon dabei, die Frau ausfindig zu machen. Sie sagten, dass Sie ihr die Beichte abgenommen haben. Was hat Sie Ihnen erzählt?“

      „Das darf ich Ihnen nicht sagen, ich bin an das Beichtgeheimnis gebunden.“

      Viktoria hatte Leo das Gespräch überlassen, sie beobachtete lieber. Beim Namen dieser Frau reagierte der alte Mann heftig, er mochte die Frau. Bei seinem letzten Satz sprach er ruhig und gelassen, offenbar hatte die Frau ihm wirklich nichts Besonderes gebeichtet. Aber sie sah auch, wie der Mann immer mehr ins sich zusammensackte, er war mit seinen Kräften am Ende. Sie gab Leo ein Zeichen, das Gespräch zu beenden.

      „Vielen Dank, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben.“

      Sie verabschiedeten sich und traten auf den Flur.

      „Ich begleite die beiden Polizisten nach draußen und bin gleich wieder zurück. Dann bringe ich dir eine schöne Suppe mit, die wird dir guttun.“ Bruder Siegmund war wirklich eine Seele von Mensch und nachdem er eine Decke über die Beine seines Mitbruders gelegt hatte, war er auch schon bei den Polizisten.

      „Was war die Aufgabe von Bruder Benedikt?“, wollte Viktoria von Bruder Siegmund wissen.

      „Er war hauptsächlich in unserer Schule in der Neuöttinger Straße tätig. Er hat sich dort um die Kinder gekümmert, hat mit ihnen Hausaufgaben gemacht, sich ihrer Sorgen angenommen und in der Küche geholfen. Er ist auch ab und an eingesprungen, wenn eine Lehrkraft ausgefallen ist und diese Aufgabe hat er mit Bravour gemeistert, obwohl er keine Lehrerausbildung hatte. Ja, Bruder Benedikt war ein Naturtalent, die Kinder haben ihn geliebt. Nachdem er gesundheitsbedingt seine Arbeit aufgeben musste, konnte diese Lücke nur sehr schwer geschlossen werden. Eine weitere Aufgabe, die er ebenfalls mit Leidenschaft ausführte, СКАЧАТЬ