Das dritte Kostüm. Irene Dorfner
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Название: Das dritte Kostüm

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738018509

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СКАЧАТЬ Gründe vorliegen.

      „Ich habe nur so viel verstanden, dass es nicht gut aussieht. Grössert hat versprochen, uns auf dem Laufenden zu halten. Aber das ist jetzt nicht unser Thema und gehört hier nicht her. Der Kollege Kranzbichler bleibt bis zur Rückkehr des Kollegen Grössert in unserem Team.“ Krohmer war sichtlich stolz auf den Zuwachs seiner Mannschaft, der nur wegen seiner Kontakte so schnell zur Verfügung stand. Normalerweise dauerte so etwas viel länger und jetzt war die Vertretung bereits nach zwei Tagen hier. Aber durch den kurzen Anruf des Kollegen Grössert, war er sehr beunruhigt. Aber darum würde er sich später kümmern.

      „Wenn Sie den Kollegen unter Ihre Fittiche nehmen Frau Untermaier? Bei Ihnen ist er am besten aufgehoben.“

      „Sehr gerne.“ Natürlich wäre sie viel lieber mit Leo als Team unterwegs, denn sie ergänzten sich hervorragend. Aber so gereizt, wie Leo momentan war, war es auf jeden Fall besser, wenn der Neue sie begleitete.

      Frau Gutbrod trat ohne Klopfen ins Besprechungszimmer, denn sie hatte nichts von der heutigen Besprechung mitbekommen, gerade auf dem Flur erfuhr sie erst von dem neuen Kollegen. Warum war der hier? Krohmers neugierige Sekretärin war am Wochenende zuhause und kam heute später, da sie noch einen Termin hatte. Die 62-jährige Hilde Gutbrod hatte den Samstag genutzt, um sich frisch aufspritzen zu lassen, wodurch sie zumindest im Gesicht wieder etwas jünger aussah, was nun wiederum zum Rest nicht mehr passte. Aber Frau Gutbrod fand sich wunderschön und für ihr Alter sehr jung, was sie auch mit ihrer Kleidung zum Ausdruck brachte: Das weiße Kostüm war sehr, sehr kurz, dafür waren die Absätze ihrer neuen Schuhe umso höher. Bei jeder ihrer Bewegungen klimperte und glitzerte es. Auch das dick aufgetragene Make-up stach heute besonders hervor. Sie setzte sich und besah sich den neuen Kollegen von oben bis unten – und er gefiel ihr überhaupt nicht. Erst jetzt sah sie in die Runde. Was machte Leo Schwartz hier? Hatte er nicht Urlaub? Und wo war der Kollege Grössert? Schnell kombinierte sie, dass dieser Neue für den Kollegen Grössert hier war – aber warum? Sie musste so schnell wie möglich herausbekommen, was dahintersteckte!

      „Frau Gutbrod, welch Glanz in unserer Hütte! Da sind Sie ja endlich, wir haben Sie schon vermisst! Sie sehen ja wieder phantastisch aus – sind Sie übers Wochenende in einen Jungbrunnen gefallen?“, rief Hans Hiebler erfreut aus. Aber Frau Gutbrod verstand sofort den Sarkasmus, denn die beiden verstanden sich nicht besonders gut. Mehr als einmal hatte Hans sie beim Lauschen erwischt und machte sich einen Spaß daraus, ihr das bei jeder Gelegenheit unter die Nase zu reiben. Krohmer stellte ihr den neuen Kollegen Kranzbichler vor, an dem sie aber kein Interesse hatte und ihn deshalb nur beiläufig begrüßte.

      Hilde Gutbrod war im Rückstand und musste sich dringend über den aktuellen Fall informieren. Sie hatte bereits durch die Sekretärin der Spurensicherung mitbekommen, dass der neue Fall sehr interessant und knifflig war. Sie griff nach Krohmers Ermittlungsakte, als der einen Moment unaufmerksam war. Als sie sich die Fotos angesehen hatte, erschauerte sie, denn so ein Hexenkostüm hatte sie noch nie gesehen und mit Fasching hatte sie überhaupt nichts am Hut. Sie mochte keine Betrunkenen und diese aufgezwungene Fröhlichkeit war ihr zuwider. Zumindest in diesem Punkt war sie sich mit Leo Schwartz einig. Sie schenkte nun reihum Kaffee ein und besah sich den neuen Kollegen nochmals in aller Ruhe, was allgemein amüsiert beobachtet wurde. Krohmer war das Verhalten seiner Sekretärin überaus unangenehm. Aber Frau Gutbrod interessierte sich nicht für die Meinung der anderen. Es war ihr gutes Recht, sich den Neuen genauer anzusehen. Der Mann war zu dick, sah aus wie ein Bauer, und für ihre Nichte Karin absolut nichts. Noch immer suchte sie für ihre unvermittelbare Nichte Karin einen geeigneten Mann. Bei jeder Gelegenheit bot sie ihre Nichte an wie sauer Bier, was allen gehörig auf die Nerven ging. Karin bekam das nicht richtig mit, denn sie war nicht die hellste Kerze auf der Torte, hatte ein einfaches Gemüt. Sie war nur an ihrem Aussehen und ihrer Kleidung interessiert – und natürlich an einem potentiellen Mann. Frau Gutbrod hakte diesen Mann gedanklich ab und setzte sich wieder. Was hatte sie verpasst? Wenn ihr gestern nicht dieser blöde Nagel abgebrochen wäre, hätte sie sich den Termin bei ihrer Nageldesignerin heute früh sparen können. Aber es blieb ihr nichts anderes übrig, als diesen Fauxpas sofort zu beheben – wie hätte das denn ausgesehen?

      Leo informierte Krohmer über den neuesten Stand und Frau Gutbrod atmete erleichtert auf, sie war nicht zu spät hinzugestoßen.

      „Das sieht doch bis jetzt nicht schlecht aus,“ sagte Krohmer bemüht freundlich, denn vor dem Neuen musste er sich zusammenreißen. Natürlich war er nicht erfreut darüber, dass die Identität der Toten noch nicht feststand. „Haben Sie aus der Pathologie noch andere Erkenntnisse mitgebracht, die uns weiterhelfen können? Konnte die Todesursache nun einwandfrei festgestellt werden?“, fragte er nun Fuchs, der endlich seinen großen Auftritt hatte, auf den er schon lange gewartet hatte. Was interessierte ihn dieser neue Kollege? Ob nun der oder die anderen, das war ihm vollkommen egal. Ihm war nur wichtig, dass er seine Arbeit vernünftig machen konnte. Und diese schreckliche Frau Gutbrod war ihm auch ein Dorn im Auge. Was hatte sie eigentlich als Sekretärin bei diesen Besprechungen verloren? Sie zog das Ganze hier unendlich in die Länge und genoss einen Sonderstatus, den er nicht verstand. Aber sei’s drum – jetzt war er endlich an der Reihe!

      „Im Großen und Ganzen hat sich der Bericht, den ich Herrn Schwartz telefonisch übermittelt habe, bestätigt,“ begann er seinen Bericht, den er sich auf der Rückfahrt aus München zurechtgelegt hatte. Auch am gestrigen Sonntag hatte er noch daran gefeilt und war gut vorbereitet. Ursprünglich wollte er seinen ausführlichen Bericht mit Fachwissen spicken, um die Kollegen damit zu ärgern und um ihnen dadurch zu suggerieren, dass er ihnen haushoch überlegen war. Aber Krohmer hatte ihn vorhin darum gebeten, vor dem neuen Kollegen sachlich zu bleiben und seine Ausführungen so einfach wie möglich zu halten. Nicht, dass sich der neue Kollege dumm vorkommt. Natürlich musste Fuchs sich fügen, schließlich war Krohmer der Chef. Jetzt musste er sich jeden Satz genau überlegen, bevor er etwas sagte. Er räusperte sich und fuhr fort, da nun alle Aufmerksamkeit auf ihm lag. „Die Todesursache konnte eindeutig nachgewiesen werden. Das Opfer wurde betäubt und dann mit einer Überdosis Insulin getötet. Ich habe mehrere Kopien des Pathologieberichts angefertigt,“ sagte Fuchs nicht ohne Stolz und zog aus seiner Tasche sauber angefertigte Berichte, die er reihum gab.

      „Insulin?“

      „Das sagte ich eben. Der Tod trat durch eine Überdosis Insulin ein, die dem Opfer durch die Bauchdecke verabreicht wurde. Zum Glück wurde die Leiche schnell genug gefunden, denn je mehr Zeit nach dem Tod durch eine Überdosis Insulin verstreicht, desto geringer wird die Möglichkeit, Insulin im Körper nachzuweisen. Schon nach vier bis fünf Stunden hat man fast keine Chance mehr für einen Nachweis.“

      „Insulin also. Wie hoch muss die Dosis sein? Wo kommt das Insulin her?“

      „Im vorliegenden Fall wurde eine sehr hohe Dosis verabreicht, woraus ich schließe, dass der Täter die tödliche Dosis nicht kannte oder sicher gehen wollte, dass das Opfer auf jeden Fall stirbt. Die Herkunft des Insulins ist nicht nachweisbar. Insulin ist in Deutschland verschreibungspflichtig. Das heißt, dass das Medikament nur gegen ein gültiges Rezept ausgehändigt wird. Es sei denn, es handelt sich um einen Notfall und dem Apotheker ist bekannt, dass der Patient Diabetiker ist. Und auch dann kommt es häufig vor, dass sich die Apotheken aufgrund von späteren Repressalien weigern, Insulin auszuhändigen und rufen lieber den Notarzt oder verweisen auf das nächste Krankenhaus.“

      „Ich glaube ja, dass man leicht an Insulin rankommt, auch wenn die Gesetze noch so streng sind.“

      „Ganz so einfach ist das in Deutschland nicht, Kollege Hiebler. Auch wenn ein Arzt anruft und um Insulin bittet, darf der Apotheker dieses Medikament nicht ausgeben. Aber,“ und dabei sah er in die Runde und machte dabei eine längere Pause, „in Österreich ist es kein so großes Problem, an Insulin ranzukommen. Bei unseren Nachbarn sind die Gesetze anders gelagert und man bekommt Insulin in fast jeder Apotheke und sogar über den Online-Medikamentenhandel, wenn man seinen Wohnsitz in Österreich hat. СКАЧАТЬ