Das dritte Kostüm. Irene Dorfner
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Название: Das dritte Kostüm

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738018509

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СКАЧАТЬ und es gelten dort andere Medikamenten-Gesetze, wodurch es für einen Patienten gefährlich sein kann, sich dort mit Insulin zu versorgen, denn die vom Arzt festgestellte Dosis sollte strikt eingehalten werden.“

      „Womit wurde das Opfer betäubt?“

      „Der Pathologe tippt auf KO-Tropfen, aber dazu stehen noch einige Tests an.“

      „Im Grunde genommen auch egal, denn solche Substanzen kann man sich in Deutschland problemlos übers Internet oder auf dem Schwarzmarkt besorgen,“ sagte Leo. „Viel wichtiger ist das Insulin. Aber wenn das in anderen Ländern problemlos zu beschaffen ist, dann verschwenden wir damit nur unnötig Zeit.“

      „Danke für den ausführlichen Bericht, Kollege Fuchs. Dann wissen wir jetzt endlich die Todesursache, die für meine Begriffe sehr ungewöhnlich ist, fast human,“ sagte Krohmer.

      „Was soll denn an einem Mord human sein? Gut, das Opfer musste nicht leiden, aber Mord ist Mord. Ob nun human, oder nicht,“ sagte Leo.

      „So habe ich das nicht gemeint. Aber die Todesursache sollten Sie nicht aus den Augen verlieren. Es sieht so aus, als ob der Täter sein Opfer nicht leiden lassen wollte, was nach einem persönlichen Bezug zum Opfer aussieht. Oder nach einer Frau.“

      „Chef, das glauben Sie jetzt aber nicht selber, oder? Das Opfer wurde zwar ordentlich am Pestfriedhof platziert, was durchaus Ihre Theorie unterstützen würde. Aber für mich sieht es so aus, als sollte die Leiche nicht so schnell gefunden werden, wodurch die Todesursache nicht mehr nachweisbar gewesen wäre. Ich schlage vor, dass wir für alles offen sind und so ermitteln, als wäre jeder verdächtig. Der Täter muss keine Frau sein und er muss auch nicht aus dem persönlichen Umfeld des Opfers kommen.“ Viktoria wurde immer besonders misstrauisch, wenn Fakten allzu deutlich waren, und sie konnte es überhaupt nicht leiden, wenn solche Vermutungen besonders zu Beginn der Ermittlungen ausgesprochen wurden.

      „Wie dem auch sei,“ sagte Krohmer, der sich über die Belehrung ärgerte. Eine entsprechende Antwort lag ihm schon auf der Zunge, aber wegen des neuen Kollegen hielt er sich zurück. „Wir sollten nun mit Hochdruck zuerst daran arbeiten, herauszufinden, um wen es sich bei der Toten handelt. Irgendjemand muss sie doch vermissen.“

      „Ach du großer Gott,“ rief Frau Gutbrod laut und zog einen Zettel aus ihrer Jackentasche. „Vorhin bekam ich einen Anruf von einer Frau Schmied aus Kastl wegen der unbekannten Toten in der Zeitung. Sie ist sich sicher, dass Sie die Tote kennt,“ las sie vom Zettel ab.

      Krohmer sah seine Sekretärin vorwurfsvoll an, denn diese Information hätte sie umgehend weiterleiten müssen. Sie suchten schließlich nach der Identität des Opfers, das durfte ihr doch inzwischen nicht entgangen sein. Natürlich bemerkte Frau Gutbrod den Blick und fügte schnell hinzu: „Ich habe Frau Schmied umgehend hierher beordert. Sie dürfte eigentlich schon hier sein.“ Sie sprang auf und lief direkt zum Empfang, wo eine 52-jährige Frau saß und wartete.

      „Sind Sie Frau Schmied?“ Die Frau stand auf und nickte. „Mein Name ist Gutbrod, wir haben heute miteinander gesprochen. Schön, dass Sie so schnell kommen konnten. Kommen Sie bitte mit, die Kommissare sind schon gespannt auf Ihre Aussage.“

      Frau Gutbrod brachte die Zeugin direkt ins Besprechungszimmer.

      „Setzen Sie sich bitte. Sie kennen die Tote?“

      „Ja und ich bin mir ganz sicher. Das ist Katharina Zirbner vom Zirbner-Hof in Kastl. Ich kenne sie von meinen Spaziergängen, einer meiner Wege führt nahe am Zirbner-Hof vorbei. Dort haben wir das eine oder andere Wort gewechselt, wenn ich sie allein angetroffen habe und die alte Zirbnerin nicht auf sie aufgepasst hat. Die alte Zirbnerin ist ein schreckliches Weib, immer mürrisch und dazu auch noch boshaft – und mittendrin die feine, freundliche und sehr hübsche Katharina, die auch in Arbeitskleidung immer top ausgesehen hat. Schon lange habe ich vermutet, dass das mit der Katharina nicht gut endet.“

      „Wie meinen Sie das?“

      „Na, der Zirbner Sepp hat die Katharina quasi aus dem Katalog gekauft, das weiß in Kastl jeder. Was glauben Sie, was das für ein Skandal war, als der Sepp mit einer Russin ankam. Sie wird niemals in Kastl akzeptiert werden, immer eine Außenseiterin bleiben. Für eine junge Frau ist das der Horror. Und dazu die schwere Arbeit und die böse Schwiegermutter. Katharina hatte Freude an Musik und Kultur. Beides ist für den Sepp nichts, der kennt außer dem Schützenverein und der Feuerwehr doch nichts. Er geht ja nicht mal ins Wirtshaus. Sein Leben ist die Arbeit auf dem Hof. Früher war der Zirbner-Hof ziemlich runtergewirtschaftet. Sepps Eltern hatten versäumt, Geld in den Hof zu investieren und zu modernisieren. Sie haben viel zu lange an dem alten Zopf festgehalten, das geht irgendwann schief. Als der Sepp das Ruder nach dem Tod seines Vaters übernahm, ging er mit Eifer an die Arbeit und hat den Hof wieder auf Vordermann gebracht. Wenn man heute daran vorbeigeht, kann man die Veränderung kaum glauben. Der Sepp hat Tag und Nacht gearbeitet. Kein Wochenende, kein Urlaub, einfach nichts. Jeden Cent hat er in den Hof gesteckt und nur noch dafür gelebt. Da bleibt das Privatleben natürlich auf der Strecke.“

      „Wie und wo hat dieser Sepp Zirbner seine Frau kennengelernt?“

      „Ich weiß es nur gerüchteweise. Womit ich mir ganz sicher bin ist diese Partneragentur in Waldkraiburg, die offenbar russische Frauen an heiratswillige Deutsche vermittelt. Und der Sepp hat das meiner Meinung nach gemacht, weil er die ganzen Jahre wegen der vielen Arbeit und auch wegen seiner keifenden Mutter keine Frau gefunden hat. Ist ja auch eigentlich nichts dagegen einzuwenden, schließlich gibt es Partnervermittlungen wie Sand am Meer und der Sepp ist auch nur ein Mann und hatte wohl die Einsamkeit satt. Anfangs hat er gestrahlt und war immer gut gelaunt, hat sogar das eine oder andere Schwätzchen mit den Nachbarn und auch mit mir gehalten. Das hat sich dann geändert, als die Gerüchte und dummen Sprüche einfach nicht abrissen. In Kastl waren er, seine Frau und die Geschichte mit der Partnervermittlung lange Zeit Ortsgespräch. Jeder hat seinen Senf dazugegeben, das können Sie sich ja vorstellen. Vor allem die alte Zirbnerin hat gezetert und gegen ihre Schwiegertochter gehetzt, wo es nur ging. Sie kam nie damit zurecht, dass ihr Sohn eine Russin geheiratet hat, und dann auch noch aus dem Katalog. Dass es so etwas gibt, ist den Kastlern auch klar. Aber es ist etwas anderes, wenn das direkt vor der Haustür passiert. Außerdem ist in Kastl kaum etwas los. Da ist man froh, wenn es neuen Gesprächsstoff gibt – und dafür hat die alte Zirbnerin schon gesorgt. Ist es da verwunderlich, dass sich der Sepp zurückgezogen hat und sich schützend vor seine Frau gestellt hat? Für mich wäre das kein Leben! Tag und Nacht den Blicken der Menschen ausgesetzt, von denen man genau weiß, dass sie hinter dem Rücken über einen reden und sich lustig machen. Schrecklich. Ich wäre längst abgehauen.“

      Die Polizisten konnten das durchaus nachvollziehen und konnten sich vorstellen, welchem Spießrutenlauf der Mann und vor allem die Frau ausgesetzt sein mussten. Das Leben war bestimmt doppelt schwer, wenn aus der eigenen Familie kein Rückhalt da war und man dazu mit mächtigem Gegenwind im gesamten Umfeld kämpfen musste.

      „Die Katharina war etwas Besonderes. Sie war nicht dumm und hat unsere Sprache sehr schnell gelernt. Sie hat sich bemüht, sich einzuleben und sich anzupassen, aber sie stieß überall auf Abneigung. Niemand wollte mit der jungen Russin etwas zu tun haben. Und wenn doch, dann fuhr die alte Zirbnerin ihre Krallen aus und wurde noch gemeiner. Die junge Frau passte einfach nicht zu dem grobschlächtigen Sepp, der zwar von Grund auf kein schlechter Mensch ist, aber nicht weiß, wie man mit einer Frau umgeht. Vor allem kann sich der Sepp nicht gegen seine Mutter durchsetzen, dazu ist er zu weich – oder die Alte zu stark. Egal wie man es sieht, die Katharina war die Leidtragende. Ich bin mir fast sicher, dass die junge Frau wieder weg wollte, was aber für eine Frau in ihrer Situation nicht einfach ist. Wo sollte sie denn hin? Ohne Geld, ohne Kontakte, ohne Ausbildung und ohne einen Job? Da ist man doch vollkommen aufgeschmissen.“

      „Das СКАЧАТЬ