Das dritte Kostüm. Irene Dorfner
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das dritte Kostüm - Irene Dorfner страница 5

Название: Das dritte Kostüm

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738018509

isbn:

СКАЧАТЬ die beiden Kollegen auf. „Bei diesem Kostüm handelt es sich um ein Faschingskostüm der Ulmer Narrenzunft.“

      „Wie bitte? Wie kommt das denn hier her? Bist du dir da ganz sicher?“

      „Natürlich bin ich mir sicher, ich habe schließlich lange genug in Ulm gelebt und kam nicht umhin, auch beruflich mit Maskierten in diesen und ähnlichen Kostümen zu tun zu haben. Wenn ich mich nicht irre, ist Christine sogar Mitglied in diesem Verein. Jedes Jahr hat sie mich mit ihrer Faschingsbegeisterung genervt, aber ich habe damit überhaupt nichts am Hut. Ich kann nicht auf Kommando lustig sein. Für mich ist Fasching nur ein offizieller kalendarischer Grund, die Sau rauszulassen und sich volllaufen zu lassen. Eine Zeit, in der man jede Hemmung fallen lassen und sich gehen lassen kann. Das ist nichts für mich.“

      „Du bist in der Beziehung ganz schön versnobt und voller Vorurteile. Dich hat der Geist des Faschings nur nicht gepackt. Ich finde diese närrische Zeit hervorragend und bedauere sehr, dass sie in unserer Gegend nicht ganz so ausgelassen gefeiert wird,“ sagte Hans Hiebler. „Ich hatte mal eine Freundin aus Köln. Und wenn du dort nicht von diesem Fieber angesteckt wirst, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Man kann sich nicht nur gehen lassen, sondern man darf sich über alles und jeden lustig machen, mal so richtig aus sich rausgehen. Und das Feiern unter Gleichgesinnten ist einfach nur herrlich!“ Hans schwärmte in den höchsten Tönen und nahm sich fest vor, den nahenden Fasching mal wieder so richtig zu feiern, die passenden Leute würde er dafür schon finden.

      „Du verarschst mich jetzt, oder? Du findest Fasching wirklich gut? Vielleicht ab 2 Promille, das könnte ich akzeptieren. Und natürlich nur unter Gleichgesinnten.“

      „Gemeinsame Interessen funktionieren nur unter Gleichgesinnten. Du gehst doch auch nicht mit einem Strickclub zum Fußball.“

      Die beiden verstummten und sahen zusammen mit Viktoria zu, wie die Leiche vorsichtig in den Zinksarg gelegt wurde und dann abtransportiert wurde.

      „Die Frau hatte keine Papiere bei sich. Wir müssen also zuerst herausfinden, mit wem wir es zu tun haben.“

      „Wenn wir hier nichts mehr tun können, treffen wir uns im Präsidium. Krohmer hat Wind von dieser Leiche hier bekommen; ich tippe auf Frau Gutbrod. Er hat vorhin angerufen und erwartet uns zu einem ersten Bericht. Er möchte Fotos der Leiche sehen,“ verdrehte Viktoria Untermaier die Augen, die am liebsten nach Hause gefahren wäre, denn der Tag war lange und sie fror in ihren dünnen Gummistiefeln und der leichten Jacke. Vor allem hatten sie heute bereits eine Ewigkeit mit dem Chef zusammengesessen – und jetzt schon wieder! Viktoria und Hans wechselten an ihren Fahrzeugen die Schuhe, Leo hatte wie immer keine anderen Schuhe dabei und wischte mit Taschentüchern notdürftig und völlig aussichtslos seine verdreckten Cowboystiefel ab.

      „Einen Moment noch,“ hörten sie die Stimme ihres Kollegen Friedrich Fuchs lautstark rufen. „Ich habe noch etwas für Sie, das wichtig sein könnte.“ Da Fuchs keine Anstalten machte, zu ihnen zu kommen, mussten sie wohl oder übel nochmals die Schuhe wechseln und wieder durch den Matsch zu ihm gehen. Vor allem Leo war stinksauer, denn er hatte keine Taschentücher mehr. Aber was sollten sie machen? Fuchs war stur und würde so lange warten, bis sie bei ihm waren.

      „Ich hoffe für Sie, das ist wirklich wichtig,“ schnauzte Leo mit Blick auf seine Stiefel.

      „Selbstverständlich. Würde ich Sie wegen einer Nichtigkeit rufen? Dieses Hexenkostüm ist bei einem Banküberfall in Reischach vor gut drei Wochen aufgetaucht, genauer gesagt am 18. Dezember. Wir wurden damals gerufen, weil der Bankräuber eben dieses Hexenkostüm anhatte, das wir dann in einem öffentlichen Abfalleimer an einer Bushaltestelle in Reischach nicht weit von der Bank entfernt gefunden haben. Das Kostüm befindet sich in der Asservatenkammer. Einer meiner Mitarbeiter hat mich darauf aufmerksam gemacht und ich entschuldige mich an dieser Stelle für meine Unaufmerksamkeit. Ich habe eben in meinen Unterlagen nachgesehen und sehen Sie selbst.“ Fuchs hielt ihnen seinen Laptop vor, auf dem das Bild des gleichen Faschingskostüms zu sehen war.

      „Das ist ja interessant. Was war damals genau passiert?“

      „Ich könnte Ihnen die Akte zukommen lassen, was aber nicht meine Aufgabe ist. Besorgen Sie sich die Unterlagen bitte selbst, denn ich habe noch jede Menge Arbeit vor mir. Ich kann nur so viel sagen, dass bei dem Banküberfall niemand zu Schaden kam. Nach meinen Informationen wurde nicht einmal Geld erbeutet. Aber bitte sehen Sie sich die Unterlagen selbst an. Ich bin weg.“ Wortlos reichte er Leo ein frisches Paket Taschentücher, die er dankbar annahm. Ab und zu zeigte Fuchs tatsächlich menschliche Züge, man glaubt es kaum. Fuchs startete seinen Wagen und sah zu, dass er den Abstand zum Leichenwagen, der bereits abgefahren war, so schnell wie möglich verringern konnte.

      „Seltsam. Zwei dieser Ulmer Faschingskostüme in so kurzer Zeit hintereinander? Ich bin gespannt, was die Unterlagen über den Banküberfall hergeben.“

      Kurz vor ihren Fahrzeugen ging Franz Grindlmaier mit energischen Schritten auf Leo zu.

      „Und Sie,“ drohte er ihm mit dem Finger, „werden noch von mir hören. Ihre Unverschämtheiten werde ich nicht auf mir sitzen lassen. Sie werden mich noch kennenlernen. Sie kommen von Sachsen mit Ihren Stasimethoden hierher zur bayrischen Polizei und meinen, Sie können unbescholtene, angesehene Bürger beleidigen. Das wird ein Nachspiel haben. Ich werde mich über Sie beschweren. Ich habe Kontakte zu den höchsten Kreisen, unterschätzen Sie mich nicht. Sie werden noch sehen, was Sie mit Ihren Unverschämtheiten angerichtet haben, das wird Ihnen noch leidtun.“

      Viktoria war erschrocken über die Schroffheit des Mannes, Hans hingegen war amüsiert, denn er kannte seinen Kollegen Leo Schwartz, der sich das nicht einfach so gefallen lassen würde.

      „Erstens,“ sagte Leo ganz ruhig und trat einen Schritt näher an Grindlmaier ran, „bin ich kein Sachse, sondern Schwabe. Aber es kann schließlich nicht jeder so umfassend gebildet sein, das sehe ich Ihnen nach. Und zweitens können Sie sich gerne jederzeit über mich beschweren, das steht Ihnen frei. Trotzdem bleibe ich bei meiner Meinung und wiederhole mich gerne: wer auf einem Friedhof seine Notdurft verrichtet, obwohl er andere Möglichkeiten hätte, ist und bleibt für mich eine pietätlose Drecksau. Und jetzt gehen Sie mir aus den Augen, bevor ich mich vergesse.“

      „Sie haben es selbst gehört,“ schrie Grindlmaier beinahe hysterisch, „der Mann hat mich eben nicht nur wiederholt beleidigt, sondern auch noch bedroht. Sie beide sind meine Zeugen.“

      „Ich habe nichts gehört,“ murmelte Viktoria, ging zu ihrem Wagen und wechselte die Schuhe. Was immer auch zwischen den beiden vorgefallen war, würde sie später erfahren. Jetzt sehnte sie sich danach, den Wagen zu starten und die Heizung auf höchster Stufe laufen zu lassen. Sie konnte es kaum erwarten, bis die Wärme sich in ihrem Körper breitmachte. Schade, dass sie keine Sitzheizung hatte, denn sie hatte neben kalten Händen und Füßen auch einen eiskalten Hintern.

      „Sie haben wirklich dort drüben am Pestfriedhof Ihre Notdurft verrichtet? Habe ich das richtig verstanden?“ Hans glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Leo nickte. „Dann schließe ich mich den Ausführungen meines Kollegen an. Denn das geht überhaupt nicht, das macht man doch nicht. Pfui Teufel!“

      Grindlmaier suchte nach Worten, fand aber keine. Hans und Leo ließen den Mann einfach stehen.

      „Ich kann solche aufgeblasenen Typen einfach nicht leiden. Er meint, er wäre etwas Besseres und führt sich auf wie ein Schwein.“

      „Ganz deiner Meinung. Trotzdem solltest du in Zukunft etwas vorsichtiger sein, irgendwann bekommst du wegen deiner schwäbischen großen Klappe riesigen Ärger.“

      „Und wenn schon. Was wahr ist, СКАЧАТЬ