Das dritte Kostüm. Irene Dorfner
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Название: Das dritte Kostüm

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738018509

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СКАЧАТЬ Land kommen und alles legal an sich reißen. Ich wollt keinen Russen im Haus haben und mein Bub bringt einfach eine von dem Gsindel mit. Und jetzt hat der liebe Gott uns von der Russin erlöst, er hat meine Gebete erhört. Hätte mein Sohn damals die Maria vom Nachbarhof geheiratet, wäre alles gut gegangen. Aber mein Sepp wollt die Maria nicht haben. Gut, sie war recht schiach, is sie auch heit noch. Aber sie kann arbeiten und wäre richtig für den Hof gewesen.“

      Der Redeschwall der Alten wurde durch einen langen, durchdringenden Schrei des jungen Mannes unterbrochen, der sich dabei auch noch die Ohren zuhielt. Sepp Zirbner sprang auf und sprach beruhigend auf den Mann ein, während die Alte sich ein Stück der Wurst abschnitt und seelenruhig weiteraß.

      „Der Karl ist ned ganz richtig im Kopf,“ sagte die Alte mit vollem Mund. „Des is des Balg meiner Tochter, wer der Vater is, weiß man ned. Sie wollt den Karl in ein Heim gebn, weil bei ihm im Alter von 5 Jahr festgstellt wordn is, dass er a Depperl is. Des hab i scho immer gsagt, aber mir wollt keiner glauben. Aber der Sepp hat ned duldet, dass der Karl in ein Heim kommt. Er hat a viel zu weiches Herz, von mir hat er des ned! Er hat den Karl eines Tages einfach hier auf den Hof bracht, des ist jetzt schon über 12 Jahr her. Auch wenn das mein Enkel ist, ghört der ned hierher, man muss sich vor den Nachbarn scho schämen. Aber was soll ich machen? Dem Sepp gehört der Hof und er entscheidet. Obwohl ich zugebn muss, dass der Karl ein guter Arbeiter is. Trotzdem wäre es mir lieber, wenn er nicht hier wär. Die Schand ist einfach zu groß. Überall wird man auf den Karl angsprochen. Schrecklich.“

      „Halt endlich dein Maul, sonst jag ich dich endgültig vom Hof,“ sagte Sepp Zirbner nun, woraufhin die Alte nur laut lachte.

      „Es steht im Erbvertrag, dass ich hier ein lebenslanges Wohnrecht hab, des hat der Vater so festglegt. Ich hab schon oft gsagt, dass du mich nie los wirst. Ich bleibe so lang hier, bis i stirb.“

      „Entschuldigen Sie meine Mutter, sie ist ein böses Weib und in ihrem Alter wird sie sich auch nicht mehr ändern. Wie ist die Kathi gestorben?“ Die Stimme des riesigen Mannes war nun leise und er sah Leo traurig an.

      „Sie lag am Pestfriedhof. Sie wurde betäubt und dann mit einer Überdosis Insulin getötet. Gibt es Insulin auf Ihrem Hof? Ist jemand von Ihnen zuckerkrank?“

      „Nein, keiner. Und Medikamente haben wir auch nur sehr wenige, Sie können sich gerne unsern Medizinschrank im Bad ansehen.“

      „Nicht nötig, ist schon gut,“ sagte Leo, der immer noch von dieser alten Frau und ihrer bösen Zunge geschockt war. Wie schlimm muss das Leben sein, wenn man Tag und Nacht mit einem solchen Drachen zusammenleben muss? „Sie besitzen Vieh?“

      „Ja, wir haben Rinder, 120 Stück.“

      „Donnerwetter,“ sagte Hans, der nachvollziehen konnte, was das für eine Arbeit für zwei Männer sein musste. „Werden die mit Medikamenten behandelt?“

      „Nein, auf keinen Fall. Ich habe schon vor Jahren auf Biobetrieb umgestellt und da sind die Vorschriften sehr streng. Keine Medikamente! Sie können gerne unsere Unterlagen einsehen, den Tierarzt befragen oder Blutproben unserer Tiere entnehmen. Sie werden keine Medikamente nachweisen können, meine Tiere sind absolut sauber. Ich verabscheue diesen Mastwahn auf der ganzen Linie und weiß nicht, wo das noch hinführt. Gesunde Tiere werden mit künstlichem Futter und Medikamenten zugrunde gerichtet, es zählt nur noch das Schlachtgewicht, mehr nicht. Ob das Fleisch für die Verbraucher irgendwann negative Folgen haben wird, ist doch der Fleischindustrie vollkommen egal. Statt diesen Wahnsinn zu durchbrechen, werden immer neue Auflagen und Gesetze geschaffen, die kein Mensch braucht. Man muss doch nur seinen gesunden Menschenverstand einsetzen und die Tiere artgerecht halten und füttern. Dann haben wir qualitativ hochwertiges und gesundes Fleisch. Aber bei uns hat nicht der Verbraucher das Sagen, sondern die großen Industriekonzerne, die die Verbraucher so lange mit ihrer Werbung, angeblichen Qualitätsmerkmalen und Laboruntersuchungen zutexten, bis sie es schließlich glauben. Für mich gibt es nur die Biohaltung, die sehr teuer und aufwändig ist. Aber für mich gab und gibt es nur diese Möglichkeit, meinen Hof zu führen.“

      „Für mi is des immer no a Schmarrn mit dem Biozeigs, aber mi fragt ja keiner. Früher hätts des net braucht. Aber der Sepp is der Chef, i halt mi da raus.“

      „Halt endlich deinen Mund Mutter, der Kommissar fragt mich und nicht dich. Du verstehst sowieso nichts davon, obwohl ich es dir schon so oft erklärt habe. Wann wurde die Kathi getötet?“

      „Am Freitagnachmittag. Haben Sie Ihre Frau nicht vermisst?“

      „Natürlich habe ich sie vermisst. Sie ging ab und zu mit einer Freundin weg, außer ihr hatte sie keine sozialen Kontakte. Die Kathi musste ab und zu raus, sich amüsieren, unter Leute gehen und etwas anderes sehen und hören, das habe ich immer verstanden und auch unterstützt. Sie hätte es gerne gehabt, wenn ich sie begleitet hätte, aber das war mir zu anstrengend, ich war einfach zu müde dazu. Ich gönnte ihr die Auszeit und vertraute ihr, oft war sie ja nicht weg. Und natürlich nur, wenn meine Mutter im Bett war, sonst hätte die wieder geschrien und gezetert. Ich habe gehofft, dass meine Frau sich irgendwann einlebt und mich versteht, dass ich einfach nicht anders kann. Am Sterbebett habe ich meinem Vater versprechen müssen, dass ich mich um den Hof und um die Mutter kümmere. So ein Bauernhof ist nicht leicht zu führen. Morgens früh raus, den ganzen Tag schuften – da ist man am Abend müde und will nur noch seine Ruhe. Wenn ich ehrlich bin, habe ich davor Angst gehabt, dass sie irgendwann wieder geht, denn ich konnte sie verstehen. Das war kein Leben für sie. Sie war sehr belesen, liebte klassische Musik und war früher als Kind mit ihren Eltern weit gereist. Sie kannte Länder, von denen ich noch nie gehört habe und hat mir stundenlang mit leuchtenden Augen davon erzählt. Ich habe längst begriffen, dass die Kathi für ein anderes Leben geboren war, nicht für das Leben auf einem Bauernhof. Aber ich wollte es nicht wahrhaben. Das Leben, das sie verdient hätte, konnte ich ihr nicht bieten. Immer nur die schwere Arbeit und kein Vergnügen, die Kathi war ja erst 30 Jahre alt und für dieses Leben viel zu gescheit und viel zu jung.“

      „Zu jung? Des Flitscherl wollt ned arbeiten, war ein faules Weib. Mi hat doch früher auch keiner gfragt, ob i arbeiten will. Und als i den Vater gheiratet hab, war ich erst 21 Jahr alt.“

      „Sie halten jetzt den Mund,“ schrie Hans die Alte an, dem nun endgültig der Kragen platzte. „Ihr Geschwätz ist ja unerträglich. Haben Sie denn überhaupt keinen Anstand oder einen Funken Verständnis für den Schmerz Ihres Sohnes? Er hat gerade erfahren, dass seine Frau ermordet wurde und sie reden nur dummes Zeug! Wenn Sie jetzt noch einen unqualifizierten Kommentar von sich geben, werde ich Sie auf der Stelle verhaften. Haben Sie mich verstanden?“

      „Schon gut, ist ja schon gut, ich sag ja nichts mehr. Die Wahrheit will man nicht hören, das kenne ich schon von meinem Sohn. Aber wenn Sie wollen, bin ich halt ruhig.“

      „Wir haben die Information, dass Sie Ihre Frau über eine Partnervermittlung kennengelernt haben?“

      „Ja, ich weiß, wie das klingt und was man in Kastl für Blödsinn erzählt. Es ist nicht so, dass ich mir meine Frau aus dem Katalog rausgesucht hätte und sie dann sofort geheiratet und mit auf den Hof gebracht habe. Ich habe meine Frau geliebt, von ganzem Herzen – und meine Frau mich auch, da bin ich mir sicher. Niemals hätten wir geheiratet, wenn wir uns nicht lieben würden.“

      „Wie lief das ab? Wie müssen wir uns das vorstellen? Wie sind Sie auf diese Partnervermittlung gekommen?“

      „Bei einem Zusammentreffen des Bauernverbandes kam ich mit einigen Kollegen ins Gespräch. Wir haben uns darüber unterhalten, wie schwer es ist, als Bauer eine vernünftige Frau zu finden. Natürlich gibt es viele heiratswillige Frauen auf den Nachbarhöfen, aber auch wir wollen nicht irgendeine Frau, sondern eine fürs Herz und auch fürs Auge. Sie glauben СКАЧАТЬ