Das dritte Kostüm. Irene Dorfner
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Название: Das dritte Kostüm

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738018509

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СКАЧАТЬ erzählt. Den genauen Namen der Agentur habe ich vergessen, irgendetwas mit einem Herz. Aber mehr weiß ich nicht, die Katharina hat ungern darüber gesprochen und auf die kursierenden Gerüchte habe ich nie etwas gegeben. Was ist mit der Katharina passiert?“

      „Sie wurde am Pestfriedhof direkt am Pestkreuz tot aufgefunden. Die genaueren Todesumstände sind uns noch nicht bekannt,“ log Hans Hiebler, der es generell vorzog, vorschnell noch nicht zu viele Informationen rauszugeben. „Wir danken Ihnen sehr für Ihre Hilfe. Jetzt wissen wir endlich, mit wem wir es zu tun haben. Frau Gutbrod begleitet Sie wieder nach draußen.“

      Frau Gutbrod stand die ganze Zeit interessiert daneben und registrierte jede Kleinigkeit, die die Zeugin von sich gab. Das mit dieser Partnervermittlung war keine schlechte Idee, denn was für Männer galt, die Frauen suchen, gab es bestimmt auch für die Frauen, die einen Mann suchen. Sie musste unbedingt mit ihrer Nichte Karin darüber sprechen.

      „Ich würde gerne mit Hans zum Zirbner-Hof nach Kastl fahren.“ Leo hatte seine Jacke schon in der Hand, denn er wollte die Überbringung der Todesnachricht so schnell wie möglich hinter sich bringen.

      „Gut. Dann werden der Herr Kranzbichler und ich uns über die Partnervermittlung informieren. Am besten, wir fahren direkt nach Waldkraiburg. Ich bevorzuge das persönliche Gespräch. Vor allem würde ich mir gerne die Räumlichkeiten ansehen.“ Viktoria war neugierig und stand in den Startlöchern, aber der neue Kollege zögerte noch.

      „Ich habe eine sehr gute Idee,“ druckste Kranzbichler herum. „Ich weiß, ich bin neu hier und eigentlich sollte ich mich gerade am Anfang zurückhalten, allerdings ist die Gelegenheit absolut günstig und die sollten wir nutzen.“

      „Wovon zum Teufel sprechen Sie?“ Viktoria war genervt.

      „Wie wäre es, wenn ich in dieser Agentur als potentieller Kunde vorstellig werde? Ich lasse mich umfassend beraten und komme so vielleicht an Informationen ran, die der Polizei sonst vorenthalten werden. Sie geben mir Vorsprung und stoßen dann später hinzu. Sie lenken die Angestellten ab und vielleicht bekomme ich irgendwie die Möglichkeit, mich dort ungestört umzusehen.“

      „Ich glaube, Sie haben zu viele Krimis gesehen,“ protestiere Viktoria, die von solchen Aktionen überhaupt nichts hielt. „Das kommt nicht in Frage, das ist viel zu gefährlich.“

      „Moment mal, nicht so schnell,“ sagte Leo, der die Idee genial fand und für so etwas immer zu haben war. „Überleg dir das auf der Fahrt nach Waldkraiburg nochmal Viktoria, denn eine bessere Gelegenheit einmal hinter die Kulissen einer solchen Vermittlungsagentur zu schauen, bekommen wir vielleicht nie wieder.“ Leo klopfte Kranzbichler anerkennend auf die Schulter, er mochte diesen Kerl sofort.

      „Außerdem gehe ich als vermeintlicher Kunde mit meinem Aussehen leicht durch. Ich sehe nicht nur aus wie ein verzweifelter Mann auf der Suche nach einer Frau. Bei mir vermutet auch niemand, dass ich von der Polizei sein könnte, eher gehe ich als Landwirt oder Mechaniker durch, das wird mir zumindest immer wieder nachgesagt,“ lachte er und machte sich damit über sich selbst lustig, was bei Leo und Hans sehr gut ankam. Viktoria war immer noch nicht überzeugt, verdrehte die Augen und ging davon.

      „Ich kann ganz gut mit Frauen, ich werde die Kollegin Untermaier während der Fahrt mit meinem Charme becircen und von meiner Idee irgendwie überzeugen,“ sagte Kranzbichler augenzwinkernd, bevor auch er durch die Tür verschwand.

      „Der Typ ist schwer in Ordnung,“ lachte Hans, bevor sie sich auf den Weg nach Kastl zum Zirbner-Hof machten. Unterwegs sprachen sie kein Wort, denn sie mussten den Hinterbliebenen eine Todesnachricht überbringen, was beiden sehr schwerfiel. Sie legten sich in Gedanken die passenden Worte zurecht, obwohl sie genau wussten, dass es dafür niemals die passenden Worte gab.

      Leo parkte den Wagen im Innenhof des Bauernhofs am Rande Kastls, erstaunlicherweise hatte das Navi kein Problem, den Hof hier in der Pampa zu finden. Der Zirbner-Hof war ein stattlicher Bauernhof, der außer dem Wohnhaus in einem Top-Zustand war. Leo zählte insgesamt 4 Stallungen und zwei große, relativ neue, saubere Traktoren und mehrere Anhänger standen in dem offenen Unterstand. In einem Zimmer des Erdgeschosses brannte Licht, es musste also jemand zuhause sein. Beide atmeten nochmals tief durch und klingelten.

      Ein Mann Ende vierzig in Jogginghose und Unterhemd öffnete die Haustür und sah die beiden nur an.

      „Leo Schwartz, Kriminalpolizei Mühldorf, das ist mein Kollege Hans Hiebler.“ Sie zeigten ihre Ausweise, die den Mann aber nicht interessierten. „Sind Sie Herr Zirbner?“

      „Ja, des bin i, Sepp Zirbner. Kripo? Is was passiert?“

      „Wir haben eine traurige Nachricht, es geht um die Katharina.“

      „Was is mit der Kathi?“

      Leo wollte die Nachricht nicht hier vor der Tür überbringen und schob den korpulenten Mann einfach vor sich her in den Raum, in dem das Licht brannte. Dort saßen am Küchentisch noch eine alte Frau und ein junger Mann. Auf dem Tisch stand ein Teller mit Wurst und ein Korb grob geschnittenes Brot, vor jedem stand ein Bierkrug.

      „Es tut mir leid, dass wir beim Essen stören. Wir sind von der Kriminalpolizei Mühldorf und müssen Ihnen leider mitteilen, dass wir Katharina Zirbner tot aufgefunden haben.“

      „Die Kathi is tot?“, rief Sepp Zirbner aus, schlug die Hände vors Gesicht und setzte sich erst einmal, denn der riesige Mann drohte augenblicklich umzukippen.

      Der junge Mann am Tisch starrte Leo nur an, er schien nicht zu begreifen.

      „Des hat des Flitscherl davo,“ rief die alte Frau aus. „Die hat net gern gearbeitet, und auch net guad. Sie wollt wieder weg von hier, zurück nach Russland, wo sie auch hinghört. Es hat ihr hier nicht gefallen, als ob es in Russland besser wär. Es is guad, das des Flitscherl weg is.“

      „Halt den Mund“, rief Sepp Zirbner und wollte auf die alte Frau los, aber Hans hielt ihn zurück.

      „Is doch wahr. Die Kathi hat immer gmeint, sie wär was Besseres. Hier auf dem Hof war ihr alles zu dreckig, sie wollt im Grunde nix damit zu tun haben. Sie hat meinen Sepp angefleht, abends wegzugehen und wollt sich amüsieren, anstatt anständig zu leben und zu arbeiten. Es ist lange her, dass sie in der Kirche war. Sie hat immer gsagt, dass das nicht ihr Gott wäre und sie einen anderen Glauben hat. Aber sie war nun mal mit meinem Sepp verheiratet und hat hier gelebt. Da muss man sich halt anpassen. Was hat sie sich denn vorgestellt, als sie von Russland kam und den Sepp geheiratet hat? Sie hat doch gewusst, dass er Bauer ist und die Arbeit nie ausgeht. Der liebe Gott hat sie bestraft.“

      „Halt endlich dein Maul Mutter“, schrie Sepp Zirbner verzweifelt. „Die Kathi war jung, das Leben hier war ihr fremd, irgendwann hätte sie sich vielleicht doch eingelebt. Und sie hat sich angestrengt, ihre Arbeit so gut wie möglich zu machen, aber dir kann man es nun mal nicht recht machen, du hast die Kathi immer nur beschimpft. Und glaub ja nicht, dass ich nicht gesehen habe, dass du sie geschlagen hast.“

      „Des hot ihr ned geschadt, die paar Renner sind ned der Red wert! Sie war halt langsam und i hob sie a bisserl antriebn, mehr ned. I bin 79 Jahre alt und muss in meinem Alter immer noch aufm Hof helfen. Wenn du a richtige Frau gheirat hättst, müsst i des längst nicht mehr. Wenn das dein Vater wüsst, Gott hab ihn selig, der würd sich im Grab rumdrehen. Eine Russin als Bäuerin, des konnt ja ned gutgehen. Ich sag Ihnen was,“ wandte sie sich an Leo nun betont hochdeutsch. Er stand dicht neben ihr und konnte nicht fassen, was die Alte von sich gab, „Als die Kathi auf den Hof kam und mein Sepp sie vorgestellt hat, habe ich sie verflucht. Ja, Sie hören richtig, ich habe ihr die schlimmsten Flüche entgegengeworfen. СКАЧАТЬ