Das dritte Kostüm. Irene Dorfner
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Название: Das dritte Kostüm

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738018509

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СКАЧАТЬ Mit einem missmutigen Blick registrierte er Leos verdreckte Schuhe. Natürlich! Wie immer war der Kollege Schwartz nicht vorbereitet und schleppte jetzt den halben Kastler Wald mit in das Besprechungszimmer der Polizeiinspektion Mühldorf.

      Ausführlich schilderte Leo in den schillerndsten Farben die Leiche und den Fundort, wobei er kein Detail ausließ, auch nicht die Auseinandersetzung mit dem Zeugen Grindlmaier. Angewidert und fasziniert zugleich besah sich Krohmer derweil die Fotos der Leiche.

      „Die Akte über den Banküberfall am 18. Dezember in Reischach haben wir durchgesehen, sie ist sehr dünn. Zum Glück wurde dabei niemand verletzt. Und Fuchs lag vollkommen richtig, der Bankräuber, der in demselben Faschingskostüm die Bank überfiel, hat kein Geld erbeutet. Den Zeugenaussagen zufolge hatte er den beiden Angestellten und einem Bankkunden nur einen gehörigen Schrecken eingejagt. Das Faschingskostüm fand man nur wenig später im Mülleimer der nächsten Bushaltestelle.“

      Krohmer legte die Fotos vor sich auf den Tisch und konnte es nicht glauben.

      „Zwei identische Faschingskostüme, das ist ja echt der Hammer. Ist das Kostüm echt oder nur eine billige Kopie?“

      „Laut Aussagen der Spurensicherung handelt es sich bei dem Kostüm um ein Original. Leider konnten darin keine Spuren des Trägers sichergestellt werden.“

      „Gut, gehen Sie der Sache bitte mit Hochdruck auf den Grund. Dieser Zeuge Grindlmaier wird sich ganz sicher bei mir über Sie beschweren, ich kenne solche Typen,“ winkte Krohmer ab. „Um den kümmere ich mich. Aber ich finde es seltsam, dass wir es gerade mit einem Ulmer Faschingskostüm zu tun haben, finden Sie das nicht auch merkwürdig?“

      „Sie meinen, weil ich aus Ulm komme?“

      „Natürlich, was denn sonst. Das kann doch kein Zufall sein.“

      „Ich kann mir nicht vorstellen, was das mit mir zu tun haben soll, das ist reiner Zufall. Wenn es Sie beruhigt, spreche ich später mit meinen Ulmer Kollegen, aber das steht jetzt nicht im Vordergrund. Für mich ist viel wichtiger herauszufinden, um wen es sich bei der Leiche handelt.“

      „Dann haben Sie jede Menge Arbeit, legen Sie los. Und vielen Dank Kollege Schwartz, dass Sie für Herrn Grössert einspringen. Ich weiß das zu schätzen. Ich befürchte, dass Herr Grössert länger ausfällt und ich werde mich daher so schnell wie möglich um eine Lösung bemühen. Trotzdem möchte ich Sie bitten, zu allererst Ihre Schuhe zu säubern, Sie machen ja alles dreckig, das geht so nicht. Besorgen Sie sich endlich Gummistiefel für Ihren Wagen!“

      Leo hatte keine Lust, seine Stiefel zu säubern, dafür war jetzt auch keine Zeit. Er zog sie einfach aus und lief auf Socken, was die anderen mit unverständlichem Kopfschütteln registrierten. Typisch für Leo Schwartz! Immer machte er, was er wollte und ging unkonventionelle Wege!

      Es war zwar schon spät, trotzdem arbeiteten die drei auf Hochtouren. Sie gingen die Vermisstenmeldungen durch, sprachen mit Kollegen, die den Bankraub in Reischach bearbeitet hatten, und gingen Akten durch, bei denen Kostüme an sich aufgetreten waren. Hans war überrascht, wie oft irgendwelche Kostüme verwendet wurden, als er die Akten vor sich auf dem Tisch verteilt sah.

      Es war weit nach 22.00 Uhr und Leo wählte die Handy-Nummer des Kollegen Fuchs, der über die Störung sehr ungehalten war.

      „Gibt es schon irgendetwas, das für uns hilfreich sein kann? Für jede Kleinigkeit wäre ich dankbar, wir haben noch nicht herausgefunden, um wen es sich bei der Leiche handelt.“

      „Nach so kurzer Zeit wollen Sie Informationen von mir? Wir sind noch mitten in der Obduktion! Sie müssen schon Geduld haben, schließlich will ja niemand, dass geschlampt wird.“

      „Ich bitte Sie Herr Fuchs, irgendetwas können Sie bestimmt schon sagen. Das Alter der Frau, irgendwelche Merkmale, wodurch wir sie identifizieren können.“

      Fuchs machte eine kurze Pause.

      „Also gut, weil Sie es sind. Die Frau ist ca. 30 Jahre alt, 1,70 m groß und wie Sie gesehen haben, sehr schlank. Die blond gefärbten Haare sind ursprünglich mittelbraun.“ Diese Angaben wusste Leo bereits, der dunkle Haaransatz des Opfers war ihm aufgefallen. „Die Hände zeigen deutlich, dass sie über einen längeren Zeitraum schwere Arbeiten verrichtet hat. Dazu hat die Frau einige frische und auch ältere Hämatome. Mir waren diese Flecken schon aufgefallen, konnte sie aber nicht zuordnen. Aber hier bei sehr gutem Licht ist es klar: die Frau war entweder ungeschickt und hat sich überall gestoßen, oder wurde geschlagen. Weder das eine, noch das andere kann jetzt noch nachgewiesen werden. Außerdem hat der Pathologe anhand der Zähne festgestellt, dass die Frau keine Deutsche ist; er vermutet die Ukraine oder Russland.“ Diese Information hatte gesessen.

      „Sind Sie sicher?“

      „Die Methoden der Zahnbehandlung waren noch bis vor einigen Jahren länderbezogen sehr unterschiedlich, bis sich auch im Osten die westlichen Behandlungsmethoden durchgesetzt und angepasst haben. Einige ältere Zahnärzte behandeln auch heute noch nach den alten Methoden, vor allem im ländlichen Bereich.“

      „Also suchen wir nach einer ca. 30-jährigen Frau, die offenbar sehr ungeschickt war oder geschlagen wurde. Vermutlich stammt sie aus Russland oder der Ukraine?“

      „Spreche ich so undeutlich? Das ist genau das, was ich eben gesagt habe.“

      „Konnte schon geklärt werden, wie die Frau ums Leben kam?“

      „Hören Sie Herr Schwartz, die Pathologen hier sind keine Zauberer. In der kurzen Zeit ist das wirklich noch nicht möglich gewesen, dass dürfte auch Ihnen einleuchten. Sie müssen Geduld haben, die Leute hier tun ihr Möglichstes. Und wenn ich anmerken darf, sie arbeiten sehr ordentlich und gewissenhaft, ich bin sehr beeindruckt.“

      „Vielen Dank Herr Fuchs, Sie haben uns sehr geholfen. Sobald die Untersuchung der Leiche abgeschlossen ist, melden Sie sich umgehend bei mir oder meinen Kollegen. Wir sind schon sehr gespannt darauf, wie die Frau ums Leben kam.“

      Fuchs murmelte noch irgendetwas Unverständliches, das sich sehr unfreundlich anhörte. Leo hatte aufgelegt. Dieser Fuchs war zwar eine unangenehme Erscheinung, aber er machte seine Arbeit sehr, sehr gut. Niemals würde Fuchs Informationen weitergeben, wenn er sich derer nicht sicher wäre. Außerdem hatte Fuchs entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten freiwillig vorab Informationen genannt, das musste er ihm hoch anrechnen. Leo informierte sofort seine Kollegen.

      „Dann haben wir jetzt zumindest eine vorläufige Personenbeschreibung, mit der wir durchaus etwas anfangen können. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir damit bei Meldebehörden nicht fündig werden. Heute können wir nichts mehr unternehmen, machen wir Schluss für heute,“ beschloss Viktoria, die die Nase gestrichen voll hatte. Sie hatte Hunger und war vollkommen übermüdet. Außerdem hatten Behörden und andere Stellen sowieso längst geschlossen. Leo und Hans ging es ähnlich, auch sie waren vollkommen fertig, obwohl beide aufgekratzt waren. Leo ging strumpfsockig mit seinen Stiefeln in der Hand zum Ausgang. Er schlug die Stiefel kräftig gegeneinander, wodurch die gröbsten Dreckbrocken weit davonflogen; der Rest würde bis zuhause von allein abfallen.

      Viktoria duschte lange und ausgiebig, während Leo nochmals die Pizza in den Ofen schob, die sie unterwegs zum Glück gerade noch vor Schließung der Pizzeria bekommen hatten. Sie aßen beide mit großem Appetit und sahen noch etwas fern, um sich von dem heutigen Tag abzulenken. Beide waren von dem Tod der jungen Frau geschockt. An keinem Polizisten gingen solche Dinge spurlos vorbei, daran gewöhnt man sich nie. Bis zum Feierabend wurde keine weitere Vermisstenanzeige gestellt, die auf die Frau zutraf. Vermisste die Frau denn СКАЧАТЬ